Bericht
über die
Senckenbergische naturforschende Gesellschaft
in
Frankfurt am Hain
vom Juni 1878 bis Juni 1879.
.-<>.
Die Direction der Senckenbergischen naturforschenden
Gesellschaft beehrt sich hiermit, statutengemäss ihren Bericht
über das Jahr 1878 bis 1879 zu überreichen.
Frankfurt a. M., im Juli 1879.
Die Direction:
Dr. med. Heiiir. Schmidt, d. Z. erster Director.
Dr. phil. H. Theod. Geyler, d. Z. zweiter Director.
Dr. phil. Friedr. Kinkelin, d. Z. erster Schriftführer.
Dr. med. Robert Fridberg, d. Z. zweiter Schriftführer.
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Bericht
über die
Senckenbergische naturforschende Gesellschaft
in
Frankfurt am Main.
Erstattet am Jahresfeste eleu 25. Mai 1879
Dr. med. Heinrich Schmidt,
d. Z. erstem Director.
^/A^^
H e h V e r e li r 1 i c li e Y e r s a m m 1 n u g !
Ju öffeutliclier Sitzung erstattet Ihueu die Directiou alljähr-
lich Bericht über Persoueu und Gegenstände, soweit sie mit der
Gesellschaft in Beziehung stehen. Die Wiederkehr der Jahresfeier
bedeutet für uns einen Festtag, an welchem Jeder, der in diesem
Kreise ein Arbeitsfeld gefunden hat, sich Rechenschaft geben soll
über das von ihm Erreichte, und an welchem Alle, die einen
offenen Sinn, ein warmes Herz haben für unsere Bestrebungen,
eingeladen sind, durch Entgegennahme wichtiger Mittheilungen
über den Zustand der Gesellschaft sich ein gewisses Urtheil zu
bilden. Der üebersichtlichkeit halber erfolgt die Darstellung,
seitdem der Bericht allen Mitgliedern gedruckt zugestellt wird,
in einem bestimmten Rahmen, so dass auch ein Vergleich des in
den einzelnen Jahrgängen Gebotenen unschwer sich ausführen
lässt; ja man kann sogar sagen, dass diese wiederkehrende Form
zu einer Nebeneinanderstellung geradezu einlädt.
lu den ersten Jahrzehnten des Bestehens der naturforscheu-
den Gesellschaft pflegte die Berichterstattung in anderer Weise zu
geschehen. Denn dieselbe bildete einen Theil der Festrede, die
ein Mitglied der Direction über ein naturwissenschaftliches Thema
vortrug. Indem dabei die Nachrichten über Personen und Diuge
ihre Stelle fanden, wie solches gerade anging, dienten sie zur Klar-
stellung der obwaltenden Verhältnisse, gaben willkommene Ge-
legenheit, die Leistungen Einzelner in ein besonders günstiges
Licht zu stellen und konnten nicht verfehlen, bei dem Zuhörer
einen entschieden befriedigenden, öfter sogar einen erhebenden
Eindruck zu hinterlassen. Wie leicht war es, das herbe Gefühl,
das ein betrübendes Ereigniss hervorrufen rausste, durch die nach-
folgende Schilderung erfreulicher Erscheinungen zu beseitigen
und an eine, Schöneres und Besseres versprechende Zukunft den
Blick zu fesseln.
Dagegen zeigen unsere Berichte in den letzten 10 Jahren
eine ruhigere, sachlichere Art, aus welcher die persönliche iVn-
schauuug des Redners, falls sie der Unzufriedenheit mit unseren
Verhältnissen bestimmten Ausdruck gibt, um so schärfer hervor-
tritt. Welche Form der Mittheiluno-en gibt nun ein besseres
Bild ? Wie ich denke, wohl die jetzt gebräuchliche. Berechtigt
sie aber, auch wenn sie in einer Reihe von .Jahrgängen vor uns
tritt, zu einem wohlbegründeten Ausspruch über die Gesammt-
leistungeu der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft,
deren Thätigkeitsäusseruugeu bekanntlich so mannigfaltig sind,
deren arbeitende Mitglieder auf so verschiedenartigen, wissenschaft-
lichen Gebieten ihren Beruf erfüllen? Sicherlich nicht! Zu solch'
einem zusammenfassenden ürtheile müsste eine Geschichte unserer
Gesellschaft mit eingehender Berücksichtigung aller an ihr Arbei-
tenden vorliegen. In Betreff derjenigen freilich , die nicht mehr
leben, wäre dergleichen nicht schwierig herzustellen; aber eine
Schilderung des Wirkens und der Erfolge, oder, was dasselbe
heissen würde, eine Kritik aller an dieser Stätte thätigen Lehrer
und Forscher zu geben, das ist, wie kaum Jemand bestreiten wird,
eine völlige Unmöglichkeit.
Dass ich es mir gestattete, darauf hinzuweisen, was die Be-
richte bieten, möchten Sie, darum bitte ich, nicht als überflüssig
ansehen. Die öffentliche Meinung aber, auf welche jedes gemein-
nützige Institut mit gebührender Achtung hinblickt, wird mir
diese Aucleutimgeu umsoweuiger verargen köuueu, als es der
Senckeubergischeu naturforschenden Gesellschaft nnbenommeu
bleiben muss, ihre eigene Ansicht über die Tragweite ihrer Mit-
theiluDgeu auszusprechen.
In herkömmlicher Weise erhalten sie zuerst die Angaben
über Zahl und Wechsel unserer geehrten Mitglieder. Im ab-
gelaufenen Jahre meldeten ihren Austritt an die Herren : Ingenieur
F. F. A n d r e a e , I s i d o r B e r m a u n , L. B 1 i e d u u g , Louis
Engel, Ludwig Fuld, J. A. Hamm er an, Consul Jacob
Jacobsohn, Jacob Klein, L. A. Meixner, Consul
F. A, Muck, Dietr. W^ilh. Schmidt, Fr. Ad. Schürmann,
Samuel Trier, J. F. W^eisbrod, Phil. Weydt, Xicolaus
Weydt, C. G. B. Zimmer, Philipp Schiff. Weggezogen
ist Herr Dr. jur. Fr. Borgnis.
Verstorben sind Herr Baruch Bonn, Justizrath Dr. Fester,
M. B. Gold Schmidt, H. H. Goldschmidt, Dr. med.
M. Gundersheim, Georg Jung-Hauff, Wilh. Rieger,
Frau Fr. Rumpf, Herr Kreisthierarzt C. Schmidt, Fr. Wipper-
mann, Dr. phii. C. Zimmer. Diese Verluste betreffen uns
besouders schmerzlich , da die Mehrzahl der Heimgegangenen
eine lange Reihe von Jahren hindurch der Gesellschaft ange-
hört hat.
Diesem grossen Rückgauge der Mitgliederzahl gegenüber er-
scheint die Summe der neu Eingetretenen leider sehr klein. Es
sind fünf: die Herren Dr. Emil Buck, Dr. J. H. Reichen-
bach, Friedr. Schäfer, Ludwig Stelz, Gustav Trier.
Da vor 2 Jahren eine in zahlreichen Exemplaren versandte Auf-
forderung zum Beitritt deu schönsten Erfolg hatte, so beabsich-
tigt die Direction wiederum Circulare zu versenden ; und zwar
gedachte sie die Söhne unserer verstorbenen Mitglieder dabei be-
sonders berücksichtigen zu dürfen.
Die Gesammtzahl der Mitglieder erreicht heute die Höhe von
524 gegen 550 im Vorjahre, nachdem durch Austritt 19, 12 durch
Todesfall aus unserer Gesellschaft geschieden sind und 5 neue
Eintritte stattgefunden haben.
In den engeren Kreis der arbeitenden Mitg-lieder traten ein
die Herren Dr. Emil Buck, Dr. J. H. Reichen bach, In-
genieur Ludwig Becker.
— —
Auf der Marmortafel die dem Eintretenden im Erdgeschosse
einen ernsten, stillen Gruss bietet, werden Sie zwei neue Namen
finden. Es haben im vergangenen Jahre die ewige Mitgliedschaft
erworben Herr Philipp N i c o 1 a u s M a n s k o p f durch Ent-
richtung des festgesetzten Beitrags, sowie der verstorbene Schneider-
meister Herr Johann Heinrich Roth, der uns die Summe
von 500 Gulden vermacht und ausserdem bestimmt hatte, dass
der dritte Theil eines Gewinnes, der auf gewisse, einer anderen
Stiftung vermachte Werthpapiere entfallen sollte, uns zugewie-
sen werde.
Zu correspondirenden Mitg-liedern wurden ernannt: Herr
Dr. Alexander Strauch, Mitglied der Kaiserlichen Academic
der Wissenschaften zu St. Petersburg, wohnhaft daselbst, und
Herr Anton Stump ff aus Homburg v. d. H., derzeit auf Ma-
dagascar. Von beiden Herren sind dem Museum werthvolle Be-
reicherungen überwiesen worden.
Die seltene Auszeichnung der Ernennung zum correspon-
direnden Ehrenmitgliede Avurde unserem hochverehrten Professor
Dr. Böttger bei Gelegenheit seines 50 jährigen Docenten-
jubiläums.
Auch im verflossenen Jahre entriss der Tod ihrem segens-
reichen AYirkungskreise eine Anzahl unserer correspondirenden
Mitglieder.
Es verstarb am 17. März d. J. in Dresden das Zweitälteste
correspondirende Mitglied, aufgenommen 1822, der Geh. Hofratl;
Dr. med. et phil. H. G. L. Reichenbach. Geboren am 8.
Januar 1793 zu Leipzig, Hess er sich, erst 19 .Jahre alt, in seiner
Vaterstadt als Arzt nieder. Nachdem er kürzere Zeit hindurch
Privatdocent gewesen, Avurde er schon 1818 ordentlicher Professor.
Zwei Jahre später ward ihm die Leitung des Dresdener Museums
und des dortigen botanischen <Tarteus übertragen, in welch letz-
terer Stellung er bis zu seinem Tode verblieb. Während einer
Reihe von Jahren war er Präsident der Cäsareo-Leopoldiua. Er
besass einen seltenen Reichthum an Kenntnissen in der Botanik so-
wohl, als auch in der Zoologie. Eine grosse Reihe wissenschaft-
licher Schriften entstammen seiner Feder, von denen verschiedene
die Entwickeluug eines neuen botanischen Systemes zum Gegen-
stande haben.
— 7 —
Im Staate Obio verschied am 7. April d. J. Dr. Adolf
Reu SS, in Frankfurt a. M. geboren 1804, zu Göttingen pro-
movirt 1825 und seit 1834 in seiner neuen Heimath als Arzt
thätig. Er beschäftigte sich eingehend mit Zoologie und zwar
besonders mit den Arachniden. In dem von der Gesellschaft vor
Jahrzehnten herausgegebenen Museum Senckenbergianum hat er
die Saurier, Batrachier, Ophidier und Spinnen unserer Sammlung
bearbeitet. Von ihm stammen die Bestimmungen der auf der
Bibliothek befindlichen prächtigen Handzeichnuugeu der Arachniden,
die Oberpfarrer Wider zu Beerfelden im Odenwalde seiner Zeit
anfertigte (1834).
Zu Stuttgart, seiner Geburtsstadt, ist am 12. September v. J.
im Alter von 84 Jahren der Bergrath a. D., Dr. honor. Fried r.
von Alberti aus dem Leben geschieden. Er war vielfach als
Geologe thätig (1834).
Ebenfalls hochbetagt verstarb am 8. Februar d. J. in Upsala
der dortige Professor der Botanik E. M. Fries. Er war ein
Mann, ausgezeichnet durch unermüdliche Thätigkeit und liebens-
würdige Charaktereigenschaften. Seine zahlreichen, werthvollen
Schriften auf dem Gebiete der Pilz- und Flechtenkunde sichern
ihm einen bleibenden Namen in der Wissenschaft (1873).
Seit dem 9. d. M. betrauert die Universität Göttingen und
mit ihr die wissenschaftliche Fachwelt den Eintritt eines vortreff-
lichen Gelehrten, des Geh. Hofraths und Professors August
Grisebach. Der Tod ereilte ihn, nachdem er kurze Zeit zuvor
aus Italien zurückgekehrt war. Er hat von jeher in liebens-
würdigster Weise seine jüngeren Col legen mit Rath und That
unterstützt. Die Wissenschaft verdankt ihm zahlreiche Schriften,
die besonders die Systematik und Pflanzengeographie betreffen.
Für letztere hat er in seinem grossen Werke »über die Vegetation
der Erde« eine Fülle von neuen Thatsachen und Forschungen zu-
sammengetragen und damit künftigen Arbeiten ein unentbehrliches
Hülfsbuch geliefert (1873).
Zu Halle a. d. S. ist am 21. April d. J. der frühere Di-
rector des Gymnasiums in Guben, Prof. Dr. Hermann Low ge-
storben. Er war Mitglied des Frankfurter Parlamentes gewesen
und hatte sich eingehend mit Entomologie beschäftigt (1849).
Nachträglich ist uns auch Kunde geworden von dem Tode
des trefflichen Kenners der Alpenflora, nämlich des Apothekers
und Professors Georg Hinter huber iu Salzburg. Ihm verdaukt
das Herbarium der Gesellschaft viele werthvolle Pflanzen (1825).
Mit tiefem Schmerze nahm im Februar d. J. die ganze ge-
bildete Welt die Nachricht entgegen, dass am 10, desselben
Monats dem Wirken des grössten Physiologen der Jetztzeit der
Tod ein Ziel gesetzt habe, dass Claude Bernard nicht mehr
unter den Lebenden sei. Geboren 1813 im Rhone-Departement,
widmete er sich dem medicinischeu Studium und wurde 1841, zwei
Jahre vor seiner Promotion, der Assistent des gefeierten Physio-
logen Mageudie. 1854 erhielt er die ordentliche Professur für
allgemeine Physiologie an der Sorbonne und ein Jahr darauf den
Lehrstuhl für experimentelle Physiologie am College de France.
1859 öffneten sich ihm die Pforten der Academic der Wissen-
schaften und 10 Jahre später auch die des Senatspalastes. Seine
Arbeiten über die Verdauung, den Nerveneinfluss auf dieselbe,
speciell über das Pancreas, die Leber, den Darmsaft, die Zucker-
bildung unter normalen und abnormen Verhältnissen bezeichnen
einen gewaltigen Fortschritt der Wissenschaft und stellen ihren
Verfasser in die erste Reihe der Naturforscher aller Zeiten. Es
sind dem ausgezeichneten Manne die höchsten wissenschaftlichen
Ehren durch Verleihung der sog. grossen Preise zu Theil ge-
worden. Auch den todten Meister hat seine Nation in seltener
Weise geehrt : sie Hess ihren berühmten Bürger auf Staatskosten
bestatten. (1853).
Bei der am Jahresschlüsse satzungsgemäss vorgenommenen
Neuwahl der Mitglieder der Direction) bei welcher der erste Di-
rector, Herr Dr. Petersen, ohne wieder wählbar zu sein, aus-
zuscheiden hatte und der ebenfalls abtretende erste Schriftführer
wieder wählbar war, wurde Herr Dr. med. Heinrich Schmidt
erster Director, und der bisherige erste Secretär, Herr Dr. phil.
Fr. Kinkelin, zum zweiten Male in seinem Amte bestätigt.
Als zweiter Director fungirt Herr Dr. phil. Tb. Geyler, als
correspondirender Secretär Herr Dr. med. R. Fr id her g.
Das zeitraubende Geschäft des ersten Cassirers besorgte zu
unserem besten Danke Herr Bankdirector Hermann Andreae.
Ihn unterstützte in freundlicher Weise der zweite Cassirer Herr
Albert Metzler. Von der im Frühjahr abgelialtenen General-
versammlung, zu welcher mittelst Karten eingeladen worden war,
wurden beide Herren in ihrem Amte bestätigt.
Aus der Revisionsconmiission, welcher die Prüfung des Rech-
nungswesens der Gesellschaft obliegt, und auf deren Autrag die
Generalversammlung die Entlastung der Herreu Cassirer ausspricht,
schieden satzuugsmässig aus die Herreu Rechtsanwalt M. Hauck
und Robert Flersheim. An ihre Stelle wählte die Geueral-
versammluug die Herreu Albert Mumm von Schwarzeustein
uud Rechtsanwalt Paul R e i s s.
Nachdem in die Redactionscommission für die Abhandlun-
gen, an Stelle des ausgeschiedenen langjährigen Mitgliedes Herrn
Dr. Fr. Schar ff, Herr Dr. Th. Petersen getreten ist, besteht
dieselbe nuumehr ausser dem zuletzt Genannten aus deu Herreu
Prof. Dr. Lucae als Vorsitzendem, Dr. Th. Geyler, Hauptmann
Dr. L. von Heyden, Dr. F. C. Noll. Die Redaction der Jahres-
berichte besorgten die Herrn Dr. Geyler, Dr. Kiukelin,
Dr. B 1 u m e n t h a 1.
Die Büchercommission, auf deren Vorschläge hin die Gesell-
schaft die Bibliothek vervollständigt, zeigt gegen das Vorjahr
folgende Veräuderuug: Da Herr Dr. Fr. Schar ff seineu Aus-
tritt erklärt hatte, trat an seine Stelle Herr Dr. Th. Petersen.
Es verblieben die Herrn Prof. Dr. Lucae und Dr. Noll. Es trat
ferner neu ein der erste Bibliothekar des Senckenbergiauums,
Herrr Dr. W. Stricker.
Die im letzten Berichte namentlich aufgeführten Herren
Sectionäre verwalteten auch im verflossenen Jahre den ihueu über-
wieseneu Theil der Sammlungeu. Dem gedruckten Berichte wer-
den Mittheilungen aus deu einzelnen Sectioneu, soweit sie von
Wichtigkeit sind, augefügt werden.
Leider ist Herr Dr. 0. Böttger, der Sectiouär für Repti-
lien, Amphibien uud Fische, noch immer an das Zimmer gebannt.
Gleichwohl widmet er sich mit rastlosem Eifer und schönem Er-
folge der Bearbeitung und wissenschaftlichen Verwerthung der ihm
anvertrauten Theile unserer Sammlung. Nachdem er mit den
Clausilien fertig geworden, hat er bereits eine treffliche Monographie
über Reptilien und Amphibien aus Syrien für deu heurigen
Jahresbericht eingesendet. Es liegen ihr zum grössten Theile
Geschenke unseres so hochverdienten Dr. L. von H e y d e u zu
G runde.
Es ist Ihnen bekannt, dass in der alljährlich am Ende des
— 10 —
Winters abgelialteueu Geueralversammluug die Finanzen
der Gesellschaft zu eingehender Darstellung kommen. Ferner
wird regelmässig dem gedruckten Berichte eine tabellarische
U e b e r s i c h t der Einnahmen und Ausgaben beigegeben.
Es sei daher hier nur kurz erwähnt, dass der Voranschlag mit
24 525 Mark für 1879 niedriger gegriffen ist, als der des ver-
gangenen Jahres.
Von besonderen Zuwendungen au Geld erwähnen wir
zuerst, dass, wie so oft schon früher, auch im letzten Jahre unser
hochherziger Freund und Sectionär Herr Adolf Metzler zu
botanischen Zwecken 46 Mark gespendet hat. Ferner nennen wir
die Beiträge, welche Herr Philipp Nico laus Manskopf sowie
der verstorbene Herr Joh. Heinrich Roth zur Erwerbung
der ewigen Mitgliedschaft gegeben habeu. (s. o.)
Die V^erwaltung unseres Antheils an der im letzten Berichte
ausführlich erwähnten Rapp' sehen Stiftung wurde dem Con-
suleuteu der Gesellschaft, Herrn Dr. jur. R. Pfefferkorn über-
tragen, dem wir für die uneigennützige und sorgfältige Erledigung
unserer Rechtsgeschäfte seit mehreren Jahren schon zu recht
warmem Danke verpflichtet sind.
Zu den Geschenken, in gewissem Sinne allerdings, gehört
auch ein entsprechender Theil der alljährlich unserer Bibliothek
einverleibten Bücher. Wie Sie wissen, erhalten wir von äusserst
zahlreichen wissenschaftlichen Gesellschaften regelmässige Zu-
sendungen in Tausch gegen unsere Publicationeu.
Das Gesuch um Schriftenaustausch erging im letzten
Jahre an die Gesellschaft seitens der Bibliotheca nationale in Florenz,
des westphälischen Vereins, des Vereins für Naturkunde in Cassel,
der Societas fennica in Helsiugfors und der Gewerbeschule zu
Bistritz in Siebenbürgen.
Die Ergänzung der Büchersammlung durch Kauf betrifft
einmal die regelmässige Fortsetzung von Zeitschriften und dann
den Erwerb wichtiger Fachwerke, deren Preis wegen der fast
stets beigegebenen, sorgfältig ausgeführten Abbildungen gewöhnlich
ein hoher ist. Da in früheren Berichten von der nothwendigen
Anschaffung des grossen conchyologischen Werkes von Reeve
gesprochen und zugleich dem Bedauern Ausdruck verliehen wurde,
dass uns leider die Mittel dazu nicht zu Gebote stünden, so darf
— 11 —
jetzt uicht unerwähnt bleiben, dass Herr Dr. Kobelt, einer der
Sectionäre für Malakozoologie, antiquarisch in Abtheilungen ein
ebenso brauchbares, aber nicht so theures Fachwerk, den Thesaurus
conchyliorum von Sowerby für die Bibliothek zu erwerben und
damit einen recht wünschenswerthen Ersatz zu finden wusste.
Derselbe für unser Museum in erfreulicher Weise thätige
Gelehrte hat uns schriftlich davon in Kenntniss gesetzt, dass seine
ausgewählte, reichhaltige Bibliothek bei seinem Ableben in unseren
Besitz übergehen solle. Wir können nur von Herzen wünschen,
es mösce diese Erbschaft der Gesellschaft noch viele Jahrzehnte
vorbehalten bleiben.
Von weiteren Büchergeschenken ist zu erwähnen, dass der
am 11. April 1878 verstorbene, als Arzt und paediatrischer
Schriftsteller allgemein sehr geschätzte Dr. med. Alexander
Fried leben seine werth volle Bibliothek, soweit dieselbe rein
wissenschaftliche Werke enthält, der naturforscheuden Gesellschaft
vermacht hat, allerdings unter Bedingungen, welche anzunehmen
wir jedoch keine Bedenken haben konnten.
Von unserem hochverehrten Mitgliede Herrn Grafen v. B o s e -
Reichen bach erhielten wir einen aus dem Jahre 1808 stammen-
den Prachtband, der 161 von einem Frankfurter Namens Simon
verfertigte Aquarellzeichnuugen von giftigen und anderen Pflauzen
enthält. Wie in frühereu .Jahren verehrte auch jetzt wieder
Herr Dr. E. Rüppell das dem berühmten Gelehrten seitens der
bedeutendsten zoologischen Gesellschaft der Erde aus Hochachtung
zugesaudte colorirte Exemplar der Proceedings of the zoological
Society of London p. 1 — 4. Ferner wurden uns von dem hiesigen
Mikroskopischen Verein die ersten 15 Bände und das 1. Heft
des 16. des M. Schultze'scheu Archivs für mikroskopische Ana-
tomie zum Geschenk gemacht und an dessen Annahme die Voraus-
setzung geknüpft, die Gesellschaft werde künftighin die Fortsetzung
dieser werthvollen Zeitschrift auf eigene Kosten übernehmen. Es
sind diese Zuwendungen den gütigen Gebern, wie üblich, bestens
verdankt worden.
Geschenke an Naturalien sind dem Museum wieder in reicher
Zahl überwiesen worden. Die stets am Jahresfeste geübte Einzel-
aufzählung der vielen hochverehrten Geber und der betreffenden
Gegenstände ergänzt sich dadurch, dass dem Berichte ein genaues
Verzeichuiss später eiugefägt wird und die Sectionäre, wie bereits
erwähnt, noch häufig iu besonderen Anlagen wichtigere Neuig-
keiten besprechen.
Der vergleichend anatomischen Sammlung verehrte Herr
C. F. Müller, stud. med. dahier, einen KafFernschädel, und Herr
J. Blum Schädel vom Rollaffen und einer Waschbärart.
Die Säugethiersammlung wurde vermehrt durch Ankauf
vou 4 Exemplaren des seltenen Chiromys Madagascarimsis, durch
einen Wombat aus dem zoologischen Garten , den uns dessen
Director in entgegenkommender Weise billigst überliess, und durch
Anderes.
Für die Vögelsammlung erhielten wir von Herrn F. Bastier
eine Euteuart (Pterocijanea circia), von Herrn Photographen Huth
einen Bastard vou Girlitz und Kanarienvogel, und vou Herrn
Verwalter Mühlig ein iu einen Pantoffel gebautes Nest der
3IotaciUa alba.
Vou Amphibien wurden uns zugewiesen seitens des Sectiouärs
Herrn Dr. 0. Böttger neun Tritoneu in drei Species, gesammelt
bei Brückenau a. d. Röhu, ferner von dem neuerwählteu corre-
spondirenden Mitgliede Herrn A. Stumpff, d. Z. auf Madagascar,
(Sohn des Oberamtsrichters Herrn L, Stumpff in Homburg v. d. H.)
verschiedene Chamäleon, Schlangen und Eidechsen. Das gleich-
falls neuernauute correspoudirende Mitglied Herr Academiker
Dr. Alexander Strauch iu St. Petersburg, bewährt als Forscher
auf dem Gebiete der Reptilien , verehrte der Sammlung drei
Eidechseuspecies aus dem russisch-asiatischen Gebiete, zwei Eremias
und einen Fhryuocephalus. Vou ihm erhielten wir vor einigen Tagen
eine freuudliche Zuschrift, iu welcher er uns die demnächstige
Ankunft von zwei Turkestanischen Schildkröten (Homopiis Ilors-
fieldü) ankündigt. Erkauft wurde eine kleine Schlange, Bliinoctris.
Die Crustaceen erhielten einen Zuwachs dadurch, dass 15
Formen vou Squilliden-Larven aus dem berühmten Museum Godefroy
in Hamburg erworben wurden, sowie durch einen von Herrn
Appellationsgerichtsrath Dr. Jean reu and geschenkten trockneu
Seekrebs.
Der Insectensammlung wurde verehrt von dem eben
genannten Herrn A. Stumpff eine Suite Schmetterlinge aus
Madagascar, sowie mehrere Gläser mit Insecten in Spiritus.
^ — 13 —
Ferner schenkte Herr W. von Schonler in Wiesbaden 2 Gläser
mit in Spiritus couservirten Insecten , welclie auf Sumatra im
Reiche Delhi gesammelt worden sind. Die Herren Sectionäre
Oberstlieuteuant S a a 1 m ü 11 e r und Dr. v. He y d e u bereicherten
die Sammlung durch Eintausch für uns neuer portugiesischer und
brasilianischer Schmetterlinge gegen Dubletten der Käfersammlung.
Der Weichthiergruppe hat, wie bisher, der Sectionär Herr
Dr. Kobelt manch schönes Exemplar zugewandt. Werthvolle
Reihen von Exemplaren verehrten ferner der Sectionär Herr F. D.
Heyuemann und Herr Baron H. von Maltzan. Herr Dr. Kobelt
vermehrte diesen Theil der Sammlung, der anderen Museen gegen-
über eine seltene Vollständigkeit besitzt, durch bedeutende Ein-
käufe. Auch setzte er, wie für seine Bibliothek, so für seine
kostbare malakozoologische Sammlunw die Gesellschaft zum
einstigen Erben ein.
Für die Corallensammlung' erhielten wir von Herrn Chr.
Lamb recht dahier eine Maeandriua.
Unsere berühmte Pflanzensammlung erhielt zum Geschenke
von dem Inspector des Palmengartens Herrn Heiss die Blüthe
^mer Stanhopea oceUcda und den Blüthensteugel einer Agave; von
Herrn Hofrath Dr. Pauli ein 90 Gramm schweres Stück Gummi
Ladanum von Cistus creticus. Sie wurde ausserordentlich be-
reichert, indem eine prächtige Collection südeuropäischer Species
erworben wurde, noch mehr aber durch Ankauf von 860 Arten
aus Colorado, die einer bisher kaum gekannten Gebirgsflora dieses
durch Grossartigkeit und Eigenthümlichkeit der Terrainbildung
merkwürdigen Territoriums ano-ehören. Auch wurde eine Anzahl
südamerikanischer Arten gekauft. Endlich ist die Fortsetzung
des Rabenhorst'schen Pilzherbariums nicht zu vergessen.
Die Thierversteinerungen (Zoopaläontologie) wurden vermehrt
seitens des Herrn Otto CoruiU, der aus dem städtischen Museum
und aus dem Alterthumsvereine verschiedene Knochenreste überwies ;
durch eiuen von Herrn Ingenieur Ludwig Becker überwiesenen
Backzahn von Elephas primigenins, ausgegraben auf der Bocken-
heimer Landstrasse; durch Zechsteinpetrefacten von Beith bei
Glasgow, verehrt von Herr Carl Jung dahier, durch einige Fisch-
reste, gefunden in der sogenannten Papierkohle bei Bonn, welche
Herr Director Hugo Böttger (Beuel bei Bonn) übergab. Als sehr
— 14 —
werthvoll erwähnen wir die von Herrn Fried rieh, Seh ar ff in
Bordeaux geschenkte Suite fossiler Meeresconchylien aus dem
Untermyocän der Faluns de Bordeaux.
Der Phytopalaeoiitolog"ischen Sammlung (versteinerte Pflan-
zen) verehrte Herr Professor Sandberger in Würzburg eine
Suite Tertiärpflanzen aus dem Zsilythale (Ungarn), Herr
Director Böttger Pflanzenreste aus der Bonner Papierkohle,
Herr Georg Steige rw aid hier ein Stück Kieselholz vom
Mainufer.
An Mineralien erhielt die Sammlung auch im verflossenen
Jahre Geschenke seitens des Sectiouärs Herrn Dr. Fr. Scharff
und zwar 24 Stücke vom Vesuv, Odenwald, Taunus, darunter
Leuzit, Amethyst, Flussspathoctaeder ; ferner von Herrn Dr. jur.
Alfred Buck ein Stück Bockenlieimer Tachylit, von Herrn Dr.
V. H e y d e u einen Ludvighit vom einzigen Fundorte Eisenstein in
Ungarn; von Herrn Apothekenbesitzer Dr. Fresenius mit Quarz-
druseu besetzte Basaltsteine; aus dem städtischen Museum durch
Herrn Otto Cornill einen Achat; von Herrn Ingenieur Chr.
Fellner eine Glasschlacke von Copenhagen, einen Authracit
von Pitsburg, einen Speerkies vom Duxer Braunkohleurevier. Durch
Kauf wurde erworben: Von F. C. Pech in Berlin Gold von
Vöröspatak in Ungarn in sehr merkwürdiger Bauform, Ilmenit
von Miosk; Proustit von Marienberg, eine Kalkspathgruppe von
Prcibram, Scapolith von Gouverneur, Stephanit vom Andreasberg,
Glauberit von Villa Rubia, Heulandit von Wallis, und andere
hübsche Stücke. Die letzteren sechs wurden gekauft von Dr.
Schuchhard iu Görlitz.
Der geologischen Abtheilung schenkte Herr Ingenieur
Ludwig Becker zwei der Wealdenformation des Teutoburger
Waldes entnommene Stufen von Deistersandstein mit Cyrena ovalis,
zwei Tertiärkalkstufen mxi Mytilus aus Frankfurt ; Herr H. Heyd
vier Stufen Spiriferen - Sandstein von Usingen; Herr Dr. Lucas
V. Hey den zwei Stücke Kalktufi" von den Plitvica - Seeufern
(Militärgreuze) ; Herr Dr. Naumann ein Stück alpinen Muschel-
kalk vom Ampezza-Thal (Tyrol). Da laut kürzlich erhaltener
Mittheilung die Sendungen aus dem Gotthardtunnel wieder auf-
genommen werden, so stehen unserer geologischen Sammlung
weitere Bereicherungen bevor.
— 15 —
Der ethnographische Theil erhielt von Herrn Dr. Emil
Buck aus den Züricher Pfahlbauten bei Pfäffikonzen zwei grosse
Stücke eines Hirschgeweihes. Herr Dr. 0. Böttger schenkte
ein in einem Bieberer Steinbruch bei Offenbach gefundenes Stück
Brouce und einen bei Querfurt gefundenen Sporn; Herr Form-
hals fünf Pfeilspitzen aus Feuerstein und Frau Müller-Rentz
eine japauesische lederne Cigarreubüchse mit Stickereien.
Da unsere reichen Sammlungen neben einer systematischen
Vergrösserung besonders einer sorgfältigen Conserviruug bedürfen,
wenn nicht die zur Schau gestellten Formen organischen Lebens
allmälig der Vernichtung anheimfallen sollen , so erfüllt es uns
mit besonderer Freude, auch heute wieder constatiren zu könuen,
dass die Herren Sectionäre derjenigen Abtheilungen, die ganz
vorzüglich dem Verderben ausgesetzt sind, mit rastlosem Eifer für
die Erhaltung arbeiten.
Gestatten Sie mir, hier eine kurze Bemerkung einzuschalten.
Schon recht oft ist, hie und da mit starkem Ausdrucke der Unzu-
friedenheit, an die Hüter unserer Sammlungen die Frage gerichtet
worden , warum nicht alle Naturalien dem Besucher zum Be-
trachten ausgestellt seien , wozu dieses sorgsame Verschliessen in
Kisten und Schränken dienen könne. Die Antwort ist eben die,
dass viele organische Gebilde, wenn sie dem Lichte und auch der
Luft ausgesetzt werden, sehr zu ihrem Nachtheil sich verändern,
und daher es dringend geboten erscheint, nicht um eines flüch-
tigen, dem Beschauer gewährten Genusses willen , ganze Reihen
unserer Sammlung dem Verderben auszusetzen. Aber wer von
Ihnen sich specieller für irgend einen Theil der Sammlung
interessirt, der kann durch den 2. Director, die betreffenden
Sectionäre und die beiden Custoden nach vorheriger Rücksprache
Gelegenheit erhalten , alle Gegenstände genau in Augenschein
zu nehmen.
Die im letzten Berichte in Aussicht gestellte LTeberführung
des grössten Theiles der ethnographischen Sammlung in das
städtische Museum war im Juni begonnen worden, musste aber,
da es vorläufig dort an Raum fehlte, später unterbrochen werden.
Genaueres über das, was endgültig hier verbleiben soll, wird der
Bericht des Sectionärs Herrn Dr. Finger bringen.
Seitdem das Senckenbergische Museum einen Namen in der
Gelehrtenwelt erlaugt hat, wurde es von Fachmännern benutzt.
— 16 —
um Vergleicliuugeu und Studien daselbst vorzunehmen. Dies ge-
schah auch im abgelaufenen Jahre, indem die vorzügliche Pflauzen-
sammlung mannigfach von Botanikern durchgesehen, die schönen
Racenschädel zu eingehenden Forschungen benützt und der vor-
trefflichen Vogelsammlung sorgfältige Beachtung geschenkt wurde.
Aus solchen Besuchen Gelehrter ist dem Museum schon mannig-
facher Nutzen erwachsen , indem , abgesehen von der Anregung
zum Tausch, nicht selten Objecte von Specialkenneru endgültig
bestimmt wurden, wie dies seitens des correspoudirenden Mitgliedes,
des Herrn von Saussure in Genf in Betreff der neu aus Mada-
gascar angelangten Orthopteren uud Millepeden erst kürzlich der
Fall war. Auch ersfing von Herrn Professor M a b i 1 1 e am Jardin
des Plantes (Paris) au die Gesellschaft das Ersuchen , die von
Herrn Oberstlieutenant Saalmüller im letzten Jahresberichte
beschriebeneu Lepidopteren von Madagascar ihm leihweise zu
überlassen , damit er sie in seinem Specialwerke über diese Insel
abbilden könne.
Zu aussergewöhnlicher Zeit wurde auf Vorschlag des
Herrn Oberbürgermeister Dr. von Mumm den Mitgliedern des
Congresses für Völkerkunde das Museum geöffnet.
Wissenschaftliche Sitzungen, zu welchen an alle Mit-
glieder durch öffentliche Bekanntmachung unter Angabe der be-
treffenden Vorträge Einladung ergeht, und in denen die jüngst
eingegangenen Geschenke vorgelegt und womöglich besprochen
werden, fanden im Winter sieben statt. Es hielten grössere
Vorträge :
Herr Dr. W. Stricker: Zur Erinnerung an Samuel Thomas
von Sömmerring, promovirt 1778.
Herr Dr. von Hey den: Wissenschaftliche Reise in Croatien,
Slavonien uud an der bosnischen Grenze.
Herr Dr. H. Loretz: Ueber die Schichten von Hallstadt in
Oberösterreich und St. Cassian in Tyrol und deren Versteine-
rungen.
Herr Dr. Th. Petersen: Zur Bildung der Erzgänge.
Herr Dr. R.ei chenbach : Ueber die Keimblätter und die
erste Entwickelung des Nervensystemes bei den Arthropoden.
Herr Dr. Julius Ziegler: Ueber phänologische Beobach-
tungen.
— 17 —
Herr Major von Homey er (Wiesbaden): Naturleben am
Cuanza.
Herr Dr. Julius Ziegler: üeber thermische Vegetation s-
coustauten.
Herr Prof. Dr. L u c a e : Bericht der Commission über die
Zuerkennung des Tiedemaun- Preises.
Lehrvorträge hielten:
1. Herr Dr. Fr. Noll über die Naturgeschichte der wirbel-
losen Thiei'e bis zum November 1878.
2. Herr Prof. Dr. Lucae über die Naturgeschichte des
Menschen und der Wirbelthiere vom November 1878 an.
3. Herr Landesgeologe Dr. Carl Koch in Wiesbaden über
Geognosie und Paläontologie der älteren Gebirgsformationen mit
besonderer Berücksichtigung des Taunus.
Der jüngste Jahresbericht enthielt, abgesehen von zahlreichen
Mittheilungen über die Gesellschaft, Arbeiten von den Herren:
Dr. Th. Geyler, über einige paläoutologische Fragen, insbeson-
dere über die Juraformation Nordost- Asiens ; Oberstlieutenant Saal-
müller, Mittheiluugeu über Madagascar, seine Lepidopteren-
fauna mit besonderer Berücksichtigung der dieser angehörigen, in
uuserem Museum befindlichen Arten; Hauptmann Dr. L. v. Hey den
über die Käferfauna von Madagascar, Dr. med. Heinrich Schmidt
über die Bedeutung des naturgeschichtlichen Unterrichts.
Von den Abhandlungen briugen das 2. und 3. Heft XI. Bandes
folgende Arbeiten :
1. Die neuere Theorie über die feinere Structur der Zellhülle,
betrachtet an der Hand der Thatsachen von Prof. Dr. Leopold
D i p p e 1 .
2. Das Nervensystem und die Muskulatur der Rippenquallen
von Dr. Carl Chun.
3. Treppen- und Skelettbilduug einiger regulärer Crystalle von
Dr. Friedr. Scharff.
4. Die Reptilien und Amphibien von Madagascar (erster
Nachtrag) von Dr. 0. Böttger.
5. Fauna japonica extramarina nach der von Prof. Dr. Rein
gemachten Sammlung von Dr. Kobelt.
Unserem Bestreben, mit den auf dem Boden der Dr. Sencken-
bergischen Stiftungsadministration angesiedelten wissenschafthchen
Gesellschaften das beste Einvernehmen zu pflegen, gaben wir er-
OS ^ <\
— 18 —
neuten Ausdruck, indem wir die Aufstellung eines Anemometers
auf dem Dache des Museumsgebäiides seitens des Physikalischen
Vereins gerne gestatteten und einen gleichzeitig gewünschten Zini-
meranstansch bereitwillig eingingen.
Es ist Ihnen bekannt, dass die Senckenbergische natnr-
forschende Gesellschaft seit Decennien in gewissen Zwischenräumen
und in jüngster Zeit sogar stets drei Jahre hinter einander Preise
für wissenschaftliche Arbeiten zu vergeben hat. In diesem Jahre
sollte der Tiedemann-Preis zur Vertheilung kommen. Die zur
Prüfung der im »letzten Quadriennium erschienenen Arbeiten über
Physiologie im weitesten Sinne des Wortes« ernannte Commission
bildeten die Herreu Prof. Dr. Lucae, Dr. Reichen bach,
Dr. Geyler, Dr. med. W. Loretz, Dr. J. Ziegler. Nachdem
in zahlreichen Sitzungen über etwa 80 Arbeiten eingehender Be-
richt erstattet und deren Bedeutung kritisirt worden war, einigte
sich die Commission dahin, unseren Frankfurter Landsmann, den
Prof. ord. der Zoologie in Heidelberg, Herrn Dr. Otto Bütschly
für seine bahnbrechende Abhandlung: »über die ersten Entwicke-
lungsvorgänge der Eizelle, Zelltheilung und Conjugation der In-
fusorien« des Tiedemann-Preises (514 Mark und eine Denkmünze in
Silber) pro 1879 für würdig zu erklären. In feierlicher Sitzung
wurde von dem Vorsitzenden der Commission über deren Arbeiten
und Richterspruch Bericht erstattet iiud gemäss dem Beschlüsse
der Commission seitens des ersten Directors der Preis zuerkannt.
Die gekrönte Arbeit ist erschienen in den Abhandlungen der
Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft.
Hieran dürfte sich passend die Mittheilung reihen, dass wir
noch in anderer Hinsicht ein Gutachten abzugeben berufen waren,
indem die geologische Landesanstalt in Berlin uns die neuesten
von ihr veröffentlichten geologisch - agronomischen Karten zur
Prüfung zusandte. Die von der Gesellschaft ernannte Fachcom-
mission hat sich ihrer Aufgabe bestens entledigt.
Wissenschaftlich bedeutende Männer zu ehren, geziemt vor
allen Dingen wissenschaftlichen Gesellschaften. Diese Ehreu-
aufgabe hat unsere Gesellschaft jederzeit gerne erfüllt, und sie
betheiligte sich demgemäss an der academischen Feier, welche der
Physikalische Verein unter zahlreicher Theilnahme seitens anderer
Gesellschaften, von Behörden und Privaten anlässlich des 50jäh-
rigeu Docentenjubiläums unseres hochverdienten Prof. Dr. Böttger
— lo-
am 1. October veranstaltete. Den Jubilar begrüsste der erste
Director, Herr Dr. Petersen, und überreichte ihm das kunstvoll
ausgeführte Diplom eines correspondirendeu Ehrenmitgliedes.
Auch den allbeliebteu, jederzeit thätigen, iu seltener Weise sach-
kundigen, ersten Bibliothekar des Senckenbergianums , Herrn
Dr. med. W. Stricker, beglückwünschte eine Deputation uuserer
Gesellschaft zur Feier seiner 25jährigen Wirksamkeit an der Bi-
hliotheca Senckenhergiana ^ indem sie sich unter den von der
Dr. Senckenbergischen Stiftungsadministration Geladenen befand.
Möge der Gefeierte es als eiuen Bevi^eis unserer Hochachtung be-
trachten, dass der von der Gesellschaft alljährlich dem Bi-
bliothekariate zu leistende Gehaltsbeitrag für seiue Person fortan
namhaft erhöht ist.
Als der berühmte Entdecker der thierischen Zelle, Professor
Schwann in Löweu, sein 50jährigps Doctorjubiläum begiug, ehrte
die Gesellschaft den um die Wissenschaft hochverdienten Mann,
der seit 1841 ihr correspondireudes Mitglied ist, durch Ueber-
sendung einer Adresse.
Im verflossenen Jahre ist an die Gesellschaft mehrmals die
Aufforderung gerichtet worden, einen Beitrag zu leisten zur Er-
richtung von Denkmälern für Männer der Wissenschaft, deren
Haupt der Kranz der Unsterblichkeit ziert, nämlich für den ver-
storbenen unvergesslicheu Entdecker des Gesetzes der Krafterhal-
tung, Robert von Meier in Heilbronn, für den gleichfalls
kürzlich abgerufenen ausgezeichneten Naturforscher Carl Ernst
von Baer in Dorpat, und für den einstigen Bürger dieser Stadt,
den Erfinder des galvanischen Telegraphen und zugleich grossen
Anatomen, für Samuel Thomas von Sömmerring. Im
ersten Falle bewilligte die Gesellschaft eine entsprechende Summe,
während sie vorerst die Betheiligung im zweiten den Einzelnen
überliess, da noch ein anderes Project, nämlich die Veranstaltung
einer deutschen Prachtausgabe von Bar's Schriften geplant ist
und wohl auch von uns pecuniar gefördert werden dürfte. Das
Sömmerring-Denkmal hat der Physikalische Verein neuerdings wie-
der in Anregung gebracht; und deputirte unsere Gesellschaft zu
dem Comite Herrn Prof. Dr. Lucae, der bereits seit Jahren in
der Sache thätig ist, und den gegenwärtigen 1. Director.
Der seit vielen Jahren uns gewährte städtische Beitrag war
uns auch für 1878 — 79 in Aussicht gestellt worden, falls nicht
— 20 —
der Kreistag denselben, wie bereits einmal geschehen, übernehmen
sollte. Durch Zuschrift vom 7. d. M. wurde der Gesellschaft nun
mitgetheilt, dass wegen Errichtung eines Corrigendenhauses dem
Kreise zu anderen Zwecken keine Summen in diesem und den
nächstfolgenden Jahren zur Verfügung ständen. Es waren daher
die städtischen Behörden in der Lage, den Zuschuss von 4000 Mark
für das letzte Jahr zu leisten. Wir sprechen für diesen erneuten
Beweis der Anerkennung unseres Wirkens den städtischen Be-
hörden an dieser Stelle den besten Dank der Gesellschaft aus und
geben der sicheren Hoffnung Ausdruck, dass auch für 1879 — 80
die Beiliülfe in gleicher Höhe uns gewährt werde, nachdem deren
Nothwendigkeit in zahlreichen Eingaben an hohen Magistrat durch
Zahleubeweise dargelegt worden ist.*)
Bei verschiedenen Gelegenheiten wurde von unseren Mit-
gliedern darauf hingewiesen, welche Vermehrung das naturgeschicht-
liche Wissen im Laufe der vielen Jahrzehnte, seitdem unsere Ge-
sellschaft besteht, erfahren hat, und welche gewaltige Entwickelnng
die Lehren von der Entstehung und den inneren Lebensvorgängen
der organischen Wesen gegenwärtig aufweisen. Der sichere Gang,
den die Naturwissenschaft, nachdem es ihr gelungen war, das be-
strickende Joch der Naturphilosophie von sich zu werfen, aller-
dings nicht immer unentwegt, vorwärts schreitet, hat den Vertretern
anderer Zweige menschlichen Wissens entschiedene Achtung ab-
gerungen; und in der That ist er so verlockend, dass vielfach das
Bestreben hervortritt, auf zahlreichen Gebieten wissenschaftlichen
Forschens ihn nach Kräften zu nützen. Diese gemeinsamen Wege
sind wohl im Stande, zu Zielen zu führen, die nicht weit aus-
einander liegen: sie weisen schliesslich auf eine Einheit der Wissen-
schaft hin.
Wie Jedermann weiss, enthält nun die Naturgeschichte, die
vergleichende Anatomie, die Physiologie eine unendliche Fülle von
Thatsacheu, deren Kenntnissuahme, deren Vermehrung, zugleich
aber auch deren kritische Sichtung der Forscher als seine Auf-
gabe zu betrachten hat. Leicht gewinnt es da den Anschein, als
ob nicht geringe Gefahr vorhanden sei, dass die erdrückende Masse
der Einzelheiten, in denen beispielsweise besonders der Systematiker
*) Der bei der Jahresfeier vorgetragene Schluss des Berichtes wurde, da
er lediglich polemischer Natur war uud nur locales Interesse haben konnte,
auf Wunsch der Gesellschaft durch das Folgende ersetzt.
zu arbeiten hat, die Allgemeiuübersiclit wesentlich erschwere, ja
sogar unmöglich mache. Allein die natiirforschende Gesellschaft,
da in ihr das Eiuzelwissen eines Jeden durch Vorträge, Veröffent-
lichung und auf andere Weise der Gesammtheit, soweit es über-
haupt geschehen kam:, zu Gute kommt, sorgt passend dafür, dass
einem Auseinandergehen in Theile, deren Beziehungen zum Ganzen
sich schliesslich nur als ganz oberflächliche erweisen möchten,
vorgebeugt werde. Zugleich aber liefert die rastlose Einzelarbeit
nicht nur den Mitgliedern, sondern auch allen, die mit denselben
Fächern sich beschäftigen , kostbares kritisches Material , um der
Anerkennung oder Verwerfung gewisser, allgemein beliebter natur-
geschichtlicher*Anschauungen sichere Grundlagen zu geben. Dieses
Streben, das, was ein Jeder für sich schafft, Allen, die mit Eifer
und Sachkenntniss auf die Erweiterung ihrer Anschauungen Be-
dacht nehmen, zugäjiglich zu machen, gibt einer Gemeinschaft
wissenschaftlicher Männer den inneren Halt. Es bietet dem Forscher
eine ununterbrochene Anregung, nicht mit dem Erreichten zu-
frieden zu sein, vielmehr mit zäher Kraft sich zu bemühen, aus
der UeberfüUe des Reichthums der Natur Erscheinung und Wahr-
heit dem Verständnisse zu erschliessen. Aber auch denjenigen,
die nur als Lernende diese Räume besuchen, sollte dasselbe eine
dringliche Einladung sein, die Gelegenheit, an Erfahrung und
.Wissen zuzunehmen, nicht unbenutzt zu lassen.
In allen Welttheileu finden wir Societäten, deren Thätigkeit
der Naturforschung gewidmet ist; es sind nicht gerade viele unter
ihnen , die auch die öffentlichen Lehrvorträge mit Sorgsamkeit
pflegen. Was von diesen Gesellschaften publicirt wird, kommt,
mit geringen Ausnahmen allerdings, in unseren Besitz. Wir können
uns daher füglich rühmen , für ausserordentlich zahlreiche Fach-
schriften der Vereiniguugspunkt in hiesiger Stadt zu sein. Solches
ist aber nur dadurch ermöglicht, dass die Senckenbergische natur-
forschende Gesellschaft ein würdiges Glied darstellt in der Reihe
der naturforschenden Vereinigungen des Erdkreises.
22
VL/
Verzeiclmiss der Mitglieder
der
Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft.
I. Stifter.*)
Becker, Johannes, Stiftsgärtner am Senckenbergischen med. Institut. 1817.
t 24. November 1833.
Boegner, Joli. Willi. Jos., Dr. med., Mineraloge (1817 zweiter Secretär) 1817.
t IG. Juni 18u8.
Bloss, Job. (reora:, Glasermeister, Entomologe. 1817. f 29. Februar 1820.
l^ucL, Job. Jak. Casimir, Dr. med. und pbil., Mineraloge. 1817. f 13. März 1851.
Cretzsclimar, Phil. Jakob, Lehrer der Anatomie am Senckenbergischen med.
Institut. (1817 zweiter Director.) 1817. Lehrer der Zoologie von 1826 bis
Ende 1844, Physikus und Administrator der Senckenbergischen Stiftung
t 4. Mai 1845.
*Ehrmanu, Job. Christian, Dr. med., Medicinalrath. 1818. f 13- August 1827.
Fritz, Job. Christopb, Schneidermeister, Entomologe. 1817. f 21. August 1835.
*Freyreiss, George Wilh., Prof. der Zoologie in Uio Janeiro. 1818. f L April 1825.
*Grnnelius, Joachim Andreas, Banquier. 1818. f 7. December 1852.
YOU Heydeu, Karl Heiur. Georg', Dr. phil., Oberlieutenant, nachmals Schöff
und Bürgermeister, Entomologe. (1817 erster Secretär.) 1817. f 7. Jan. 1866.
Helm, Job. Friedr. Anton, Verwalter der adligen uralten Gesellschaft des
Hauses Frauensteiu, Conchyliologe. 1817. f 5. März 1829.
*Jassoy, Ludw. Daniel, Dr. jur. 1818. f 5. October 1831.
*Kloss, Job. Georg Bnrkhard Franz, Dr. med., Medizinalratb, Prof. 1818-
t 10. Februar 1854.
*Loehrl, Job. Konrad Kaspar, Dr. med., Geheimerath, Stabsarzt. 1818.
t 2. September 1828.
*Metzler, Friedr., Banquier, Geheimer Commerzienrath. 1818. f 11. März 1825.
Meyer, Bernhard, Dr. med., Hofrath, Ornithologe. 1817. f L Januar 1836.
Miltenberg, Wilh. Adolph, Dr. phil., Prof., Mineraloge. 1817. f 31. Mai 1824.
*Melber, Job. Georg David, Dr. med. 1818. f H- August 1824.
NeefF, Christian Ernst, Dr. med., Lehrer der Botanik, Stifts- und Hospitalarzt
am Senckenbergianum, Prof. 1817. f 15. Juli 1849.
Neubnrg, Job. Georg, Dr. med., Administrator der Dr. Senckenberg. Stiftung,
Mineraloge, Ornithologe. (1817 erster Director.) 1817. f '-^5. Mai 1830.
*) Die 1818 eingetretenen Herren wurden nachträglich unter die Reihe der Stifter
aufg:euommen.
- 23 —
*(le Neiifville, Matthias Wilh., Dr. med. 1818. f 31. Juli 1842.
Reus, Joli. Willi., llospitalmeister am Dr. Seuckenberg. Bürgerhospital. 1817.
t 21. October 1848.
'lliippell, Willi. Peter Eduard Hiiiioii, Dr. med., Zoologe und Mineraloge. 1818.
Stein, Job. Caspar, Apotheker, Botaniker. 1817. f 16. Ai^ril 1834.
Stiebel, Saloiuo Friedricli, Dr. med., Geheimer Hofrath etc., Zoologe. 1817.
t 20. Mai 1868.
*Varrentrapp, Joli. Konr., Physikus, Prof., Administrator der Dr. Senckenberg.
Stiftung. 1818. t 11- März 18G0.
Voelclier, Georg- Adolph, Handelsmann, Entomologe. 1817. f 19. Juli 1826.
*Wenzel, Heinr. Karl, Gelieimerath, Prof., Dr., Dismas, Ritter, Director der
Primatischen Specialschule. 1818. f 18. October 1827.
*T. WieseiHiiitten, Heiiir. Karl , Königl. bair. Oberst-Lieutenant, Freiherr,
Mineraloge. 1818. f 8. November 1826.
*v. Oerniug, Joli. Isaak, Geh. Rath etc. Entomologe. 1818. f 21. Febr. 1837.
*v. Soemmering, Samuel Thomas, Dr. med., Geheimerath, Prof. etc. 1818.
t 2. März 1830.
*v. Bethmann, Simon Moritz, Staatsrath 1818, f 28. December 1826.
II. Ewige Mitglieder.
Ewige Mitglieder siud solche, welche, anstatt den gewöhnlichen
Beitrag jährlich zu entrichten, es vorgezogen haben, der Gesellschaft
ein Capital zu schenken oder zu vermachen, dessen Zinsen dem
Jahresbeiträge gleichkommen, mit der ausdrücklichen Bestimmung,
dass dieses Capital verzinslich augelegt werden müsse und nur der
Zinsenertrag desselben zur Vermehrung und Unterhaltung der Samm-
lungen verwendet werden dürfe. Die den Namen beigedruckten
Jahreszahlen bezeichnen die Zeit der Schenkung oder des Vermächt-
nisses. Die Namen sämmtlicher ewigen Mitglieder sind auf einer
Marmortafel im Museumsgebäude bleibend verzeichnet.
Hr. SimouMoritz vonBetlimaun. 1827. | Hr. Alexander v. Bethmaun. 1846.
» Georg- Heinr. Schwende]. 1S28. 1 » Heinr. v. Bethmann. 1846.
» Johann Friedr. Ant. Helm. 1829.
» Georg Ludwig Gontard. 1830.
Frau Susanna Elisabeth Bethniann-
Holweg. 1831.
Hr. Heinrich Mjiius sen. 1844.
» Georg Melchior Mylius. 1844.
» Baron Amschel Mayer von lloth-
schild. 1845.
» Johann Georg Schmidhorii. 184:>.
» Johann Daniel Souchay. 1845.
Dr. jur. Rath Friedr. Schlosser.
1847.
Stephan von Gu<aita. 1847.
H. L. Döbel in ßatavia. 1847.
G. H. Hauck-Steeg. 1848.
Dr. J. J. K. Buch. 1851.
G. von St. George. 1853.
J. A. GrnneHus. 1853.
P. F. Ch. Kiöger. 1854.
Alexander Gontard. 1854.
24 —
Hr. M. Frhr. v. Bethmauii. 1854.
» Dr. Kdnarrt BUppell. 1857.
V Dr. Th. Ad. Jak. Em. Müller. 1858.
» Jnlins Nestle. 1800.
» Eduard Finger. 1860.
» Dr. jur. Eduard Soucliay. 1862.
» J. N. Gräffendeich. 1864.
y E. F. K. Büttner. 1865.
> K. F. Krepp. 1866.
» Jonas Mylius. 1866.
» Constantiu Fellner. 1867.
Hr. Dr. Heriiianii von Meyer. 1869.
» Dr. W. D. Söninierring. 1871.
» J. «. H. Petsch. 1871.
» Bernhard Doiidorf. 1872.
» Friedrich Karl Rüeker. 1874.
» Dr. Friedrich Hessenberg-. 1875.
» Ferdinand Lanrin. 1876.
» Jakob Bernhard Rikofif. 1878.
» Job. Heinrich Roth. 1878.
» J. Ph. Nicol. Manskopf. 1878.
» Jean Noe du Fay. 1879.
111. Mitglieder des Jahres 1878.
Die arbeitenden sind mit * bezeichnet.
Hr. Alt, Franz. 1873.
» Alt, F. G. Johannes. 1869.
» Andreae, Achille. 1878.
» Andreae, F. F., Director. 1869.
» Andreae, Herrn., Bank-Director.
1873.
» Andreae, H. V., Dr. med. 1849.
>' Andreae-Passavant, Jean, Director.
1869.
» Andreae-Goll, J. K. A. 1848.
» Andreae-Goll, Phil. 1878.
» Andreae- Winckler, Job. 1869.
» Andreae-Winckler, P. B. 1860.
» Andreae, Rudolph. 1878.
» Angelheim, J. 1873.
» *Askenasy, Eugen, Dr. [ihil. 1871.
» Auffarth, F. B. 1874.
» *Baader, Friedrich. 1873.
» Bacher, Max. 1873.
» Bachfeld, Friedrich. 1877.
» Baer, Joseph. 1860.
» Baer, Joseph, Director. 1873.
» Bärwindt, J., Oberstabsarzt, Dr.
med. 1860.
» *Bagge, H. A. B., Dr. med., Physi-
kus. 1844.
» Bansa, Gottlieb. 1855.
» Bansa, Julius. 1860.
» Bansa-Streiber, K. i860.
Hr.*Bardorff, Karl, Dr. med. 1864.
» de Bary, Heinr. A. 1873.
» de Bary, Jak., Dr. med. 1866.
» *ßastier, Friedrich. 1876.
» Becker, Adolf. 1873.
» *Becker, Ludw., Ingenieur. 1877.
» Behrends, Phil. Friedr. 1878.
* Belli-Seufferheld, F. 1837.
» Bender, Anton Joseph. 1878.
» Benecke, Job. Herrn. 1873.
» Berg, K. N., Bürgermeister, Dr.jiir.
1869.
» Berle, Karl. 1878.
» Bermann, Isidor. 1877.
» Bertholdt, Job. Georg. 1866.
» Best, Karl. 1878.
» V. Bethmann, S. M., Baron. 1869.
» Beyfus, M. 1873.
» Blieduug, L. 1869.
» Blum, Herm. 1860.
» *Blum, J. 1868.
» *Blumenthal, E., Dr. med. 1870.
» Blumenthal, Jos. Leop. 1866.
» *Bockenheinier, Dr. med. 1864.
» Böhm, Joh. Friedr. 1874.
» Börne, Jak. 1878.
» *Böttger, Oscar, Dr. phil. 1874.
» Bolongaro, Karl Aug. 1860.
» Bolongaro-Crevenna, A. 1869.
— 25
Hr. Bolongaro-Crevenna, J. L., Stadt-
rath. 1866.
» Bonn, Baruch. 1862.
» Bonn, Karl. 1866.
» Bontant, F. 1866.
» Borgnis, Friedr., ür. jur. 1877.
» Borgnis, J. Fr. Franz. 1873.
» *v. Bosc-Reiclienbach, Graf. 1860.
» Both, J. B. 18^4.
» Braunfels, Otto. 1877.
» Brentano, Anton Theod. 1873.
» Brentano, Ludwig, Dr. jur. 1842.
» Brofft, Franz. 1866.
» Brofft, Theodor, Stadtrath. 1877.
» Brofft, Wilh. Leonh. 1866.
» Brückner, Wilh. 1846.
» Buchka, Franz Anton. 1854.
y Buck, A. F., Dr. jur. 1866.
» Büttel, Wilhelm. 1878.
» Cahn, Heinrich. 1878.
» Cahn, Moritz. J873.
» Carl, Dr. med. 1878.
> Caspari, Franz, Dr. jur. 1877.
» Cassel, Gustav. 1873.
» Chun, Oberlehrer. 1866.
» Claus, Dan. Audr. 1870.
» Cnyrim, Ed., Dr. jur. 1873.
» Cnyrim, Vict., Dr. med. 1866.
» Conrad, K., Münzmeister. 1873.
» Cornill-Goll, Wilh. 1878.
» Creizenach, Ignaz. 1869.
» Defize, Adolf. 1873.
» Degener, K., Dr. 1866.
» *Deichler, J. Ch., Dr. med. 1862.
>> Delosea, Dr. med. 1878.
» Denzinger, F. .]., Baurath und
Dombaumeister. 1873.
» Dibelka, Jos. 1873.
» Diehn, Phil, Thierarzt. 1866.
» Doctor, Ad. Heinr. 1869.
» Dondorf, Carl. 1878.
» Dondorf, Paul. 1878.
» Donner, Karl. 1873.
» V. Donner, Phil. 1859.
» Drexel, Heinr. Theod. 1863.
» Dröll, J.Ä. 1878.
» Ducca, Wilh. 1873.
Hr. Edenfeld, Felix. 1873.
» Ehinger, August. 1872.
» Ehrhard, W., Ingenieur. 1873.
» Ellissen, Justizrath, Dr. jur. 1860.
» Emden, Jak. Phil. 1869.
» Enders, Ch. 1866.
» Engel, Louis. 1873.
» Engelhard, Bernhard. 1877.
» Engelhard, Karl Phil. 1873.
-> Engelhard, Robert. 1878.
» Epstein, Theodor. 1873
» Ernst, August, Professor. 1854.
» Eyssen, B. Gustav. 1866.
» Eyssen, K. E. 1860.
•" Fabricius, Franz. 1866.
V du Fay, Jean Noe. 1842.
y Feege, W. 1877.
* Feist, Eduard. 1878.
» Fellner, F. 1878.
» Fester, Dr. jur., .Justizrath, Notar.
1«73.
•!> *Fingcr, Oberlehrer, Dr. phil. 1851.
» P'inger, L. F. 1876.
» Flersheim, Ed. I860.
y> Flersheim, Rob. 1872.
» Flesch, Dr. med. 1866.
» Fliusch, Heinr. 1866.
» Flinsch, W. 1869.
» Frank, John. 1878.
» Franz, Jean. 1878.
:=> Fresenius, Ph., Dr. phil. 1873.
» Frey, Philipp. 1878.
» Freyeisen, Heinr. Phil. 1876.
» *Fridberg, Rob., Dr. med. 1873.
» Friedmann, Jos 1869.
» Fries, Friedr. Adolf. 1876.
« V. Frisching, K. 1873.
y Fritsch, Ph., Dr. med. 1873.
» Frohmann, Herz. 1873.
» Fuld, Ludwig. 1869.
y Fuld, S., Dr. jur. 1866.
* Fulda, Karl Herrn. 1877.
» Funck, K. L. 1873.
» Garny, Job. Jak. 1866.
« Geiger, Berthold, Dr. Advoc. 1878.
» Gering, F. A. 1866.
» Gerson, Jak., Generalconsul. 1860.
26
. Getz, Max, Dr. med., Sanitätsrath.
1854.
Geyer, Job. Christoph. Iö78.
*Geyler, Herrn. Theodor, Dr. phil.
1869.
Gockel, Ludwig, Director. 1869.
*Goldmaun, Val., Rector. 1876.
Goldschmidt, Abr. 1873.
Goldschmidt, Ad. B. H. 1860.
Goldschmidt, B. M. 1869.
Goldschmidt, H. H. 1873.
Goldschmidt, Marcus. 1873.
V. Goldscbmidt, Leop., General-
consul. 1869.
Gontard, Moritz. 1850.
Gotthold, Gh., Dr. phil. 1873.
Grabe, Charles, Consul. 1866.
Graubner, Friedrich. 1873.
Gross, Max. 1878.
Gross, Wilh. 1873.
Grünebaum, M. A. 1869.
Grunelius, Adolf. 1858.
Grunelius, Moritz Eduard. 1869.
V. Guaita, Max. 1869.
Gundersheim, Joseph. 1873.
Gundersheim, M., Dr. med. 1860.
Günther-de Bary, Chr., Rentner.
1878.
*Haag, Georg, Dr. jur. 1855.
Haase, A. W. E. 1873.
Häberlin, E. J., Dr. jur. 1871.
Hahn, Adolf L. A., Consul. 1869.
Hahn, Anton. 1869.
Hahn, Moritz. 1873.
Hamburger, K., Dr. jur. 1866.
Hammeran, J. A., Buchdruckerei-
Besitzer. 1873.
Hammeran, K. A. A., Dr. phil. 1875
Hanau, Heinrich A. 1869.
V. Harnier, Ed., Dr. jur. 1866.
Harth, M. 1876.
Hauck, Christ., Stadtrath. 1860.
Hauck, Georg A. H. 1842.
Hauck, Alex. 1878.
Hauck, Moritz, Advocat. 1873.
Heimpel, Jakob. 1873.
Henninger, Heinrich. 1877.
Hr. Henrich, Job. Gerhard. 1860.
» Henrich, K. F., jun. 1873.
» Hensel, L., Rentmeister. 1878.
» Herz, Otto. 1878.
» Hessel, Julius. 1863.
» Hessenberg, Friedrich. 1878.
» Heuer, Ferd. 1866.
» *v. Heyden, Luc, Hauptmann, Dr.
1860.
» V. Heyder, Georg. 1844,
» *Heynemann, D. Fr. 1860.
» Höchberg, Otto. 1877.
» Hoff, Job. Adam. 1866.
» Hoff, Karl. 1860.
» Hohenemser, H., Director. 1866.
^ Holthof, Carl, Stadtrath. 1878.
» V. Holzhausen, Georg, Frhr. 1867.
» Holzmann, Phil. 1866.
>' Hornberger, Albert. 1870.
» Ihm, August. 1866.
" Jacobi, Rudolf. 1843.
» Jacobson, Eduard, Consul. 1875.
» Jacquet Sohn, H. 1878.
» * Jäger, Rudolf, Director. 1867.
Die Jägersche Buchhandlung. 1866.
Hr. Jassoy, Wilh. Ludw. 1866.
» Ickelheimer, Dr., Advocat. 1878.
» Jeanrenaud, Dr. jur., Appellations-
gerich tsrath . 1866.
» Jonas, Adolf, Dr. jur. 1873.
» Jordan, Felix. 1860.
» Jost, Konr., Apotheker. 1859.
» Jourdan, Jacob. 1878.-
» Jügel, Karl Franz. 1821.
» Jung, Karl. 1875.
» Jung-Hauff, Georg. 1866.
» Kalb, Emil, ßaukdirector. 1878.
» Kassel, Elias, Director. 1873.
» Katheder, K. 1863.
» Katzenstein, Albert. 1869.
» Kayser, Adam Friedr. 1869.
» Kayser, J. Adam. 1873.
» Keller, Adolf, Rentier. 1878.
» Keller, Heinr., Buchhändler. 1844.
» *Kesselmeyer, P. A. 1859.
» ^Kessler, F. J., Senator. 1838.
» Kessler, Heinrich. 1870.
— 27 —
Hr. Kessler, Wilh. 1844.
V Einen, Karl. 1873.
» *Kinkeliu, Friedr., Dr. phil. 1873.
» Kirchheim, S., Dr. med. 1873.
» Kissel, Georg. 1866.
» Klein, Jakob Phil. 1873.
» Klimsch, Karl. 1873.
» Kling, Gustav. 1861.
» Klitscher, F. Aug. 1878.
» *Kloss, H., Dr. med., Physikus,
Sauitätsrath. 1842.
» Klotz, Karl Const. V. 1844.
» Knabenschiih, Jakob, jun. 1877.
» Knips, Jos. 1878.
» Knopf, L., Dr. jur., Stadtrath. 1869.
» *Kobelt, W., Dr. med. 1877.
» Koch, Joh. Friedr. 1866.
» Koch, Wilh. 1859.
» Königswerther, Martin. 1878.
» Kohn-Speyer, Sigism. 1860.
» Kotzenberg, Gustav. 1873.
» Krämer, Johannes. 1866.
» Kraussold, Dr. med. 1878.
» Krebs-PfafF, Louis. 1878.
» Kriegk, Max, Dr. med. 1878.
» Küchler, Ed. 1866.
» Kugele, G. 1860.
» Kugler, F., Dr. jur., Appellations-
gerichtsrath. 1869.
» Kuseuberg, R. J., Director. 1873.
» Ladenburg, Emil. 1869.
» Laemmerhirt, Karl. Director. 1878.
» Laudauer, Wilh. 1873.
» Lang, R., Dr. jur. 1873.
» Langenberger, Franz. 1860.
» Langer, Dr. jur. 1873.
» Lautenschläger, Alex., Director.
1878.
» Lauteren, K., Consul. 1869.
» Le Bailly, Georg. 1866.
» Lehr-Anthes, Wilh. 1878.
» Leschhorn, Ludw. Karl. 1869.
» Leser, Phil. 1873.
» Lindheimer, Ernst. 1878.
» Lindheimer, Gerhard. 1854.
» Lindheimer, Julius. 1873.
» Lion, Benno. 1873.
Hr. Lion, Franz, Director. 1873.
» Lion, Jakob, Director. 1866.
» Lion, Siegmuud, Director. 1873.
» Löhr, Clemens, 1851.
* Lönholdt, G. W. 1873.
» Löwenick, N. 1875.
» Loretz, A. W. 1869.
» *Loretz, Herm., Dr. phil. 1877.
» Loretz, Wilh., Dr. med. 1877.
» *Lorey, Karl, Dr. med. 1869.
» Lorey, W., Dr. jur. 1873.
» *Lucae, G., Prof., Dr. med. 1842.
» Lucius, Eug., Dr. phil. 1859.
» V. Lukacsich, Major. 1832.
» Maas, Adolf. 1S60.
» Maas, Simon, Dr. jur. 1869.
» Mack, Joh. Friedr. 1866.
» Mahlau, Albert 1867.
» Majer, Joh. Karl. 1854.
Fr. Majer-Steeg. 1842.
Hr. Malss, Dr. jur. 1873.
» Mauskopf, Nikolaus. 1859.
» Manskopf,W. H.,Geh.Commerzien-
rath. 1869.
» Marburg-Friderich, Adolph. 1878.
» Marburg, Heinrich. 1878.
» Marx, Dr. med. 1878.
» Matti, Alex., Dr. jur. 1873.
» Matti, J. J. A., Dr. jur. 1836.
» Maubach, Jos. 1878.
» May, Arthur. 1873.
» May, Ed. Gustav. 1873.
» May, Joh. Val, Dr. jur. 1873.
» May, Julius. 1873.
» May, Martin. 1866.
» Mayer, Wilh., Director. 1878.
» Meixner, K. A. 1866.
» Merton, Albert. 1869.
» Merton, W. 1878.
» Merzbach, A. 1873.
» Mettenheimer, Chr. Heinr. 1873.
» *Metzler, Adolf. 1870.
^ Metzler, Albert. 1869.
» Metzler, Gustav. 1859.
» Metzler, Karl. 1869.
» Metzler, Wilh. 1844.
» Metzler-Fuchs, G. F. 1842.
- 28 —
Hr. Minjon, Herrn. 1878.
» Minoprio, Karl Anton. 1821.
» Minoprio, Karl Gg. 1869.
» Mola-, Oberlehrer, Dr. phil. 186(1.
» Moldeuhaiier, F., Ingenieur. 187o.
» Mouson, Joh. Gg. 1873.
» Muck, F. A., Consul. 1854.
» Müller, Joh. Christ. 1866.
» Müller-Rentz, F. A. 1874.
* Müller, Paul. 1878.
» Müller, Siegm. Fr., Dr. Notar. 1878.
» Mumm von Schwarzenstein, Alb.
1869.
» Mumm V. Schwarzenstein, D. 11.,
Dr. jur., Oberbürgermeister. 1869.
» Mumm V. Schwarzenstein, Herui.,
Generalconsul. 1852.
» Mumqi V. Schwarzenstein, F. H.,
jun. 1873.
» Mumm V. Schwarzenstein, W. 1856.
» Mylius, Karl Jonas, Architekt. 1871 .
» Nestle- John, Georg 1878.
» Nestle, Hermann. 1857.
» Nestle, Julius. 1873.
» Nestle, Richard. 1855.
» Neubert, W. L., Zahnarzt.
» Neubürger, Dr. med. 18()0
» Neustadt, Samuel. 1878.
» de Neufville-Büttner, Gust.
Commerzienrath. 1859.
» de Neufville-Siebert, Friedr. 1860.
» de NeutVille, Otto. 1878.
» Neumüller, Fritz. 1875.
» Niederhof heim, A., Director 1873.
» *Noll, F. K., Dr. sc. nat. 1863.
» V. Obernberg, Ad., Dr. jur. 1870.
» Ochs, Hermann. 1873.
» Ochs. Karl. 1873.
» Ochs, Lazarus. 1873.
» Odrell, Leop., Dr. jur. 1874.
» Ohlenschlager, J. A., Dr. jur. 1859.
» Ohlenschlager, K. Fr., Dr. med.
1873.
» Oplin, Adolph. 1878.
» Oppenheim, Guido. 1873.
» Oppenheimer, Charles. 1873.
» Oppenheimer, Marcus Moritz. 1877.
187S.
Geh.
1859.
1878.
Hr. Ortenbach, Friedr. 1853.
» Orthenberger, Dr. jur. 1866.
V d'Orville, Friedr. 1846.
» O.sterrieth, Franz. 1867.
>> Osterrieth-v. Bihl. 1860.
» Osterrieth-Laurin, Aug. 1866.
» Osferrieth, Eduard. 1878.
» Oswalt, H., Dr. jur. 1873.
V Parrot, J. Ch. 1873.
» Passavaut, E., Dr. jur., Stadtrath.
1866.
» Passavant, Gust., Dr. med.
» Passavant, Herrn. 1859.
>' Passavant, Robert. 1860.
> Passavant, Rudolf. 1869.
» ^Passavaut, Theodor. 1854.
>' Perle, Stabsarzt, Dr. med.
» Petermann, Ad., Dr., Zahnarzt. 1875.
» *Petersen, K. Th., Dr. phil. 1873.
- Petsch-Goll, Phil. 1860.
* Pfaehler, F. W. 1878.
» Pfeffel, Aug. 1869.
» Pfeffel, Friedr. 1850.
V Pfefferkorn, R., Dr. jur. 1856.
^ Pfeifer, Eugen. 1846.
» Pieg, K., Steuerrath. 1873.
» Ponfick, Otto, Dr. jur., Stadt-
gerichts-Secretär. 1869.
» Posen, Jakob. 1873.
> Prestel, Ferd. 1866.
« Quilling, Friedr. Wilh. 1869.
» Raabe, Ernst. 1872.
» Rautenberg, Leopold. 1873.
» Raveustein, Aug. 1866.
» Raveustein, Simon. 1873.
Die Realschule, Israelitische. 1869.
Hr. Reiffensteiti, J. P. 1878.
>' V. Reinach, Adolf, Baron, General-
consul. 1860.
» V. Reinach, Alb., Baron. 1870.
» Reinganum, Paul, Dr. 1878.
» Reiss, Enoch. 1843.
» Reiss, Jacques, Geh. Commerzien-
rath. 1844.
» Reiss, Paul, Advocat. 1878.
>> Reuss, Dr. jur., Schöff. 1824.
» Ricard, Adolf. 1866.
— 29
Hr. Ricard, L. A. 1873.
» Richard, Friedr. 1866.
» * Richters, A. J. Ferd., Dr. 1877.
» Rieger, Wilhelm. 1832.
» Rindskopf, Isaak M. 1866.
» *Ripps, Dr. med. 1856.
» Rittner, G , Commerzienrath. 1860.
» *Roberth, Ern.st, Dr. med. 1856.
» Rödiger, Konr., Dr. phil.. Direc-
torialrath. 1859.
y Rössler, F., Münzwardein. 1866.
» Rössler, Hector. 1878.
» Roos, Benjamin. 1869.
» *Roose, Wilh. 1869.
» Roth, Georg. 1878.
» Roth, Joh. Heinrich. 1878.
» V. Rothschild, M. K.,Generalconsul,
Freiherr. ] 843.
» V. Rothschild, Wilh., Generalconsul,
Freiherr. 1870.
» Rottenstein, Dr. 1866.
» Rueff, Julius, Apotheker. 1873.
» Rumpf, Dr. jur., Consulent. 1866.
Fr. Rumpf, Fr. 1868.
Hr. Saaler, Adolph. 1878.
» *Saalmüller, Max, Oberstlieutenant.
1878.
» Sachs, Joh. Jak. 1870.
» Sanct-Goar, Meier. 1866.
» Sandhagen, Wilh. 1873.
» Sauerländer, J. D., Dr. jur., Stadt-
rath. 1873.
» Schaffner, Ferd., Dr. med. 1866.
» Scharff, Alexander. 1844.
» *Scharff, F. A., Dr. jur. 1852.
» Scharff-Osterrieth, Gottfr. 1859.
» Schaub, Carl. 1878.
» Scheffer, Karl, Postamts-Assistent.
1875.
» *Scbeidel, Seb. AI., Director. 1850.
» Schenck, Joh. David. 1866.
» Schenck, W. 1878.
» Schepeler, Ch. F. 1873.
» Scherbius, G. Th. 1869.
» Scherlensky, Dr. jur. 1873.
» Schiele, Simon, Director. 1866.
» Schiff, Phil. 1873.
Hr. Schilling, Dr. med. 1833.
» Schlemmer, Dr. jur. 1873.
» Schmick, J. P. W., Ingenieur. 1873.
» Schmidt, Adolf, Dr. med. 1832.
» Schmidt. Dietrich Wilh. 1876.
» ^Schmidt, Heinr., Dr. med. 1866.
» Schmidt, J. Chr., Dr. med. 1876.
» Schmidt, .Joh. Georg. 1876.
» Schmidt, Karl, Kreisthierarzt. 1866.
» Schmidt, Konrad Fr. 1872.
» Schmidt, Louis A. A. 1871.
» *Schmidt, Maxim., Dr. vet., Director.
186().
» *Schmidt, Moritz, Dr. med. 1870.
» Schmidt-Polex, Adolf. 1855.
» Schmidt-Rumpf, L. D. Phil. 1876.
>^ Schmidt-Scharff, Adolf. 1855.
» Schmölder, P. A. 1873.
» Schmöle, Wilh. 1866.
» Schölles, Joh., Dr. med. 1866.
» *Schott, Eugen, Dr. med. 1872.
» Schürmaun, Friedr. Adolf. 1876
» Schulz, Heinr., Dr. jur. 1866.
» Schumacher, Gg. Friedr. 1866.
» Schwarz, Georg Ph. A. 1878.
» Schwarzschild, Em. 1878.
» *Schwarzschild, H., Dr. med., Geh.
Sanitätsrath. 1836.
» Schwarzschild, Moses. 1866.
> V. Schweitzer, K., Dr. jur., Schöff.
1831.
» von Seydewitz, Hans, Pfarrer. 1878.
» *Siebert, J., Dr. jur. 1854.
» Siebert, Karl August. 1869.
> Sömmerring, Karl. 1876.
» Sonnemann, Leopold. 1873.
» Souchay, A. 1842.
» Speltz, Dr. jur., Senator. 1860.
» Speltz, Jakob. 1819.
» Spengel, Friedrich. 1878.
» Speyer, Georg. 1878.
» Speyer, Gustav. 1873.
» Spiess, Alexander, Dr. med., Sani-
tätsrath. 1865.
» Stadermann, Ernst. 1873.
» *Steftan, Ph. J., Dr. med. 1862.
» v. Steiger, L. 1869.
30
Hr. Stern, B. E., Dr. med. 1865.
» Stern, B. S. 1878.
» Stern, Theodor. 1863.
» Steuernagel, Joh. Heiur. 1860.
» *Stiebel, Fritz, Dr. med. 1849.
» Stiebel, Julius. 1877.
» V. Stiebel, Heinr., Consul. 1860.
» Stilgebauer, Gust , Bankdirector.
1878.
» Stock, H. A. 1859
» Straus-Fuld, A. J. 1873.
» *Stricker, W., Dr. med. 1870.
» Strube, Jak., Hofrath. 1873.
» Strubel], Bruno. 1876.
» Sulzbach, Emil. 1878.
» Sulzbach, Moritz. 1878.
» Sukbach, Rud. 1869.
» Trier, Samuel. 1873.
» Trost, Otto. 1878.
» Ulmanu, A., Dr. phil. 1871.
» Umpfenbach, A. E. 1873.
» Üna-Maas, S. 1873.
» Varrentrapp, Fr., Dr. jur. 1850.
» * Varrentrapp, Georg, Dr. med., Geh.
Sanitätsrath. 1833. •
» Varrentrapp, J. A. 1857.
» von den Velden, Fr. 1842.
> Vogt, Ludwig, Director. 1866.
» *Volger, Otto, Dr. phil. 1862.
» Volkert, K. A. Gh. 1873.
» *Wallach, J., Dr. med. 1848.
. Weber, Andreas. 1860.
Weiller, Jak. Hirsch. 1869.
Weisbrod, Friedr. 1873.
Weismann, N. 1873.
Weismann, Wilhelm. 1878.
V. Weisweiller, Georg. 1866.
*Wenz, Emil, Dr. med. 1869.
Wertheimber, Emanuel. 1878.
Wertheimber, Louis. 1869.
Wetzel, Heinr. 1864.
Weydt, Nik. 1869.
Weydt, Phil. 1872.
Wiesner, Dr. med. 1873.
Winter, W. Chr. 1852.
Wippevmann, Friedr. 1819.
Wirsing, Adolf. 1873.
* Wirsing, J. P., Dr. med. 1869.
Wirth, Franz. 1869.
Wittekind, H., Dr. jur. 1860.
Wolff, Adam. 1873.
Wolff, Phil. 1874.
Wolfskehl, H. M. 1860.
Wüst, K. L. 1866.
Wunderlich, Gg. 1869.
Zickwolff, Albert. 1873.
Zickwolff, Otto. 1873.
*Ziegler, Julius, Dr. phil. 1869.
Ziegler, Otto, Director. 1873.
Zimmer, Georg. 1878.
Zimmer, K., Dr. phil. 1855.
Zimmer, K. G. B. 1869.
IV. Neue Mitglieder für das Ja!ir 1879.
Hr. *Buck, Emil, Dr.
» *Reichenbach, J. H., Dr.
Hr. Schäfer, B^iedrich.
» Stelz, Ludwig.
Hr. Trier, Gustav.
31
T. Correspomlireude Mitglieder. *)
1820. Wöhler, Friedr., Professor in
Göttingen (von hier).
1822. Reichenbach, H. G. L., Prof, in
Dresden.
1823. Radius, Justus, Dr. Bied. in
Leipzig.
1825. de Laizer, Comte Maurice, in
Clairmont-Ferrant.
1827. Keferstein, Adolf, Gerichtsrath
in Erfurt.
1827. Reinhardt, Joh. A., Professor
in Kopenhagen.
1830. Czihak, J. Ch., Dr., Professor
in Aschaffenburg.
1832. Engelmann, Joh. Georg, Dr.
med. in St. Louis, ^Nordamerika
(von hier).
1833. Fechner, Gustav Theodor, Prof.
in Leipzig.
1834. Listing, Dr. phil.. Professor in
Göttingen (von hier).
1834. Wiebel, Karl, Prof, in Hamburg.
1836. Decaisne, Akademiker in Paris.
1836. Schlegel, Herrn., Professor Dr.,
Director des Museums in Leyden.
1836. Agard, Jakob Georg, Prof, in
Lund.
1837. Studer, Bernhard, Professor in
Bern.
1837. Studer, Apotheker in Bern.
1837. Coulon, Louis, in Neufchatel.
1837. de Montmolin , Auguste , in
Neufchatel.
1839. Meyer, Georg Hermann, Prof.
in Zürich (von hier).
1841. Genth, Adolf, Dr. med., Badearzt
in Schwalbach.
1841. Schwann, Theod., Dr., Prof, in
Löwen.
1841. Budge, Jul., Prof, in Greifswald.
1841. Betti, Pietro, Soperintendente
de sanitä in Florenz.
1841. Parolini, Alberto, in Bassano.
1841. Fasetta, Valentin, Dr. med. in
Venedig.
1842. Thomae, K., Prof., emerit. Di-
rector des landwirthschaftlichen
Instituts in Wiesbaden.
1842. Hein, Dr. in Danzig.
1842. Clans, Bruno, Dr. med. in Bonn
(von hier).
1844. Göppert, Heinrich Robert, Pro-
fessor in Breslau.
1844. Schimper, W. P., Professor in
Strassburg.
1844. Bidder, PMedr. H., Professor in
Dorpat.
1844. Plieninger, W. H. Th., Professor
in Stuttgart.
1844. Blum, Prof, in Heidelberg.
1845. Bischolf, Th. L. W., Professor in
München.
1845. Adelmann, Georg B. F., Prof.
in Dorpat.
1845. Kützing, Friedrich Traugott, in
Nordhausen.
1845. Meneghini, Giuseppe, Professor
in Padua.
1845. Zimmermann, Ludwig Philipp,
Dr. med.
1846. Sandberger, Fridolin, Professor
in Würzburg.
1846. Worms, Gabriel, auf Ceylon (von
hier).
1846. Woi-ms, Moritz, auf Ceylon (von
hier).
1846. Schiff, Moritz, Dr. med., Prof.
in Florenz (von hier).
1847. Virchow, Rudolf, Prof. in Berlin.
1848. Dunker, Wilhelm, Professor in
Marburg.
1848. Philippi, Rudolf Amadeus, Di-
rector des Museums in Santiago
de Chile.
1849. Beck, Bernh., Dr. med., General-
arzt in Karlsruhe.
*) Die vorgesetzte Zahl bedeutet das Jahr der Aufnahme.
— 32
1849. von Schieiden, M. J., Professor,
k. russ. Staatsrat!! in Wiesbaden.
1849. Dohrn, Karl August, Dr., Präsi-
dent des Entomolog. Vereins in
Stettin.
1849. Fischer, Georg, in Milwaukee,
Wisconsin (von hier).
1849. Gray, Asa, Prof. an der lloward-
Uuiversitj^ in Cambridge.
1850. Kirchner (Consul in Sj'dney), jetzt
in Darmstadt (von hier).
1850. Mettenheimer, Karl Christian
Friedrich, Dr. med., Leibaxzt in
Schwerin (von hier)
1851. Jordan, Hermann. Dr. med. in
Saarbrücken.
1851. Landerer, Xavei", Professor, Hof-
apotheker in Athen.
1852. Leuckart, Eudolf, Dr., Professor
in Leijjzig.
1853. Robin, Cliarles, Prof. in Paris.
1853. de Bary, Heinr. Anton, Prof. in
Strassburg (von hier).
1853. Buchenau, Franz, Dr., Professor
in Bremen.
1853. Brücke, Ernst Wilh., Professor
in Wien.
1853. Ludwig, Karl, Prof. in Leipzig.
1853. Bruch, K., Dr., Prof. in Offenbach.
1854. Schneider, Wilh. Gottlieb, Dr.
phil. in Breslau.
1854. Ecker, Alexander, Professor in
Freiburg.
1854. Besnard, Anton, Dr., Oberstabs-
arzt in München.
1855. Grube, Eduard, Staatsrath, Prof.
in Breslau.
185G. Scacchi, Archangelo, Professor
in Neapel.
1856. Palmieri, Professor in Neapel.
1857. Leyh, Friedrich A., Professor in
Stuttgart.
1857. v. Homeyer, Alex., Major in
Wiesbaden.
1859. Ribeira in Coira, Brasilien.
1859. Frey, Heinrich, Prof. in Zürich
(von hier).
1860. Weinland, Christ. Dav. Friedr.,
Dr. phil. in Hohen-Wittlingen,
Württemberg.
1860. Gerlach, J., Prof. in Erlangen.
ISCiO. Weismann, Aug., Professor iu
Freiburg (von hier).
1861. Becker, Ludwig, in Melbourne,
Australien.
18G1. Helmholtz, H. L. F., Professor
in Berlin.
1861. von Manderstjerua, Excell., kais.
Russ. Generallieut. in Warschau.
1863. Hofmann, Herrn., Professor der
Botanik in Giessen.
1863. von Riese-Stalburg, W. F., Frei-
herr, Gutsbesitzer in Prag.
1863. de Saussure, Henri, in Genf.
1864. Pauli, Friedr. Wilh., Dr. med.,
Hofrath, in Bockenheim
1864. Schaafhausen, H., Prof. in Bonn.
1864. Keyserling, Graf Alex., Ex-Cura-
tor der Universität Dorpat.
1865. Bielz, E. Albert, Dr., in Hermann-
stadt.
1866. Möhl, Dr., Profes.sor in Kassel.
1867. Landzert, Professor in St. Peters-
burg.
1867 von Harold, Freih., Major a. D.
am Königl. Museum in Berlin.
1867. de Marseul, Abbe' iu Paris.
1868. Hornstein, Dr., Oberl. in Kassel.
1869. Lieberkühn, N.,Prof. in Marburg.
1869. Wagner, R., Prof. in Marburg.
1869. Gegenbauer, Karl, Prof. in Jena.
1869. His, Wilhelm, Prof. in Leipzig.
1869. Rütimeyer, Ludw., Professor in
Basel.
1869. Semper, Karl, Prof. in Würzburg.
1869. Gerlach, Dr. med. in Hongkong,
China (von hier).
1869. Woronin, M., in St. Petersburg.
1869. Barboza du Boccage, Director
des zoolog. Museums in Lissabon
1869. Kenngott, G. A. , Professor in
Zürich.
1871. V. Müller, F., Director des botan.
Gartens in Melbourne, Australien.
— 33 -
1871. V. Haast, Jul., Dr., Staatsgeologe
in Christ-Churcli, Auckland, Neu-
seeland.
1871. Jones, Matthew, Präsident des
naturhistor. Vereins in Halifax.
1872. Agardli-Westerlund, Dr. in Ron-
neby, Schweden.
1872. Verkrüzen, Th. A., in Frankfurt
am Main.
1872. Nägeli, K., Prof, in München.
1872. Sachs, J., Prof, in Würzburg.
1872. Hooker, J. D., Direct, des botan.
Gartens in Kew, England.
1873. Koch, Karl, Dr., Landesgeologe
in Wiesbaden.
1873. Streng, Prof, in Giessen(vonhier).
1873. Beyrich, Professor in Berlin.
1873. Stossich, Adolf, Professor an der
Realschule in Triest.
1878. vom Rath, Gerh., Prof, in Bonn.
1873. Römer, Professor in Breslau.
1873. Seebach, Professor in Göttingen.
1873. Heer, Oswald, Prof, in Zürich.
1873. von Siebold, Prof, in München.
1873. Caspary, Rob., Prof, in Königs-
berg.
1873. Cramer, Prof, in Zürich.
1873. Bentham, Georg, Präsident der
Linnean Society in London.
1873. Darwin , Charles , in Down ,
Beckenham, Kent in England.
1873. Günther, Dr. am British Museum
in London.
1873. Sclater, Phil. Lutley, Secretary
of zoolog. Soc. in London.
1873. Leydig, Franz, Dr., Professor in
Tübingen.
1873. Loven, Professor, Akademiker
in Stockholm.
1873. Schmarda, Prof, in Wien.
1873. Pring.sheim, Dr., Prof, in Berlin.
1873. Schwendner, Dr., Prof, in Basel.
1873. de Candolle, Alphonse, Prof, in
Genf.
1873. Schweinfurth, Dr. in Berlin,
Präsident der Geographischen
Gesellschaft in Cairo.
1873. Russow, Edmund, Dr., Prof. in
Dorpat.
1873. Cohn, Dr., Prof. in Breslau.
1873. Rees, Prof. in Erlangen.
1873. Godeffroy, J. K., Rheder in Ham-
burg.
1873. Ernst, Dr., Vorsitzender d. deut-
schen naturforsch. Gesellsch. in
Caracas.
1873. Mousson, Professor in Zürich.
1873. Krefft, Director des Museums in
Sydney.
1873. Giebel, Professor in Halle.
1874. .Joseph, Gustav, Dr. med., Docent
in Breslau.
1874. von Fritsch, Karl, Freiherr, Dr.,
Professor in Halle.
1874. von Tomassini, Ritter Muzio, in
Triest.
1874. Gasser, Dr., Privatdocent in
Marburg (von hier).
1875. Bütschli, Otto, Dr., Prof. in
Heidelberg (von hier).
1875. Dietze, Karl, in München.
1875. Fraas, Oscar, Dr., Professor in
Stuttgart.
1875. Fischer von Waldheim, Alex.,
Staatsrath u. Ritter in Moskau.
1875. Genthe, Herrn., Prof. Dr., Direc-
tor des Gymnasiums in Duisburg.
1875. Klein,Karl,Dr.,Prof.inHeidelberg.
1875. Ebenau, Karl, in Madagascar
(von hier).
1875. Moritz, A., Dr., Directeur de
l'observatoire physique in Tiflis.
1875. Probst, Pfarrer, Dr. phil. in
Unter - Essendorf, Württemberg.
1875. Targioni-Tozetti, Prof.inFlorenz.
1875. Zittel, Karl, Dr., Prof. inMünchen.
1876. Rein, J. J., Dr., Prof. in Marburg.
1876. Liversidge, Prof. in Sydney.
1876. Böttger, Hugo, Director in Beuel
bei Bonn (von hier).
1876. Langer, Karl, Dr., Prof. in Wien.
1876. Le Jolis, Auguste, President de
la Societd nationale des sciences
naturelles in Cherbourg.
3
34 —
1876. Meyer, A. B., Dr., Director cle.s
königl. zoolog. Museums in Dres-
den.
187G. Wetterhan, J. D., in Freiburg
i. Br. (von hier).
1877. Voit, Karl, Dr., Prof, in München.
1877. Schmitt, C. G. Fr., Dr., Prälat
in Mainz.
1878. Chun, Carl, Dr. in Neapel (von
hier).
1878. Corradi, A., Professor der Kgl.
Universität in Pavia.
1878. Hayden, Prof., Dr., Staatsgeologe
in Washington.
1878. Strauch, Alex., Dr. phil., Mit-
glied der k. k. Akademie der
Wissenschaften in St. Petersburg.
1878. Stumpff, Anton, aus Homburg v.
d. H., d. Z. auf Madagascar.
yi. Ausserordentliche Ehrenmitglieder.
1872. Mühlig, J. G. G., Verwalter (von hier).
1875. Erckel, Theodor (von hier).
1878. Hetzer, AVilhelm (von hier).
1878. V. Böttger, Rudolph, Prof. Dr. (von hier).
35 —
Verzeichiiiss
der Geschenke für das iiaturliistorisclie Museum,
welche vom Juni 1878 bis Juni 1879 der Gesellschaft
überwiesen wurden.
1. Für die Skeletsammlung.
Von Herrn Conrad Ferd. Müller, stud, archit. von hier: der
Schädel eines Gaika-Kaffer.
Von Herrn Lehrer J. Blum: der Schädel eines Nasua und der
eines Gebus.
2. Für die Vögelsamralung.
Von Herrn Friedrich Bastier: 1 Anas querquedula.
Von Herrn Photograph Huth: 1 Bastard von Girlitz cf und
Kanarienvogel 9-
Vou Herrn Verwalter Mühlig: ein Nest von Motacilla alba mit
Eiern (in einem Pantoffel).
3. Für die Sammlung von Reptilien und Amphibien.
Von Herrn Akademiker Prof. Dr. Strauch in Petersburg: 1 Eremias
variabilis, 1 Eremias velox und 1 Fhrynocephaliis aiiritus
aus der Steppe am Alakul - See und Lepsafluss ; 2 Testudo
(Homopus) Horsfieldii, cf uud 9 aus Turkestan, lebend.
Von Herrn Dr. Oscar Böttger: 1 Triton taeniatus, 2 Triton
cristatus und 4 Triton alpestris von Zeitlofs bei Brückenau
an der Rhön.
Von Herrn Anton Stumpff, z. Z. in Madagascar, durch Herrn
Oberamtsrichter L. Stumpff in Homburg v. d. H. : 3 Sen-
dungen Reptilien uud Amphibien von Madagascar, darunter
der kostbare Chamaeleo super ciliaris (j und 9? eiu neuer Laub-
frosch und ein neuer Gecko.
Von Herrn W. v. Schoulerin Wiesbaden : 3 kleine Schlangen
(2 für uns neu), gesammelt im Reiche Deli auf Sumatra.
4. Für die Sammlung der Gliederthiere.
Von Herrn L. Jeaurenaud durch Herrn Appellationsgerich ts-
rath Dr. Jeanrenaud : ein getrockneter Seekrebs.
— 36 -
Von Herrn W. v. Schouler in Wiesbaden: 2 Gläser mit lu-
secteu und Seolopeuderu in Spiritus, gesammelt im Keiche
Deli auf Sumatra (Niederländisch-Tndien).
Von Herrn Christoph und Lips: ein Hummer.
Von Herrn Anton Stumpff auf Madagascar: eine zweite Sen-
dung Schmetterlinge aus Madagascar und mehrere Gläser mit
O O O
Insecten in Spiritus, ebendaher.
Von Herrn Baron v. Maltzahn: eine Suite portugiesischer und
brasilianischer Schmetterlinge in Tausch gegen Käfer-Dubletten.
5. Für die Sammlung von Mollusken.
Von Herrn D. F. Heynemaun dahier : eine höchst werthvolle
Sammlung abnormer und verkrüppelter Schneckenschalen —
eine in ihrer Art wohl einzige Sammlung.
Von Herrn Baron H. v. Maltzan: eine reiche Suite westindischer
Zweischaler.
Von Herrn Dr. W. Kobelt: eine Anzahl Meeresconchylien aus
Westindien, sämmtlich für das Museum neu.
6. Für die Sammlung niederer Thiere.
Von Herrn Chr. L ambrecht: eine Macandrina.
7. Für die Pflanzensammlung.
Von Herrn Inspector Heiss : der Blüthenstand einer Agave ameri-
cana und eine Blüthe von Stanhopca occllata.
Von Herrn Dr. W. Kobelt: ein Pinienzapfen.
Von Herrn Hofrath Dr. Pauli: ein Stück echtes Gummi Lada-
num von Cistus creticus^ Ernte von 1860 (90 Gramm).
8. Für die zoopaläontologisehe Sammlung.
Vom Städtischen Museum und vom AI terthu ms verein,
durch Herrn Conservator Cornill: Diverse fossile Knochen-
reste.
Von Herrn Ingenieur L. Becker: ein Backenzahn von Elephas
primigenius aus diluvialem Kies, Bockenheimer Landstrasse.
Von Herrn Kaufmann Carl Jung in Glasgow : Petrefacteu aus
dem Zechstein von Beith bei Glasgow.
Von Herrn Dir. Hugo Böttger: einige Fischreste aus der
Papierkohle bei Bonn.
- 37 —
Von Herrn Robert Schar ff in Bordeaux: eine Suite fossile
Meeresconchylien aus dem Untermiocäu der faluns de Bor-
deaux ('Leognau, Saucats, Meriguac etc.).
9. Für die phytopaläontologische Sammlung.
Von Herrn Prof. Dr. S a n d b e r g e r in Würzburg : eine Suite
Tertiärpflauzeu aus dem Zsilythale (Siebenbürgen).
Von Herrn Dir. Hugo Böttger: einige Pflanzenreste aus der
Papierkohle bei Bonn.
Von Herrn Georg S teiger w aid: ein Stück Kieselholz vom
Maiuufer.
10. Für die geologische Sammlung.
Von Herrn Ingenieur Ludw. Becker: 2 Stufen Deistersandsteiu
mit Cyrena ovalis aus der Wealdenformation von Oberkirchen
bei Rinteln im Teutoburger Wald , eine Platte Tertiärkalk
mit Mytilus Faiijasii, bei Frankfurt.
Von Herrn H. Heid: Spiriferensaudstein von Wernborn bei
Usingen.
Von Herrn Hauptmann Dr. v. Hey den: Kalktuff von den Ufern
der Plitvicaseen (kroatische Militärgrenze).
Von Herrn Dr. Neumann dahier: eine Stufe alpiner Muschel-
kalk vom Ampezzothal (Süd-Tyrol).
Von Herrn Landesgeologen Dr. Carl Koch: ein Stück Glasopal
und Chloropal von der Louisa bei Frankfurt.
11. Für die Mineraliensammlung.
Von Herrn Dr. Friedrich Scharff: 24 Stücke Mineralien vom
Vesuv, vom Odenwald und Taunus, darunter Leuzit in auf-
gewachsenen Krystallen , Amethyst von den Drei Brunnen
und Flussspath-Octaeder vom Rossert.
Von Herrn Dr. jur. A. Buck: ein Stück Tachylit von Bockenheim.
Von Herrn Dr. W. Kobelt: Bergkrystall in carrarischem
Marmor.
Von Herrn Apotheker Dr. Fresenius : diverse Basalte mit
Zeolithdrusen.
Von Herrn Steigerwald: ein Achat, durch Herrn Otto Cornill.
Von Herrn Hauptmann Dr. v. Heyden: ein Stück Ludvighit
von dem einzig bekannten Fundorte Eisensteiu-Morawitza im
Krassoer Comitat (Ungarn).
- 38 —
Vou Heim lugeuienr Christ. Pelluer: 1 Authrazit von Pitts-
burg, 1 Speerkies aus dem Duxer Braunkohleurevier, Hart-
mannszeche bei Ladowitz uud eine Schlacke aus der Glashütte
bei Kopenhagen.
Von Herrn Gottfried Scharff: 6 Mineralien von Iserlohn.
Von Herrn Dir. Hugo Böttger : eine Septarie mit Gypskrystallen
auf Schwefelkies aus der Braunkohle bei Rott.
12. Für die ethnographische Sammlung.
Von Frau Müller - Ren tz : eine lederne, mit Stickereien ge-
schmückte Cigarrenbüchse aus Japan.
Von Herrn J. F o r m h a 1 s : 5 Pfeilspitzen aus Feuerstein.
Von Herrn Dr. Oscar Böttger: Stück eines Werkzeugs (einer
Schnalle?) aus Bronze, aus dem Steinbruche von Biber bei
Offenbach. — Sporn, von Bergfarnstadt bei Querfurt.
Geschenke an Geld von Juni 1878 bis Juni 1879.
Legat des Schneidermeisters Herrn J o h. Heinrich
Roth. fl. 500 = M. 857. 14
Geschenk des Herrn J. P h. Nie. Manskopf als
ewiges Mitglied » 500. —
Geschenk des Herrn P h i 1. v o u D o u n e r . . . » 40. —
Geschenk des Herrn Ad. Metz 1er » 46. —
Geschenk von Frau Constanze du Fay geb.
Lutteroth, zum Andenken an ihren dahin-
geschiedenen Gemahl Herrn Jean Noedu
Fay sei » 1600. -
Städtische Subvention pro 1878 » 4000. —
Geschenke an Büchern.
(Die mit * versehenen vom Autor geschenkt.)
Agardh-Westerlund, Dr. C, in Ronueby (Schweden): Skandina-
viska folgarnes fortplantuiugs historia. Heft l. 1878.
Besnard, Oberstabsarzt A. F., in München: Systematischer Jalires-
bericht. (Die Mineralogie in ihren neuesten Entdeckungen
und Fortschritten.) No. XXXL 1878.
— 39 —
*BÖttger, Dr. Oscar, in Frankfiut a. M. : Monographie der
Clausilieusection Albiuaria v. Vest. 1878.
* — Die Tertiärfauna von Pebas am obern Maranon.
von Bose-Reicheubacll, Graf, in Frankfurt a. M. : ein aus dem
Jahre 1808 stammender Praehtband, der 161 von
einem Frankfurter Namens Simon verfertigte Aquarell-
zeichnungeu von giftigen u. a. Pflanzen enthält.
*Ca8pary, Robert : Alexander Brauu's Leben.
('oriiill, Otto, in Frankfurt a. M.
J o h. Friese: Versuch einer leichten und fasslichen
Darstellung des Laufs der Gestirne mit 2 Kupfer-
tafeln. 1790.
Dobson, G. Edw., in London: Catalogue of the Chiroptera of
the Collection of the British Museum.
*Geyler, Dr. Theod., in Frankfurt a. M.: Ueber fossile Pflanzen
von Borneo. 1875.
*Haag-Butenberg, Dr. G., in Frankfurt a. M. : Beschreibung
neuer Arten von Heteromeren.
— Heteromeren aus dem Museum Godeffroy.
Y. Heyden, Hauptmann Dr. L., in Frankfurt a. M.
E. Mulsant und Ed. Ver r eaux : Histoire naturelle
des oiseaux mouches ou Colibris, Tome IH— IV. 1877.
Jones, J. Mfittliew: List of the Mollusca of Nova Scotia.
Klein, Prof. C, in Göttingen: Die Meteoritensammlung der
Universität Göttingen am 2. Jan. 1879.
*Kobelt, Dr. med. W., in Schwanheim : Fortsetzung von Ross-
raässler's Iconographie der europäischen Land- und
Süsswasser-Mollusken. Bd. V, Liefg. 4 — 6. Bd. VI.
Liefg. 1-3.
Mikroskopischer Terein in Frankfurt a. M.
Schnitze : Archiv für mikroskopische Anatomie.
Bd. I— XV. u. Bd. XVL Heft 1—2 nebst Namen-
und Sacliregister zu Bd. I — VHI.
V. Müller, Baron Ferd., in Melbourne : The organic constituents
of plants and vegetable substances. 1878.
Radius, Dr. Justus, in Leipzig. Einige Bemerkungen der PhaiS ^
macopoea germanica. 1878, -"5"*"
? "5 rr^
— 40 —
*vom Katli, Prof. G., in Bonn: Ueber den Granit.
* — Vorträge und Mittlieilungen.
* — Ein Beitrag zur Keuntuiss der Krystallisation des Cyauit.
*Reess, Prof. M., in Erlangen : Der botanische Garten zu Erlangen.
Rüppell, Dr. Eduard, in Frankfurt a. M. : Proceedings of the
scientific meetings of the Zoological Society of London.
1878. Part. I- IV. (Colorirtes Exemplar.)
— Transaction of the Zoological Society of London. Vol. X.
Part. 6-n.
*Rütimeyer, Prof. L., in Basel : Die Rinder der Tertiär-Epoche,
nebst Vorstudien zu einer natürlichen Geschichte der
Antilopen. IL Theil. 1878.
8cliarff, Dr. Eriedr., in Frankfurt a. M.
P. G r 1 h : Tabellarische Uebersicht der einfachen
Mineralien nach ihren krystallographisch- chemischen
Beziehungen.
Scharif, Ingenieur G., jun., in Frankfurt a. M.
Dr. Fr. Hochstetter: Ueber einen neuen geologischen
ÄufschlusR im Gebiete der Karlsruher Thermen.
Senckeubergische Stiftuiigs-Admiiiistration in Frankfurt a. M. :
24. Nachricht von dem Fortgang und Zuwachs der
Dr. Senckenbergischeu Stiftuug.
*Stoppaiii, Antonio , in Mailand : Carattere marino dei grandi
anfiteatri morenici delT Alta Italia.
*Stossich, Mich., in Triest : La teoria della vescica germinativa
11 Velebit.
* — Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der Chaetopoden.
*Streng, Prof., in Giessen : Geologisch -miueralogische Mitthei-
lungen. No. VII.
* — Mineralogische Mittheilungen über die Erze von Chana-
cillo in Nord-Chile.
*v. Tschusi, Ritter, zu Schmidhofen : Die Vögel Salzburgs.
* — Bibliographica ornithologica.
*Ziegler, Dr. Julius, in Frankfurt a. M. : Uebersicht der Vege-
tatiouszeiten in Frankfurt a. M. (Beobachtungen während
der Jahre 1867-78.)
41 —
Verzeichniss
der vom Juni 1878 bis Ende Mai 1879 im Tausch gegen die Abhand-
lungen und Berichte der Gesellschaft eingegangenen Schriften.
Von Akademien, Behörden, (Jesellschaften, Instituten,
Vereinen u. dgl.
Aarau, Aargauische natnrforschende Gesellschaft.
Mittheiluugeu, Heft I.
Amiens, Societe Liimeeuue du Nord de la France:
Bulletin mensuel. Torae IV. No. 70—76 ii. No. 78—81.
Amsterdam, Königliche Acaderaie der Wissenschaften:
Jaarboek. 1877.
Processen Verbaal. 1877—78.
Verhaudelingen. Afd. Natuurk. Deel XVIII.
Verslagen en Mededeelingeu. Afd. Naturk. 1878.
Tweede Reeks. Deel XII-XIII. 1878.
— Zoologische Gesellschaft:
Opeuiugsplechtigheid van de Tentoonstelling. 1878.
Basel. Schweizerische naturforschende Gesellschaft:
Verhandlungen. VI. Theil. Heft IV. 1878.
Batavia. Genossenschaft fttr Künste und Wissenschaften:
Notuleu. Deel XV No. 2—4. 1878. — Deel XVI. No.
1—2.
Gedurende de eerste eeuw van zejn bestaau 1778 — 1878
(Gedenkboek). Deel I. nebst einer Kupfermedaille.
Tijdschrift voor Indische taal-, laud- und volkenkunde.
Deel XXIV. af levering 6. 1878. Deel XXV. aflev. 1.
— Natuurkiindige Vereeniging in Neederlansch Indie:
Natuurkundig Tijdschrift. Deel XXXV.— XXXVII. Zevende
Serie. Deel V— VII. 1875-77.
Berlin. Königlich Preussische Akademie der Wissenschaften:
Mathematische Abhandlungen 1877.
Monatsehrift. Januar und Februar. 1879.
Physikalische Abhandlungen. 1877.
— Deutsche geologische Gesellschaft:
Zeitschrift. Bd. XXX. Heft 1—4. 1878.
— 42 —
Berlin. Königl. Preuss. Ministerium für Handel, Gewerbe und öffent-
liche Angelegenheiten :
Abhandluugen zur geologischen Specialkarte von Preussen
und den Tliüringisclieu Staaten. Band IL Heft 3 — 4.
Atlas zu den Abhandlungen. Band IL Heft 4.
Geologische Specialkarte von Preussen und den Thüringi-
schen Staaten. Lieferung XL in 6 Blättern mit 6
Heften Erläuterungen. Lieferung XIII. in 4 Blättern mit
4 Heften Erläuterungen.
— Botanischer Verein für die Provinz Brandenburg:
Verhandlungen. Jahrg. XIX. 1877.
— Gesellschaft naturforschender Freunde:
Sitzungsberichte 1878.
Bern. Naturforsehende Gesellschaft:
iMittheilungen. No. 923—936. 1877.
Bologna. Accademia Royal delle scieuze dell' Istituto:
Memorie. Serie III. Tomo VIII.
» Serie III. Tomo IX, Fase. 1 — 2.
Rendiconto 1877—78.
Boi'deaux. Societe des Sciences physiques et naturelles :
Memoires. Tome IL No. 3. 1878.
» » III. » 1. »
Boston. American Academy of arts and sciences.
Proceedings. New series. Vol. IV— V. 1877.
— Society of natui-al history:
Memoirs. Vol. II. Part. IV. No. 6. 1878.
Proceedings. Vol. XIX. Part. I -II. 1877.
Bremen. Naturwissenschaftlicher Verein.
Abhandlungen. Bd. VI. Heft 1.
Breslau. Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur.
55. Jahresbericht 1877.
General-Sachregister der in den Schriften von 1804 bis
1876 incl. enthaltenen Aufsätze.
Schlesische Inschriften vom XIIL bis XVI. Jabrhundert.
Eine Audienz Breslauer Bürger bei Napoleon I. 1813.
— Landwirthschaftlicher Centralverein für Scldesien:
Bericht 1876-77.
Brunn. Natur forsch ender Verein.
Verhandlungen. Bd. XVI. 1877.
— 43 —
Brüun. K. k. Mälirisch - Schlesische CTesellschaft zur Beförderung des
Ackerbaues, der Natur- uud Landeskunde :
Mittheiluugen. Jahrg. 58. 1878.
Brüssel (ßruxelles). Academie royale des sciences, des lettres et
des beaux arts de Belgique.
Memoires des membres. Tome XLIT. 1878.
Memoires courounes et des savauts etrangers. Tome
XL— XLI. 1876—78.
Memoires couroimes et autres memoires. Tome XXVII bis
XXVIII. 1877—78.
Bulletins. II. serie. Tome XLI— XLV. 1876—78.
Annuaire. 1877—78.
Tables de Logarithmes. 1877.
— Societe entomologiqne de Belgique.
Aniiales. Tome XXL 1878.
Compte reudu. Ser. IL No. 52 — 62.
Extrait des Comptes rendus.
Calcutta. Asiatic Society of Bengal.
List of periodicals and publications.
Journal. Vol. XLVL Part L No. 2-4. 1877. Part II.
No. 3-4. 1877.
Vol.XLVIL Part L No. 1—3. Part IL No. 1-3. 1878.
Proceedings. Jahrg. 1877. No. VIII— X.
Jahrg. 1878. No. VII— VIIL
Cambridge, U. S. A. (Mass.). Museum of Comparatire Zoology:
Annual Report. 1877—78.
Bulletin. Vol. V. No. 2—9. 1878.
Memoirs. Vol. V. No. 2. 1877. Vol. VI. No. 2. 1878.
Cassel. Verein für Naturkunde:
Jahresbericht. III. V. XL XVI. XVIII. XXIV. XXV.
Catalog der Bibliothek.
Eisen ach, H., Dr., Uebersicht der bisher in der LTin-
gegend von Cassel beobachteten Pilze.
Kessler, H. Fr., Dr., Die Lebensgeschichte der bisher
auf Ulmus campestris L. vorkommenden Aphiden-Arten.
Verzeichniss der bei Cassel in einem Umkreise von drei
Meilen aufgefundenen Coleopteren.
Catania. Accademia Gioenia di scienze naturali:
Atti. Ser. IIL Tomo XI-XIL 1877—78.
— 44 —
Chemnitz. Naturwissenschaftliche Gesellschaft.
Jahresbericht VI. 1875—77.
Cliristiania. Königl. noi'wegische Uuiversität.
Archiv for Mathematik og Naturwideuskab. Bd. III.
Heft 2—4.
Chur. Natiirforscheiule Gesellschaft Cfraubiindens.
Jahresbericht. 1876 — 77.
Djuizig. Naturforschende Gesellschaft:
Schriften. Neue Folge. Bd. IV. Heft 2. 1877.
Darmstadt. Gesellschaft für Erdkunde und Mittelrheinischer geolo-
gischer Verein.
Nütizblatt. III. Folge. Heft XVII. No. 193—204.
Dorpat. Naturforschende Gesellschaft.
Archiv. I. Serie. Bd. VIII. Heft S. 1877.
H. Serie. Bd. VII. Heft 4.
II. Serie. Bd. VHI. Heft 1—2. 1S77.
Sitzungsbericht. Bd. IV. Heft 3. 1877.
Dresden. Isis, Naturwissenschaftliche Gesellschaft:
Sitzungsberichte. 1878.
Schneider, 0., Dr., Naturwissenschaftliche Beiträge zur
Keuutniss der Kaukasus-Länder. 1878.
Edinburgli, Royal Society:
Transactions. Vol. XXVHI. Part II. 1877—78.
Elberfeld-Barmen. Naturwissenschaftlicher Verein :
Jahresberichte. Heft 5. 1878.
Erlangen. Physikalisch-medicinischc Societät:
Sitzungsberichte. Heft 10. 1878.
Florenz. Real Istituto di studi superiori pratici e di perfezionamente :
(Sezione scienze fisiehe e naturale.)
Publicazioni. Vol. I. 1877.
Ca van na, Dott. G., Studi e ricerche sui Picuoconidi.
Part. I. 1877.
Arcangeli, G, Opere publicate.
(Sezioue in medizina, cliirurgia e scuola di farmacia.)
Publicazioni. Vol. I. 1877.
Frankfurt a. M. Neue Zoologische Gesellschaft:
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Jahresbericht. 1876—77.
— Central- Ausschuss ties Deutsehen a. Oesterreich. Alpenvereins :
Mittheikiugen. Jahrg. 1878. No. 1 — 6.
Freiburg i. JJr. Naturforschende Gesellschaft:
Berichte über die Verhau diu ugen. Bd. VII. Heft 2— 3. 1878.
St. Gallen, Naturwissenschaftliche Gesellschaft:
Bericht 1876—77.
Genf (Geneve). Soeiete de physique et d'histoire naturelle:
Memoires. Tome XXV. Part. II. 1
Tome XXVI. Part. I. | 1877/78.
Giessen. Oberhessische Gesellschaft für Natur, und Heilkunde:
Bericht. XVII. 1878.
Glas^^OW. Natural History Society:
Pr<ice.-diiigs. Vol. III. Part 3.
Gothenburg (Göteborg). Kongl.Wetenscap och Witterhets Samhälles :
Haiidliiigar. Ny Tidsföljd. Haftet 15—16.
Graz. Akadem. Leseverein der k. k. Universität:
Jaliresbericht. XI. 1878.
Greifswald. Naturwissenschaftlicher Verein für Neu- Vorpommern und
Rüg'en:
Mittheiluugeii. Jahrg. X. 1878.
Halle a. S. Naturforschende Gesellschaft:
Abhandlungen. Bd. XIV. Heft 1—2. 1878.
Kaiserlich Leopoldinisch-Carolinische Deutsche Akademie der
Naturforscher:
Leopoldina. Jahrg. 1878. Heft XIV. No. 9 — 24.
» Jahrg. 1879. Heft XV. No. 1—8.
— Verein für Erdkunde:
Mittheilungen. 1878.
Hamburg- Altona. Naturwissenschaftlicher Verein:
Verhandlungen. 1877. Nene Folge. IL
— Verein für naturwissenschaftliche Unterhaltung:
Verhandlungen. 1876. Bd. IIL
Hannover. Naturhi4orische Gesellschaft:
Jahresbericht. XXV— VI. 1874-76.
Harlem. Soeiete Hollandaise des sciences exactes et naturelles :
Archives Neerlandaisfs des sciences exactes et naturelles.
Tome XHL Livr. 1-5.
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Harlem, Teyler-Stiftnngr :
Archives du Musee Teyler. Vol. IV. Fasc. 2 — 4.
» » » Vol. V. Part I.
Heidelberg. Natnrhistoriscli-medicinisclier Verein:
VerhandluDgen. Neue Folge. Bd. IT. Heft 2 — 3.
Helsiilgfors. Societatis pro Fauna et Flora Feiiulea:
Acta. Vol. I. 1875—77.
Notiser ur Sällskapets pro Fauna et Flora Feuuica. För-
liaudliugar. Haftet 2—3. 1852 u. 1857.
Ny Serie. Haftet 2—4 u. 6—11.
Meddelauden. Haftet 1 — 4.
Sällskapets pro Fauna et Flora Fennica.
Jena. Mediciniscli-naturwissenschaftliclie Gesellschaft:
Jenaische Zeitschrift. Bd. XII. Neue Folge.
Bd. V. Heft 3—4. Bd. XIÜ. Neue Folge.
Bd. VI. Heft 1.
Sitzungsberichte für 1878.
Innsbruck. Naturwissenscliaftlicli-mediciuisclier Verein :
Berichte. Jahrg. VII. 1876. Heft 2—3.
» Jahrg. VIII. 1878. Heft 1.
Kiel, Naturwissenscliaftliclier Verein für Sclileswig-Holstein:
Schriften. Bd. III. Heft 1. 1878.
Lausaune. Socl^te Taudoise des sciences naturelles:
Bulletin. T Ser. Vol. XV. No. 80. 1878.
Linz. Verein für Naturkunde:
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Lissabon (Lisboa). Academia real das sciencias:
Annales da Commissäo central permanente de Geographia.
No. 2. 1877.
Chemica Agricola. 1875.
Flora cochinchinensis. Toraus I — II. 1740.
Historia dos estabelecimentos scieutificos litterarios e
artisticos de Portugal. Tomo V. 187G. VII. 1878.
Historia e memorias da Academia real das sciencias de
Lisboa. II. Classe. Nova serie. Tomo IV. 1875.
Parte II. 1877.
Jornal de sciencias raathematicas , physicas e naturaes.
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Lissabon (Lisboa). Academia real das sciencias:
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Lüttich (Li^ge). Societe greologiqne de Belgiqne :
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Lyon. Societe Linueenne :
Annales. Nonvelle Serie. Tome XXXIII. 1876:
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Mailand (Milano). Reale Istituto Lombardo:
Memorie. Vol. XIV. XV. della Serie III. Pasc. I. 1878.
liendiconti. Ser. IL Vol. X. 1877.
Mannheim. Verein für Natnrknnde :
Jahresbericht. 41 — 44.
Moskau. Societe imperiale des naturalistes :
Bulletin. 1878. No. 1—3.
München. Königl. Baierische Akademie der Wissenschaften :
Abhandlungen. Bd. XIII. Abth. I. 1878.
Almanach. 1878.
Sitzungsberichte der mathematisch -physikalischen Classel
1878. Heft 1—4.
Gümbel, C. W., Dr., Die geognostische Durchforschung
Baierns.
Münster. Westfälischer Provinzial- Verein :
Jahresbericht. V— VI. 1877.
Neapel. Zoologische Station :
Mittheiluugen. Bd. I. Heft 2.
Neu-Brandenburg, Verein der Freunde der Naturgeschichte:
Archiv. Jahrg. XXXI-XXXIL 1877—78.
Neufchätel. Societe d'histoire naturelle :
Bulletin. Tome XI. Heft 2. 1878.
— 48 -
Offenbach. Verein für Natnrkuude:
Bericht. 17-18. 1875—1877.
Passau. Naturwisseiischafüicher Terein:
Bericlit XI. 1875 — 87.
St. Petersburg. Academie Imperiale des sciences:
Bulletiu. Tome XXV. No. 1--3.
Memoires. Tome XXV. No. 5-9.
Tome XXVI. No. 1—4.
— Societe entomologiqiie de Russie :
Horae societatis eutomologieae. Tome XIII. 1877.
(Tome X. No. 1 — 4, deutsch und russisch).
— Kaiserlich-botanischer Garten:
Acta horti Petropolitani. Tom us V. Fase. II.
Philadelphia. Academy of natnral science :
Proceedings. Part 1— III. 1877.
— American philosophical society :
Proceedings. Vol. XVII. No. 100.
List of surviving members. 1878.
Pisa. Societa Toscana di scienze naturali:
Atti. Vol. III. Fasc. 2. 187H.
Adunanza. 1878 — 79.
Prag", Dentscher akademischer Leseverein :
Jahresbericht. 1877—78.
Regensburg. Zoologisch-mineralog^ischer Verein:
Corresp()uilenzl)latt. Jahrg. XXXI. 1877.
Rom. R. Accademia dei Lincei :
Atti. Vol. II. Fasc. fi. 1878.
Vol. II. Transunti. 1877—78.
» Vol. III. Fasc. 1—5.
„ R. Comitato geologrico d'Italia:
Bolletino. 1878. No. 3—12.
» 1879. No. 1-2.
Rotterdam. Neederlandsche dierknndig-e Vereenigung-:
Tijdschrift. Deel IV. Aflev. I. 1878.
Salem, ü. S. A. Essex Institntiou:
Bulletin. Vol. 9. No. 1-12. 1877.
Stettin. Entomologischer Verein:
Eutomologische Zeitung. Jahrg. XXXVII. 1877.
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Sydney. Royal Society of New South Wales:
Annual Report of the deiDartement of mines. 1877.
Journal and Proceedings of the Roj'al Society. 1877.
Vol. XI.
Remarks on the sedimentary formations (Edition IV. 1878).
Railways of New South Wales. (Report on their con-
struction and working 1876.)
Report of the council of education upon the public
Schools. 1877.
Strassburg. Kaiserl. üiüTersitäts- und Landes-Bibliothek:
1 1 Inaugural-Dissertationen.
Triest (Trieste). Societa Adriatlca dl scienze natnx-ali:
Bolletino. Vol. IV. No. 1—2. 1878—79.
— Societa Agraria:
L'amico dei campi. Jahrg. XIV. No. 6—12. 1878.
Turin (Torino). Reale accadeniia delle scienze:
Atti. Vol. XIII. Disp. 1-8. 1877—78. Vol. XIV.
Disp. 1 — 2. 1879.
Bolletino dell' osservatorio della regia universitä di Torino.
Jahrg. XII. 1877.
Memorie. Ser. IL Tomo XXIX— XXX. 1878.
Washington, U, S. (Geological suryey of the territories:
Coues,E., Birds of the North west. Miscellaneous publi-
cations. No. 3. 1874.
Bulletin of the United States geological and geographical
survey of the Territories. 11. Ser. No. 2, 4 — 6. Vol. II.
No. 2—4. Vol. III. No. 1—4. Vol. IV. No. 1—2.
Illustrations of cretaceous and tertiary plants of the
Western Territories of the United States. 1878.
Ethnography and philology of the hidasta Indians. 1877.
Miscellaneous publications. No. 5 — 9. Descriptive
catalogue of the photographs of the United States
geological survey. 1875 — 77.
Preliminary report of the field work of the United States
geological and geographical survey. 1877.
Report of the United States geological survey of the
Territories. Vol. VII. 1878. IX. 1876. XI. 1877.
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Washington, U. S. Geological survey of the territories:
Suu pictures of Rocky moimtaiu Scenery with a description
of the geographical and geological features etc. of the
great West. 1876.
Adress before the Rocky mountain medical association. 1877.
Catalogue of the publications of the United States geo-
logical and geographical survey. 1877.
— Siiiitlisouiau Institution :
XXXI. Jahresbericht der Staats - Ackerbaubehörde von
Ohio. 1876. (II. Reihe.)
Wien. K. k. Akademie der Wisseuschaften:
Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissen-
schaften, mathematisch- naturwissenschaftliche Classe.
Bd. XXXV und XXXVIII.
Sitzungsberichte. Jahrg. 1878. No. 12 — 22 und No. 24
bis 28. Jahrg. 1879. No. 1-9.
— K. k. geologische tresellschaft :
Jahrbuch. Bd. XXVIII. No. 1-4. 1878.
Verhandlungen. 1878. No. 1-18.
— K. k. zoologisch-botanische Gesellschaft:
Verhandlungen. Bd. XXVIII. 1878.
— K. k. Sternwarte:
Meteorologische Beobachtungen an der Wiener Stern-
warte. 1877.
— Leseverein der deutschen Studenten:
Jahresbericht. VII. 1877—78.
— Naturwissenschaftlicher Verein an der k. k. technischen Hoch-
schule :
Berichte. III. 1878.
— Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse:
Schriften. Bd. XVIII— XIX. 1877-79.
Wül'zburg. Physikalisch-medicinische Gesellschaft :
Verhandlungen. Neue Folge. Bd. XXL Heft 1—4. Bd. XIII.
Heft 1-4.
23 diverse Inaugural-Dissertationeu.
YolvOliama. Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ost-
Asiens :
MittheiluDffen. Heft 12 und 14—16. 1877—78.
— 51 —
Zürich. Allgemeine Schweiz, naturfoi'sclieude Gesellschaft für die
gesammten Naturwissenschafteu :
Verhaudluugeu in Bex den 20.— 22. Aug. 1877 (GO. Jahres-
versammlung, Jahresbericht 1876 — 77).
— Naturforschende Cfesellscbaft:
Vierteljahrsschrift. Jahrg. XXI— XXII. 1876-77.
Zwickau. Verein für Naturkunde:
Jahresbericht. 1877. ^,,><j
Verzeicliniss
der angekauften Bücher und Zeitschriften. ' -^
Die mit * bezeichneten sind auch früher gehalten worden.
*Abhandlungen der Schweizerischen paläontologischen Gesellschaft.
*Annales des sciences naturelles (Zoologie et Botanique).
*Aunales de la Societe Entomologique de France.
*Annals and magazine of natural history.
*Archiv für Anthropologie.
V. Baer, C. E., Dr. Ueber die homerischen Lokalitäten in der
Odyssee (von Prof. L. Stieda. 1878).
^Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz. Lief. 13 — 14.
*C a b a n i s, Journal für Ornithologie.
*C a j e t a u , Dr., u. Felder, R. Reise der österreichischen Fregatte
Novara um die Erde. (Zoologischer Theil, Lepidoptera,
zwei Bände Text und Atlas.)
Claus, Carl. Untersuchungen zur Erforschung der genealogischen
Grundlage des Crustaceen-Systems.
^Deutsche entomologische Zeitschrift.
Ehlers, E., Prof. Die Borsten würmer, Annelida, Chaetopoda.
Abtheilung I.
Fes er, J. Die polizeiliche Controlle der Markt-Milch.
Flechsig, Paul, Dr. Die Leitungsbahneu im Gehirn und Rücken-
mark des Menschen.
Firtsch, Gust. Untersuchungen über den feineren Bau des Fisch-
gehirns.
— 52 —
*Gegeiibaur, C. Morphologisches Jahrbuch. Eiue Zeitschrift für
Anatomie und Entwicklungsgeschichte.
*Geological Magazine.
Graff, L., Dr. Das Genus Myzostoma.
*Groth, P. Zeitschrift für Krystallographie.
Groth, P. Die Mineraliensammlung der Kaiser-Wilhelms-Univer-
sität in Strassburg. (Ein Supplement zu den vor-
handenen mineralogischen Handbüchern.)
V. H a u e r , F. Ritter. Die Geologie und ihre Anwendung auf
die Keüutniss der Bodenbeschaflfeuheit der Österreich. -
Ungar. Monarchie.
*Heer, 0. Flora fossilis Helvetiae. Die vorweltliche Flora der
Schweiz.
Hertwig, 0. u, R. Das Nervensystem und die Sinnesorgane der
Medusen.
*H of mann und Schwalbe. Jahresbericht über die Portschritte
der Anatomie und Physiologie.
Hoffmeister, W. Die botanischen Ergebnisse der Reise Sr.
Königl, Hoheit des Prinzen Waldemar von Preussen
in den Jahren 1845 — 46.
*Hubrec ht, A. A. W. Dr. H. G. Bronn's Classen und Ordnungen
des Thierreichs.
Huxley, Th. H. Reden und Aufsätze, Bibliothek für Wissen-
schaft und Kunst. Bd. 11. (Deutsche autorisirte Aus-
gabe von Dr. Fr. Schnitze. 1877.)
*J a u , Iconographie des Ophidiens.
*Just, Leopold. Botanischer Jahresbericht.
*Kobelt. Jahrbücher der deutschen malakozoologischen Ge-
sellschaft.
Kö 11 ick er, Alb. Entwicklungsgeschichte des Menschen und der
höheren Thiere.
Kossmann, Rob by. Zoologische Ergebnisse einer Reise in die
Küstengebiete des rothen Meeres. I. Hälfte.
K ü h n e, W. Untersuchungen aus dem physiologischen Institute
der Universität Heidelberg. Bd. I. Heft 1—4. Bd. H.
Heft 1-3.
V. Leuhossek, Jos. Die künstlichen Schädelverbiudungen.
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*Leouhard und Geinitz. Neues Jahrbuch für Mineralogie.
Lepsius, Rieh. Das westliche Süd-Tyrol.
Leuckart und Nitzsche. Wandtafeln. Lief. II.
Lindenschmitt, L. Die Alterthümer unserer heidnischen Vor-
zeit. Bd. I— III.
V. Lins tow, 0. Compendium der Helminthologie.
*Malakozoologische Blätter.
*M a r t i n i - C h e ra n i t z. Conchy lieu-Cabinet.
Memoire sur la flore carbonifere du departement de la Loire.
(Partie Botanique systematique.)
*Meyer, Dr. A. B. Mittheilungen aus dem zoologischen Museum
in Dresden.
Mietzsch, Herrn. Geologie der Kohlenlager.
*Müller. Archiv für Anatomie und Physiologie.
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*Nature.
*Palaeoutographica.
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Zoologischer Theil. Bd. I— II.
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Rathke, H. (von Wittich, W^. Untersuchungen über die Ent-
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55 —
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57 —
Vorträge und Abhandlungen.
Reptilien und Amphibien aus Syrien.
Von
Dr. Oskar Böttger.
Da specielle Aufzählungen syrischer Kriechthiere mit alleiniger
Ausnahme eines Verzeichnisses von 16 Arten ^) aus Beirut, das
ich 1877 in Giebel's Zeitschrift f. d. ges. Naturwiss., Bud. 49,
S. 285 geben konnte, meines Wissens noch nicht existiren, dürfte
die folgende Mittheilung über eine Reihe weiterer syrischer Spe-
cies, namentlich auch für die geographische Verbreitung unserer
altweltlicheu Reptilien nicht ganz werthlos sein. Die vorliegende
kleine Collection von 18 Arten wurde theilweise in der Umgebung
von Jaffa, theilweise in der von Haiffa (Caifa) am Berge Carmel
gesammelt. Die Arten von dem erstgenannten Orte und eine Reihe
von Stücken, die vom Fusse und von den Abhängen des Carmel aus
nächster Nähe von Haiffa stammen, sind von Herrn Haus Simon
in Stuttgart durch Vermittlung des Herrn Hauptm. Dr. Lucas
von Hey den, dem unser Museum schon so viele herpetologische
^) Es sind : Homalosoma melanocephalum Jan ; Coronella austriaca
Laur. var., Zamenis (Periods) neylectus Jan, Z. Dahin Fitz, sp., Z. viridi-
flavus Latr. var. caspius Iwan, Callopeltis quadriÜneatus Pali., C Aesculapii
Aldr. sp., Tropidonotus natrix L. var., Tr. tesselatus Laur. sp., Coelopeltis
lacertina Fitz, sp., Tarbophis vivax Fitz, sp., Eryx jactdus L. sp., Vipera
(Dahoia) lebetina Forsk. sp. (= V. xanthina Grray var. nach F. Müller,
Catalog d. Baseler Amph. u. Rept., Basel 1878, S. 696), Eumeces pavimentatus
Geoffr. sp., Euprepis vittatiis Oliv, und Seps (Gongyliis) ocellatus Forsk. sp.
— 58 —
Zuwendungen und Bereicherungen verdankt, der Senckenbergischeu
naturforschenden Gesellschaft neuerdings zum Geschenk gemacht
worden ; eine kleine Zahl Arten von Haifla wurde dagegen von
Herrn Hans Simon dem Stuttgarter Museum überwiesen, aus
welchem ich sie durch die Freundlichkeit des Herrn Oberstudienrath
von Krauss auf einige Tage zur Ansicht erhielt.
Von besonderem Interesse scheinen mir die nahen Beziehungen
der hier kurz beschriebenen Reptilfauua zu der von Nord-Afrika
zu sein, indem nicht weniger als 13 von den 18 besprochenen
Arten in Aegypten und zum Theil auch in Algerien vorkommen,
während 2 Species Syrien ausschliesslich eigenthümlich zu sein
scheinen, 2 ebenfalls rein asiatischen Gattungen angehören und
eine Art Ost-Europa und West- Asien gemeinsam [ist. Im üebrigen
wird die Fauna von Syrien und Palaestina, wie bekannt, zum
circummediterranen Zweige der palaearktischen Region gerechnet;
nur sehr wenige Vertreter specifisch orientalischer Gruppen (so
3 Arten von Homalosoma^ Vertretern der Schlangenfamilie der
Calamariiden, und 1 Art der Eidechsengattung Ophiops) reichen
bis in die syrisch-palaestinische Fauna hinein.
Eine eingehende Vergleichung der syrischen Reptilfauna mit
der der Nachbarländer behalte ich mir für eine spätere Gelegen-
heit vor, insbesondere da Herr Hans Simon, ein eifriger und
kenutnissreicher Entomologe, mir gegenüber die Absicht aus-
gesprochen hat, die weiteren sicher zu erwartenden Sendungen
aus Syrien meiner Hand anzuvertrauen und dieselben theilweise
wenigstens unserer Gesellschaft zum Geschenk zu machen, was ich
nicht unterlassen will, hiermit schon jetzt dankend anzuerkennen.
üeptilia.
I. Ox>hidia.
Farn. I. Typhlopidae.
1. Onychocephalus Simoni Bttg. n. sp. 1879.
Char. Caput cmiicum; scuta caput tegentia punctis inscidptis
eleganter ornata; rostrale mediocre, subovatum, antice depressiim,
in aciem acutissimam transversam nee non media parte angidatam,
A-formem protractum^ orem valde superans. Oculi deficientes.
Series longitudinales squamarum 20. Squamae jj^aeanalia magni-
— 59 —
tudine non excellentes. Cauda brevis, latitudine capitis parum
longior sed crassior, ultima parte rotundata, nidlo modo mucro-
nata. — Unicolor candore flavescenti-carnoso.
Long, total. 196; capitis ca. 5, trimci 187,25, caudae 3,75 mm;
lat. capit. 3, trunci vix 3,75, caudae 3,5 mm.
Hob. Haiffa Striae.
Von der Form uud Farbe eines gewöhnlichen Regenwurms,
etwa 54mal länger als an der dicksten Stelle des Körpers breit.
Der Schwanz ist fast genau so lang, wie der hintere Theil des
Körpers breit ist.
Der Kopf ist von oben gesehen kegelförmig, nach vorn
ziemlich rasch verschmälert, nur in der Gegend der Nasalen eine
ganz kurze Strecke cylindrisch und dann rasch wieder zu einer
deutlichen Spitze zusammengezogen. Von der Seite gesehen springt
die Schnauze als eine oben etwas ausgehöhlte, unten plane, äusserst
scharfe, einen Winkel von weniger als 45" bildende Schneide
gut 1 ^2 mm über die Mundöffnung vor. Alle grösseren Kopf-
schilder sind nach vorn hin wenigstens mit zahlreichen, feinen,
eingestocheneu Punkten bedeckt. Der obere Theil der massig
grossen Rostralplatte bildet ein regelmässiges, nur vorn winklig
zugeschärftes Oval, dessen Vorderrand hornartig und gebräunt
erscheint ; der untere, ebenfalls punktirte Theil bildet ein Fünfeck
mit etwas ausgehöhlter Basis und ist deutlich in die Quere ge-
wölbt. Die Nasalen sind schmal, in ihrer ganzen Ausdehnung
ziemlich gleichbreit, unten, da wo die Nasenlöcher ausmünden, in
scharfer Wölbung nach der Oberseite zu übergebogen. Vou dem
dicht unter der Rostralschneide gelegenen, der Naht des Rostrale
stark genäherten Nasenloch ausgehend, trennt eine winklig ge-
bogene, nach unten zu den Supralabialen laufende Naht das Na-
sale in zwei Theile. Die Praeocularen und die Oculareu, welche
übrigens keine Spur eines Auges erkennen lassen, sind schmale
Schildcheu, die zusammen die Breite des Nasals kaum übertreffen.
Hinter dem Rostrale liegen auf dem Scheitel noch 3 Schuppen,
eine unpaare und eine paarige, welche sich nicht durch die Form,
wohl aber durch die etwas bedeutendere Grösse vor den übrigen
Körperschuppeu auszeichnen. Der kurze, sackförmig ohne vor-
tretende Spitze endigende Schwanz ist etwas nach einwärts ge-
bogen; der After wird durch mehrere, durch nichts von den
übrigen Körperschuppen in Grösse und Form verschiedenen
— 60 —
Schüppchen gedeckt. Die Schuppen des Körpers sind ziemlich
gross, sechseckig und deutlich breiter als lang. Sie stehen in
20 Längsreihen. In der Mitte des Körpers zähle ich ausserdem
22 Querreihen von Schuppen auf 10 mm Länge. ^) Den Schwanz
decken unterseits 13 Schuppenquerreihen.
Die Färbung ist ein einfarbiges gelbliches Fleischfarb;
eine Streifung in Hell und Dunkel, entsprechend den 20 Längs-
schuppenreihen, ist nur bei grosser Aufmerksamkeit an dem in
Spiritus liegenden Thiere zu erkennen.
Vorkommen. Ein Exemplar, aus Haiflfa in Syrien, möglicher-
weise aus einer der am Berge Carmel befindlichen Höhlen. Ich
erlaube mir diese Bliudschlange nach dem unermüdlich eifrigen
Entomologen Herrn Hans Simon in Stuttgart, dem wir die
schöne Novität verdanken, zu beneanen.
Bemerkungen. Keine der ziemlich zahlreichen bekannten
Arten dieses kosmopolitischen Genus hat ein so stark schneidig
vortretendes Rostrale, keine zeigt eine ähnliche Scalptur der
grösseren Kopfschilder. Auch die Form des sich nach vorn stark
verjüngenden Kopfes mit dem A-förmig zugespitzten Rostralende
und die Abwesenheit einer Stachelspitze am Schwänze werden die
auch durch die Färbung hinlänglich ausgezeichnete, jedenfalls
tief in der Erde lebende und das Tageslicht sorgfältig meidende
kleine Schlange von allen bekannten Formen mit Leichtigkeit
unterscheiden lassen.
Die meines Wissens in den Nachbarländern Kleinasien, Persien
und Arabien fehlende Gattung zeigt sich in dieser merkwürdigen
und so ausgezeichneten Art meines Wissens zum erstenmal in
der circummediterranen Thierwelt.
Farn. II. Calamariidae.
2, Homalosoma melanocephalum Jan 1862.
Jan, Prodromo della Iconogr. gener. degli Ofidi, Genova 1862, S. 34 und
Iconogr. des Ophid., S. 36, Lief. 13, Taf. 3, Fig. 4.
Diese reizende kleine Schlange liegt mir in 2 Exemplaren,
einem erwachsenen (No. 2) und einem ganz jungen Stück (No. 3)
von JafiPa vor.
') Es empfiehlt sich bei den Typhlopiden statt des zeitraubenden,
jedenfalls überaus lästigen und für manches Auge geradezu unmöglichen
— 61 —
Die Färbung beider stimmt gut mit Jan 's Zeichnung, die
Kopfunterseite insbesondere mit seiner Fig. 4d, doch zeigt bei
unseren Stücken das Mentale einen grossen weissen Mittelfleck,
und der schwarze Mittelfleck auf der Kehle fehlt. Auch ist die
Schwanzoberseite bei beiden Exemplaren uugefleckt.
Jederseits zähle ich 1 Postocular, 1 einziges Temporale und
6 Supralabialen.
Schuppenformel: No. 2. Squ. 15; G. 4, V. 194, A. 1/1,
Sc. 59/59. — No. 3. Squ. 15; G. 4, V. 188, A. 1, Sc. 57/57.
Durchschnittszahl aus den 6 von Jan und mir vorliegenden
Beobachtungen: Squ. 15; G. 4, V. 197, A. 1/1, Sc. 55/55.
Dimensionen: No. 2. No. 3.
Totallänge 454 mm. 186 mm.
Von der Schnauze bis zur Afterspalte 369 » 153 »
Schwanzlänge 85 » 33 »
No. 2 ist demnach das grösste bis dato bekannte Exemplar
dieser Art.
Verhältniss von Schwanz- zu Totallänge bei No. 2 wie 1 : 5,34,
bei No. 3 wie 1:5,64.
Durchschnittszahl dieses Verhältnisses nach 5 Messungen von
Jan und mir wie 1 : 5,56.
Vorkommen. Diese Art war bis jetzt nur aus Syrien be-
kannt uud übereinstimmend von Jan und mir als bei Beirut
lebend angeführt gewesen.
Pani. III. Colubridae.
a. Subfam. Coroiiellinae.
3. Simotes (ChatacMein) diadema Dum. Bibr. 1854.
Dumeril et Bibron, Erpetologie generale, ßnd. VII, S. 770 (Heterodon);
Jan, Prodromo d. Iconogr. gener. d. Ofidi, Modena 1863, S. 18 und Iconogr.
des Ophid., Lief. 10, Taf. 6, Fig. 2.
Diese interessante, recht seltene uud auch für unser Museum
neue Schlange liegt in 2 prächtigen Exemplaren der Sammlung
von Jafi'a bei.
Zählena der Querschuppenreihen , die auf 10 mm der Körpermitte gefundene
Zahl mit der Länge des Thierea zu raultipliciren und das Product durch
10 zu theilen, um eine für den Vergleich vollkommen ausreichende Ver-
hältnisszahl (hier 431), die ich »Annäherungswerth der Schuppenquerreihen«
nennen will, zu erhalten.
— 62 —
Dumeril und ßibron uud Jan haben eine so eingehende
Schilderung derselben gegeben, dass ich mich hier nur auf das
zu beschränken brauche, was mir von den betreffenden Augaben
an unseren Stücken abweichend erscheint.
Die Färbung der syrischen Exemplare ist rehbraun mit
weisslichen Schuppenrändern; längs des Rückens läuft eine Reihe
von 33 — 36, längs des Schwanzes eine solche von 10 gi'osseu,
rautenförmigen, dunkelbrauuen, schwach hell umrandeten Pleckeu,
die aus sehwarzumrandeten Schuppen gebildet werden. Links und
rechts von diesen Rückenmakeln und ziemlich alternirend mit
ihnen steht je eine Längsreihe kleinerer, weniger lebhaft sich von
der Grundfarbe abhebender Fleckchen. Der Kopf zeigt eine sehr
sauber sich abhebende, ankerförmige, in der Mitte einen hellen
Längsstrich umschliessende Zeichnung.
Praeocularen zähle ich jederseits 3, Postocularen 2, Supra-
labialen 8, von denen nur das fünfte das Auge berührt. Die
beiden Stücke sind, abweichend von der Jan'schen Abbildung,
mit durchweg getheilten Subcaudalen versehen.
Schuppenformel: No. 1. Squ. 19; G. 4, V. 164, A. 1/1,
Sc. 40/40. — No. 2. Squ. 19; G. 4, V. 162, A. 1/1, Sc. 39/39.
Durchschnittszahl aus den 8 von Dumeril-Bibron, Jan
und mir vorliegenden Beobachtungen :
Squ. 19; G. 4, V. 166, A. 1/1, Sc. 40/40.
Dimensionen: No. 1. No. 2.
Totallänge 448 276 mm
Von der Schnauze bis zur Afterspalte . 380 233 »
Schwanzläuge 68 43 »
Auch bei dieser Art ist No. 1 das grösste bis dato bekannte
Exemplar.
Verhältniss von Schwanz- zu Totallänge bei No. 1 wie 1 : 6,59,
bei No. 2 wie 1 : 6,42.
Durchschnittszahl dieses Verhältnisses nach 9 von Dumeril-
Bibron, Jan und mir ausgeführten Messungen wie 1 : 6,65.
Vorkommen. Diese durch ihr eigenthümlich gestaltetes
Rostrale besonders benierkenswerthe Schlange war bis jetzt nur
an wenigen Punkten Algeriens und der an Algerien westlich an-
grenzenden Wüste gefunden und ausserdem auffallenderweise in
der Literatur nur noch in einem Stücke aus Persieu (Dum. Bibr.)
angeführt gewesen. Syrien vermittelt jetzt diese beiden weit aus-
einander gerückten Fundorte.
— 63 —
b. Subfam. Colubrinae.
4. Zamenis JDaJili Fitz. sp. 1826.
Strauch, Schlangen des russ. Reichs, St. Petersburg 1873, S. 123;
Audouin et Savigny, Descript. Egypt., Atlas Suppl., Taf. 4. Fig. 4.
Es liegt ein junges, in der Färbung gauz mit der eitirten
Abbildung des grossen französischen Werkes übereinstimmendes
Exemplar von Jaffa vor, bei dem sowohl die erste, mit dem Zügel-
streif nach vorn sich vereinigende Halsfleckenreihe , als auch die
dritte oben zu je einem queren schwarzen Halbbande verschmilzt.
Im ganzen zähle ich jederseits 6 deutliche, schwarze, heller-
umsäumte Halsflecke, die beiden Querbänder eingerechnet. Nach
hinten schliessen sich an dieselben noch einige kleinere dunkle
Fleckchen in unregelmässiger Weise und wechselnden Abständen
an. Fr. Müller nennt diese Farbenvarietät in seinem Katalog
der zu Basel aufgestellten Rept. u. Amphib., Basel 1878, S. 599
var. collaris. Bei dem vorliegenden Stück erscheint übrigens nur
das oberste Prae- und das oberste Postoculare nahe dem Orbital-
rand weisslich.
Die Kopfschuppen zeigen sich durchaus normal; jederseits
zähle ich 8 Supralabialen.
Schuppenformel: Squ. 19; G. 3, V. 214, A. 1/1,
Sc. 117/117.
Durchschnittszahl aus den 18 von Schlegel, Dumeril-
Bibron, Bonaparte, Strauch und mir vorliegenden Be-
obachtungen :
Squ. 19; G. 3, V. 216, A. 1/1, Sc. 118/118.
Dimensionen:
Totalläuge 283 mm.
Von der Schnauze bis zur Afterspalte , 209 »
Schwanzlänge 74 »
Verhältniss von Schwanz- zu Totallänge wie 1 : 3,82.
Durchschnittszahl dieses Verhältnisses nach 5 von Schlegel,
Dumeril-Bibrou, Strauch und mir angestellten Messungen
wie 1 : 3,7, also doch nicht ganz »fast ein Drittel«, wie Strauch
a. a. 0., S. 124 ausdrückhch hervorhebt.
Vorkommen. Strauch führt diese schmucke Schlange,
abgesehen von ihren europäischen Fundpunkten, aus Asien von
Xanthus, aus der südlich von Angora gelegenen Landschaft Hai-
— 64 —
uianeh und aus Trebizoud au, uud ausserdem vou deu Inseln
Rhodos und Cyperu. Weiter findet sich die Art in ganz Syrien
(3 Stücke vou hier auch im Mus. Seuckeuberg. sub III S 1,
comm. Rüppell), namentlich auch bei Beirut (^Böttger), weiter in
Galiläa, von wo sie bis Aegvpteu geht, und schliesslich an sehr
zahlreichen Punkten in Persieu uud in den Kaukasusländern.
c. Snbfam. Natricinae.
5. Tropidonotus tesselafKS Laur. sp. 1768.
Laurenti. Srnops. reptil., S. S7, ISS; Schreiber, Herpetol. europ.,
Braunschweig 1S75, S. 231; Böttger in Giebel's Zeitschr. f. d. ges.
Naturw. 1S77. Bnd. 49, S. 2S7.
Nur ein junges, von Haitt'a aus der Umgebung des Berges
Carmel stammendes Exemplar (No. 3).
Färbung. Das Stück zeigt olivengraue Grundfarbe und
wenig vom Typus abweichende Zeichnung. Die bekannte Nacken-
raakel ist deutlich markirt : die wenig aus der Grundfarbe heraus-
tretenden schwärzlichen Rückenflecken stehen in 6 Längsreiheu;
überdies sind uoch. namentlich au den Körperseiten, ziemlich
regelmässig in die durch die dunkeln Rückennuikeln gebildeten
Rhomben gestellte weissliche Schuppenränder zu coustatiren. In
der Würfelfieckung der Bauchseite herrscht nach hinten das
Schwarz über das Horngelb des Halses und der Seitentheile vor.
Da^ Exemplar zeigt die bei dieser Art normale Zahl von
jederseits S Supralabialeu, von denen aber das vierte und fünfte
deu Bulbus berühren. Jedei-seits 2 Prae- und 3 Postocularen.
S c h u p p e n f o r m e 1 : Squ. 19 : G. 2, V. 165, A. 1/1, Sc. 53/53,
somit Zahlen für die Ventralen und Snbcaudalen, die beide nied-
riger als die sämmtlichen vou Strauch für 50 meist südrussische
Stücke gegebenen Grössenangaben sind.
Die Durchschnittszahl für die 3 von mir (mit Einschluss
einer rar. JiyJrus Pali.) beobachteten Schuppenformeln syrischer
Exemplare ist :
Squ. 19; G. 2. V. 168, A. 1/1, Sc. 61,61.
Dimensionen:
Totallänge 236 mm.
Von der Schnauze bis zur Afterspalte . . 193 »
Schwanzlänffe 43 »
— 65 —
Verhältuiss von Schwanz- zu Totallänge wie 1 : 5,49, wäh-
rend Strauch für die süd russische Form dieser Art 1 : 5,03 be-
rechnen lässt.
Vorkommen: Abgesehen von den zahlreichen von Strauch
(Schlangen des russ. Reichs in Mem. de TAcad. d. St.-Petersbourg,
VII. ser. Bnd. 20, 1873, S. 164 u. f.) in erschöpfender Vollstän-
digkeit und mit treffender Kritik gegebenen Fundortsnachweisen
in Süd- und Mittel-Europa wird diese Schlange aus Afrika an-
geführt nur von Algerien (A. Dumeril), was aber wohl auf irr-
thümliche Bestimmung oder falsche Fundortsangabe zurückzuführen
ist, da dieselbe von anderen Forschern daselbst nicht angetroffen
wurde und auch dem südlichen Theile der pjrenäischen Halbinsel,
die so viele nahe Beziehungen zur algerischen Fauna zeigt, trotz
zahlreicher in der Literatur verzeichneter Angaben fehlt, und von
Aegypten (Mus. Berolin. et Vindobon.). Aus Asien kennt man
sie nach Strauch von Kleinasien (Dum. et Bibr.) und zwar so-
wohl vom Festlande von Troja (Jan), von Trebizond (Lichten-
steiu) und den Euphratgegenden (Günther), als auch von den
Inseln Rhodos und Cypern (ünger und Kotschy), dann von Persien
(Dum.-Bibr., Filippi), wo sie speciell bei Teheran (Doria) vor-
kommt, von Syrien, wo sie bei Beirut (Böttger) lebt , und von
Palästina (Tristram), wo sie in Galiläa bei den Seen von Phiala
und von Merom und bei Jerusalem beobachtet worden ist. Im
asiatischen Russland findet sie sich nach Strauch namentlich in
den an das Schwarze, Asow'sche und Kaspische Meer angrenzen-
den Gouvernements bis nach Ost-Turkestan (Blauford) hin, ja
östlich geht sie vielleicht sogar bis ins Altai-Gebirge.
Pam. rv. Psammopliidae.
6. FsammopMs monüiger Daud. sp. var. Merosolymitana Jan 1870.
Jan, Iconogr. des OpMd., S. 90, Lief. 34, Taf. 3, Fig. 2 und 3; vergl. auch
Geoffroy St-Hilaire, Descr. Egypt., Hist, natur., Rept. Atlas Taf. 8,
Figur 4.
Vor mir liegen 2 frisch gefangene, prachtvoll gefärbte Exem-
plare dieser Art von Jaffa.
Färbung: Nennen wir die mittelste Längsreihe der Rücken-
schuppeu 1 und zählen ^"ir von ihr aus links und rechts abwärts
bis zu den Bauchschildern, so ist Reihe 1 bei dem ^össöpeuStück
/' ' - ■■ /,
— 66 —
No. 1 gelbweiss gefärbt mit schwarzen Seiteueckeu der Sehuppeu-
ränder, Reihe 2 — 4 sind duukel oliveiibraun, Reihe 5 ist iu der
oberen Hätfte schwarzbraun, in der unteren weissgelb, Reihe 6
gelbrosa, Reihe 7 iu der oberen Hälfte gelbrosa, in der unteren
schwarzbraun, Reihe 8 dunkel olivenbraun, Reihe 9 in der oberen
Hälfte olivenbraun, geschieden von der unteren weissen Hälfte
durch eine feine schwärzliche Linie. Die Bauchkante ist durch
eine bräunliche, Avellige Linie angedeutet; die Bauchschilder sind
in ihrem mittleren Drittel isabellgelb, im Uebrigen links und
rechts rein weiss gefärbt. Die Farbenzeichnung dieses Exemplars
steht somit in der Mitte zwischen der von Jan bei seiner va9\
hierosolymitana angedeuteten und der in Aegypten (vergl. die
cit. Abbild, bei Geoffroy St, -Hilaire) bei unserer Art ge-
wöhnlichen. Die Zeichnung der Ober- und die der Unterseite des
Kopfes stimmt aber vollkommen mit Jau's Abbildung von var.
hierosolymitana.
Das andere Stück No. 2 zeigt auf olivengraubraunem Grund
3 Längsreihen von schwarzen Punktflecken auf dem Rücken,
deren äussere nach unten und zwar namentlich gegen den Schwanz
hin von einer breiten, helleren Längszone eingefasst erscheint.
Die lebhaften hellen Längsstreifen fehlen, und die Rückenfärbung
stimmt also hier noch mehr mit Jan 's Fig. 2 var. hierosolymi-
tana., als die unseres Exemplars No. 1. Kopf, Kehle und Bauch
sind sehr ähnlich denen des vorigen Stückes gefärbt.
Merkwürdigerweise besitzen beide vorliegenden Exemplare,
übereinstimmend mit Geoffroy St. -Hilaire 's citirter Abbil-
dung, jederseits 9 statt der gewöhnlichen 8 Supralabialen, eine
Abweichung von der Regel, die ich bis jetzt in der Literatur
nirgends erwähnt gefunden habe. Doch lässt sich das vierte
Supralabiale deutlich als dasjenige erkennen, welches als ein-
geschoben betrachtet werden muss; das fünfte und sechste steht
in Contact mit dem Auge. Die hohe Zahl der Supralabialen er-
innert etwas an die nahestehende Gattung Taphrometopon ., doch
habe ich mich durch das Vorhandensein der von Zahnlücken um-
gebenen langen Zähne im Oberkiefer unmittelbar unter dem Auge
davon überzeugen können, dass die vorliegenden Stücke ächte
Psammop/ws-Formen sind.
Schuppenformel: No. 1. Squ. 17; G. 4, V. 167, A. 1/1,
Sc. 119/119. — No. 2. Squ. 17; G. 3, V. 171, A. 1/1, S. 121/121.
.— 67 —
Diese Zahlen stimmeu fast geuau niit denen ägyptischer
Exemplare dieser Art.
Durchschnittszahl aus den 7 von Geoffroy St. -Hilaire,
Schlegel, Strauch und mir vorliegenden Beobachtungen :
Squ. 17; G. 3~4, V. 165, A. 1/1, Sc. 105/105,
wobei aber die Zahl der Subcaudaleu doch wohl noch etwas zu
niedrig ausgefallen ist, indem Schle gel's und Strauch's An-
gaben zum Theil wenigstens von Thieren mit verletztem und gut
verheiltem Schwanz herrühren dürften.
Dimensionen: No. 1. No. 2.
Totalläuge 794 mm 726 mm.
Von der Schnauze bis zur Afterspalte 512 » 462 »
Schwanzlänge 282 » 264 »
Verhältniss von Schwanz- zu Totallänge bei No. 1 wie 1 : 2,82,
bei No. 2 wie 1 : 2,75.
Eine genauere Durchschnittszahl kann ich bei dem Mangel
au Angaben in der Literatur über Messungen unverletzter Exem-
plare nicht geben.
Vorkommen: Aus Asien finde ich diese in Nord- und West-
Afrika weit verbreitete Art nur von Tor im peträischen Arabien
(Stücke aus Arabien liegen im Mus. Seuckenberg. sub III Q 1,
comm. Rüppell), von Jerusalem in Palästina (Jan) und von
Beirut (Jan) in Syrien angegeben. In Trans-Caucasien und über-
haupt im südlichen Russland, von wo die Art früherhin mehrfach
citirt wurde, fehlt sie nach Strauch's neuesten Forschungen
ganz bestimmt.
Fam. V. Dipsadidae.
7. Tarhophis vivax Fitz. sp. 1826.
A. Strauch, Schlangen des russ. Reichs, St. Petersburg 1873, S. 194;
Audouin et Savigny, Descr. Egypt., Hist, natur. Rept. Suppl. Taf. 4,
Fig. 2.
Vor mir liegt e4n schönes Exemplar dieser interessanten Ver-
treterin der Dipsadinenfamilie von Jaffa in Syrien.
Seine Färbung ist sehr ähnlich der oben citirten Abbil-
dung in dem grossen französischen Werke, aber die Kopfunter-
seite zeigt sich bei unserem Stück unregelmässig und etwas unter-
brochen schwarz und weiss längsstreifig. Die Kopfoberseite ist
graulich, fein schwarz gewölkt, der Occipitallängsstreif glänzend
— 68 —
schwarz, mit der ersten Rückenmakel zusammenhängend. Die
23 Rückenmakeln erscheinen glänzend schwarz, fliessen mit den
Seitenmakeln zusammen und bilden auf diese Weise in der Mitte
erweiterte, scharf von der bräunlichgelben Grundfärbuug sich ab-
hebende Querbiuden, Schwanzmakeln zähle ich 12 oder 13. Die
Unterseite des Körpers ist glänzend schwarz und besäet mit zahl-
reichen, schmutzig rosarothen Würfelfleckchen.
Der Körper ist, wie gewöhnlich, deutlich höher als breit.
Jederseits zähle ich 9 Supralabialen, indem sich zwischen 6. und
7. Supralabiale noch je ein grosses, dreieckiges, mit der Spitze
nach unten gerichtetes Schildchen einschiebt. Die Kopfschuppen
sind im Uebrigen normal, das Prenale mit dem Auge in Contact.
Schuppenformel: Squ. 19; G. 5, V. 17G, A. 1/1, Sc. 53/53.
Die auffallend geringe Zahl der Bauchschilder ist wiederholt
von mir gemessen, und die obige Angabe beruht also nicht auf
einem Verseheu. Sie bleibt um 15 hinter der bis jetzt beob-
achteten niedrigsten und um 74 hinter der augeblich (von Fleisch-
mann) gemessenen höchsten Bauchschilderzahl zurück.
Die Durchschnittszahl der Schuppenformel beträgt bei dieser
in der Beschilderung schon von Strauch als merkwürdig variabel
bezeichneten Schlange nach 23 von Schlegel, Menetries,
Eichwald, Dumeril-Bibron, Strauch und mir vorliegenden
Beobachtungen :
Squ. 19 (21); G. 4 (5), V. 209, A. 1/1 und 1, Sc. 60/60.
Dimensionen:
Totallänge 428 mm.
Von der Schnauze bis zur Afterspalte 355 »
Schwanzlänge 73 »
Verhältuiss von Schwanz- zu Totallänge wie 1 : 5,86.
Durchschnittszahl dieses Verhältnisses nach 6 von Schlegel,
Dumeril-Bibron, Strauch und mir angestellten Messungen
genau 1:6.
Vorkommen: Abgesehen von den zahlreichen Fundstellen
dieser Schlange im südöstlichen Europa und ihrem Vorkommen
in Aegypten ist dieselbe aus Asien bekannt von Brussa und
Xanthus in Kleinasieu (ein Stück aus Kleiuasien im Mus. Senckeu-
berg. sub III W 1, comm. Schneider) uud von der Insel Rhodos,
weiter von Beirut in Syrien, dem Berg Tabor und Jerusalem in
Palästina, sowie von den Kaukasusläuderu und von West-Persien.
— 69 — fee ; J. V, ,. ,. ^ _ ---^
Zr. L acertil ia>
Fam. I. Lacertidae.
8. Acanthodactylus hoskianus Daud. sp. var. syriacus m.
Dume'ril et Bibron, Erpet. gener., Bd. V, S. 278, exclus. synon. A. lon-
gicaudatus Rüpp. (spec, distinctissima!); Audouin et Savigny, Descr. Egypt.,
Rapt. Atlas Suppl. Taf. 1, Fig. 9—10 {Lacerta aspera et boskiana).
Char. Squamae notaei posteriores distincte minores quam in
Ac. hosJciano typico.
Zwei ziemlich juuge Stücke dieser, wie es scheint, neuen
Varietät liegen aus Haiffa vor, die aufs trefflichste mit den oben
citirten Beschreibungen und Abbildungen übereinstimmen und nur
in der relativen Grösse der hinteren Rückenschuppen etwas ab-
weichen.
Die Färbung stimmt genau mit der von Dumeril-Bibrou
für junge Exemplare dieser Art angegebenen und fast vollkommen
mit der von Stücken, die Rüppell aus Aegypten mitbrachte und
die im Mus, Senckenberg. sub II NN 9 f — k aufbewahrt werden,
nur ist die Zahl der weissen Längsstreifeu des Rückens bei beiden
syrischen Stücken vorn 8 und wird erst durch Verschmelzung der
beiden mittleren auf der hinteren Rückenpartie zu 7 Streifen.
Auch ist die Schwanzunterseite hier lebhaft rosa gefärbt.
Die deutlich gekielten Schuppen sind auf der hinteren Hälfte
des Rückens zwar mehr entwickelt und hier überhaupt etwa
doppelt so gross als auf der vorderen Rückenpartie, aber auf-
fallenderweise verhältnissmässig bei weitem nicht so gross als
bei den typischen von mir verglichenen Stücken dieser Art aus
Aegypten. Alles Uebrige finde ich aber identisch. Auch die
Exemplare aus Syrien zeigen jederseits 4 Supraorbitalschilder, ohne
Granula vorn und hinten, desgl. 10 Läugsreihen von Bauchschil-
dern und 22 — 23 Schenkelporen jederseits.
Dimensionen:
Totallänge (des grösseren Stückes) . 125,5 mm.
Von der Schnauze bis zur Afterspalte 41,5 »
Schwanzlänge 84 »
Verhältniss von Schwanz- zu Körperlänge wie 1 : 1,49, welche
Zahl sich bei Du meril- Bibron zu 1 : 1,74 berechnet, während
bei 8 mir vorliegenden Stücken aus Aegypten das Mittel sich
gleichfalls auf 1 : 1,5 stellt.
— 70 —
Vorkommen: Diese Art war meines Wissens, wenn wir
den vagen Ausdruck »empire ottoman« bei Olivier ausuebmeu,
bis jetzt aus Asien noch uicbt bekannt gewesen; verbreitet ist
sie aber in ganz Nord -Afrika von Algerien au (Straucb) bis
Aegypten.
9. Ophiops elegans Menetr. 1832.
Dumeril et Bibron, Erpät. gener., Bnd. V, S. 259; Gray, Catalogue of
Lizards, 1845, S. 44.
Die Färbung der 5 vorliegenden Stücke dieser Art, welche
sämmtlich von Haiffa stammen, ist die normale, lehmgelb, oliven-
braun oder braungriin, jederseits mit zwei helleren Seiten streifen;
die schwarzen Rückeumakelu sind in 4 Läugsreihen geordnet.
Die Gliedmaassen zeigen, wie gewöhnlich, helle Tropfenflecken.
Diese durch das verkümmerte, ringförmig das Auge uraschlies-
sende Lid und durch das nur an den Halsseiten schwach ent-
wickelte Halsband von allen etwa verwandten europäischen La-
certiden leicht und sicher zu unterscheidende Species stimmt in
Körperform und Beschuppung genau mit Dumeril- Bibron 's
oben citirter ausführlicher Beschreibung. Jederseits zähle ich
8 Supralabialen, von denen das 5. vorn jederseits vom oberen
Frenooculare durch ein dazwischen geschobenes unteres Freno-
oculare getrennt ist. Vorhanden sind weiter 8 Längsreihen von
Bauchschildern, deren äusserste von den daran stossendeu Seiteu-
schuppen in der Grösse allerdings nur wenig abweichen, und
10 — 9, 10—10, 10—10, 11 — 11, 11 — 12 Schenkelporen, was
im Durchschnitt für diese Art 10 — 10 Poren ergibt.
Dimensionen: No. 1 No. 2 No. 3 No. 4
Totallänge 115,5 131,5 142 145,5 mm
Von der Schnauze bis zur Afterspalte 37,5 42,5 45 46,5 »
Schwanzläuge 78 89 97 99 »
Verhältniss von Schwanz- zu Totallänge wie 1 : 1,47, während
die Berechnung von Dumeril-Bibron's Maassen für diese Art
fast die gleiche Verhältnisszahl, nämlich 1 : 1,51 ergibt.
Vorkommen: Diese Art scheint über ganz Kleinasien, wo
sie speciell von Smyrna (A. Dumeril) angegeben wird, bis zum
Caspisee (Baku, Chirwän) verbreitet zu sein. In Syrien wurde
dieselbe zuerst von Hemprich und Ehrenberg beobachtet.
— 71 —
Haiffa scheint der südlichste bis jetzt in der Literatur genannte
Fundort der 8pecies und zugleich meines Wissens das südwest-
lichste Vorkommen der specifisch asiatischen Gattung Ophiops
zu sein.
Farn. II. Gymnoplithalmidae.
10. Ablepharus pannonicus Fitz. 1824.
Fitzinger, Verh. d. Ges. naturf. Freunde Berlin, Bnd. 1, S. 298, Taf. 14;
Strauch in Mel. biolog. d. Bull. d. l'Acad. St.-Pe'te'rsbourg, Bnd. 6, 1867,
S. 560.
Es liegen drei Stücke dieser zarten Eidechse von Haiffa aus
Syrien vor.
Färbung. Oberseite bronzefarbig mit Kupferglanz. Kopf
oben schwarz gestrichelt und gepunktet. Seitenstreif schwärzlich,
nach obenhin hell eingefasst, nach unten ganz allmälig in die
weissliche, grün und roth opalisirende Unterseite übergehend.
Schwanz oben mit oder ohne 2 feine schwarze Längsstreifeu. Die
Unterseite des Kopfes und Halses und der Bauch tragen auf
jeder Schuppe au ihrem Hiuterrand eine schwärzliche Makel, so
dass die untere Körperfläche über und über dunkel punktirt er-
scheint. Die Schwanzunterseite ist einfarbig eisengrau.
Frontoparietale doppelt; ein grosses Interparietale. Das
Augeulidrudiment bildet auf der hinteren Seite des Bulbus einen
doppelten Halbring, von denen jeder aus 4 über einander ge-
stellten Schüppchen besteht. Froutouasalen von einander getrennt;
4. Sapralabiale das Auge berührend. 18 Längsschuppeureihen,
während die typische Form deren wenigstens 20 besitzen soll.
Dimensionen: No. 1 No. 2 No. 3
Totallänge 60 61 74 mm.
Von der Schnauze bis zur Afterspalte 33,5 26 26 »
Schwanzlänge ("SD 35 48 »
Kopfbreite 4 3,75 3,75 »
Grösste Breite des Körpers .... 4,75 4 4 »
Verhältniss von Schwanz- zu Totallänge bei dem ganz nor-
malen Stück No. 3 wie 1 : 1,54, welches Verhältniss sich bei
Dumeril-Bibron zu 1:2,2 berechnet, während Schreiber's
Angabe (etwa 1 : 1,65) ebenfalls noch etwas zu hoch gegriffen
erscheint.
— 72 —
Vorkommen: Diese kleine Eidechse ist von enropäischen
Fundorten bis jetzt bekannt aus mehreren Orten in Ungarn
(Kitzinger), aus Rumelien und Morea (Exped. scientif. d. Moree),
den ionischen Inseln und den Inseln Syra (Erber) und Mykonos
(Ehrhardt). Aus Asien wird sie bis jetzt nur angegeben von der
Insel Cypern (ünger und Kotschy) und aus Persien (coli. Mus,
Paris.). Der Fundort Syrien ist demnach neu für die Art.
Farn. m. Sepidae.
11. Sphenops capistratus Fitz. 1826.
Dumeril et Bibron, Erpet. gener., Bnd. V, S. 578, Atlas Taf. 57, Fig. 3
{capistratus Wagl.) ; Gray, Catalogue of Lizards, London 1845, S. 122;
A.udouin et Savigny, Descr. Egypt., Kept. Atlas Suppl. Taf. 2, Fig. 9 — 10
(Scincus sepsoides).
Die Färbung des einzigen vorliegenden, gut erhaltenen
Stückes von Jaffa ist matter als gewöhnlich, der grauschwarze
Zügelstreif zwar deutlich sich abhebend, die 9 Längsstreifen des
Rückens aber sind nur hellbräunlich auf isabellgelbem Gruude,
ganz durchlaufend, ohne Spur von Punctirung.
Unser Stück unterscheidet sich von Dumeril- Bibron's
Beschreibung und den im Mus. Senckenberg.' sub I P P 1 lie-
genden Exemplaren aus Aegypten nur durch das Auftreten von
24 statt 25 Längsschuppeureihen, durch die etwas stärkere Ent-
wickelung der beiden mittleren Praeanalschuppeu auf Kosten der
beiden seitlichen und durch die vielleicht etwas schwächere Aus-
bildung der Vordergliedmaassen, deren 5te äusserste Zehe nur als
sehr kurzer Stummel ausgebildet ist und fast rudimentär genannt
werden darf. Doch habe ich auch unter 5 ägyptischen Stücken
2 mit blos 24, 1 mit 26 Längsschuppen gefunden, und auch die
Grössenentwickelung der beiden mittleren Praeanalschuppeu und
die relativen Maasse der Vorderfüsse haben sich in ähnlicher Weise
etwas schwankend gezeigt.
Dimensionen: Da der Schwanz bei dem vorliegenden
syrischen Stücke an seiuer Spitze regeuerirt ist, hat die Wieder-
gabe der Maassverhältnisse*) desselben kein besonderes Interesse.
*) Drei nahezu erwacbseue Stücke unserer Sammlung aus Aegypten
messen 93,5+70; 90 + 64 und 69+49; das von Dume'ril -Bibron ge-
messene Exemplar 87 + 75, so dass sich das Verhältniss von Schwanz- zu
Totallänge danach wie 1 : 2,33 stellt.
— 73 —
Vorkommen: Ans Syrien wird die vorliegende Species be-
reits von Wallace in »Verbreitnng der Thiere« , Bnd, 2,
Dresden 1876, S. 439, wohl nach mündlicher Angabe von
A. Günther, erwähnt. Ihr eigentliches Vaterland ist die Nord-
küste von Afrika von Aegypten an bis Algerien. A. Dumeril
und Stranch führen sie auch vom Senegal an, doch dürfte diese
mir nnbekanute Form vielleicht der von Wallace erwähnten
zweiten Species unserer Gattung augehören.
12. Seps (Gongylus) ocellatus Forsk. sp. 1775.
Dumeril et Bibron, Erpet. gener., Bnd. V, S. 616; Gray, Catalogue
of Lizards, 1845, S. 123; Geoffroy St-Hilaire, Descr. Egypt., R-ept.
Altlas Taf. 5, fig. 1 (Anolis marbre) und Audouin et Savigny, ebda.
Suppl. Taf. 2, fig. 7.
Vor mir liegen 2 Stücke dieser in Syrien allgemein verbrei-
teten Eidechse von JafiFa, eins von Haiffa.
In der Färbung stimmen die beiden Exemplare von Jaffa
genau mit den Abbildungen in dem citirteu grossen französischen
Werke über Aegypten, also mit var. A bei Dum er il-Bibr on,
a. a. 0., S. 620 und mit var. d bei Schreiber, Herpetolog.
europaea, Braunschweig 1875, S. 356. Namentlich auf dem Schwänze
sind die schwarzen, weissaugigen Querbindeu ganz regelmässig
durch zwei Querreiheu von olivengrauen Schuppen von einander
geschieden, genau wie es Savigny in seiner unübertrefflichen
Abbildung darstellt.
Das Stück von Haiffa zeigt auf dem Rücken Aveit weniger
zahlreiche und viel unregelmässiger gestellte Augenflecke, so dass
man bei ihm weder von Querbinden noch von Läugsreihen von
Makeln sprechen kann. Auf dem Schwanz aber sind diese Augen-
flecke abweichend wie bei den Stücken von Jaffa hier kaum ent-
wickelt und nur hie und da in schwachen Spuren sichtbar.
In der Beschilderung des Kopfes finde ich nichts Bemerkens-
werthes; doch zähle ich bei den beiden Exemplaren von Jaffa nur
28 Längsreihen von Schuppen in der Körpermitte, gerade so wie
bei den von mir früher untersuchten Stücken aus Beirut, bei dem
Exemplar von Haiffa 30 Reihen, also überhaupt ähnliche Zahlen
wie bei den Stücken der var. viridanus Grav. von den Canaren,
bei der die Schuppenreihen von 28 bis 30 schwanken, während
die zahlreichen Exemplare des Seuckenberg'schen Museums aus
— 74 —
Marocco deren stets 33 bis 38 aufzuweisen babeu. Duraeril-
Bibron und die meisten übrigen Autoren geben für unsere Art
als Mittel für die Längsschuppenreihen die Zahl 30 an.
Dimensionen: Jaffa Haiffa
Totallänge 129,5 mm 163 mm
Von der Schnauze bis zur Afterspalte . 61,5 » 79 »
Schwanzlänge 68 » 84 »
Verhältniss von Schwanz- zu Totallänge wie 1 : 1,9 und wie
1: 1,94.
Durchschnittszahl dieses Verhältnisses nach 9 von Dumeril-
Bibron und mir augestellten Messungen wie 1 : 2,02.
Vorkommen: Aus Jaffa war die Art schon von Fr. Müller
(Cat. Amphib., Basel 1878, S. 631) angegeben. Sonst aus Asien
finde ich sie noch von Persien (A. Dumeril), von Arabien
(Forskäl u. a.), von Beirut in Syrien (Böttger), aus Palästina
und von den Inseln Chios (Böttger) , Rhodos und Cyperu er-
wähnt. Im Uebrigen ist sie in Süd-Europa und Nordafrika, wie
auf den Canareii und Madeiren fast allenthalben häufig anzu-
treffen.
Pam. IV. Geckonidae.
13. Hemidactylus turcicus L. sj). 1767.
Linne, Syst. uatur. I, S. 362, 13; Dumeril et Bib r on, Erpet. gener.,
Bncl. Ill, S. 360 {verructtlatus Cuv.).
Es liegen 2 ganz mit südeuropäischeu Stücken dieser Art
übereinstimmende Weibchen von Haiffa in Syrien vor.
Färbung heller als gewöhnlich, hell lehmgelb oder grau-
weiss mit scharf markirten schwarzen Tropfenflecken und theil-
weise rein weissen Rückenhöckern. Schwanz mit 11 bräunlichen,
vorn und hinten schwarz begrenzten Halbbinden geringelt. Unter-
seite einfarbig weisslich; Infralabialen nicht dunkel tiugirt.
Zügelstreif deutlich.
Rostrale quadratisch; Supralabialen 8 — 8, Infralabialen 7 — 6
und 6 — 6; Submeutalen 2 — 2. Unter dem Daumen 7, unter dem
grossen Zeh des Fusses 6 Querlamellen, von denen nur 2, resp.
1 in der Mitte gespalten sind. Die Rückentuberkel, die ihrer
lebhaften, schwarzen oder weissen Färbung wegen etwas mehr
vorzutreten scheinen als gewöhnlich, stehen auf der Mitte des
Körpers in 14, seltner in 12 fast regelmässigen Längsreihen.
— 75' —
Dimeusioneu: No. 1. No. 2.
Totallänge 84 102 mm.
Von der Schnauze bis zur Afterspalte . 47 46 »
Schwanzlänge (^HrD 56 »
Verhältniss von Schwanz- zu Totalläuge wie 1 : 1,82, wäh-
rend Messungen an südeuropäischen Stücken die Zahlen 1 : 2,09
(Dumeril-Bibrou) und 1 : 2,28 (Böttger) ergaben.
Vorkommen: Abgesehen von Europa, wo diese Art im
Süden von Portugal (Böttger) und Spanien, in Süd-Frankreich,
ganz Italien, Sicilien, Dalmatieu, auf den ionischen Inseln (Böttger),
in Morea und auf den griechischen Inseln des Archipelagns,
namentlich den Cycladen (Ebrhardt) und in der europäischen
Türkei (Fitzinger) auftritt, und von Afrika, wo sie vom Senegal
(Dum.-Bibr.), von Algerien (vergl. Strauch) und von Aegypten
und Abessyuien {granosus Rüppell) augegeben wird, lebt Hemi-
dadylus turcicus in Asien über ganz Kleinasien verbreitet, wo er
bei Trapezuut (Dura. Bibr.), in Natolien (Fitzinger), bei Xanthus
(Gray) und auf der Insel Cyperu (üuger und Kotschy) vorkommt, bis
zum peträischen Arabien (Rüppell) und bis Persien (A. Dumeril).
Speciell aus Syrien habe ich die Art in der Literatur aber
nicht augeführt gefunden.
14. Gymnodactylus Kotschyi Steind. 1870.
Stein dachner, Sitz.-Ber. d. k. Akad. d. Wiss. Wien, Bnd. 62, S. 329,
Taf. 1, Fig. 1; Schreiber, Herpetol. europ., Braunschweig 1875, S. 481.
= Gonyodactylus cyprkis Fitzinger 1843 nom. in Syst. Kept., Vindob., S. 93.
Ich rechne zu dieser wahrscheinlich vielfach verkannten Art
ein prächtig erhaltenes Weibchen von Haiffa, das von Herrn
Hans Simon dem Senckenbergischeu Institut zum Geschenk
übergeben worden ist. Alles, Färbung und Körperforra, stimmt
vollkommen mit den Steindachner'schen Angaben.
Färbung. Die au Platydacfyhis facetanus und Delalandei
erinuernde Zeichnung besteht aus 4 in der Mitte winklig nach
hinten gezogenen schwarzen Querbinden auf hellgrauem Grunde,
deren erste auf dem Hinterhals, die zweite und vierte zwischen
den Insertionen der Ghedmaassen, die dritte auf dem Mittelrückeu
in gleichem Abstand von der zweiten und vierten Binde sich be-
finden. Der Schwanz zeigt 10 schmale schwarze Halbiinge. Der
Kopf ist oberseits dunkelgrau marmorirt, die Gliedmaassen sind
— 76 —
undeutlich, die Finger und Zehen deutlich schwarz und weiss
gebäudert ; die Labialen sind schwarz und weiss gewürfelt ;
die helle Unterseite erscheint schvvarzgrau getropft, die Fleckchen
überschreiten aber nicht an Grösse eine einzelne Bauchschuppe.
Kopf zwischen den Augen schwach der Länge nach vertieft.
Nasenöffnung auffallend kleiu , kleiner als jede der 3 sie nach
hinten umgebenden Schüppchen. Ohröffnung oval, ziemlich in
die Längsrichtung des Körpers gestellt, etwas gross. Grundschuppen
der Oberseite klein, eckig-rundlich, von etwas ungleicher Grösse;
die von ihnen bedeckte Fläche an Grösse die der Tuberkel weit
überragend. Tuberkel klein und flach, aber doch mit scharfem
naseuartig aufgesetztem Läugskiel, durch wenigstens 3 Schüppchen
von dem seitlich nächstliegenden und durch wenigstens 2 Schüpp-
chen von dem vorhergehenden oder nachfolgenden Tuberkel ge-
treuut. Die Tuberkel stehen in 10 sehr deutlichen Längsreihen,
welche sich vom Hinterhaupt bis zur Schwan zbasis verfolgen
lassen; auf dem Schwänze zeigen sich 22 — 24 Halbriuge, deren
jeder 6 dornige Tuberkel trägt. Der ü uterarm ist mit einigen,
das ganze Hiuterbeiu oberseits aber mit zahlreichen, dreieckig-
kegelförmigen Tuberkeln besetzt. Es findet sich nur je ein Höcker
auf der Schwauzbasis rechts und links hinter der Cloake.
Das Rostrale ist oben gefurcht, kaum höher als die an-
grenzenden Labialen. Supralabialen sind 8 — 8, Infralabialeu 7 — 7
zu zählen, deren 3 dem Mentale zunächst liegende sich durch
eine grössere Höhe auszeichnen, als die weiter hinten gelegenen.
Auf das dreieckige Mentale folgt jederseits eine Reihe von 3 oder
4 successive an Grösse abnehmender Submentalen, deren erstes
Paar in der Mittellinie zusammenstösst und die vom zweiten
Paare an nach hinten zwischen sich und den Supralabialeu noch
Raum für eine Reihe parallelgestellter kleinerer Schüppchen lassen.
Der von den Submentaleu umschriebene Winkel wird von Schuppen
ausgefüllt, die fast die Grösse der Abdominalschuppen zeigen und
die dann erst in einiger Entfernung von den Submentaleu nach
hinten zu kleiner werden und in die kleinen Schüppchen der
Kopfunterseite alhnälig übergehen. Diese sind nur halb so gross
wie die in etwa 30 schiefe Längsreihen gestellten Abdominal-
schuppen. Die Unterseite des Schwanzes wird durch eine Längs-
reihe breiter Schindelschuppen gedeckt ; die Schüppchen des letzten
Drittels der Schwanzunterseite sind undeutlich gekielt.
— 77 —
Dimensionen:
Totallänge 73,5 mm.
Von der Schnauze bis zur Afterspalte 32,5 »
Schwauzlänge 41 »
Kopflänge 13 »
Grösste Kopfbreite 8,5 »
Grösste Kopf höhe 5,5 »
Länge der Vordergliedmaassen . . . 14,5 »
Lauge der Hintergliedmaassen . . . 18,5 »
Verhältniss von Schwanz- zu Totalläuge wie 1 : 1,79; von
Kopfhöhe zu Breite zu Länge wie 1 : 1,55 : 2,36.
Vorkommen: Bis jetzt wird diese Art nur von Persien,
Cypern, der griechischen Insel Syra, Aegypteu(?) und von Goree
in Senegambien angegebeu , da die weiteren von Schreiber
erwähnten Fundorte Apulieu uud Calabrien von De Bett a (Atti
del R. Istit. Veueto, Ser. V, Bnd. V, Sep. A. S. 13) mit Recht
als sehr verdächtig betrachtet werden. Sollte aber nicht am Ende
Syra blos eine VerAvechslung von Syria sein, wie ich umgekehrt
auf Etiquetteu der von Syra stammenden Schnecke Clausilia
caerulea Fe'r. in zahlreichen öffentlichen und privaten Samm-
lungen die falsche Fundortsangabe Syria angetroffen habe? Immer-
hin aber bleibt die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass diese
Geckonenart von Kleinasien uud Syrien aus, von wo ich sie nach-
gewiesen zu haben glaube, sich über Cypern, woher Fitzinger
seinen Gonyodadylus cyprius bekam, der wohl sicher mit der uns
vorliegenden Species identisch sein dürfte, bis zu den Cycladen
hin verbreitet, eine Muthmaassuug, die zu constatireu späteren
Forschungen vorbehalten bleiben muss.
Bemerkungen: Ich rechne zu G. Kotschyi als Männ-
chen eine Form, die unter Gymn. scaher Rüpp. var. II L l*a
von Nisib in Anatolien (comm. Dr. Fischer) in der Sammlung
der Senckenbergischen Gesellschaft liegt, und die sich von dem
oben beschriebeneu syrischen Stücke nur durch folgende Eigen-
thümlichkeiten unterscheidet: Die Rückentuberkel sind etwas
grösser uud breiter, so breit wie ihre Zwischenräume, uud in der
Mitte des Rückens in querer Richtung durch 3 Schüppchen (wie
bei der syrischen Form), in der Längsrichtung aber nur durch 1 — 2
Schüppchen von ihren Nachbarn getrennt. 2 Höcker jederseits an
der Schwanzbasis links uud rechts hinter der Cloake. Ausserdem
— 78 —
fehlt der Schwauzunterseite die grössere Schuppenlängsreihe und
die Schüppchen sind in den zwei letzten Dritteln desselben uuter-
seits deutlich gekielt. 2 Praeaualporen, weit von der After-
s palte entfernt, so dass noch 4 grössere und mehrere kleinere
Schuppeuquerreihen sie von dieser trennen.
Gymn. geccoides Spix, von dem mir die Rüpp eil 'sehen
Originalexemplare seines G. scaber aus Arabien vorliegen, unter-
scheidet sich von beiden beschriebenen Stücken, abgesehen von
den bekannten Unterschieden im Habitus und abgesehen von den
grösseren und schärfereu Tuberkeln, die meist iu 12—14 Längs-
reihen stehen, darin, dass er nur jederseits 2 entschieden grössere
Subraentaleu besitzt, d. h. dass das dritte Paar, wenn vorhanden,
sich nur sehr wenig von den Schuppen der Umgebung an Grösse
auszeichnet, dass weiter hinter diesen Submentalen unmittelbar
bereits die kleineu Körnerschüppchen der Kehlgegend beginnen
und dass die 5 — 6 Praeaualporen dicht an den After gerückt
sind, so dass nur noch 2 — 3 grössere Schuppeuquerreihen sie
von diesem trennen.
Gymn. pipicns Pali, ist, wie ich mich an Originalstücken
des Petersburger Museums vom Berg Gross-Bogdo, südl. des
Elton-Sees (comm. A. Strauch) überzeugen konnte, eine von den
beiden genannten und einander offenbar nahe verwandten Arten
durch Färbung — sie besitzt doppelt so viele Querbinden über
den Rücken als G. Kotschyi — , durch Rückeuskulptur — aus
gerundeten, die Granulationen an Grösse nur sehr wenig über-
steigenden Tuberkeln bestehend — , durch die in die Quere ver-
breiterten Submentalen und durch die 9 — 11 Praeaualporen wesent-
lich abweichende Form.
Farn. V. Agamidae.
15. Stellio vulgaris Latr. 1802.
Dumeril et Bibron, Erpet. göner., Bnd. IV, S. 528; Gray, Catalogue
of Lizards, 1845, S. 255 [cordylina) ; Geoffroy St-Hilaire, Descr. Egypt.,
Rept. Atlas Taf. 2, fig. 3.
Vor mir liegen 2 junge schön gezeichnete Exemplare dieser
Art von Haiffa , der mangelnden Praeaualporen wegen wohl
beides Weibchen.
- 79 -
Die Färbung ist die bei jungen Stücken dieser Art ge-
wöhnliche, auf schwarzbraunem Untergrund eine helle Querbinde
dicht hinter dem Hinterkopf, 4 lehmgelbe Querbinden über dem
Rücken und 12 ähnliche Binden über dem Schwanz. Kopf und
Gliedmaassen erscheinen etwas heller graubraun, letztere undeutlich
hell und dunkel gebändert und gefleckt.
Die Länge des Kopfes ist wie bei Jugendexemplaren vieler
Eidechsen und Krokodile im Verhältniss zur Breite etwas geringer
als im erwachsenen Zustand. An das Meutale setzt sich links
und rechts noch je eine Reihe von 2 oder 3 durch Grösse be-
sonders ausgezeichneter Schuppen an, welche in ihrer Längen-
erstreckung quer auf die Infralabialen gestellt sind und deren erste
mit dem ersten Infralabiale in Contact ist. Die Dorngruppen in
der Ohrgegend und die Schappeu des Unterhalses sind noch sehr
schwach entwickelt; der Schwanz zeigt bei dem einen der vor-
liegenden Exemplare 71 Querringe, genau so viel wieDumeril-
Bi br on angeben.
Dimensionen: No. 1 No. 2
Totallänge 88 107 mm
Von der Schnauze bis zur Afterspalte . 37 49 »
Schwauzlänge 51 (verletzt)
Kopflänge 14 17 mm
Grösste Kopfbreite 12 15 »
Grösste Kopfhöhe 8,5 12 »
Verhältuiss von Schwanz- zu Totallänge wie 1 : 1,73, während
Dumeril-Bibron dieses Verhältniss beim erwachsenen Thier
zu 1 : 1,66 berechnen lässt.
Vorkommen: Diese Art verbreitet sich von Aegypten an
über Arabien, Syrien, die Inseln Cypern und Chios und Kleinasien,
überhaupt also über das ganze westliche Asien bis in die Kaukasus-
länder und bewohnt ausserdem einzelne Theile der europäischen
Türkei und die Inseln Mykonos, Faros, Melos und Kephaloniä.
Aus Jaffa in Syrien wird Stellio vulgaris bereits von Westphal-
Castelnau (Catalogue d. Rept., Montpellier 1870, S. 18) an-
geführt.
— 80 —
Pam. Vi. Chamaeleontidae.
16. CJianiaeleo cinereus Aldrov, 1663.
Dumeril et Bib r on, Erpät. gener., Bnd. Ill, S. 204 {vulgaris var. A);
Geoffroy St-Hilaire, Descript. Egypte, Hist. nat. Kept. Atlas, Taf. 4,
fig. 3.
Es liegen 4 junge Stücke dieser Art, sämmtlich von Haiffa
in Syrien stammend, vor.
In der Färbung sind dieselben ualiezu übereinstimmend
mit 2 jungen Exemplaren im Mus. Senekeuberg. sub HCl aus
Aegypten. Der Kopf und die vordere Hälfte des Rumpfes er-
seheinen matt grünlicbsehwarz, der Bauch, die Gliedmaassen, der
hintere Theil des Rumpfes und der Schwanz heller, und zwar
durch zahlreiche aufgestreute gelbe Pünktchen hell gelbgrau. Die
dunkleren Radialstreifen auf dem Augenlid sind meist deutlich
markirt; die Lidspalte ist oft, die Kehl- und Bauchkante und je
2 aus grossen, länglichen Flecken bestehende Längsstreifen an den
Seiten sind immer lebhaft citrongelb. Die genannten Seiteustreifeu
ziehen sich genau längs des ersten und des zweiten Drittels der
Körperhöhe nach hinten, so dass die obere Makelreihe in der
Höhe des Auges beginnt und nach hinten bis an die Insertion
des Schwanzes fortsetzt, während die untere, gewöhnlich zu einer
ununterbrochenen Seitenbinde sich einigende die Insertionen der
Vorder- und Hintergliedmaassen verbindet. Die von Geoffroy
St.-Hilaire in dem oben citirteu Werke gezeichnete Querbäu-
derung von Rücken und Schwanz mit abwechselnd helleren und
dunkleren Binden ist gleichfalls bei zweien unserer syrischen
Stücke vorhanden, wenn auch nicht gerade sehr deutlich markirt.
Zwei von den vorliegenden Exemplaren zeigen überdies auf dem
Hinterrücken links und rechts einen sehr ausgedehnten, an den
Rändern verschwommenen gelben Fleck.
Abweichend von der Form beim Jugendzustand der ägyp-
tischen Spielart des gemeinen Chamäleons, zu dem sich in Ober-
Aegypten noch eine zweite Art Ch. calyptratus A. Dum. 1851
(nach Prof. W. Peters' gütiger Mittheiluug = Ch, hasiliscus Cope,
Proceed. Acad. Nat. Scienc. Philadelphia 1868, S. 316) gesellt,
ist bei der syrischen Form die Occipitalcrista mehr geradlinig,
hinten weniger in die Höhe gerichtet und daselbst in weniger
spitzem Winkel vom Halse abgesetzt, im allgemeinen also ihrer
83
71
112
118
41
43
55
57
42 (
verletzt)
57
61
15
16
19
21,5
7
8
9
9,5
5,5
G,5
8
8,5
9,5
9,5
12
13
13
15
17,5
19,5
10,5
11
13
14,5
— 81 —
Längenausdeliiiung nach der Muudspalte mehr parallel verlaufend,
während sie bei der ägyptischen Form sich hinten stark zuspitzt
und unter spitzerem Winkel vom Halse abgesetzt erscheint. Wei-
tere Unterschiede in der Körpergestaltung habe ich nicht auf-
finden können,
Dimensionen: No. 1 No. 2 No. 3 No. 4
Totallänge 83 71 112 118 mm
Von der Schnauze bis zur Afterspalte 41
Schwanzlänge 42
Kopflänge in der Mittellinie . .
Hintere grösste Breite des Helms .
Länge der Hinterhauptscrisfca
Grösste Kopfbreite i. d. Wangengegend
Grösste Kopfhöhe am Hinterhaupt .
Von d. Schnauzenspitze z. Mundwinkel
Die Kopflänge verhält sich demnach zur Rumpflänge (mii
Kopf gemessen) bei jungen Thiereu im Durcbschnitt wie 1 : 2,74,
die Schwanzlänge zur Totalläuge wie 1 : 1,96, während alte Exem-
plare jene zu 1 : 3,4, diese zu 1 : 2,09 zeigen.
Vorkommen: Dieses Chamäleon findet sich, wie bekannt,
in ganz Nord-Afrika und in Süd-Spanien, Von Aegypten aus
geht es ausserdem einerseits bis in den Süden der Sahara und bis
in das Gebiet des weissen Nils, andererseits bis Syrien, die Insel
Cypern und Persien. Die vorliegende, durch die ziemlich gerad-
linig verlaufende Helmcrista ausgezeichnete Localforra aus Syrien
war meines Wissens in der Literatur noch nicht erwähnt gewesen.
III. Chelonia.
Farn. I. Testudinidae.
17. Testudo ptisUla Shaw. 1802.
Dumöril et Bibron, Erpetologie generale, Bnd. II, S. 44 {mauritanica) ;
Strauch, Vei'breitung d. Schildkr., Petersburg 1865, S. 14.
Nur ein ganz junges, kaum dem Ei entschlüpftes Exemplar
dieser Art liegt von Haiffa in Syrien vor.
Dasselbe trägt schon vollständig sämmtliche Kennzeichen
seiner Art, das ungetheilte Subcaudale, den kurzen, ungenagelten
6
— 82 —
Schwanz und den kräftigen, bei jungen Stücken freilich nur Husen-
förmigen Schenkelhöcker,
Von der Beschreibung jugendlicher Stücke bei Dumeril-
Bibron, a. a. 0. S. 48 weicht unsere Form nur dadurch ab,
dass der Oberkiefer und nicht der Unterkiefer (Druckfehler?) vorn
3 kleine zahnartige Auszackungen trägt, und dass die Vertebralen,
deren erste und fünfte in der Mitte keine dunkle Zeichnung be-
sitzen nur mit einer centralen schwarzen Makel gezeichnet sind.
Das Subcaudale erscheint vollkommen flach. Auch zeigt die
Daumenkralle der Hand nur die halbe Länge der übrigen Krallen
und kann als relativ schwach ausgebildet bezeichnet werden.
Dimensionen :
Länge des Rückenpanzers in der Mitte . . 41 mm.
Hintere grösste Breite desselben .... 36 »
Höhe desselben 23 »
Länge- des Brustpanzers in der Mitte ... 34 »
Schwanzlänge (vom Vorderrand der Cloake) 5 »
Die Breite des Panzers verhält sich demnach zu seiner Länge
wie 1 : 1,14, ein Verhältniss, das sich mit dem Wachsthum des
Thieres successive (bei maroccanischen Stücken unserer Sammlung)
zu 1 : 1,25 ; 1 : 1,27 bis 1 : 1,37 steigert, während die Höhe des-
selben sich zur Länge verhält wie 1 : 1,78, ein Verhältniss, das
bei grösseren Exemplaren (wiederum bei unseren maroccanischen
Stücken) die Grösse 1 : 1,88 bis 1 : 1,95, ja (bei Dumeril-Bi-
bron's wohl aus Algerien stammendem Exemplare) 1 : 2,55 er-
reicht.
Vorkommen: Abgesehen von der ganzen Nordküste von
Afrika, wo die Art von Marocco angefangen bis zur Landenge
von Suez überall häufig ist, lebt sie in Asien in Syrien (Forskäl),
wo sie namentlich am Libanon und bei Aleppo sehr gemein sein
soll, in Kleinasien (Gray) und zwar speciell in der Gegend von
Angora (Berthold) und von Xanthns (Gray), in Transkaukasien
(vergl. Strauch) und Persieu (Pallas), wo sie besonders von Teheran
(Strauch) angeführt wird.
— 83 —
Batracliia.
I. Amir a,
Fam. I. Hylidae.
18. Hyla arhorea L. sp. var. meridimialis Boettg; 1874.
Böttger, Rept. v. Marocco u. v. d. Canaren, Abhaucll. cl. Senckenberg.
Ges., Bnd. 9, 1Ö74, S. GO und Noll's Zoolog. Garten 1877, S. 31; Audouin
et Savigny, Descr. Egypt., Kept. Atlas Suppl. Taf. II, Fig. 13.
Vor mir liegt ein erwachsenes Stück dieser verbreiteten Laub-
froschart von HaifFa.
Charakteristisch für die citirte Varietät, die im ganzen Mittel-
meergehiet als ausschliessliche Localform auftritt, ist das Fehlen
der von mir sogenannten Hüftschlinge, einer deutlichen, beim
binnenläudischeu Laubfrosch nach oben und vorn gerichteten,
buchtigen Einsattelung des schwarzen oder grauen, weiss ein-
gefassten Seitenstreifens jederseits in der Hüftgegend.
Die Färbung der Körperseiteu ist bei der syrischen Form
in folgender Weise leicht verschieden von der als typisch für var.
meridionalis anzusehenden citirten Zeichnung in dem grossen
Werke über die ägyptischen Amphibien, Der dunkle Seitenstreif,
der bei der ägyptischen Form vom Nasenloch an über das Auge
und weiter bis zur Insertion der Hintergliedmaassen fast gerad-
linig Ober- und Unterseite von einander scheiden soll, bei der
cauarischeu Form aber schon nahe der Insertion der Vorderglied-
maassen verschwindet, lässt sich bei der vorliegenden syrischen
Form bis etwa in die Mitte der Rumpfseiten verfolgen, ist auch
nach oben mehrmals gebuchtet und winkelig hin und her gezogen
und löst sich nach unten in kleinere grauliche Marmorzeichnuuo-en
auf. Weiter hinten geht Rücken- und Bauchfärbung allmälig
in einander über. Etwas höher als der Seitenstreif, in einer
Linie, die vom Trommelfell nach der AfteröfFnung hinzielt, stehen
ausserdem in regelmässigen Zwischenräumen etwa 5 kleine schwarze
Flecken in einer Längsreihe. Endlich lassen sich noch zwischen
Mundwinkel und Insertion der Vordergliedmaasseu 2 schwarzgraue,
hinter einander gestellte Läugsflecke beobachten.
Abweichungen im äusseren Bau konnte ich bei dem syrischen
Stücke im Vergleich zu uuserer europäischen und der cauarischeu
Form nicht nachweisen.
— 84 —
Dimensioneu:
Totalläüge 46 mm.
Maulbreite 15 »
Obersehenkel, vom After gemessen . . 22
Länge des Unterschenkels im Fleisch . 22,5
Fusslänge (mit den Zehen) 32
Vorkommen: Diese der Hüftschlinge entbehrende Varietät
des Laubfroschs war mir bis jetzt nur aus Süd-Frankreich, den
cauarischen Inseln und Nord-Afrika bekannt gewesen, wo er sicher
in Aegypteu und wahrscheinlich auch in Marocco als ausschliess-
liche Form vorkommt. Ihr Auftreten in Syrien ist immerhin
beachtenswerth. Die von A. Günther (Catalogue of Batrachia
sal., London 1858, S. 108) aus Kleinasien und den Euphrat-
gegenden erwähnte Form unseres gemeinen Laubfroschs dürfte
ebenfalls der var. meridionalis nahe stehen oder vielleicht gar
mit ihr identisch sein.
— 85 —
Diagnosen zweier neuer Amphibien
aus Madagascar.
Von
Dr. pbil. 0. Böttger.
JPhyllodactyliis (Phylloäadylus) tStUfnfft n. sj).
Di[iiü omucs unguiculati, graciles, recti^ siibttis serie singula
lamellariim transvcrsarum suhgrcwulatarum instructi ; disci scansorn
trapesoidales^ sulco longitudinali hipartiti, plani. FhoUdosis notaei
heterogenea.
FupiUa verticalis; rostrale convexo-trapcsoidale, superne latius;
siipralahialia 12; mentale triangtdarc ; infralubialia 12. Suhmentalia
anteriora 2 longe producta, ad latera singulis posticeque uno sciitcllo
sexangidari majore secuta. Orhitac distinctae sulco circuniscriptae.,
occiput cute adstrictum, parallelepipedum formans. Dorsum seriebus
longitudinalihus ttd)ercidorum ti'iangidarium regular ibus 6 pluribusque
indistinctis dorso-latcrcdihus ornatum; latera membraque tuberculis
subcarinatis, venter squamis laevibus., satis magnis, rotundato-sex-
angidaribus instructus. Cauda ut videtur subverticillata, supra seriebus
6 spinularum armata.
Supra nigro-griseus, subtus sordide albus, cajnte subfusco-
griseo, subunicolori., dorso linea longitudinali jiallida cum maculis
t ransversis dorsalibus i, parallelogramma fortnantibus, ptttllidioribus,
nigro-marginatis connexa.
Cajnit 23, truncus usque ad cloacam 44,5, cauda (regenerata)
25; long, total. 92,5 mm. ^
Hab. Insida Nossi-Be, spec, unicum a dar. Anton Stumpff
lectum. y^(\\(]4
/
— 8G —
Polypedates ilispar n. sp.
Denies pdlakdes duos aecrvos formiuitcs trlantjalares^ inter se
et a ehoanis spatio lato sepandi, marguiihus pudieis horisontalihus
iiec postice eonveryentihus fasfigia clioanarum postica distincte
snperantihus. Ap)ertiirae clioanarum tuhanmique aequa fere may)n-
t'udine. CantJd rostrales ohtusiuscidi scd distincti^ antice angtdo
aculo juncti. Aperturae nasales suh ipso cantho, satis prominentes,
apice rostri magis approximatae quam oculis. liegio frenalis satis
alta, suhexcavata. Tympanum distinctum^ magtidudlne dimidiam
orhifam aequans. Plica cutanea ah angido postico oculi super
tympanum ad regionem humeralcm decurrens. Gidis cranio non
adhaerens^ tergo marium media parte densiter verrucidosa, feminarum
laevissima, abdomlne internaque femorum parte modlce granulatis.
Disci scansorii mediocres, digiti pirimi minimi^ tertii quartique
suhaequales, tympano valde minores. Metnbrum posterius antice
p)rojectum calce vix aperturam nasalem attinycns. Cutis natatoria
perfecta; planta pedis distincte verructdosa.
Supra aut alhido-cincreus vel unicolor (9) vel memhris maculis
obscuriorihus in transversum ornatis (cf et 9) ^^'-^ olivaceo-griseus
(9) macida obscura inter orbitas trapcsoidali signatus et dorso
indistincte pwictatus marmoratusque , ad latera semper striyis
paUidis binis magis minusve distinctis exstructus. Chines nigre-
sccntes, albidopunctatae; regio analis triangidiim albescens formans.
Partes abdominis et femorum granulatae fuscae.' Secundum canthum
rostralem pUcamque cidaneam regionis humeralis linea nigrescens.
Captd maris 14, feminae 17— IS long., long, total, mar.
40—40,5, fem. 48 — 57, memhr. anter. maris 25 — 25,5, fern.
28-31, membr. poster, maris 63 — 65, fern. 74—78,5 mm.
Hab. Insula Nossi-Be, specim. 5 a dar. Anton Stumpff lecta.
— 87
Diiigiiosc8 Coleoptcroruni aliquot iiovoriim in
Japonic a Dom. Prof. J J. Hein, Doct. phil.,
collectoruni,
auctoie
Dr. L de Heyden.
1. tloplia Reinii Jlcydeii. JRiifo-picea^ deiisc flava viridi
squamosa, sqiianudis rotundatis, opacis; scuteUo, thoracis lateribus
squaniidis ddiUioribiis ; corpore suhtus, ahdonihie, 2)ygidio densissinie
squamulis argeutco-viridihus lucidis tecto. Fcdihus rußs, tarsis
anticis, med lis rufo-piceis, posticis nigro-piccis; femoribus dcnsius^
tibiis parcc squaniidis oblongis viridiargcutcis tectis. Tibiis anticis
bidentatis. Autcnnis rufls, clavo rufb-bruiiiico,!J. articulatis^ articulo
prinio squajuulis duabus oblongis vcstito. Scutcllo loiigo^ triangidoso^
postice acuta, apice ipso rafundafa. Long, corj) 6 — 7 niillini.
H. parvidae Krynichii (jMlinosae Er.) Eussiac mcridianalis
valde affinis, scd elyiris breviaribiis, subtus lucida, thoracis angulis
posticis rcclis subelevatis, scutella longiore disfincta. * Excmplaria
quatuor in insula Kiushiu Japoniaü Dorn. Vrof. Dr. Rein, in
cujus honorem hanc speciem nominavi, rep>erit.
2. Podiihrus Reinii Heyden. Capite nigra, nitida, antice
flavo-rufa , labra f'usca; tharace flavo-rufo, tertia pars mediana
hnmnea, tinea media fartiter sed anguste incisa, lateribus ante
angulos 2)ostlcos sinuatis; scutella nigra; elytris flavo-pallidis, singula
plaga mediana langitudinali brunnea. Corpore subtus, antennis
pedibusque nigro-brunneis; caxis, femortim basi, abdominis marginibus
posticis, aiitennarum articidis pnima seciinda ßova-rufis, apice intus
brunnea maculata, tertia quarto basi flavo-rufis. Corpore tola subtus
elyfrisque flavo-griseis, sat dense pubescentibus. Unguicidis omnilus
basi forte tri angular iter dentatis. Long. 10 millim.
hl provincia Mino Jiq^oniac a Dom. Frof. Rein, cui de-
dicatus^ sctncl captus.
3. J^yrocJiroajaponica Heydcn. Femina. Depressa, obscure
r ufo- cocci) lea, antennis pedihusque nigris; ore, tJioracis lateribus
ni(jris; fronte nigra, inter oculos fortiter transverse elevato, untice
laxe excavato. Thorace minore, parum latiore quam longiore, la-
teribus post medium angidatis, ante medium transverse late impresso,
linea media canalicidata in foveam antescidellarem cffundente. Elytris
plus quadruplo thorace longioribus, ante medium dilatatis, transverse
densissime rugosis, in utroque lineae duae e rugis obliquis plumi-
formibus latioribus. Falporum articulis primo minuto rufo, secundo
quarto aequalibus, tcrtio breviore et angustiore, quarto lateribus
parallelis, basi apiceque acuminatis: Antennae |;ar^w« desunt ;
articulis 1 et 3 — 6 longitudine aequalibus, primo basi attenuato,
3 — 6 sensim fortiter ramosis, fortius (jam in tertio) quam in P. pcc-
tinicorni nostratu, cui affinis scd major. Long. 11 millim. {caput
et thorax 2, elytra 9 millim..)
Fropje ab urbe Kioto Japoniae semel capita.
■1. Saris Kein Li Boelofs (Compte rendu Soc. eiitom. de
Belgique, seance 5 avril 1870). Oblongo-ovalis, nigra, purum nitida,
itigrosubsqtiamosa. Elytrorum interstitiis squamulis lutcis linea
ornatis, vittaque abbreviatabasali et plag a ultra-medium concoloribus.
Ex affmitate B. dispiloti Solsky. Copiose lecta in foliis Benthamiae
japonicae Sieb, et Zucc. (Gornus Kousa Buerger) in aditu Äburasaka
(800 meter altitud.) inter provincias Mino et Echizen Japoniae.
Ab auctore ^xemplariis Eeinianis, a me arbitrio sua permissis,
descripta.
5. Toxotus niimitus Gebier var. Heinii Heydcn.
Niger, flavo-griseo subpidjescens, antennis totis pedibusque, femorum
posticorum apice excepto, obscure lideis; vertice non canalicidato
(in typo obsolete canalicidato), thorace in lateribus nodo rotundcUo
(in typo dente valde obtuso). Abdomine toto rufo {in typo toto vel
apice tantum rufo). Long. 11 millim. (elytr. long. 8 millim.) l'rope
ab urbe Osaka Japoniae semel captus. Species typica in deserto
ad flumen Ajagus (descrta Kirghisorum) occurrit.
— 89 —
lieber phänologisclie Beobachtungen.
Vortrag, gehalten in der wissenschaftlichen Sitzung der Senctenbergischen
naturforschenden Gesellschaft am 15. Februar 1879
Dr. Julius Ziegler.
In jedem Jahre hören Sie, wie, des Winters überdrüssig, der
Eine dem Andern freudig erzählt: »Der Hasel uussstrauch blüht,
das Schneeglöckchen, der Pfirsich, die Kirsche blüht, der Storch
ist augekommen, die Schwalbeu sind da« ; fügt wohl auch bedeu-
tungsvoll hinzu »schon« oder wohl auch »erst«. Einerseits be-
weist damit Jeder, welch' hohes Interesse diese Fragen in An-
spruch nehmen. Andererseits zeigt der Widerstreit der Meinungen,
die oft geradezu entgegengesetzte Behauptung, dass man von ganz
verschiedenen , häufig nur ganz unbestimmten Voraussetzungen
ausgeht und so zu keinem Ergebniss gelangt. Wir werden später
sehen, wie hierzu bei Nichtbefolgung einer bestimmten Methode
fortwährend Gelegenheit geboten ist.
Lassen Sie uns zunächst näher ins Auge fassen, was der
Betrachtung zu Grunde liegt!
In denjenigen Landstrecken der Erde, in welchen eine Wiuter-
ruhe eintritt, das heisst eine Periode, in welcher den Witterungs-
verhältnissen und zwar wesentlich der geringeren Temperatur
entsprechend, mehr oder weniger eine Unterbrechung oder doch
eine Verlangsamung der Vegetationsthätigkeit stattfindet, zeigen
die meisten Pflanzen eine höchst auffallende Regelraässigkeit in
der zeitlichen Anordnung der einzelnen Phänomene, der einzel-
nen Stadien ihrer Entwicklung, wie Belaubung, Blüthe, Frucht-
reife u. s. w. Es sind also an eine jährliche Periode gebundene Er-
scheinungen, welche wir zum Gegenstande der Beobachtung machen
— 90 —
und dem eutspreclieud wir diese kurz als »phäuologische« Beob-
achtungen bezeichnen, — besser aber wohl als »phänomeno-
logische« bezeichnen sollten.
Hierher rechnen wir nun auch einige Erscheinungen aus dem
Thierreiche, welche von denselben örtlichen Einflüssen abhängig
sind, wie solche bei den Pflanzen; vornehmlich noch das regel-
mässige Kommen und Gehen der wandernden Thiere, besonders
der Zugvögel, welches gleichfalls mit der Periodicität der meteo-
rischen Vorgänge in innigem Zusammenhange steht. Wie schon
angedeutet, ist die Wärme das Hauptbedingniss sämmtlicher be-
rührten Verhältnisse, wie sie es auch für das jeweilige geogra--
phische Vorkommen ist; aber sie allein reicht, zumal so, wie sie
unsere gewöhnlichen Temperatur-Beobachtungen ergeben, nicht
aus zur Erklärung. Hier spielen die Lage nach Höhe (Elevation),
Aequator- und Polabstand (bezüglich der Länge der Tage), Meeres-
,nähe, Meeresströmungen, Niederschläge und deren zeitliche Ver-
theilung (Regenzeiten), Winde, Reflex von Wasserspiegeln, Expo-
sition, Bodenverhältnisse und vieles Andere mit, — kurzum das
Klima eines Ortes.
Das Klima meteorologisch so zu zergliedern, um einfache
Rückschlüsse auf die phänologischen Verhältnisse eines Ortes
machen zu können, ist nun, wie wir noch sehen werden, nicht so
leicht; geradeso wie es dem Landwirthe und dem Arzte immer-
hin schwer fällt , meteorologisches Beobachtuugsmaterial seinen
Zwecken wirklich und vollständig dienlich zu machen. Umgekehrt
von den phänologischen Verhältnissen auf die klimatischen zu
schliessen, wird hingegen in den meisten Fällen keine grossen
Schwierigkeiten haben und leicht seine Nutzanwendung auf die
Gesundheitspflege und die Pflanzenzucht finden können. Stellen
wir also phänologische Beobachtungen an zum Nutzen der ar-
beitsthätigen, wie der leidenden Menschheit!
Was sollen wir aber beobachten und wie sollen wir beob-
achten? —
Obgleich Linne schon deutlich den Weg gezeigt hatte,
war man sich anfänglich darüber noch nicht recht klar und die
ersten Beobachter haben wohl ohne entsprechenden Nutzen ihr
grosses Beobachtungsmaterial beschaff't. Aus diesem ist übrigens
hervorgegangen, dass das Zweckdienlichste eine Beschränkung auf
möglichst wenige ausgewählte Beobachtungsgegenstände sei. So
— 91 —
schrumpfte die Zahl der Beobachtiings-Pflanzen und -Thiere
alhuälig mehr und mehr zusammen.
Voü Pflanzen wurden solche festgehalten, welche eine
grosse Verbreitung haben, das heisst, so zu sagen in allen Theilen,
wenigstens der gemässigten Zonen in grösserer Anzahl und in
gedeihlichem Zustande anzutreffen sind, wie viele der angebauten
Nutz- und Ziergewächse, Pflanzen, deren Vegetationsstufeu (oder
-Phasen) ferner leicht fasslich, von der Saatzeit unabhäugig, keinen
individuellen Schwankungen unterworfen und zeitlich gut ver-
theilt sind.
Als, im Allgemeinen, nicht sonderlich günstige Vegetations-
stufen möchten anzusehen sein : die erste Vegetationsbewegung,
das Knospenschiebeu, das erste Laub, das Sichtbarwerden der
Blattoberfläche, die allgemeine Belaubuug, die allgemeine Laub-
verfärbung und der Laubfall. Sie alle sind mit Schärfe nur
selten zu bestimmen und jedem Beobachter ist die Möglichkeit
einer Anschauungsverschiedenheit unbenommen.
Ganz anders verhält es sich bei der ersten Blüthe und der
Vollblut he, sowie — wenn auch mit Ausnahmen — der ersten
Fruchtreife und der allgemeinen Fruchtreife, welche über-
dies auch ein weit grösseres practisches Interesse in Anspruch
nehmen. Doch ist auch hier Mancherlei zu berücksichtigen. Vor
Allem i^t jederzeit festzuhalten, dass mau normale Erscheinungen
beobachten will, nicht abnorme, — wie sie Zeitinigeu mit Vor-
liebe zu bringen pflegen.
Am Spalier gezogene Pfirsiche, Aprikosen, Birnen und Trauben
können nicht maassgebend sein; sie nähern sich gleichsam den
Treibhauspflanzen, xiehnlich verhalten sich in engen Höfen be-
findliche Exemplare, welche unter der Einwirkung reflectirender
und erwärmter Mauern stehen. Leider laufen an Solchen ge-
machte Beobachtungen, besonders bezüglich der ersten Blüthe, all-
zuleicht mit unter und trüben das Ergebniss empfindlich.
Doch wird derjenige Beobachter, welcher einigermaassen Lust
und Liebe für die Sache hat, nach kurzer Uebung leicht inne-
werden, wo im nächsten Umkreise seines Wohnortes diejenigen
Exemplare zu finden sind, welche als normale angesehen werden
können, um so mehr, wenn es sich, wie schon gesagt, nur um
wenige Arten, Holz- oder doch mehrjährige Pflauzen, wie Apfel,
Aprikose, Birne, gelber Hartriegel, Haselnuss, gew. Hollunder,
— 92 —
rothe Jolianuisbeere, weisse Lilie, kleiublättrige Linde, Pfirsich,
Rosskastanie, Schlehe, Süsskirsche, gew. Syringe, Trompetenbaum
und Weinrebe handelt, welche vorzüglich als geeignete hervor-
zuheben sind.
Die grösste Aufmerksamkeit erfordert offenbar die Beobach-
tung der ersten Blüthe, das heisst der ersten geöffneten BUithe,
beziehungsweise des ersten Stäubens der Köl beben (Antheren).
Ein tägliches sorgfältiges Absuchen ist zur betreffenden Zeit durch-
aus nothwendig; entgeht die erste Blüthe dem Blick, so kann
eintretende ungünstige Witterung den Beobachtungstermin um
eine Woche und mehr hinausschieben.
Scheinbar schwieriger, aber bei einiger Uebung leicht auf
etwa zwei Tage genau zu bestimmen ist der Tag der Voll-
blut he, das heisst des Termins, an welchem bei der Mehrzahl der
vorhandenen Exemplare über die Hälfte der Blüthen geöffnet ist.
Fiel in die Blüthezeit ein Nachtfrost, wovon wir in unseren
Klimaten ja fast niemals ganz, am wenigsten bei frühzeitiger
Entwicklung verschont werden, so ist davon Notiz zu nehmen,
insofern er entweder die Blüthe vernichtet oder die Pflanze, wie
man treffend zu sagen pflegt, »gedrückt« hat, in Folge dessen
mehr oder weniger eine abnorme Verzögerung der Blüthenent-
faltung, ein »Rückschlag« eintritt. — Diese und andere Störungen
in dem Entwicklungsgang veranlassen zuweilen ein aber^ialiges,
ein zwei und dreimaliges Blühen und selbst Fruchtreifen in ein und
demselben Jahr; doch ist, von einem Rückgang der Belaubung
begleitete aussergewöhnlich warme, beziehungsweise trockene
Witterung die gewöhnlichere Ursache der gleichen, beim Laubholz
weit häufigeren Erscheinung, des sogenannten »Johannistriebs«; in
der Regel jedoch ohne dem normalen Eintritt der Phase im folgen-
den Jahre merklich Abbruch zu thun. —
Die erste Fruchtreife, beziehungsweise deren Eintritt ist
unter anderen bei der Johannisbeere, welche glasartig durch-
scheinend, bei der Süsskirsche, welche auch auf der Schattenseite
roth, beim Hollunder, dessen Beere vollständig schwarz werden
muss, und bei der Rosskastanie, deren grüne Fruchtkapsel zer-
springt, leicht und sicher zu bestimmen. Weniger geeignet ist
dagegen die Beobachtung der Fruchtreife der Stachelbeere, des
Pfirsichs, der Weintraube, des Apfels und der Biine, da hier die
Spielarten durch ungleiche Zeitiguug zu sehr ins Gewicht fallen.
— 93 —
Von uubestreitbarem Interesse ist die Reifezeit der allverbreiteteu
Halmfrüchte, besonders im Verhältniss zu derjenigen ihrer Blüthe;
doch ist dies wieder mehr eine Frage für sich, indem bei ihnen
Saatzeit und Culturart sehr entscheidend mitsprechen.
Unter allgemeiner Frucht reife wird der Zeitpunkt ver-
standen, an welchem bei der Mehrzahl der vorhandenen Exem-
plare über die Hälfte der Früchte vollkommen reif ist.
Eine grosse Erleichterung für den Beobachter ist es, wenn
er an bestimmte Exemplare, etwa im eigenen Garten, anknüpfend,
sich stets von den ausserhalb im Allgemeinen stattfindenden Vor-
gängen annähernd eine Vorstellung machen kann. Er wird da-
durch und mit Berücksichtigung der Witterungverhältnisse sich
viele unnöthigo Gauge ersparen können.
Auf die Beobachtungen bei Thieren übergehend, bemerke
ich sogleich, dass mir dieser Theil der Phänologie zu ferne liegt,
um ihn hier eingehend besprechen zu können ; übrigens glaube
ich nur auf die, den Meisten von Ihnen wohlbekannten Vorträge
und Schriften des Herrn Dr. Noll*) und Pal men's**) ver-
weisen zu dürfen. Doch sei hervorgehoben, dass sowohl die hier-
her gehörenden Phänomene auf weit verwickeiteren Vorgängen
beruhen, als auch, dass die Anstellung der Beobachtungen eine
weit schwierigere und mühevollere ist. Wo wir die Gewächse
aufzusuchen haben, wissen wir ganz genau, bei den Thieren aber
sind wir auf ein gutes Stück Zufall angewiesen und die Beweg-
lichkeit erschwert obendrein sehr das Erkennen. Die auf den
nachher herumzugebenden Tabellen verzeichneten Thiere sind zum
Theil eben mit Rücksicht hierauf gewählt; es sind vornehmlich
Vögel, Schmetterlinge und Käfer.
Streng genommen gehörte hierher nur das Erscheinen
derjenigen, welche ihren Winterversteck oder ihren Larvenzustand
verlassen, wobei es oft recht schwer fällt, gleichartige Thiere der
einen oder der anderen Herkunft zu unterscheiden. Eine viel
weitergehende Frage bildet das Kommen und Gehen der Zug-
vögel, da es nicht lediglich von den augenblicklichen örtlichen
Witterungsverhältuissen bedungen ist, oder doch wenigstens nicht
*) Noll, F. C. lieber den sogenannten Instinkt. Zeitschrift: Der Zoo-
logische Garten. Jahrg. XVII. 1876. No. 2 bis 10.
**) Palmen, J. A. Ueber die Zugstrassen der Vögel. Leipzig. W. Engel-
maun. 1876.
— 94 —
sein mnss. Welchen Weg die Zugvögel nehmen, wie lange Zeit
sie zum Weiterkommen bedürfen, was sie örtlich und zeitlich zum
Kommen und Gehen bestimmt, das siud hochwichtige Fragen, die
meist noch ungenügend beantwortet sind. Zur Lösung aller dieser
Fragen gibt es eben nur Eines : Vieljähriges, ununterbrochenes
und wahrheitsgetreues Aufzeichnen der geeignetsten Beobachtuugs-
erschcinungeu an geeigneten Stellen.
Zur Förderung der phänologischen Statistik, wie der Thier-
und Pflanzeugeographie müssen wir ein, über alle Th eile der Erde
gezogenes Beobachtungsnetz wünschen, ähnlich dem, welches die
reine Meteorologie theils besitzt, theils herzustellen im Begriff ist,
innerhalb welches nach ganz bestimmten und übereinstimmenden
Methoden beobachtet wird.
Die Zahl der vorhandenen Beobachtuugsstationen, fast
ausschliesslich auf Mittel-Europa und die Vereinigten Staaten Nord-
Amerika's beschränkt, ist leider noch eine verhältnissmässig kleine.
Sie schmilzt überdies auf eine äusserst kleine zusammen, wenn
mau diejenigen ausser Rechnung lässt, welche, wie die meisten
Amerikanischen, nur zwei oder doch nur wenige Jahre thätig waren.
In erster Reihe stehen ohne Zweifel die Oesterreichisch-
Ungarischen Beobachtungen, veranlasst und geleitet von Carl
Fritsch, Vicedirector der k. k. Centralaustalt für Meteorologie
und Erdmagnetismus in Wien, jetzt in Salzburg wohnend. Ich
lege Ihnen hier die Uebersicht der phänologischen Beobachtungen
im Jahre 1876 aus dem letzten Jahrbuch der k. k. Central-
austalt vor.
Unter den auswärtigen Stationen finden Sie auch Frankfurt a. M.,
von wo ich 1871 pflanzenphänologische Beobachtungen eiuzu-
senden begann. Seit 1874 erhält die Wiener Anstalt nun auch
noch thierphänologische Mittheiluugen von hier; doch liegen bis
jetzt nur diejenigen von 1875 im Druck vor. Dieselben wurden
1874 und 1875 von Herrn Carl Dietze, 1877 und 1878 von
Herrn Inspector J. G. G. Mühlig und mir geliefert. Ausser
vielen zerstreuten, sind thierphänologische Beobachtungen von
Frankfurt, meines Wissens, nur noch bezüglich der Ankunft des
Storches vorhanden, wovon diejenigen über das Nest auf dem
Both 'sehen Hause au der grossen Eschenheimer Strasse bereits
Iß Jahre hinter einander umfassen.
Hier haben Sie ferner eine der vorigen entsprechende
— 95 —
Tabelle,*) welche die ans den jäbrlicheu Beobachtungen der einzelnen
Stationen Oesterreich-Ungarus berechneten mittleren Vegetatious-
zeiten enthält, zugleich mit Angabe der Beobachtungsjahre, der
Seehöhe, der geographischen Länge und Breite des Ortes. Endlich
enthält dieses Heft **) die auf Wien reducirten Zeiten der ersten
Blüthe für eine sehr grosse Anzahl der verschiedensten Gewächse.
Besondere Beachtung verdienen nächst den eben besprochenen,
sowie neben denen von Quetelet, Göppert, Cohn uijd Anderen,
allein schon wegen der Nachbarschaft, die in Gi essen von Her-
mann Hoffmann durch eine lauge Reihe von Jahren und mit
grosser Sorgfalt angestellten Beobachtungen, deren erste noch in
das Jahr 1835 fallen. Dieselben finden sich zum Theil in der
Botanischen Zeitung***) und in den Berichten der Oberhessischen
Gesellschaft für Natur- und Heilkunde niedergelegt. Der vor-
liegende fünfzehnte Band enthält die Ende 1875 berechneten
mittleren Vegetationszeiten, sowie eine üebersicht der thierphäno-
logischen Beobachtungsresultate.
Von anderen Orten unserer Gegend liegen, so weit meine
Kenutuiss reicht , noch Beobachtungen vor von : Offenbach,
Messel und Rossdorf bei Darmstadt, Rehbach im Odenwald, Bir-
kenau bei Weinheim au der Bergstrasse, — in Weinheim selbst hat
Herr Oberlehrer Dr. Finger schon im Jahre 1834 beobachtet, —
ferner von Heidelberg, Bruchsal, Heilbronn, Aschafienburg, Ram-
holz bei Schlüchtern, Büdingen, Cassel, Marburg, Braunfels bei
Wetzlar, Cronberg am Taunus, Röraerhof bei B^rankfurt, Winkel am
Rhein, Trier, sowie Pfeddersheim und Monsheim in Rheinhessen.
Von diesen Stationen ist die Mehrzahl gleichfalls wieder einge-
gangen und das erbrachte Material meistens nicht ganz genügend.
Eine neue Beobachtungsstation wird für Kaichen beabsichtigt.
Was schliesslich die Frankfurter Beobachtungen betrifft,
so sind vereinzelte sehr alte Aufzeichnungen vorhanden, wie die
aus dem Jahre 1826; doch sie mehr planmässig zu betreiben
*) F ritsch, Carl. Mehrjährige Mittel der phänologischen Beobach-
tungen aus dem Pflanzenreiche. Jahrbücher der k. k. Ccntralaustalt für
Meteorologie. Neue Folge Bd. VII. -Jahrg. 1870..
**) Fritsch, Carl. Normaler Blütheukalender von Oesterreich-Uugarn.
Denkschriften der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der kaiser-
lichen Academie der Wissenschaften in Wien. Bd. XXXIII. 1873. S. 99 b. 140.
***) Hoffmann, Hermann. Zur Kenntniss der Vegetations-Normalen.
Botanische Zeitung 18C1. No. 26 u.. 27.
— 96 —
unternahm erst mein Bruder, Wilhelm Ziegler, dann Herr
Con stau tin Fell n er und Herr Stadtgärtner A.Weber. Von
1867 an habe ich meinerseits regelmässige Aufzeichnungen be-
gonnen und — leider fast allein — bis heute weitergeführt.
Die ersten vier Jahre 1867 — 70 sind in den Berichten der
Oberhessischen Gesellschaft abgedruckt.
Seit 1871 hat es der Physikalische Verein, beziehungsweise
das meteorologische Comite desselben übernommen, den Gegenstand
in den Bereich seiner Thätigkeit zu ziehen. Von dieser Zeit au
enthält der Jahresbericht des genannten Vereins eine kleine Ueber-
sicht der hauptsächlichsten Beobachtungsresnltate des betreffenden
Jahres nebst den beigesetzten Mitteln. Während sich die neueren
auf die erste Blüthe und die Vollblüthe beschränken, umfasste die
Tabelle von 1871 ausserdem noch die erste Laubentfaltung, die
allgemeine Belaubung, die erste und allgemeine Pruchtreife, die
Laubverfärbung und den Laubfall. Dem begleitenden Texte war
eine kleine Tafel beigefügt, welche versuchsweise eine graphische
Darstellung zur Vergleichung der mittleren phänologischen Ver-
hältnisse verschiedener Orte, hier Wien, Giessen und Frankfurt,
enthielt. Die etwas auffallenden Unterschiede waren zum Theil
veranlasst durch die Aufnahme von älteren Beobachtungen einzelner
Jahre, aus welchen keine Angaben für die übrigen Pflanzen vor-
lagen, wodurch die Möglichkeit gegeben war, dass für die eine
Pflanze und Phase vorwiegend frühzeitiges, für die andere
verspätetes Erscheinen in Rechnung kam und die Zeitfolge der
Erscheinungen eine falsche ward. Das unverhältnissmässig spätere
Blühen des Pfirsichs in Wien rührte, wie ich erst 1874 dort selbst
in Erfahrung brachte, speciell daher, dass dort, was einzig richtig
ist, keine Spalierexemplare zur Beobachtung dienen, wie bis dahin
in Frankfurt und Giessen, wo es fast nur solche gibt. Der Unter-
schied zwischen den beiden Beobachtungsweisen beträgt nicht
weniger als zwei Wochen.
Diese und manche anderen schon angedeuteten Fehler habe
ich weiterhin vermieden und so kann ich Ihnen heute die Er-
gebnisse von, der Mehrzahl nach zwölfjährigen ununterbrochenen
Beobachtungen vorlegen. Die erhaltenen mittleren Zeiten werden,
wie ich überzeugt bin, schwerlich viel von den wahren Mitteln
abweichen ; genügte doch meist schon die Hälfte der Zeit, um
nahezu dasselbe Resultat zu gewinnen. Von Schaltjahren, die ja
— 97 —
eineu iiiclit zu beseitigenden Fehler mit sich bringen, kommt je
eines auf drei andere Beobachtungsjahre , so dass derselbe mög-
lichst gering erscheint.
Die von mir seiner Zeit dem Jahresberichte des Physikalischeu
Vereins versuchsweise beigegebene graphische Darstellung, (welche
ich Ihnen vorhin herumgegeben habe), hat mich von der Zweck-
mässigkeit einer solchen überzeugt und in mir den Wunsch rege
gemacht, eine qualitativ vollkommenere und einen grösseren Zeit-
raum des Jahres umfassende herzustellen. So ist denu die in
autographischem Abdruck bereits in Ihren Händen befindliche
Tafel der mittlerenVegetationszeiten in Frankfurt a. M.
entstanden. Um, durch das ganze Jahr zeitlicli möglichst gleich-
massig, etwa auf jede Woche, vertheilte Anhaltspunkte zu haben,
musste ich mehrmals zu Objecten greifen, von welchen nur wenige
Beobachtungsjahre vorlagen, und selbst zu solchen, die an und
für sich nicht sonderlich geeignet genannt werden konnten,
während manches Bewährte wegbleiben musste , wenn nicht
eine stellenweise Ueberfülluug stattfinden sollte , zum Beispiel
im Frühling. Um übrigens der Wahrheit näher zu kommen,
berechnete ich im Falle nur weniger Beobachtuugsjahre allemal
noch Verhältnisszahlen. Diese sind, im Zweifel, der Reihenfolge
zu Grunde gelegt. Sie finden dann immer zwei Kreischen für
eine und dieselbe Pflanze und Vegetationsstufe eingetragen ; das
eine, welches das gefundene Beobachtungsmittel bezeichnet, ist
mit ausgezogenen Linieu verbunden, das andere, welches das, als
wahrscheinlich, berechnete Mittel bezeichnet, mit punctirtenLinien.
Tragen wir neben diese Curve die betreffenden Beobachtungen
eines Jahres ein, wie es in einem der aufgehangenen Blätter in
rother Farbe für das nicht besonders abnorme vorige Jahr (1878)
geschehen ist, so erhalten wir ein vollkommen klares Bild über
den Verlauf der Vegetationsentwickelung in demselben. Sie sehen
unmittelbar, um wieviel Tage dieselbe zu einer Zeit voraus oder
zurück war. Wollen Sie beispielsweise die Verzögerung in Folge
des kühleren Wetters in der zweiten Hälfte des März und ersten
des April und wiederum im Juni beachten! Auf das sonderbare
Verhalten der Weinrebe und des Trompetenbaums kommen wir
noch zurück. Für dieses Jahr (1879) können wir vorerst nur die
Haselnuss verzeichnen, welche erst am 11. Februar zu blühen,
das heisst zu stäuben begann, also gegen das Mittel 9 Tage zu-
7
— 98 -
rück blieb. Die Grenzen, bis zu welchen die einzelnen Vegetations-
zeiten während des Zeitraums von Anfang 1867 bis Ende 1878
schwankten, finden Sie in der anderen augehefteten Tafel durch
einen rothen Streifeu angedeutet; die Möglichkeit grösserer Ab-
weichungen ist natürlich nicht ausgeschlossen.
Eine derartige Curve oder Tabelle*) mittlerer Vegetations-
zeiten eines Ortes kann, unter gewissen Voraussetzungen, in den
meisten Fällen leicht für einen grösseren Umkreis Verwendung
finden ; die gewählten Pflanzen und Vegetationsstufen überdies
noch in einem grossen Theil der cultivirten Erdstriche, Wo nicht,
würden an Stelle der ausfallenden, andere, für das Beobachtungs-
gebiet geeignete, dem Verbreitungsbezirk oder Wohngebiet ent-
sprechend, einzuschalten sein und so, übergreifend, weiter. Handelt
es sich darum Vergleiche zwischen verschiedenen Orten zu ziehen,
so ist unsere Tafel wiederum dienlich, für den einzelnen Fall, wie
im Allgemeinen. Angenommen ist jedoch dabei, dass an jedem der-
selben in gleichem Sinne beobachtet wird. Da dieses zwischen
Frankfurt und Giessen im Wesentlichen der Fall ist, habe ich die
entsprechenden Giessener Beobachtungsmittel als Beispiel mit ein-
getragen; sie sind durch ein liegendes Kreuzchen gekennzeichnet.
Die noch vorhandenen kleinen Schwankungen dürften wohl zum
grossen Theil der Ungleichzähligkeit der Beobachtungsjahre zu-
zuschreiben sein. Bei der Aprikose, dem Pfirsich und der Wein-
rebe sind dagegen, wie auch in der Tafel vermerkt ist, die Spalier-
pflanzen die Ursache des starken Voreilens und bei der zahmen
Kastanie und dem Trompetenbaum die Spärlichkeit der vorhandenen
Exemplare Veranlassung der Verspätung in Giessen, so weit diese
nicht besondere, in meinem nächsten Vortrag zu erörternde Gründe
hat. Bei dieser Gelegenheit werde ich auch auf das frühere
Blühen der Herbstzeitlose sowie das frühere Eintreten der Laub-
verfärbung und des Laubfalls in Giessen wieder zurückkommen.
Im Uebrigen bleibt Giessen durchgehends um 5 bis 6 Tage hinter
Frankfurt zurück.
In der Tafel finden Sie ferner, durch starke Punkte bezeichnet,
die mittleren Zeiten des ersten Blühens der angegebenen Pflanzen
von Oesterreich-Üngarn, und zwar bezogen auf Wien. Da bei
*) Nachstehend ist auf Seite 101 und 102 eine der vorerwähnten Tafel
entsprechende Tabelle der mittleren Vegetationszeiten in Frankfurt a. M.
abgedruckt.
- 99 —
Ableitung dieser Mittel ein aus den verschiedensten Lagen, von
unterschiedlichen Beobachtern, in ungleichen und ungleich zähligen
Jahren an ungleichvieleu Pflanzenarten erbrachtes Material ver-
wendet werden musste, so kam es, dass die in Wien selbst un-
mittelbar erhaltenen Mittel — sie sind hier mit einem kleineu
schwarzen Viereck augedeutet — keine vollkommene Uebereiu-
stimmung in ihrem Gang mit den vorgenannten zeigen.
Streng genommen erscheint es nicht gerechtfertigt, Mittel-
zahleu aus, über Monate vertheilten verschiedeneu Phänomenen ab-
zuleiten. Geschieht es deunoch, so geschieht es um einen ganz
einfachen Ausdruck zur leichten Vergleichung vieler Orte im
Grossen und Allgemeinen zu haben, was am vollkommensten wohl
durch Linien gleichzeitiger und gleichartiger Vegetationserschei-
nungeu, ähnlich den Isothermen, zu erreichen sein würde. Tu der
vor Ihnen hängenden, mit Rücksicht auf Hoch- und Tiefland ge-
wählten Karte von Deutchland beziehungsweise Mitteleuropa sind in
dem eben angedeuteten Sinn, aber auf andere Weise, die meisten Be-
obachtungsorte des Gebietes eingetragen und zwar unter Beifügung
der Zahl der Tage, um welche die Frühjahrsvegetation daselbst
durchschnittlich vor derjenigen Wiens voraus oder dahinter zurück
ist.*) Für den ersten Fall ist die carmiurothe Farbe gewählt, für den
zweiten die gelbe, zinnoberroth sind die mit Wien übereinstimmenden
Orte. Der Durchmesser der Farbenkreise entspricht der ungefähren
Differenz der Tage. Die Einflüsse der Lage nach geographischer
Breite und Seehöhe, von Binnenland und Küste treten schon deut-
lich hervor. Aber wie viele grosse Strecken finden Sie da, wo noch
kein Farbenkreis, noch keine Zahl eingetragen werden konnte?!
Zur Erreichung dieses Zieles möchte ich übrigens einen an-
dern, bei nicht zu ungünstigen Umständen leicht zu befolgenden
und lohnenden Weg empfehlen, den ich auch bereits betreten habe.
Es ist eine Verallgemeinerung desselben Verfahrens, welches
Hermann Hoffmann**) bezüglich Italiens angewendet hat, von
wo bis dahin nur spärliche phänologische Beobachtungen bekannt
*) Die Angaben sind zum grössten Theil entnommen aus : Fr it seh , Carl.
Vergleichung der Blüthezeit der Pflanzen von Nord-Amerika und Europa.
Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der kaiser-
lichen Academie der Wissenschaften. Jahrg. 1871. Bd. LXIII. Abthl. II.
S. 179 b. 213.
**) Hoffmann, Hermann. Zur vergleichenden Phänologie Italiens.
Zeitschrift für Meteorologie Bd. IX. 1874. S. 305 b. 310.
— 100 —
waren. Bei einer Reise, an welcher auch ich theilnahm, wurden
im Frühjahr 1874 alleuthalbeu, so viel wie möglich, phäuologische
Aufzeichnungen gemacht; diese mit den in Giessen in demselben
Jahre angestellten Beobachtungen verglichen und die Zeitunter-
schiede, das heisst die Zahl der Tage »vor« Giessen eingetragen.
In ähnlicher Weise hat Dr. Carl Hoffmann*) 1877 in Italien
nnd Griechenland Aufzeichnungen gemacht, die aber weniger gute
Ergebnisse lieferten. Um auf die angegebene Art ein vorläufig
einigermaassen genügendes Bild zu bekommen, müssen wir offenbar,
ähnlich wie in unseren Tabellen und unserer Tafel, enge Grenzen
ziehen, das heisst, nur wenige, durchaus geeignete Objecte be-
nützen. Das habe ich mich zu thun bemüht, als ich im vorigen
Sommer (1878) abermals Italien bereiste und viele der 1874 be-
suchten Orte wieder berührte. Die vorliegende Kartenskizze gibt
die 1874 und die 1878 eingehaltenen Wege, die Namen der Orte,
wo entsprechende Beobachtungen gemacht werden konnten, und
in Zahlen die Unterschiede gegen Frankfurt a. M. ; -f bedeutet
vor, — nach ; grün unterstrichen sind die Zahlen für den Früh-
ling (1874), roth unterstrichen die Zahlen für den Sommer (1878).
Deutlich spricht es sich aus, wie an der milden Riviera di
Ponente, in dem, von Nizza bis Genua gegen Norden durch eine
gewaltige natürliche Mauer geschützten Garten, — mit seinen
Pinien, Agaven, immergrünen Eichen, Lorbeeren, Myrten, Pistazien,
Citronen, Orangen, seineu ausgedehnten Oliven-Hainen und statt-
lichen Palmen, — angeweht von warmen Winden , unter dem
freudigen Blicke der Sonne sich frühzeitig Alles belebt, während
am Po, am Arno und dem Tiber sich's nur langsam regt und
unser Auge erst ganz im Süden des Landes dem gleichen Fort-
schritt begegnet. Wie ganz anders sieht es da im Sommer aus!
Die geröll-, kies- und sanderfüllteu breiten Flussniederungen er-
wärmen sich um so höher, als das Wasser spärlicher wird und
rasch verläuft die Blüthe, reift die Frucht, während Gebirg und
Meer mit mildernder Hand einer ruhigeren Entwicklung huldigen. —
Doch hier gelange ich schon auf dasjenige Gebiet, welches ich heute
zu Gunsten der Vereinfachung des Vorzubringenden bestrebt war
möglichst zu umgehen, um es ein anderes Mal mit Ihnen zu betreten.
*) Hoffmann, Carl. Phänologische Beobachtungen aus Italien und
Griechenland. Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde, Be-
richt XVn. 1878. S. 15 b. 22.
101 —
Mittlere Vegetationszeiten in Frankfurt am Main.
Nach den Beobachtungen von Dr. Julius Ziegler während der Jahre
1867 bis 1878.
Erklärung der Abkürzungen: Bo. s. = Blattoberfläche sichtbar;
e. Bth. = erste Blüthe oflFen; Vbth. = Vollblüthe, über die Hälfte der
Blüthen offen; e. Fr. = erste Frucht reif; a. Fr. = allgemeine Fruchtreife,
über die Hälfte der Früchte reif; a. Lhv. = allgemeine Laubverfärbung,
über die Hälfte der Blätter verfärbt; a. Lbf. = allgemeiner Laubfall,
über die Hälfte der Blätter abgefallen.
Anmerkung: Wegen geringerer Anzahl von Beobachtungsjahren oder
aus anderen Gründen nur annähernd genaue Angaben sind in ( ) gesetzt.
Monat
Tag
Name der Pflanze
Vegetations-
Stufe
Februar
März
April
Mai
2
(24)
(25)
26
3
4
(24)
4
(5)
6
10
11
13
14
15
18
21
21
22
23
23
27
28
6
10
10
24
(26)
Corylus Avellana, Haselnuss ....
Cornus mas, gelber Hartriegel . . .
Helleborus foetidus, stinkende Niesswurz
Galanthus nivalis., Schneeglöckchen .
Crocus luteus, gelber Safran . . .
Leucojum verniim, Frühlingsknotenblume
Anemone nemorosa, Windröschen . .
Aesculus Hippocastanum, Rosskastanie
Prunus Armeniaca, Aprikose . . .
Bibes rubrum, Johannisbeere ....
Prunus Avium., Süsskirsche ....
Prunus spinosa, Schlehe
Persica vulgaris, Pfirsich
Pyrus communis., Birne
Bibes rubrum, Johannisbeere . . .
Prunus Avium, Süsskirsche ....
Persica vulgaris, Pfirsich
Tilia parvifoUa, kleinblättrige Linde
Vitis vinifera, Weinrebe
Pyrus Malus, Apfel
Pyrus communis, Birne
Syringa vulgaris, Syringe ....
Aesculus Hippocastanum, Rosskastanie
Pyrus Malus, Apfel
Aesculus Hippocastanum, Rosskastanie
Syringa vulgaris, Syringe ....
Sambucus nigra, Hollunder ....
Atropa Belladonna, Tollkirsche . .
e. Bth.
e. Bth.
e. Bth.
e. Bth.
e. Bth.
e. Bth.
e. Bth.
Bo. s.
e. Bth.
e. Bth.
e. Bth.
e. Bth.
e. Bth.
e. Bth.
Vbth.
Vbth.
Vbth.
Bo. s.
Bo. s.
e. Bth.
Vbth.
e. Bth.
e. Bth.
Vbth.
Vbth.
Vbth.
e. Bth.
e. Bth.
102 —
Monat
Tag
Name der Pflanze
Yegetations-
Stufe
Juni
1
9
Prunus Avium, Süsskirsche
e. Fr.
10
Sambucus nigra, Hollunder ....
Vbth.
14
Vitis vinifera, Weinrebe
e. Bth.
19
Bibes rubrum, Johannisbeere . . .
e. Fr.
20
Castanea vesca, zabme Kastanie . .
e. Bth.
22
Tilia parvifolia, kleinblättrige Linde
e. Bth.
24
Lilium candidum, weisse Lilie . . .
e. Bth.
25.
Castanea vesca, zahme Kastanie . .
Vbth.
26
Prunus Avium, Süsskirsche ....
a. Fr.
27
Vitis vinifera, Weinrebe
Vbth.
30
Lilium candidum, weisse Lilie . . .
Vbth.
30
Tilia parvifolia, kleinblättrige Linde
Vbth.
30
Ribes rubrum, Johannisbeere . . .
a. Fr.
Juli
2
Catalpa syringaefolia, Trompetenbaum
e. Bth.
•
(8)
Prenanthes purpurea, Hasenlattich .
e. Bth.
13
Catalpa syringaefolia, Trompetenbaum
Vbth.
(22)
Atropa Belladonna, Tollkirsche . .
e. Fr.
August
11
Sambucus nigra, Hollunder ....
e. Fr.
(13)
Aster Amellus, Sternblume ....
e. Bth.
(24)
Yitis vinifera, Weinrebe
e. Fr.
31
Sambucus nigra, Hollunder ....
a. Fr.
September
(2)
Colchicum autumnale, Herbstzeitlose .
e. Bth.
15
Aesculus Hippocastanum, Rosskastanie
e. Fr.
(16)
Colchicum autumnale, Herbstzeitlose .
Vbth.
30
Aesculus Hippocastanum, Rosskastanie
a. Fr.
October
18
Aesculus Hippocastanum, Rosskastanie
a. Lbv.
19
Tilia parvifolia, kleinblättrige Linde
a. Lbv.
21
Vitis vinifera, Weinrebe
a. Fr.
23
Vitis vinifera, Weinrebe
a. Lbv. *
24
Prunus Avium, Süsskirsche ....
a. Lbv.
November
2
Aesculus Hippocastanum, Rosskastanie
a. Lbf.
103 —
Ueber thermische Vegetations-Constanteii.
Vortrag, gehalten in der wissenschaftlichen Sitzung der Senckenbergischen
naturforschenden Gesellschaft am 5. April 1879
Dr. Julius Ziegler,
Bei dem Ihnen letzthin über phänologische Beobach-
tungen Vorgetragenen blieb, mit Rücksicht auf Kürze und Klar-
heit, das Ursächliche der Erscheinungen absichtlich möglichst
unberührt. Lassen Sie uns dieses heute einer näheren Betrachtung
unterziehen ! Nehmen wir die periodischen Vorgänge, wie Be-
laubung, Blühen, Frnchtreifen und so weiter, so erscheint es uns,
beinahe als selbstverständlich, klar, dass abgesehen von der nöthi-
gen Nahrung (Wasser, Kohlensäure, Stickstoff -Verbindungen,
Schwefel-, Kiesel- und Phosphor-Säure, Kali, Magnesia, Kalk und
andere Aschenbestandtheile) vor Allem die W^ärme die Haupt-
bediugung der Thätigkeit sei, wie wir sagen, die »Arbeit leiste.«
Indem wir letzteren Ausdruck gebrauchen, sprechen wir nun aber
zugleich aus, dass eine Vegetatiousleistung in einem be-
stimmten (constanten) Verhältniss zum Wärmeverbrauch
stehe. So liegt es denn nahe, darnach zu fragen, welches Maass
von Wärme- beziehungsweise Kraft- Verbrauch für eine bestimmte
Arbeitsleistung, etwa zur Reifung der Frucht von der Befruchtung
der Blütbe ans gerechnet, oder zur Blütheuentfaltuug einer schon
ausgebildeten Knospe von der Winterruhe ab, unumgänglich uöthig
sei. Sind wir auch nicht im geringsten im Zweifel, dass die au-
gedeuteten Beziehungen thatsächlich bestehen, so vermögen wir
doch leider keinen so einfachen Ausdruck hierfür zu finden,
wie zum Beispiel für eine Dampfmaschine im Kohlenverbrauch,
— 104 —
wo Arbeitsleistung und Wärme-Einheiten sich genau bestimmen
lassen. Die Pflanze ist eben keine Maschine, ebensowenig wie
ein Thier es ist, dessen innere Kraftäusserungen noch weit ent-
fernt sind, verstanden werden zu können.
Eine Pflanze bedarf, obwohl in vielen Fällen schon beim
Schmelzpunkt des Eises Vegetationsthätigkeit stattfindet, andere
und zwar höhere Temperaturen, um zu blühen, als um Blätter zu
treiben oder zu keimen. *) Es ist daher nicht gleichgültig, auf
welcher Entwicklungsstufe eine bestimmte Temperatur zur Wirkung
kommt.
Betrachten wir andererseits die gegebenen natürlichen Tera-
peraturverhältnisse, so bietet sich eine grosse Mannigfaltigkeit.
Wir haben allenthalben im Verlaufe des Jahres kurze und lange,
heitere und trübe Tage, Tage mit bald kürzer, bald länger an-
haltender, niederer oder höherer Temperatur ; wir haben schrofte
Gegensätze zwischen Tag- und Nacht-Temperatur, zwischen Sommer-
und W^inter-Temperatur im Binnenland, im Gegensatz zum Küsten-
klima mit seinen durch das Wasser gemässigten Schwankungen ;
zunehmende Tageslänge in höhereu Breiten zur Sommerzeit, ebenso
auch bei zunehmender Seehöhe, welche selbst dagegen eine un-
mittelbare Wärmeabnahme bedingt ; in der Polnähe schieferes
Einfallen der Sonnenstrahlen, steileres nach dem Aequator hin,
desgleichen bei, nach der Mittagsrichtung abgedachten Lagen.
Auch die durch die Winde gebotene Wärme schwankt gleich-
falls nach der Lage. Allzugrosse Feuchtigkeit drückt wegen der
Wasserverdunstung die Wirkung der Wärme für die Vegetation
herab und so kommt hierbei auch der Wechsel in der meteorischen
Wasserzufuhr in Betracht. Nicht minder die zeitliche Beschaffen-
heit des Bodens, ob feucht oder trocken, ob gefroren, bewachsen,
schneebedeckt oder nicht ; sowie die physikalischen Eigenthüm-
lichkeiten des Bodens, dessen Erwärmbarkeit abhängig ist von
seiner Farbe, seinem Strahlungsvermögen, seiner Lockerheit, seinem
Wasserhaltungsvermögen und der Wärmecapacität und -Leitungs-
fähigkeit seiner Bestandtheile.
Diese und andere, zum Theil schon in meinem letzten Vor-
trag berührten Verschiedenartigkeiten Hessen manchen Forschern,
*) Sachs, Julius. Jahrbuch für wissenschaftliche Botanik. 1860,
Bd. IL
— 105 —
wie Sachs,*) Koppen,**) Askenasy***) und kürzlich noch
Schafferf) die Lösung der Frage überhaupt zweifelhaft er-
scheinen.
In der That sind die nach den frühereu Verfahren erhalteneu
Theriuometerwerthe, selbst als iiar empirischer und iudirecter
Ausdruck für die erforderliche Wärme, ganz unzulänglich.
Alexander v o n H u m b o 1 d t beschränkte sich auch darauf,
die Beziehungen der Mitteltemperatureu zum Vorkorameu im All-
gemeinen zu beleuchten,
Leopold von Buch nahm an, dass die Erreichung einer
bestimmten Vegetationsstufe vom Eintritt einer bestimmten Mittel-
temperatur abhänge.
Dove ff) wies die Abhängigkeit der voreiligen oder ver-
späteten Vegetation von den vorhergehenden günstigen oder un-
günstigen Temperaturverhältuissen, an der Hand der vou Eisen-
loh r veröffentlichten, in Karlsruhe von 1779 — 1830 angestellten
Beobachtungen nach, ohne jedoch einen mathematischen Ausdruck
dafür geben zu wollen.
Dies hatte dagegen schon Reaumur versucht und Cotte
nahm deuientsprechend vermuthuugsweise eine bestimmte Summe
von Temperaturgradeu an, die erforderlich sei, damit eine Pflanze
blühe.
Boussingault fff) glaubte diese iu der Summe der Mittel-
temperatureu während der Vegetationsperiode gefunden zu
haben, welch' letztere sich bei niederen Mitteltemperaturen ver-
längere, bei höheren entsprechend verkürze.
*) Sachs, Julius. Geschichte der Botanik. 1875.
**) Koppen, Wladimir. Wärme und Pfianzenwachsthum. Inau-
guraldissertation 181; und Bulletin de la Societe Imperiale des Naturalistes
de Moscou, 1870. Bd. XLIII, S. 41.
***) Askenasy, Eugen, üeber die jährliche Periode der Knospen.
Botanische Zeitung 1877. No. 50 b. 52.
t) Schaffer, Friedrich. Ueber die Abhängigkeit der Blüthen-
entwicklung der Pflanzen von der Temperatur. Inauguraldissertation.
Bern 1878.
tt) Dove. Ueber den Zusammenhang der Temperaturveräuderungen
der Atmosphäre und der oberen Erdschichten mit der Entwicklung der
Pflanzen. Verhandlungen der Königlich Preussischen Akademie der Wissen-
schaften in Berlin. 1846. S. 16 b. 27.
ttt) Boussingault. Traite d'economie rurale. Bd. II. S. 658.
— 106 —
Claepius, Regiernngsadvocat aus Köthen, war nicht weit
von dieser Auffassung entfernt. Sein wenig bekanntes, etwas
gezwungenes Verfahren erörterte derselbe in einem am 19. De-
cember 1829 im Physikalischeu Verein dahier gehalteueu Vortrag
ȟber die genauere Bestinnuung des Zeitunterschiedes, welcher
durch verschiedene Temperaturen bei der Vegetationsentwicklung
hervorgebracht wird. *) Die Berechnungen bezogen sich auf
Beobachtungen des Aehrentreibens, der ersten Blüthe und der
Ernte des Roggens und der ersten Süsgkirscheublüthe in den
Jahren 1824 bis 1828 und gingen darauf hinaus, nachzuweisen,
wieviel Tage von einer gewissen höhereu Mitteltemperatur zur
Ausgleicliung erforderlich wären, um zu dem gleichen Punkt zu
gelangen, wenn die Vegetationsentwickeluug gegen ein anderes
Jahr zurückgeblieben war. Als Ausgaugszeit wählte Claepius
das Frühjahr, beziehungsweise den 1. März.
Quetelet**) änderte das Boussingault'sche Verfahren in
der Art ab, dass er die Summen, willkürlicher Weise, aus den
Quadraten der Mitteltemperatureu bildete. Eine wesentliche Ver-.
besserung lag jedoch in der Verwendung bestimmter Pflanzen-
Exemplare.
Fritsch ***) summirte dagegen vom 1. Januar, als der un-
gefähren Zeit tiefster Winterruhe beginnend, bis zur Eintrittszeit
der verschiedenen Vegetatiouserscheinungen alle täglichen Mittel-
temperatureu unter Ausschluss der Grade unter Null.
Tomascheck f) dividirte die auf diese Weise erhaltenen
Summen durch die Zahl der verflossenen Tage mit positiven
Mitteltemperatureu.
*) Jahrbuch des Physikalischen Vereins in Frankfurt a. M. 1831.
S. 91 b. 107.
**) Quetelet, A. Sur le climat de la Belgique. Chapitre IV. Pheuo-
menes periodiques des plantes. Annales de l'Observatoire T. II. Bruxelles 184(3.
***) Fritsch, Carl. Untersuchungen über das Gesetz des Einflusses
der Lufttemperatur auf die Zeiten bestimmter Entwicklungsphasen der
Pflanzen. Denkschriften der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe
der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien, Bd. XV. 1858.
S. 85 b. 180.
t) Tomascheck, A. Mitteltemperatureu als thermische Vegetations-
constanten. Verhandlungen des Naturforschenden Vereins in Brunn. 1875
Bd. XIV. S. 70 b. 81. Zeitschrift für Meteorologie Bd. XI. 1876. S. 8 1 b. 84.
— 107 —
De Candolle*) fing , im Uebrigeu unter Beibehaltung
des ursprünglicheD Boussiugault'scben Verfahrens, mit einem
als »nützlich« bezeichneten Temperaturgrad zu zählen an,
bei welchem und über welchem bis zu einer gewissen Höhe
er eine entschiedene Vegetationslhätigkeit für eine Pflanze an-
nahm — zum Beispiel für die Buche 5° C, für die Eiche 6*^ C. —
und zählte bis zu dem Tage im Herbste fort, an welchem die
Mitteltemperatur wieder auf den gleichen Stand herabgesunken
war. Er beging jedoch hierbei, besonders in Anbetracht der Un-
gleichheit der Zahl der Tage, zunächst den Fehler, die als werth-
los angesehene Temperaturhöhe nicht auch bei jeder höheren
Tagestemperatur in Abzug zu bringen.
L i n s s e r **) glaubte erwiesen zu haben, dass »die an zwei
verschiedenen Orten den gleichen Vegetationsphasen zugehörigen
Summen von (Mittel-) Temperaturen über Null den Summen
aller (jährlichen) positiven (Mittel-) Temperaturen beider Orte
proportional« seien und nahm an, dass dies auf der Anpassung
der Pflanzen an das jeweilige Klima beruhe.
Trotz aller Bemühungen und mathematischen Wendungen
kam aber keine rechte üebeieinstimmung zu Staude, wesshalb ich
auch manches andere Hierhergehörige übergehe.
Was allen Verfahren bis dahin als gewichtiger Maugel an-
haftete und erst von Hermann Hoffmann***) thatsächlich be-
rücksichtigt wurde, ist, dass die Temperaturmessungen im Schatten
*)De Candolle, Alphonse. Geographie botanique raisonnee.
Bd. I. 1855. — Sur la luethode des sommes de temperature appliquee aux
plienomenes de la vegetation. Archives des sciences physiques et naturelles.
Bibliotheque universelle de Geneve. 1875. Bd. LIII. S. 257 b. 280, Bd. LIV.
S. 5 b. 47.
**) Linsser, Carl. Die periodischen Erscheinungen des Pflanzenlebens
in ihrem Verhältniss zu den Wärmeerscheinungen. Memoires de l'Academie
imperiale des sciences de St. Petersbourg. VII""* Serie. Tome XI. No. 7,
1867. — Er man's Archiv für die wissenschaftliche Kunde von Russland
XXV, 4, 1867, S. 555 b. 619.
***) Hoffmann, Hermann. Das Problem der thermischen Vege-
tationsconstanten. Heyer 's allgemeine Forst- und Jagdzeitung, December
1867. S. 457 b. 461. — Ueber thermische Vegetationsconstanten. Abhand-
lungen der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft Bd. VIII. 1872.
S. 379 b. 405. — Zeitschrift für Meteorologie Bd. III. 1868. S. 93 b. 96,
Bd. IV. 1869. S. 392 b. 393 und S. 553 b. 554, Bd. X. 1875. S. 250 b. Wf^Z
2 ''-■'' liy
— 108 —
geschahen, während die Pflanzen ihre Wärme nicht nur von der
Luft übertragen, sondern mehr oder weniger unmittelbar von der
Sonne Selbst mitgetheilt erhalten und dabei, wie Asken as y *)
gezeigt hat, ihre Temperatur, ohne dabei Schaden zu nehmen,
beträchtlicli (über 50*^ C), erhöhen können; wogegen die Er-
wärmung der Luft nicht gleichen Schritt hält, indem die er-
wärmte fort und fort emporsteigt. H. Hoffmann stellte da-
her vergleichende Messungen an einem der Sonne ausgesetzten
Thermometer an, welches in der nächsten Nähe der Be-
obachtungspflauzeu aufgestellt war, und summirte vom Jahres-
anfang (L Januar) an bis zur Eiutrittszeit der verschiedenen
Vegetationsstufeu die täglichen Maximalstände über Null des be-
sonnten Thermometrographen. Nur die täglich einmaligen höchsten
Stände zu nehmen, erschien gerechtfertigt, da eine aus diesen
hergestellte Curve einen nahezu vollkommen analogen Gang zeigte
mit einer solchen, welche aus stündlichen Beobachtungen an dem
besonnten Thermometer hervorgegangen war.
Obgleich das benutzte Instrument kein vollkommenes war,
so waren die jährlich erhaltenen Ergebnisse, zumal mit den früher
erzielten verglichen, von überraschender Uebereinstimmung. Nicht
minder die auf gleiche Weise von mir**) seit 1869 in Frank-
furt a. M. gewonnenen, auf welche ich noch zurückkommen werde.
Die Zahlenähnlichkeit — zum Beispiel 1168, 1159, 1182,
1158" R. für Lonicera aljngena in Giessen — ist wirklich so
zufriedenstellend, dass man fragen muss, wie dies trotz der be-
sprochenen entgegenstehenden Umstände möglich sei, zumal ein
Vegetations-Beobachtungsfehler um einen einzigen Tag leicht einen
Unterschied von über 30*^ mehr oder weniger bewirken kann.
Hier ist nun wohl zu bedenken :
1. dass, wenigstens in unseren gemässigten Klimaten und
Ijei den Frühjahrserscheinungen die auftretenden höheren Tem-
peraturen ***) nicht nur von den Pflanzen ertragen werden, sondern
*) Askenasy, Eugen, lieber die Temperatur, welche Pflanzen im
Sonnenlicht annehmen. Botanische Zeitung 1875 No. 27. S. 441 b. 444.
**) Abhandlungen der Senckenbergischen naturforscheuden Gesellschaft
Bd. VIII. 1872. S. 386 u. 388. — Ziegler, Julius. Beitrag zur Frage
der thermischen Vegetations-Constanten. Jahresbericht der Senckenbergi-
schen naturforschenden Gesellschaft für 1873/74 S. 115 b. 123.
***) Die höchsten an meinen Instrumenten beobachteten Stände be-
trugen 43-0» C. am 27. VII. 1872 und 39-5» R. am 18. und 19. VII. 1871.
— 109 —
auch zur mechauisclien Arbeitsleistung Verwerthung finden; wenn-
gleich wohl ohne entsprechende Steigerung, selbst unter Abnahnae
der Wirkung jenseits einer gewissen Höhe ;
2. dass relativ sehr niedere Temperaturen mit nur geringer
Vegetatiousleistung, gegenüber den höheren mit augenfälliger
Wirkung, in den Summen zurücktreten und l)ei nicht sehr grossen
Unterschieden in der Zahl der Tage immer einen nahezu gleichen
Theil der Summe ausmachen;
3. dass die durch Winde zugeführte warme Luft, die Dauer
der Erwärmung durch die Sonne nach Tageslänge und Bewölkung
und die Durchstrahlbarkeit (Diathermanität) der Luft - welch
erstere wiederum von der Dichtigkeit und dem Wassergehalt der
letzteren abhängig ist, indem die zurückgehaltene Wärme (die
Wärmeabsorption) mit diesen, rasch anwachsend, zunimmt —
ebenso wie an der Grösse der den Pflanzen gebotenen Wärme-
menge auch einen gewissen Antheil an der Höhe des vom Be-
sonnuugsthermometer angezeigten Temperaturgrades nehmen, wo-
gegen der Wärmeverlust durch Rückstrahlung und Abgabe an
die Luft die Temperaturgrade beider herabdrückt;
4. dass die Reihenfolge der Vegetationserscheinungen — so-
weit die geographische Verbreitung, entsprechend der den einzel-
nen Pflanzenarten innewohnenden oder mangelnden Anbequenmngs-
fähigkeit keine Grenze zieht — eine in günstigster Weise der
steigenden Temperatur des Sommers entsprechende ist, indem, wie
schon gesagt, die anfänglichen Entwicklungsvorgänge ein weit ge-
ringeres W^ärmebedürfniss haben, als die späteren.
Wofern wir uns nur au bereits in der Ruhezeit vorgebildet
gewesene Organe halten, handelt es sich bei deren Entfaltung
wesentlich nur um mechanische Wärmewirkung und Stoffumlage-
rung. Bei den meisten der beobachteten Erscheinungen tritt aber
die Stofi"-N e u bildung (Assimilation) und Ansammlung von Bau-
stoffen hinzu oder läuft nebenher so, dass wir auch den Einfluss
des Lichtes mit in Rechnung ziehen müssen. Hier sind wir
nun nicht besser daran, als bei den bezüglichen Wärmemessungen,
vielmehr weit schlechter. Bleibt für Letztere immerhin noch ein
Hoffnungsschimmer, wenigstens bei enger begrenzter Fragestellung
einen unmittelbaren Ausdruck zu finden — hier in Wärme-
einheiten — so schwindet eine ähnliche Erwartung für das Licht
vollends, da für jeden Theil seines Spectrums die chemische
— 110 —
Wirkung eine verschiedene, auch wieder im einzelnen Fall ver-
schieden ist und ein Schluss von einer Lichtart auf die andere
unzulässig erscheint. Da jedoch die erhaltenen Summen, wie ge-
sagt, eine unleugbare Uebereinstimmung zeigen, und wenn sie dies
auch weiterhin thun, so dürfen wir wohl annehmen, dass die
täglichen Maximalangaben des Besonnungsthermoraeters ähnlich
wie der Wärme-, so auch der ungefähr gleichlaufenden Licht-
zufuhr, beziehungsweise dem Licht verbrauch der [pflanzen im
Grossen und Ganzen entsprechen.
Der vorwiegende Einfluss der Wärme tritt am reinsten her-
vor, wenn die Beobachtung zur Zeit der Wiuterruhe beginnt und
bis zur Entfaltung eines schon vorgebildet gewesenen Theiles
(Blatt, Blüthe) gerechnet wird; ein Vorgang, der sich unter ge-
wissen Voraussetzungen mit abgeschnittenen Zweigen auch bei
Lichtausschluss künstlich herbeiführen lässt und vom Wurzel-
und Keimtreiben eines Samens — worüber Herr Dr. Eugen
Askenasy Ihnen von dieser Stelle seiner Zeit Mittheilung ge-
macht hat — nicht weit verschieden ist.
Die Wahl der Winterruhe und insbesondere des 1. Januar
zum Ausgangspunkt der Berechnung ist übrigens nicht ohne
Willkür und nur insofern ohne grosse Bedeutung, als einerseits
die derzeitigen Temperaturgrade, andererseits die Vegetations-
bewegungen nur geringe sind. Letztere sind aber thatsächlich
vorhanden, wie die chemischen Umsetzungen der Vorrathsstoffe
lange vor dem Knospenschieben und die Vorsprünge später ab-
geschnittener Zweige bei Treibversuchen bekunden. Winterblüthige
Pflanzen, wie Corylus Ävellaiia, der Haselnussstrauch, und Daphne
Mesereum, der Seidelbast, eignen sich aus gleichem Grund vol-
lends gar nicht zu dieser Zählungsweise, da sie zu allen Zeiten
des Winters blühen können und es darum bisweilen zweimal in
einem und demselben Jahre thun.
Der Mangel eines wahren Null- oder Ruhepunktes für die
Vegetationsthätigkeit in der freien Natur hat mich daher bewogen,
versuchsweise einen anderen Ausgangspunkt zu wählen, wofern
der Zeitpunkt nur scharf zu bestimmen war. So vom Erscheinen
der ersten Blüthe oder reifen Frucht in einem Jahre zählend bis
wiederum zur gleichen Erscheinung im darauffolgenden und so
fort, also von gleicher zu gleicher Vegetationsstufe , von einem
Vegetationsjahre zum anderen. Dabei ist vorausgesetzt, dass von
— Ill —
der einen, schwer greifbaren, aber in der That bestehenden, an-
fänglichen Entwicklungsstufe (der ersten Anlage der Blätter und
Blüthen, der Befruchtung u. s. w.) bis zu der äusserlich wahr-
nehmbaren und zeitlich bestimmbaren in thermisch-physiologischer
Beziehung ein festes Verhältniss bestehe.
Nach meiner ursprünglichen Erwartung sollte sich mit
dieser Berechnungsweise bei ein und demselben Instrumente für
alle einzelneu Versuchspflanzen und beobachteten Entwicklungs-
stufen alljährlich nahezu die gleiche Summe ergeben, welche der
mittleren Summe vieler Jahre entsprechen, von jener des einzelnen
Kalenderjahres dagegen bedeutend abweichen könnte.
Das Ergebniss meiner zum Theil jetzt elfjährigen "Beobach-
tungen und Berechnungen, welche ich Ihnen vorlege, ist nun ein
anderes. Zeigen auch ganze Reihen trotz der Verschiedenartigkeit
der Pflanzenarten und -Individuen die überraschendsten Summen-
üebereinstimmuugen, ist auch der Gesammteindruck des Erbrachten
ein bis zu einem gewissen Grade befriedigender — zumal in An-
betracht dessen, dass hier immer zwei Vegetationsbeobachtungen
und eine weit grössere Zahl von Thermometerständen, als bei der
Zählungsweise vom 1. Januar an, in Rechnung kommen und ihre
Fehler geltend machen, — so fällt doch sofort ins Auge, dass
innerhalb mancher Zeitspannen übereinstimmend weit niederere,
andererseits weit höhere Summen auftreteu, aber nicht plötzlich,
sondern in der Aufeinanderfolge der Erscheinungen allmälig zu-
und abnehmend, ähnlich wie auch bei den nur aus je zwölf Mo-
naten gebildeten Suramenreihen.
Dies beruht offenbar darauf, dass bei der Zählung von einem
zum andern Vegetationsjahr, einerseits die Gesammtmenge dar-
gebotener Wärme und Lichts und die Gesammtleistuug der Pflanze
herangezogen werden, was immer innerhalb dieses Zeitraumes
neben der phänologischen Leistung stattgefunden haben mag;
andererseits über das Bedürfniss hohe Temperaturen in die
Summen kommen und zwar ebenso auch in die bei Zählung vom
1. Januar an erhaltenen. Als die normalen Summen, oder
doch solchen am nächsten kommende, werden darnach für beide
Zählungsweisen die niedersten erhaltenen angesehen werden
müssen. Die Minimalsummen stellen also die wahren Wärme-
constanten — wenn wir sie noch so nennen wollen — dar. Offen-
bar sind diese Werthe zugleich auch diejenigen, welche nach den
— 112 —
kälteren Gebieten zu, neben anderen Ursachen dem Vorkommen
einer Pflanze eine Grenze ziehen, werden also vermuthlich auch
da erhalten werden, wo ausnahmsweise günstige Lagen, etwa
solche mit Rückstrahlung von Wasserspiegeln (wie bei unserem
Main-Nizza) ein Gedeihen von auf höhere Temperaturen angewie-
seneu Gewächsen heisser Zonen ermöglichen.
Um eine sichere Grundlage zur Beurtheiluug der durch
kühleres Klima bedingten Verhältnisse zu gewinnen , habe ich in
Anbetracht der schon erwähnten, gegen Frankfurt im Mittel 5
bis G Tage zurückbleibenden Vegetationsentfaltung in Giesseu, seit
Anfang 1875 gemeinschaftlich mit Prof. Hermann Hoff mann
Beobachtungen in genau gleichem Sinne angestellt. *) Hierzu
wurden zwei mit einander verglichene, nach meinen Angaben von
Dr. H. Geissler in Bonn neu angefertigte Sounenthermometer
übereinstimmend und zwar in nächster Nähe der Versuchspflanzen
aufgestellt. Letztere waren ausschliesslich durch Stocktheilung
oder Stecklinge bestimmter Exemplare erhalten und folgende dazu
erwählt: Äster Amellus, Atropa Belladonna^ Berheris vulgaris,
Corylus Avellana^ Prenanthes purpurea, Rihes rubrum, Salix
daphnoides, Samhucus nigra, Syringa vulgaris und Vitis vinifera.
Durch gegenseitigen Austausch dieser Pflanzen sollte Abweichungen
in Folge von Einzelunterschieden begegnet werden. Für Rihes
rubrum wurde an beiden Orten überdies die gleiche Erde ge-
nommen, damit auch die mineralische Nahrung sowie die Erwärm-
barkeit des Bodens übereinstimmten, während die Wasserzufuhr
und die Exposition ungefähr als gleich angenommen werden
durften.
Der schöne Erfolg, welchen die anfänglichen Beobachtungen
versprachen, ist jedoch zu meinem grössten Bedauern, an uner-
warteten, nicht in der Sache selbst liegenden Hindernissen ge-
scheitert; hofl'entlich nur vorerst und ohne Andere von der Nacli-
eiferung abzuschrecken.
Aber auch ohne diese Beobachtungen vermag uns schon die
heute wiederum aufgehangene Tafel der mittleren Vegetations-
zeiteu in Frankfurt u. s. w. wohl zu belehren, dass der Trom-
petenbaum (Gatdlpa syringaefolia), dessen Samen schon hier nicht
*) Hoffmann, Hermann. Thermische Vegetationsconstanten 1875.
Zeitschrift für Meteorologie Bd. X. 1875. S. 250 b. 252.
„ 113 —
mehr zeitigen, die Kastanie (Castanea vesca)^ welche in nnserer
Nähe noch herrlich gedeiht, in Giessen nur kümmerlich, und die
Weinrebe (Vitis vinifera)^ welche zuweilen selbst hier nicht mehr
zur vollkommenen Reife gelangt, als Fremdlinge aus wärmerem
Lande sich in Frankfurt wenigstens uoch etwas heimischer fühlen,
als in Giessen. Dort kann zum Beispiel die niederste Wärme-
summe zur rechtzeitigen Entfaltung der ersten Blüthe alt-ein-
gebürgerter Pflanzen in massigen Gaben bereits erreicht sein, ohne
dass den grösseren Ansprüchen der Fremdlinge Genüge geschehen
wäre, was in Frankfurt indessen vielleicht eintrat unter Ver-
schwendung eines kleinen Temperaturüberschusses an die Anderen.
— Hierin liegt wohl überhaupt die häufigste und wesentlichste
Ursache für die öfters ungleiche Reihenfolge der Erscheinungen
bei verschiedenen Pflanzen in verschiedenen Gegenden. Aehnlich
verhält es sich an einem und demselben Orte in verschiedenen
Jahren. Das eine Mal ist die, eine höhere Temperatur be-
anspruchende Pflanze A vor einer anspruchsloseren i? voraus,
da Letztere zu der betreffenden Vegetationsleistung von der ihr
in höheren Temperaturgraden geboteneu Wärme keinen ent-
sprechenden Gebrauch zu macheu weiss, während sie ein anderes
Mal bei niederen Temperaturen, welche für A noch unzureichend
waren, schon ihr Ziel erreicht haben kann.
Im Gegensatz zu dem eben betrachteten Verhalten des Trom-
petenbaums, der zahmen Kastanie und der Weinrebe steht das-
jenige von Colchicum autumnale, der Herbstzeitlose. Dieselbe blüht
in Giessen durchschnittlich viel früher als in Frankfurt und, wie
es scheint, in kühleren Spätsommern allgemein früher, als in
wärmeren. Ohne Zweifel bedarf diese Pflanze zur Anlage ihrer
Blüthe unter der Erde der sommerlichen Wärme und an manchen
Orten, zum Beispiel Gurgl in den Oetzthaler Alpen, wo die Blüthe-
zeit in den Frühling fällt, reicht die Wärmezufuhr gerade noch aus
um vor Wintersanfang die Blüthenanlage zu vollenden. Dagegen
sind höhere Temperaturen nicht dazu geeignet die äusserst zarte
Blüthe zu treiben und zu entfalten, am wenigsten wenn sie von Trock-
niss begleitet sind ; andererseits können verhältnissmässig niedere
Wärmegrade noch wirksam sein, wie Crasan's*) Versuche beweisen.
*) Crasan, Franz. Beiträge zur Kenntniss des Wachsthums der
Pflanzen. Sitzungsbericlite der mathematiscli-naturwissenschaftlichen Classe
der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Jahrg. 1873.
Bd. LXVII. Abth. I. S. 143 b. 188 u. S. 252 b. 274.
— 114 —
Bezüglich des in höheren Breiten durchschnittlich , so auch
iü Giesseu gegen Frankfurt früheren Eintretens der Laubverfärbung
und des Laubfalls haben wir vorläufig nur den Ausweg, sie als auf
der Accommodation der Pflanzen beruhend anzunehmen ; abgesehen
davon, dass das Fallen des Laubes sehr häufig durch den ersten
Frost oder Reif erzwungen wird.
Kehren wir zurück zu unseren »niedersten Summen«, so wirft
sich die Frage auf, was im anderen Falle das Anwachsen der
Summen, auch der entsprechenden bei der Zählung vom 1. Januar
an, zu bedeuten hat. Sehen wir von gelegentlichen, unzweifel-
haften Schädigungen der mannigfaltigsten Art durch übermässige
Hitze, zumal bei gleichzeitiger Trockniss, ab, so dürfen wir wohl
annehmen, dass die über die zur Erreichung der betrefienden Ent-
wicklungsstufe noch nützliche Temperaturhöhe und über die Nor-
malsumme hinaus gebotene Wärme- und Lichtmenge, neben der
phänologischen Wirkung eine weitergehende Arbeit leiste, wie
ich es schon früher angedeutet habe*). Diese kann darin bestehen,
dass im Allgemeinen eine grössere Menge von StofiPen verarbeitet,
die Erzeugnisse zum Bau verwandt werden oder zur Aufspeiche-
rung gelangen, mit anderen Worten, mehr Holz, grössere Früchte,
mehr Laub entwickelt, mehr Blatt- und Blüthenknospen angelegt
werden , mehr Stärkemehl u. s. w. in die Zellen gelangt. Oder
sie besteht darin, dass die Güte der Erzeugnisse gesteigert wird,
dass das Holz, die Früchte u. s. w. frühzeitig, vor Frosteintritt,
zur vollen Reife kommen, sich in ihnen die Stoffe derart um-
lagern, dass sie in unseren Augen an Werth gewinnen, das Holz
an Festigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Frost, Früchte an
Süsse, an Duft und Wohlgeschmack. Ob das Eine oder das Andere
eintritt, das hängt offenbar davon ab, zu welcher Entwicklungs-
zeit und in welchem Maasse der Wärmeüberschuss gespendet wird.
Dies zeigt sich deutlich bei der Laubverfärbung, für welche durch
die Beobachtungen und Berechnungen von Hermann Hoffmann
und mir**) nachgewiesen worden ist, dass dieselbe durch sonniges
Herbstwetter beschleunigt, durch trübes verzögert wird. Die nach-
*) Ziegler, Julius. Beitrag zur Frage der thermischeu Vegetations-
Constanten. Jahresbericht der Senckenbergischen naturforscheuden Gesell-
schaft 1873/74. S. 123.
**) Hoffmann, Hermann. Ueber Blattverfärbung. Centralblatt für
das gesammte Forstwesen. Wien, 1878. Jahrg. IV. No. 7.
- 115 —
herige Vegetationsthätigkeit wird hiervon eutschieden beeiuflusst
werden könueu. Nehmen wir die Weinrebe als Beispiel, so ist der
Farbeuweehsel des Laubes begleitet von der Ablieferung wesent-
licher Bestandtbeile au das Holz wie an die Beeren. Ihm folgt
bald der normale Laubfall und weiterer Sonnenschein trifft un-
mittelbar die freigelegten Trauben, deren Säuregehalt sich mindert,
deren Zuckergehalt zunimmt, und ermöglicht die Bildung derjenigen
Stoffe, die nach der Vergährung erst zur rechten Geltung kommen.
Ich erwähne dies vornehmlich auch um darauf hinzudeuten,
wie wichtig die Ergründung der Wärme- und Lichtbedürfnisse
der Pflanzen ganz besonders zur Nutzanwendung ist und wie
wenig geeignet es erscheint, Bestrebungen in dieser Richtung aus
theoretischen Bedenken von der Hand zu weisen. Damit kommen
wir nicht weiter. Weiter kommen wir durch geduldiges, um den
Erfolg unbekümmertes , gewissenhaftes Weiterbeobachten mit
offenen Augen für alle Thatsachen und Trrthümer und durch mög-
lichste Beseitigung der Fehler. Langen wir einmal oben au, so
werden wir uns freilich vielleicht sagen müssen, dass wir den
richtigen oder den kürzesten Weg nicht eingeschlagen haben ;
vielleicht haben wir aber dabei an Ueberblick und Einblicken
gewonnen, mehr gelernt! —
So möchte auch ich unverdrossen weiter an die Arbeit gehen
in der Hoffnung, gelegentlich abermals etliche Schritte vorwärts
zu kommen.
Lassen Sie mich daher zum Schluss noch einige Worte über
meine Beobachtungen, Beobachtungspflanzen und
Instrumente sagen !
Nach längeren Versuchen, welche anderweitige Apparate
entweder nicht geeignet, oder vorerst wenigstens nicht erforder-
lich erscheinen Hessen, wurde vor Beginn des Jahres 1875 das
obenerwähnte, von Dr. H. Geissler in Bonn nach meinen An-
gaben besonders zu dem vorliegenden Zwecke verfertigte Thermo-
meter (No. 4) aufgestellt, welches dem obersten, längeren, der vor
Ihnen stehenden genau gleicht. Dasselbe hat sich nach meinen
bisherigen Erfahrungen recht gut bewährt; denn es zeigen die
den Vegetationszeiten entsprechenden Summen der Maxima bei
diesem mehr Uebereinstimmung, als bei den anderen Instrumenten.
Sein Gefäss 258'6 Gramm reinen Quecksilbers enthaltend, ist aus
farblosem , möglichst gleichmässig-dickem Glase, nahezu kugel-
— 116 -
förmig uucl freistehend der Sonne, beziehungsweise dem Süden,
so zugewandt, dass zu allen Tageszeiten eine gleich grosse Fläche
den Strahlen ausgesetzt ist. Während eine kurz vorübergehende
Besonnuug, deren Wirkung auf die Pflanzen nur eine geringe sein
kann , in Anbetracht der verhältnissniäss:ig grossen Masse des
Quecksilbers auch nur eine geringe Erwärmung des Instrumentes
hervorbringt, die sich bei der, eine sichere Ablesung von Zehntels-
gradeu gestattenden Theiluug jedoch immer deutlich anzeigt, ist
erst eine längere oder beträchtlich starke Besonnung im Stande,
die gleiche Temperaturerhöhung wie an einem kleinen Thermo-
meter zu bewirken.
Soweit stimmt die Einrichtung mit derjenigen des anderen
grösseren Thermometers (No. 3) übereiu, welches nach Art des
Hick'schen Thermographen angefertigt wurde, von welchem der
Sicherheit halber ein Exemplar (No. 2) noch heute neben dem ersteren
im Gebrauch ist. Leider hat sich das vergrösserte Hick 'sehe In-
strument nicht bewährt, indem die grössere Röhrenweite den
Reibungswiderstau d so sehr verringerte, dass schon kleine Er-
schütterungen die Lage des Quecksilberfadens zu verändern ver-
mochten. Der Maximalstand des Geissler'schen Thermographen
wird dagegen durch ein in der wagrechten Skalenröhre liegenbleiben-
des Glasstäbchen bezeichnet, welches durch ein kleineres an dem
Quecksilber leicht anhaftendes von diesem getrennt ist. Sollte durch
einen unglücklichen Zufall sich Quecksilber vorbeischiebeu, so sind
die Stäbchen bei der grossen Weitung der Röhre und einer am
Ende angebrachten grösseren Erweiterung ohne Schwierigkeit wieder
in Ordnung zu bringen, was bei anderen Stäbchen-Thermographen
fast nie gelingt und bei dem vorgelegten anfänglich benutzten
vollkommen zur Unmöglichkeit wurde.
Die beiden zur Zeit benutzten Instrumente sind 1*5 Meter über
der Erde in nächster Nähe der genau gekennzeichneten Beobach-
tungspflanzen aufgestellt. Letztere geniessen eine gleichmässige
gute Pflege, sowohl in der Sorge für ihre Nahrung u. s. w., als
auch im Schutze gegen ihre Feinde.
Im Ganzen sind es, da zu den im Jahresbericht für 1873/74
aufgeführten mittlerweile noch einige (nämlich : Atropa Bella-
donna, die Tollkirsche, Äster Ämellus, die Sternblume, PrenantJies
purpurea^ der Hasenlattich und Salix daphnoides, die Schimmel-
V7eide) hinzugekommen sind, jetzt 27 Pflanzeuarten, von welchen
— 117 —
die erste offene Blüthe und 9 davon (darunter Ätrojja Belladonna),
deren erste reife Frucht beobachtet wird. Einzelne Versuchs-
pflauzeu, einschliesslich der Beete, sind 60 vorhanden, indem für
die meisten Arten mehrere Vertreter da sind. Wollte ich jeder
derselben für die erste Blüthe, sowie für die erste Frucht eine
einzelne Tabelle einräumen , so würden es , mit Hinzunahme
einiger allgemeiner Beobachtungen deren 117 sein. Weder diese
noch die mitgebrachten Haupttabellen möchte ich Ihnen übrigens
zumuthen jetzt durchzusehen, am allerwenigsten aber Ihnen er-
müdende Zahlenreihen vorlesen. Es wird wohl zur Bekräftigung
meiner Darlegung genügen einige Blätter*) herauszugreifen, denen
ich noch die Zusammenstellung der (berichtigten) Thermometer-
Beobachtungen an den zwei Instrumenten für das Jahr 1878,
beispielshalber, zugebe, mit der Bitte, dieselben, ebenso wie die
aufgelegten Bücher und Schriften in Augenschein zu nehmen.
Kurz nachdem der obenstehende Vortrag gehalten worden war, erhielt
ich Kenntniss von einer am 30. März erschienenen, höchst beachtenswerthen
Abhandlung des Herrn Prof. Dr. A. J. von Oettingen: Phänologie der Dor-
pater Liguosen, ein Beitrag zur Kritik phäuologischer Beobachtungs- und
Berechnungsmethoden. Dorpat 1879. Druck von Heinrich Laakmann. Näher
auf diese Arbeit hier einzugehen gestattet der Raum leider nicht, doch möge
wenigstens das Hauptergebniss derselben kurz angedeutet werden.
von Oettingen unternahm es, auf Grund der in Dorpat von 1869
bis 1875 angestellten pflanzenphänologischen und der dortigen meteorologi-
schen Beobachtungen, die untere Grenze der nützlichen Tempera-
turen (vergl. oben S. 107 bez. A. de Candolle!), die »'Schwell e -, wie
er sie nennt, für eine grössere Anzahl von Gewächsen festzustellen. Er ge-
langte hierzu, indem er luiter Berücksichtigung des wahrscheinlichen Fehlers,
die Wärmesummen, von der Winterruhe au, für verschiedene Pflanzen und
Vegetationsstufen und für verschiedene Ausgangstemperaturen (von an-
fangend bis 10° C.) berechnete, iind allemal diejenige ermittelte, bei welcher
sich die grösste Uebereinstimmung der entsprechenden Summen von Jahr
zu Jahr ergab. Die gefundenen Schwellenwerthe haben in der That eine
grosse Wahrscheinlichkeit.
*) Nachstehend sind auf Seite 118 bis 121 neun derselben vervollständigt
abgedruckt. Eine ausgedehntere Veröffentlichung ist erst für eine spätere
Gelegenheit in Aussicht genommen.
— 118 —
Ich hoffe bei nächster Gelegenheit wieder auf dieses Buch zurückzu-
kommen und das Verfahren von Oettingen's an meinen phänologischen
Beobachtungen, sowohl bezüglich der Mitteltemperaturen, als auch der Be-
sonnungsmaxima zu erproben. Ferner gedenke ich den, nach meiner Meinung
nicht aussichtslosen Versuch zu machen, darnach auch die oberen Grenzen
(Schwellen) der in phänologischem Siuue nützlichen Temperaturgrade an-
näherungsweise zu bestimmen, und zwar durch fortgesetzte Herabminderung
der höchsten an der Sonne erhaltenen Maximalstände bis zum Gleichwerden
der höheren Summen mit den entsprechenden niedersten (vergl. oben S. 111).
Beobachtungen über die Abhängigkeit der Tegetationszeiten
von der Besonnung,
angestellt in Frankfurt am Main von Dr. Julius Ziegler, während der
Jahre 1869 bis 1879.
Anmerkungen.
Die dem Namen beigefügte Zahl bedeutet die laufende Nummer der
Versuchspflanze, die in ( ) daneben stehende die Bezeichnung derselben im
Garten (Feldstrasse 8).
Beim Summiren der Sonnenmaxima wurde das am Tag des Eintritts
einer Phase beobachtete Maximum nicht .mitgezählt, wofern letztere nicht
erst gegen Abend eintrat und die Wärme des Tages als wesentlich mit-
wirkend angesehen werden musste; die Vegetationsbeobachtung ist in diesem
Fall, der Gleichförmigkeit halber, auf den folgenden Tag eingetragen. Die
eingeklammerten Angaben sind nur annähernd genau.
Die Thermometerstände sind, mit Ausnahme derjenigen vor dem 21.
U. 1870, berichtigt.
Am 21. II. 1870 trat an die Stelle der bis dahin benutzten das Maximum-
thermometer *R. No. 1. Am 16. III. 1871 kam das Maximumthermometer "R.
No. 2 für No. 1 und am 1. VI. 1871 das Maximumthermometer "G. No. 3
in Gebrauch. Das Maximumthermometer "G. No. 4 wurde am Nachmittag
des 31. XII. 1874 an die Stelle von No. 3 gesetzt. Den mit den älteren
Instrumenten erhaltenen Summen ist ein * beigefügt.
— 119 -
Tag
Summe der täglichen höchsten Stände über Null
eines von der Sonne frei bestrahlten Thermometers
vom 1. Januar an.
I C.
R
von der Zeit des Erscheinens
der ersten Blüthe im ver-
flossenen Jahr an.
" R. ■ C.
Galanthus nivalis, Schneeglöckchen, 1 (Ib), erste Blüthe offen.
—
—
1869
—
(12)
(Ill)
1870
(523-5)*
—
—
—
28
II
1871
! 4095*
—
(6159-5)*
—
4
III
1872
i 580-9
546
9*
6845-5*
—
16
II
1873
! 355-3
463
8*
6247-7
7433-3*
1
III
1874
486-7
444
r
6472-6
7383-5*
9
ni
1875
521-8
358
5
6183-6
—
29
II
1876
347-0
243
5903-3
6160-8
11
11
1877
315-3
286
4
6211-3
6404-5
19
II
1878
278-4
225
1
6045-5
6106-4
4
III
1879
331-4
275
2
60288
6243-5
Mibes rubrum, rothe Johannisbeere, 9 (9),
ärste Blüthe offen.
(10)
IV
1869
(1135-5)'
—
—
—
(18)
IV
1870
(1095-5)*
—
(6081-5)*
—
. 26
III
1871
906-0*
—
6084-0*
—
31
III
1872
1005-5
995-9*
6773-6
—
2
IV
1873
990-8
1186
5*
6458-6
7707-0*
9
IV
1874
1063-4
1046
4*
6413-8
7263-1*
13
IV
1875
1042-3
859
3
6127-4
—
3
IV
1876
796-2
679
5
5832-0
6096-5
4
IV
1877
914-4
807
7
6361-2
6489-3
11
IV
1878 :
935-7
848
8
6103-7
6208-8
9
IV
1879
817-7
• 759
2
5857-8
6103-8
Prunus insitici a f (Pflaume) Reineclaude, 17(16), erste Blüthe offen.
12
IV
1869
1183-5*
—
—
23
IV
1870
1254-5*
—
6193-0*
—
16
IV
1871
1298-8*
6317-8'
—
18
IV
1872
1319-9
1342-9*
6695-2
—
10
IV
1873
1129-7
1356-7*
6283-1
7530-2*
16
IV
1874
1184-5
1184-1*
6396-0
7230-6*
23
IV
1875
1240-8
10640
6204-8
—
10
IV
1876
952-3
836-8
5789-6
6049-1
11
IV
1877
1071-5
967-6
6362-2
6491-9
18
IV
1878
1087-3
1012-2
6098-2
6212-3
26
IV
1879 1
1050-8
1006-8 i
5939-3
6188-0
120 —
Tag
ijSumme der täglichen höchsten Stände über Null
'eines von der Sonne frei bestrahlten Thermometers
Jahr I ^on der Zeit des Ersclu'iueiis
vuiii 1. Januar an. \< der ersteu Blütho im ver-
I flossonen Jahr an.
" K. I " C. Ij » R. j "C.
Pynis 3Iahis, Aepfelbauiii (rother Winter-Calvillo), 23 (20), erste
Blüthe offen.
(17)
IV
1869
(1304-5)*
—
—
—
28
IV
1870
1341-0*
—
(6158-0)*
—
3*)
V
1871
(1643-4)'
—
(6575-9)"
—
25
IV
1872
1445-8
1486-7*
(6476-5)
—
20
IV
1873
1343-7
1625-8*
6381-2
7655-5*
25
IV
1874
1382-2
1399-9'
6379-7
7177-3*
30
IV
1875
1381-9
1210-1
6148-2
—
25
IV
1876
1205-3
1095-8
5901-5
6162-0
6
V
1877
1475-0
1367-0
6513-2
6632-3
28
IV
1878
1296-8
1233-8
j 5904-2
6034-5
5
V
1879
1202-5
1166-0
5881-5
6125-6
*) Frostschaden.
Aesculus Hipporastamtm, Kosskastanie, 2(i,
erste Blüthe offen.
(24)
IV
1869
(1445-5)*
—
—
—
(2)
V
1870
(1411-0)*
—
(6087-0)*
—
29
IV
1871
1565-7'
—
(6339-5)*
—
27
IV
1872
1494-1
1541-5'
6602-5
—
19
IV
1873
1325-4
16090'
6304-6
7583-9*
25
IV
1874
1382-2
1399-9"
6398-0
7194-1*
5
V
1875
1495-9
1331-7
6262-2
—
24
IV
1876
1194-0
1084-2
! 5776-2
6028-8
10
V
1877
1556-7
1453-2
1 6605-7
6730-1
1
V
1878
1361-2
1302-7
! 5886-9
6017-2
14
V
1879
1379-2
1345-9
5993-8
6236-6
LUiuni candiduin, weisse Lilie, 40 (33), erste Blüthe offen
—
—
1869
—
—
—
—
—
1870
—
— -
—
—
—
—
1871
—
—
—
—
—
—
1872
—
—
—
—
1
VII
1873
2898-3
3483-3*
—
—
30
VI
1874
2864-5
3115-5*
6807-4
7035'4*
29
VI
1875
2822-9
2816-8
6106-9
—
3
VII
1876
2815-0
2824-3
6070-2
6283-8
2
VII
1877
2888-1
2908'4
6316-1
6445-2
26
VI
1878
26660
2723-7 1
5860-3
5983-0
11
VII
1879
2737-6
2803-4
6047-4
6273-1
121 —
Tag
Summe der täglichen höchsten Stände über Null
eines von der Sonne frei bestrahlten Thermometers
Monat I Jahr vou der Zeit des Erseliiinons
vom 1. .lauuir an. | der ersteu Frucht — Blüthe —
j I im verflossoueu Jahr an.
ll " R. I C. i! E. • °C.
Itibes Grossularia
^, Stachelbeere, 6 (6j, erste Frucht reif.
(15)
(VI)
1869
(2532-5)'
—
—
—
(27)
(VI)
1870
(2853-0)'
—
(6410-0)'
—
8
VII
1871
3417-2*
—
(6799-9)'
—
21
VI
1872
2718-6
2957-2'
5975-5
61736'
3
VII
1873
2947-9
3538-4'
6702-6
8097-6'
29
VI
1874
2848-7
30975'
62420
6962-3*
30
VI
1875
2849-7
2847-1
6149-5
—
29
VI
1876
2723-3
27211
5951-7
6150-3
4
VI]
1877
2931-2
2956-6
6450-9
6596-6
28
VI
1878
27271
2792-4
5878-3
6003-5
—
—
1879
—
—
-
—
Aster Amellus, Sternblnme, 51 (3G), erste Blüthe offen.
—
—
1869
—
—
—
—
—
—
1870
—
—
—
—
—
—
1871
—
—
—
—
—
1872
—
—
—
—
—
1873
—
—
—
—
—
—
1874
—
—
—
—
12
VIII
1875
3954-1
4083-8
—
—
10
VIII
1876
3910-9
4040-9
: 6034-9
6233-4
19
VIII
1877
4087-5
4198-2
6419-6
6518-4
18
VIII
1878
4046-4
4237-4
^ 6041-3
6206-9
20
VIII
1879
3795-6
3900-7
i 5725-0
5856-7
Aesctdus Hipjtocastanwm, Rosskastauie, 26, erste Frucht reif.
6902-5'
77193*
6796-8'
64650
6095-1
6190-5
6128-8
(16)
(IX)
1869
(4895-5)'
—
—
16
IX
1870
4901-5*
—
(6127-5)'
28
IX
1871
5714-8*
—
7086-8*
25
IX
1872
51534
5998-5*
6112-7
30
IX
1873
5274-1
6201-4* ,
65940
19
IX
1874
4983-8
55950* ;
60509
13
IX
1875
4833-2
5065-6
5997-9
25
IX
1876
5072-7
5254-3 1
6317-6 1
20
IX
1877
4840-1
4988-3 !
6010-4 •
15
IX
1878
4774-3
5011-1
6016-6
3
X
1879 1
4823-8
4946-5
6025-3
122 —
Beinerkiiiigen und Nachträge
zu den
„Mittheilungen über Madagaskar und seine Lepidopteren-
Pauna"
des Jahresberichtes 1877/78.
Von M. SaalmUller.
Als durch den vorigen Jahresbericht der Senckenb erg's chen
naturforschenden Gesellschaft 14 neue Lepidopteren von
Madagaskar veröffentlicht wurden, ersuchte mich Herr Professor
P. Mab ill e in Paris, der die Lepidopteren für das grosse Werk
über Madagaskar von Alfred Grandidier zu bearbeiten über-
nommen hat, ihm nähere Mittheilungen zu machen und sie ihm
womöglich zu übersenden. Es war mir diese Aufforderung um so
erwünschter, als ich dann auf die leichteste Weise Sicherheit über
die neu aufgestellten Arten erhielt, da dieser anerkannten Autori-
tät augenblicklich das umfangreichste Material aus allen grösseren
Sammlungen zu Gebote steht. Bald nach Einsendung der Novae
Species und einiger sonst noch zu Zweifel Veranlass gebenden,
schon bekannten Arten, erhielt ich durch Herrn Mabille auf die
liebenswürdigste Weise das Resultat seiner Vergleichungen über-
sandt, und es wurde mir dadurch die Bestätigung, dass die grosse
Mehrzahl als neu anerkannt und nur einige wenige älteren Namen
weichen mussten.
Die stattgehabte Correspondenz und meine weiteren Unter-
suchungen veranlassen mich zu folgenden Bemerkungen:
ad 11 und 12. A. Eakeli B. ist 9 ^on Ä. Zitja B.,
welch letzterer Name eingeht.
ad 13. A. Piva Gn. (Vinson, Voy. Mad. Lep. p. 34) ist
mit A. Ranavalona B. als 9 zusammenzuziehen; ebenso
— 123 —
ad 16 und 17 als Jiwonia Epiclelia B. 16 = cf; ist aber
wohl nur Localform von J. Clelia Cram. ; das Museum
besitzt 9 Stücke mit blauen Flecken dieser Art.
ad 23. An Stelle von Hypolimnas Bolina L. ist Misippus L.
zu setzen (Mus. Ulr. p. 264. 1764) = cT Bolina
Cram. 65. E. F. = d' Bolina Dru. Ex. Ent. I. Taf. 14,
1 u. 2). 9 = Biocippus Cram. 28. B. C.
ad 25. Pseudacrea Brusilla = Bs. [Banopea) Aptaturoides.
Felder, Novara-Reise Lepid, p. 416 gibt die Be-
schreibung, aus der ich unser Exemplar nicht erkennen
konnte.
ad 29. Char axes Candiope God. var.
ad 31. Cupido Bomanzo = C. Philippus F. cf-
ad 32. Jalimenus Batiheli B. = J. Gambinus B. 9-
ad 46. Bapilio Merope Cram. var. Brutus F. ist von Felder
als Localform unter dem Namen Bapilio Meriones
Feld, aufgestellt. (Novara-Reise Lep. p. 93.)
ad 51. Tagiades Flesus F. als Insidaris Mab. bestimmt.
ad 52. Plesioneura Hyalinata = Hesperia Andrachne B.
Boisduval's Beschreibung ist in seiner Fauna Mad. p. 67
nach einem sehr defecten Exemplar gegeben.
Nachträge I.
Durch vereitere Sendungen aus Madagaskar ist die Sammlung
durch folgende Arten vermehrt worden:
Rhopalocera.
79 Banais Chrysippus L. 2. Orbis antiquus.
Der griechischen, kleinasiatischeu und afrikanischen Form nahe
stehend, nur Flügel kürzer und breiter, die weisse Binde der
Vordeiflügel breiter, vor der Spitze befinden sich nur 2 weisse
Flecke, die einzelnen Flecke am Rande grösser und in geringerer
Zahl, die Hinterflügel mit breiterer, dunkler, wenig gefleckter Aussen-
binde. Die Form der Flügel und die Zeichnung der Hiuterflügel
wie bei Var. Borippus Klug (Symbolae Phys. taf. 48 flg. 1 — 5).
80. Eurytcla Bryope Cram. 1. Afrika.
ad 23. Hypolimnas Misippus L. var. Inaria Cram. (214 A. B.)
Nur Varietät des 9 ohne weisse Binde auf den Vorderflügeln,
dagegen zwischen Rippe 4 und 7 lebhaft hellbraun, der Fleck vor
— 124 —
der Spitze der 9 Stammform etwas heller als die Grundfarbe
augedeutet.
81. *Eronia Lucasi Grandidier. 2 CJ^ 2 9-
Rev. Zool. 1867. p. 273.
cf Erotiia VoJiemara Ward, Eut. Monthly Mag. VI. (1870)
p. 224.
Ward, Afric. Lepid. p. 4. t. 4, fig. 3, 4. 1873.
(5* 65 mm, 9 68 mm.
lu beiden Geschlechtern sehr verschieden. Vorderrand der Vor-
derflügel stark gebogen, Spitze stark vorgezogen besonders beim 9-
Ausseurand aller Flügel gewellt, beim 9 stärker, dessen
Flügel auch breiter sind. Körper schwarz, weiss behaart, Fühler
schwarz, unten braun mit bräunlicher Kolbe. Stirne braun, Palpen
braun, unten gelb ; Augen braun, Brust unten orange, ebenso die
Beine.
(J Oberseite: weiss. Vorderflügel: Spitze breit gelb, von ^/ö
des Vorderrandes aus, das letzte '/4 der Mittelzelle ausfüllend und
vom Ursprung der Rippe 3 mit dieser nach dem innern ^/s des
Aussenrandes laufend. Costalrippe braunschwarz, im letzen ^js des
Vorderrandes in einen braunschwarzen Rand auslaufend, der die
Spitze umzieht, sich im Aussenrande verschmälert und bis gegen
Rippe 4 läuft. Von dem dunklen Rand aus ziehen die Rippen in
gleicher Farbe eine kurze Strecke in das Gelbe hinein. Hinter-
flügel zeichnungslos.
Unterseite: Vorderflügel orangegelb, die Wurzel und den
Innenrand breit weiss lassend. Am Ende der Mittelzelle ein
schwarzer, länglicher Fleck, zwischen Rippe 3 und 6 gegen den
Aussenrand zu dunkelbraun bestäubt. Hinterflügel orangegelb, mit
braunvioletter Bestäubung, die am stärksten am Vorderrande
in 2 Gruppen auftritt.
9 Oberseite: Hellschwefelgelb. Vorderflügel mit schwarzem
länglichem Fleck am Ende der Mittelzelle. Costalrippe schwarz,
von ihrem letzten V^ zieht um die Spitze herum bis nahe an den
Innenwinkel ein breiter, braunschwarzer, fleckiger Rand. Hinter-
flügel am Aussenrande mit 6 braunschwarzen, eckigen Flecken auf
den Rippen 2 bis 7, den hellen Rand schmal frei lassend; die
mittleren sind die grössten. Vor der Fleckenreihe liegen noch 4
kleinere Flecken im Bogen in Zelle 2 bis 5. In der Nähe der
Wurzel mit schwacher dunkler Bestäubung.
— 125 —
Unterseite : Vorder^ügel schwefelgelb mit dunklerem Vorder-
uud Aussenrand, die beide uaeb der Spitze zu ins Orange über-
gehen, mit rosavioletter Beschattung, besonders am Aussenrand
und dem schwarzen Fleck am Ende der Mittelzelle wie oben.
Hinteiflügel hellorangegelb mit rosavioletter Bestäubung, am Vorder-
raud in mehreren Gruppen dunkler. Der Aussenrand zwischen
Rippe 2 und 7 breit und fleckig rosaviolett.
82. Catopsilia Florella F. 9. Afrika.
ad 41. * Callosmie Evanthe B. 4 (;;f, 1 9-
Unter den (^(^ befindet sich 1 Exemplar, bei dem der Spitzen-
fleck der Vorderflügel statt hellzinuoberroth, hellorangelb ist.
Trimen (Rhopal. Africae, Australis I. p. 55), welcher das 9
zuerst beschreibt, sagt: keine Spur von Orange au der Spitze,
sondern nur ein einfaches, breites schwärzliches Band etc., während
bei vorliegendem Exemplar das schwärzliche Band besonders in
seiner Mitte nach der Wurzel zu stark mit orange Schuppen be-
streut ist, und an seiner Grenze wurzelwärts einen hellgelben Schein
besitzt. Das Vorkommen ausser Madagaskar ist sehr zweifelhaft,
ein einziges Exemplar des British Museum trägt das Etiquette
Süd- Afrika, in dessen Richtigkeit schon Trimen Zweifel setzt, auch
führt Walleng ren in seinen Kafferlandets Dag-Fjärilar (Lepid.
Rhop. in Terra Caffrorum) 1857. Evanthe nicht an.
83. Papilio Delalandii God. 1. Süd- Afrika.
Im Vergleich mit Stücken vom afrikanischen Festlande ist
die schwefelgelbe Binde der Vorderflügel ungemein breit und zu-
sammenhängend und nur am Vorderrande durch die dunklereu
Rippen 6, 7 und 8 unterbrochen. Der Querast in der Mittelzelle
ist dagegen sehr schmal, von gleicher Farbe wie die Binde und
nur gegen den Vorderrand zu etwas dunkler bestäubt.
84. "^Heteropterus Howa Mabille 1.
Ann. Soc. Eni Fr. 1876 p. 215 et 270.
85. * Meter opterus Bhadama B. 1.
Heterocera.
86. '^Enyo {Ambulyx) Coquerelii B.
Spec. Gen. des Lep. Heteroceres I. p. 191, PL 4 Fig. 2.
Nachsteheude schöne Ophiuside habe ich zu Ehren des Herrn
P. Mabille benannt und ist bereits in den »Petites Nouvelles
entomologiques. Paris. N. 213. 1. Fev. 1879« beschrieben; da mir
— 126 —
das Thier jetzt nicht vorliegt, so gebe ich die Uebersetzuug der
ausführheben Diagnose.
87. ^OpMsma Mahülii u. s. 1 c?.
66 mm.
Flügel hellgraubraun, seidengläuzend.
Oberseite: Vorderflügel am Vorderrande nach der Spitze zu
convex, haben einen Basalstrich und einen andern in der nieren-
förmigen Makel. Der Saum leicht violettblau glänzend, hat einen
länglichrunden schwarzen Makel. Darauf folgt eine breite Makel
am Vorderrande nahe der Spitze, gelblichweiss, mit 3 rostfarbenen
eingelegten welligen Linien; am Inuenrande befinden sich 3 klei-
nere von ähnlicher Farbe durch rostfarbene Linien getheilt, in
einer Curve gestellt. Aus der Makel am Vorderrande zieht eine
dunklere, gezähnte Linie nach dem Hinterwinkel zu. Hinterflügel
ungezeichnet, an der Basis breit aschgrau, mit langen, rauhen
Haaren. Der Vorderwinkel hat einen weissen Randfleck, der
Afterwinkel 2 andere kleinere. Die Fransen am Afterwinkel
weisslich.
Unterseite: Vorderflügel an der Basis grauweiss, die Makeln
am Innenrand in einem verwischten, weissen Raum ; Hinterflügel
grau mit bräuulicheu Rändern uud 2 etwas heller braunen gebogeneu
Linien gezeichnet.
88. Grammodes Algira L. L süd. Europa, Afrika, Asien.
89. *Remigia Mayeri B. 3.
Abgesehen von einigen Consulu, die Sendungen an europäische
Museen gelangen lassen, sammelt augenblicklich in Madagaskar
von Bedeutung nur Herr J. M. Hildebrandt aus Düsseldorf,
leider ist der Engländer Crossley daselbst gestorben.
Unsere beiden Freunde Herr Carl Ebenau und Anton
Stumpff, die unser Museum durch sehr interessante Naturalien
wesentlich bereichert haben, sind nach kurzem Aufenthalt in ihrer
Heimath wieder nach der afrikanischen Insel abgereist. Um den
beiden Herren das Sammeln zu erleichtern, hat die Seuckenberg'-
sche natur forschen de Gesellschaft dieselben mit allem nöthigen
Material und Instrumenten ausgerüstet, so dass wir Aussicht haben,
noch manches neue Thier in unseren Abhandlungen und Jahres-
berichten veröffentlichen zu können.
127
Allgemeines über Sinnesorgane.
Vortrag
gehalten bei der Jahresfeier der Senckenbergischen Naturforschenden
Gesellschaft zu Frankfurt a. M. am 25. Mai 1879
Dr. Heinrich Reichenbach.
Hochansehulicbe Versammlung!
Unsere gegenwärtige Zeit bietet die merkwürdige Erscheinung,
dass kein philosophisches System die nach wahrer Menschlichkeit
strebenden Geister in einem solchen Grade zu beherrschen vermag,
wie dies zu den Zeiten eines Cartesius, Leibnitz, Wolff, Kant und
Hegel der Fall war. Dieser Umstand braucht keineswegs auf
einem allgemeineren geistigen Rückgang zu beruhen, vielmehr wird
mau nicht fehlgehen, wenn man die Ursache dieser Erscheinung
zum grossen Theil dem täglich wachsenden Einfluss der Natur-
wissenschaften zuschreibt, die sich mit durchschlagendem Erfolg
gegen willkürliche Speculatioueu wenden. Man braucht ja nur
an die Resultate der neueren Chemie bezüglich der Molecularcon-
struction der Materie, an die Auffindung des mechanischen Wärme-
aequivalents, an das Priucip der Erhaltung der Energie — oder
wie Zöllner es nennt — an die Constanz der Bilanz zwischen
Ursache und Wirkung in der uns bekannten Welt zu denken,
oder man erinnere sich der Umwälzungen, die durch die Auf-
stellung der Zellenlehre und der Descendenztheorie bewirkt wurden,
— und man wird den mächtigen Einfluss naturwissenschaftlicher
Errungenschaften auf die allgemeine Weltanschauung erklärlich
finden.
^ 128 —
Freilich hat sich aus dem Lager der Naturforschung und
zwar von materialistischer Basis aus ein erbitterter Kampf gegen
alle und jede speculative Philosophie entwickelt, der um so
erfolgreicher geführt werden konnte, je weniger die letztere die
Resultate exacter Forschung berücksichtigte. Aber es kann mit
Genugthuung die erfreuliche Thatsache coustatirt werden, dass
ebenfalls aus den Reihen der Naturforscher hervorragende Geister,
die die Unzulänglichkeit des Materialismus erkannteu, der Philo-
sophie in der neueren Zeit ein intensives Interesse zuwenden,
durchdrungen von der üeberzeugung, dass die exacte Forschung
unaufhörlich durch philosophische Kritik beeinflusst werden muss,
sollen ihre Resultate dem Geistesfortschritt wirklich dienstbar sein,
anstatt dem zersetzenden Materialismus Vorschub zu leisten.
Und in der That, durch innige Wechselwirkung von Natur-
wissenschaft und Philosophie sind gerade in der neueren Zeit
Errungenschaften von erheblicher Bedeutung erzielt worden. Es
hat sich gezeigt, dass durch Benützung naturwissenschaftlicher
Methoden, durch rein physikalische Betrachtungsweise auch über
die geistige Natur des Menschen Licht verbreitet werden kann,
wenn auch in sehr beschränktem Maasse. Einige Resultate der
physiologischen Psychologie rechtfertigen diese Behauptung zur
Genüge; es sei nur an das psycho-physische Grundgesetz von
Weber und Fechner erinnert, welches aussagt, dass zwischen
Empfindungsintensität, also einer rein psychischen Grösse, und
der Reizstärke ein ganz bestimmter Zusammenhang besteht, der
sich sogar in mathematische Fassung briugen lässt.
Es gibt aber ein Gebiet der Naturwissenschaften, dessen Re-
sultate in ganz besonders hohem Grade auf philosophische Probleme
von Einfluss sein müssen, ein Gebiet, das eben deswegen auf das
eingehendste erforscht ist und wo der menschliche Geist von jeher
seine grössten Triumphe gefeiert hat. Es ist dies die Lehre von
den Sinnesorganen.
Die grossartigen Errungenschaften dieses Wissensgebietes sind
nicht nur von entscheidender Bedeutung für die Erkenntniss-
theorie, sie zeigen uns nicht nur, wie alle unsere Vorstellungen
von den Structurbediugungen unseres Organismus abhängen, son-
dern sie führen uns auch mit zwingender Nothwendigkeit un-
mittelbar an die scharf markirte und unübersteigliche Grenze
unseres Erkennens und Wissens überhaupt und geben somit
— 120 -
eutscheidende Gründe zur Wiederlegung des Materialismus aii
die Hand.
Als mir seitens der Direction der Senckenbergischen Gesell-
schaft der ehrende Auftrag ward, heute hier zu sprechen, glaubte
ich kein besseres Thema wählen zu können, als gerade die Sinnes-
organe. Freilich kann ich mich bei der Kürze der Zeit nur an
grosse, allgemeine Züge halten und werde ich vorzugsweise nur
die morphologischen Verhältnisse einer eingehenderen Betrachtung
unterwerfen.
Die Sinnesapparate vermitteln dem Organismus die Kennt-
niss der Aussenwelt; eingeschaltet zwischen diese und den Sitz der
empfindenden und geistigen Thätigkeit, als welcher das Nerven-
system gilt, verhalten sie sich zu diesem Centralapparat nach
einem geistreichen Vergleich, wie die verschiedenen Schalter eines
Telegraphensystems zur Centralstatiou, die auch je nach ihrer
Construction nur ganz bestimmte Depeschen aufnehmen und ver-
mitteln können.
Bei den höheren Geschöpfen, zumal beim Menschen haben
diese Sinuesapparate einen ausserordentlich verwickelten Bau.
Eine vergleichende Betrachtung der in Rede stehenden Organe
in der ganzen Thierwelt hat aber das merkwürdige Resultat zu
Tag gefördert, dass fast alle Sinnesorgane, auch die allereinfach-
sten, ähnliche, ja oft identische Einrichtungen besitzen, die sich
von einander leicht und ungezwungen ableiten lassen. Wie auf
andern Gebieten, so hat sich auch hier wieder gezeigt, wie eine
tiefere Auffassung, eine umfassendere Einsicht dadurch erreicht
wird, dass man nicht den Menschen am Menschen allein studirt,
sondern dass man bestrebt ist, ihn auf der Folie der Thierwelt,
ja der ganzen organischen Natur zu verstehen. Ebenso hat auch
die Entwicklungsgeschichte der Sinnesorgane Resultate aufzuweisen,
die durch ihre Beziehungen zu den Ergebnissen der vergleichenden
Anatomie von hohem Interesse sind.
Wo wir in der ganzen Thierwelt unzweifelhafte Sinnesorgane
antreffen, finden sich eigenthümlich modificirte Zellen, welche mit
einem Nerven in Verbindung treten. Diese Zellen sind meist
cylindrisch, langgestreckt und tragen den Charakter von Epithel-
zellen deutlich zur Schau, An ihrem centralen Pol lässt sich
eine Nervenfaser nachweisen und an ihrem peripheren Ende tragen
sie ein Ausscheideproduct, ein sogenanntes Cuticulargebilde , das
9
— 130 —
bald die Form von Stäbchen, Zäpfchen, Stiftchen besitzt, bald
ein oder mehrere Härchen darstellt. Diese Zellen heissen Sinues-
zellen; treten sie zu Gruppen zusammen, so bilden sie ein Sinnes-
epithel. Diese Sinneszellen übertragen Bewegungsvorgäuge der
Aussenwelt, welche wir mit den Worten Licht, Schall, Wärme,
chemischer Prozess, Druck etc. zu bezeichnen pflegen, auf die
Nervensubstanz; offenbar spielen hierbei die cuticularen End-
gebilde eine hervorragende Rolle, denn wir linden sie in den
verschiedenen Sinnesorganen ganz verschieden ausgebildet und bei
den gleichnamigen Sinnesorganen ganz verschiedener Thiere be-
sitzen sie oft den gleichen Bau. üeber die Art ihrer Einwirkung
auf die Nervensubstanz stehen uns nur Vermuthungen zu Gebot.
So werden wahrscheinlich die feinen Hörhärchen in unserm Ohr
durch Schallbewegungen in Mitschwingung versetzt; die End-
gebilde der Riech-, Schmeck- und höchstwahrscheinlich auch der
Sehzellen dürften durch einen chemischen Prozess alterirt werden,
während die Tastnervenendiguugen, ähnlich wie die Hörhärchen,
durch einen mehr mechanisch zu nennenden Vorgang erregt
werden.
Da wir in allen unzweifelhaften Sinnesorganen diese End-
apparate auffinden, so sind wir zu dem Schluss berechtigt, dass
da, wo ähnliche Sinneszellen auftreten, ein Sinnesorgan vorhanden
sein kann, dessen Punktion allerdings aus andern Begleiterschei-
nungen erschlossen werden muss. Es waltet aber hier eine mehr
oder weniger beträchtliche Unsicherheit, was ganz besonders von
den Tast-, Geschmacks- und Geruchswerkzeugen der niederen Thiere
gilt, während wir für Hörorgane und für Augen ziemlich sichere
Merkmale besitzen.
Stets sind die Sinnesepithelien oder die Sinneszellen der
äusseren Körperschicht genähert; in vielen Fällen bilden sie einen
integrirenden Bestandtheil der äusseren Haut und wo sie in der
Tiefe liegen, da weist fast überall die Entwicklungsgeschichte ihren
Ursprung aus der äussersten Körperschicht nach.
Mit den Sinnesepithelien treten vielfach besondere Apparate
in Verbindung, deren ganze Einrichtung darauf hinweist, dass
sie die aus der Aussenwelt stammenden Bewegungen in bestimmter
Weise zu modificiren haben, ehe die Einwirkung auf die Sinnes-
zellen erfolgt. Dahin gehören Farbstofl'e, lichtbrechende Medien,
schallleitende Apparate, kleine Polsterchen wie bei den Tast-
— 131 —
körperchen. Ferner liegen fast überall Nerven- oder Ganglien-
zellen in nächster Nähe der Sinuesepithelien, welche mit den
Sinuesnerveufaseru vor deren Eintritt iu die Sinneszellen verknüpft
sind. Man hat diese Ganglienzellen in sehr sinnreicher Weise
als Kraftmagazine gedeutet, dazu bestimmt, bei einer grösseren
Zahl von Reizvorgängen dem Nerven die erforderliche Kraft zu
übermitteln.
Es mag gleich hier noch bemerkt werden, dass wir bei vielen
Sinnesorganen zwar die aus der Sinneszelle tretende Nervenfibrille
kennen, aber nicht ihren directen Zusammenhang mit dem Sinnes-
nerven. So ist es bis auf den heutigen Tag noch nicht gelungen,
den Zusammenhang der Nerven mit den Sehzellen im Auge, mit
den Hörzellen im Ohr, mit den Riechzellen oder den Schmeck-
zellen bei den Wirbelthieren trotz angestrengter Untersuchungen
nachzuweisen, so überaus wahrscheinlich derselbe auch ist.
Nach Obigem machen wir zur unbedingten Voraussetzung
von Sinnesorganen die Existenz eines Nervensystems, eines Central-
apparats, wo die von jenen Organen übermittelten Beweguugs-
vorgänge zur Empfindung gelangen, oder wie man zu sagen
pflegt, sich iu Empfindung umsetzen.
Wie verhält es sich nun bei den Thiereu, bei welchen ein
Nervensystem noch nicht zur Sonderung gekommen ist? Wie
steht es bei den einzelligen Wesen? Haben sie keine Sinnes-
organe und demgemäss auch keine Empfindungen? Wir sehen
doch, wie die Amoeben, die Infusorien auf äussere Einwir-
kungen reagiren. Die Amoehe zieht bei der geringsten Er-
schütterung ihre Pseudopodien ein; die Vorticelle schreckt bei
der Berührung durch ein kleines vorbeischwimmendes Thierchen
heftig zusammen ; wo ein Stückchen faulende Substanz liegt, ver-
sammeln sich die Infusorien wie die Adler auf dem Aase ; an der
hell erleuchteten Seite des Aquariums treff'en wir stets die zahl-
reichsten dieser kleinen Wesen, und bei vielen kennt man einen
Pigmentfleck, der an ein Auge erinnert; wir stehen also vor der
Thatsache, dass das Protoplasma dieser einzelligen Wesen in ver-
schiedener Weise auf Einwirkungen der Aussenwelt reagirt; wir
können auch nicht unbedingt in Abrede stellen, dass dabei etwas
Aehnliches stattfindet, wie das, was wir Empfindung nennen
wenn wir aber unter Sinnesorganen Einrichtungen verstehen, durch
welche gewisse Bewegungsvorgänge der Aussenwelt erst auf ein
— 132 —
Nervensystem übertragen werden müssen, um eine Empfindung
zu veranlassen, so dürfen wir jenen einzelligen Thieren keine
eigentlichen Sinnesorgane zuschreiben.
Wir treffen demgemäss erst da auf ächte Sinnesorgane, wo
die Arbeitstheilung im Zellenstaat so weit vorgeschritten ist, dass
sich ein besonderer Empfindungsapparat, ein Nervensystem diffe-
renzirt hat. Die einfachsten derartigen Thiere finden wir unter
den Coele uteraten. Die Medusen besitzen bereits einen verhält-
nissmässig hoch entwickelten Nerveuapparat, aus vielen Fasern
und Ganglienzellen bestehend. Der Körper dieser Thiere besteht
auch schon aus den bekannten drei gesonderten Schichten; in der
am weitesten nach aussen liegenden Schicht ist das Nervensystem
in Form zweier Ringe entstanden und bleibt auch zeitlebens in
dieser Schicht liegen. Diese Thatsache hat eine tiefere Bedeutung:
Hat doch die Entwicklungsgeschichte den Nachweis geliefert, dass
der Leib aller Thiere, mit alleiniger Ausnahme der Protisten, sich
aus solchen blattartigeu, schieb ten weis über einander gelagerten
Zellenmassen aufbaut, die in der Zwei- oder Dreizahl vorhanden
sind und den Namen Keimblätter führen; ferner weiss man, dass
bei den allermeisten Thieren das Nervensystem in dem äusseren
Keimblatt, dem Ectoderm sich entwickelt.
Die Sinnesorgane der Medusen sind insofern von Wichtigkeit,
als wir hier diese Apparate in ihrer einfachsten Gestalt vor uns
haben. An verschiedenen Körperstellen und zwar immer in
nächster Nähe des Nervenrings hat das physiologische Experiment
eine höhere Empfindlichkeit nachgewiesen und die anatomische
Untersuchung daselbst typisches Sinuesepithel constatirt, dessen
Elemente lange, in das Wasser ragende Geisseihaare tragen und
an ihrem entgegengesetzten Pol eine Faser besitzen, die direct
mit dem Nervensystem zusammenhängt. In nächster Umgebung
dieser Sinnesepithelien finden sich nicht nur Pigmeutanhäufungen,
sondern auch lichtbrechende Medien von linsenförmiger Gestalt
und ausserdem Einrichtungen, die den Hörorganen höherer Thiere
ganz ausserordenlich ähnlich sind.
Diese Verhältnisse weisen darauf hin, dass hier die aller-
einfachsten Anfänge der Sinnesorgane vorliegen: In dem Sinnes-
epithel oder in nächster Nähe desselben treten allmälig die
accessorischen Apparate auf, die gesonderte Empfindungen von
Licht oder Schall ermöglichen, während die Partien ohne diese
— 133 —
Einrichtungen vorläufig noch indifferenter Natur sind. Man hat
diese letzteren auch sehr bezeichnend »indifferentes Sinnesepithel«
genannt. *)
Werden solche Geisseihaare besonders lang und nehmen sie
eine festere Beschaffenheit an, so sind dadurch Einrichtungen
gegeben, die besonders geeignet erscheinen als Tastorgane zu
dienen; oft treten derartige Tastborsten zu kleinen Kämmchen
zusammen, die dann in der Regel an besonders exponirten Körper-
stellen anzutreffen sind. Bei vielen niederen Thieren sind die her-
vorragenderen und beweglichen Körperanhänge meist durch feines
Tastgefühl ausgezeichnet. Die Empfindlichkeit der Taster und
Fühler der Arthropoden ist hinlänglich bekannt und vielfach sind
hier von L e y d i g u. A. haarähnliche Nervenenden als Tastborsten
gedeutet. In der ganzen, durch hohe Empfindlichkeit ausgezeich-
neten Haut der Mollusken sind Tastzellen beschrieben, welche
pinseltragende Becherchen darstellen. **)
Hier und da trifft man auf verhältnissmässig sehr complicirte
Tastapparate, wie bei der Larve von Gorefhra, von der sie
Leydig***) beschreibt. Hier entspringen in den Bauchganglien
Nerveufäden und treten in kleinere Ganglien ein, die der Körper-
oberfläche genähert sind; mit diesen stehen einfache oder gefiederte
Borsten in Verbindung, die frei in das Wasser ragen; eine be-
sondere Rolle scheint dabei ein eigenthümlicher, federnder Apparat
zu spielen.
Mit grösserer Sicherheit kennen wir die Tastorgane des
Menschen und der höheren Thiere, sie liegen ebenfalls in der
Haut und können als Derivate derselben betrachtet werden.
Es lassen sich aber ganze Hautpartien namhaft machen,
die keineswegs ohne Empfindung sind, jedoch bestimmter Tast-
uerveuendigungen gänzlich entbehren. Hier müssen wir an-
nehmen, dass die Temperatur- und Druckwirkungen ihrer Natur
nach keiner besonderer Uebertragungsapparate bedürfen, um die
Nervenfaser zu afficiren. Wo aber der Sitz eines besonders feinen
*) 0. u. R. Her twig, Nervensystem und Sinnesorgane der Medusen.
Leipzig 1878.
**) Flemming, Arch. f. mikr. An. V. VI. Boll, Ebendas. VI. Suggl
Vergl. auch Claparede, der sie zuerst sah. >;■
***) Leydig, Lehrb. der Histologie pag. 211. :%./■''
— 134 —
Tastgefühls ist, da treffen wir auch Tastorgane, kleine Polster-
apparate von verschiedener Gestalt und abweichendem Bau.
Die einfachsten sind die sogenannten »Tastzellen«,*) blaseu-
förmige Elemente mit hellem Zellkern, in deren Protoplasma eine
Nervenfaser eindringt; treten zwei dieser Tastzellen zusammen,
so resultirt eine »Zwillingstastzelle« ; vereinigen sich endlich eine
grössere Anzahl rJieser Zellen zu einem kleinen ellipsoidischen
Polsterchen, an welches eine vielfach sich verästelnde Nerven-
faser tritt, so entsteht ein »Meissner' sches Tastkörperchen«, die
besonders häufig an den Fingerspitzen auftreten. Wieder andere
Formen sind die »Endkolben«, die bald kuglig, bald cylindrisch
sind; hier bilden mehrere Zellen ein Bläschen mit feinkörniger
Substanz erfüllt; in dieses tritt die Nervenfaser ein, die meist mit
einer kleinen Anschwellung hier endigt.
In der Haut und der Schnabelspitze vieler Vögel finden wir
ähnliche Bläschen; nur sind sie hier mit einigen Lamellen um-
geben, die prall mit einer Flüssigkeit erfüllt sind. Aus diesen
nach ihrem Entdecker »Herb st' sehe Körperchen« genannten
Gebilden lassen sich leicht die am längsten bekannten »Vater'-
schen Körperchen« entstanden denken; diese letzteren haben nur
eine bedeutendere Anzahl Lamellen und scheinen besonders dazu
bestimmt, mechanischen Druck in hydrostatischen umzusetzen.
Wir finden also in der äusseren Haut aller Thiere besondere
Nervenendigungen mit Zellen in Verbindung tretend, die im All-
gemeinen den Charakter von Sinneszellen aufweisen. Die vielfach
von einander abweichenden Tastorgane der höheren Thiere und der
Menschen lassen sich, wie wir gesehen haben, leicht von einander
ableiten, eine Thatsache, der wir jedenfalls Bedeutung zuschreiben
müssen.
Höchst räthselhafte Gebilde finden wir in der bekannten
Seitenlinie der Fische; alles weist darauf hin, dass wir es mit
Sinnesorganen zu thun haben ; zahlreiche Nerven treten in Epithel-
zellen ein, die alle Merkmale einer Sinneszelle zeigen ; ihre Ab-
stammung vom Ectoderm ist erwiesen; sie liegen anfangs in der
äussersten Körperschicht und gerathen erst durch einen Ein-
stülpungsprozess in die Tiefe. Ihre Funktion ist gänzlich un-
bekannt; sie sind aber deswegen von Interesse, weil sie bei
*) Merkel, Arch. f. mikr. Anat. XI.
— 135 —
Amphibienlarven, solange sie im Wasser leben, genau in gleicher
Weise auftreten, und erst verschwinden, wenn das Leben in der
Luft beginnt. *) Die Existenz dieser Seitenorgane scheint dem-
gemäss mit dem Aufenthalt im Wasser zusammenzuhängen.
üeber die Geschmacksorgane der niederen Thiere können wir
auch nur Vermuthungen aufstellen, obwohl die Erfahrung lehrt,
dass diesen Geschöpfen die entsprechenden Empfindungen keines-
wegs mangeln. Ich erinnere nur an die leckere Stubenfliege und
die Honig fressenden Kerfe. Bei der Biene glaubt Joseph **)
auch Gechmacksorgane gefunden zu haben; er beschreibt kleine
Näpfchen in der Mundhöhle, in welchen helle Bläschen sich
zeigen, die einen Stift und eine Faser besitzen. Wurden diese
Bläschen unter dem Mikroskop mit indifferenten Bitterstoffen
behandelt, so entstand eine bläuliche Färbung, während Mue
Salzlösung ein gelbgrünes Aufleuchten ergab. Obwohl diese Ver-
suche keineswegs beweisend sind, so lassen sie es immerhin als
möglich erscheinen, dass dieser chemische Prozess eine Geschmacks-
empfindung veranlassen könnte; denn soviel scheint gewiss, dass
bei dem Schmecken chemische Prozesse eine Hauptrolle spielen.
Auch vom Menschen und den höheren Thieren kennt man
die eigentlichen Schmeckzellen erst seit 1867. An den verschie-
denen Papillen der Zunge, auch am Gaumen, und bei Fischen
selbst an den Kiemenbögen und den Barteln finden sich zahllose
becher- oder knospenförmige Gebilde, sogenannte »Schmeckbecher«;
die im Innern dieser Becher liegenden Zellen erweisen sich wieder
als typische Sinneszellen; sie haben einen centralen Nervenfortsatz
und ein peripheres Härchen oder Stäbchen, was sich in manchen
Fällen gabelt; man deutet sie als die eigentlichen »Schmeck-
zellen«. Da die innere Auskleidung der Mundhöhle in frühen
Embryonalstadien sich aus einer Einstülpung aus dem Ectoderm
entwickelt, so sind auch die Schmeckbecher mit ihren Sinnes-
zellen gerade wie das Nervensystem Producte des äusseren Keim-
blattes.
Nicht viel besser wie mit den Geschmacksorganen ergeht es
uns mit den Riechapparaten der niederen Thiere. Wir müssen
vielen derselben ein ganz ausserordentlich feines Geruchs-
*) Fr. E. Schnitze, Arch. f. mikr. Anat. VI.
**) Joseph, Amtl. Ber. d. Naturf.-Vers. in München 1877, p. 227.
- 136 -
vermögen vindiciren; mau denke nur au die Aas fressenden
Insekten, an die Krebse, die mau mit Ködern in Masse taugt
man denke ferner an die interessante Thatsache, dass Schmetter-
linge, die zu den Seltenheiten in einer Gegend gehöreD , in
grösserer Zahl sich einfinden, wean mau ein Weibchen in einem
der Luft zugänglichen Behälter expouirt. Es sind dies stauuens-
werthe Leistungen, gegen welche selbst der Geruchssinn eines
Spürhundes nicht allzu hoch geschätzt werden darf. Trotzdem
stehen sich über deu Sitz des Geruchssinnes bei niederen Thieren
die widersprechendsten Anschauungen gegenüber. Wimpernde
Grübchen mit Nerveneudiguugen werden bei Medusen und Würmern
als Geruchsgrübchen in Anspruch genommen.*) In den Fühlern
der Landschneckeu findet sich ein starker Nerv, dessen Fasern
in Ganglieu sich verbreiten; man glaubt hier im Einklang mit
physiologischen Experimenten das Geruchsorgan vor sich zu
haben.**) Bei im Wasser lebenden Schnecken kennt man Wimper-
leisten und radförmige Wimperorgane, die ebenfalls als Geruchs-
werkzeuge gedeutet werden. Verhältnissmässig sicherer ist man
bezüglich der Cephalopoden, da hier ganz ähnliche Bildungen auf-
treten, wie bei niederen Wirbelthiereu und den Embryoneu höherer:
hinter den Augen der Tintenfische liegen zwei Grübchen; ein
direct neben dem Sehnerven im Gehirn entspringender Nerv ver-
sorgt diese Riechgruben mit zahlreichen Nervenfäden.
Besondere Schwierigkeiten machen die Arthropoden. Ley dig
beschreibt bei Daphnien helle Röhrchen mit knopfförmigem Ende
an den Antennen und nennt sie Riechhaare; ganz ähnliche
Gebilde fand man bei Asellus^ Gammarus und Ästacus nebst
seinen Verwandten. Auch bei Insekten sollen die Antennen die
Träger der Riechorgane sein; kleine Grübchen mit einer krater-
artigen Erhebung sind als solche gedeutet. ***) Eine andere Hypo-
these geht von der Voraussetzung aus, dass in physiologischer
*) Gl au 8, Denkschrift d. k. Acad. d. Wissensch. Wien XXXVIII.
Eimei , Amtl. Ber. d. Naturf.-Vers. München 1877, p. 183 ff. Quatrefages,
Mem. sur la fam. des Nemertins. Annal. des sc. nat. 1846. 3e ser. Tab. VI.
**) Flemming, Arch, für mikr. Anat. Bd. VI.
***) Vergl. Ley dig, Geruchs- und Gehörorgane der Krebse und In-
secten. Müll. Arch. 1860. Lehrbuch der Histol. 1857. — Ferner Leffebore,
Ann. de la soc. entom. de France 1838, T. VII. Bergmann u. Leuckart,
Phys. Uebersicht des Thierreichs.
— 137 —
Analogie mit den Verhältnissen bei Vertebraten die Geruchs-
orgaue Luft athmender Insekten am Eingang der Respirations-
organe liegen müssten. Joseph*) fand auch in der That in
der Nähe der Stigmen ein Grübchen mit Nervenendigungen, die
er als Geruchgrübchen deutet.
Erst für die Wirbelthiere sind die Geruchsorgane mit ab-
soluter Sicherheit bekannt; das Riech epithel dieser Thiere ist sogar
für die ganze Auffassung der Sinnesorgane von klassischer Be-
deutung, insofern von ihm Max Schultze im Jahre 1862 zuerst
die hypothetische Behauptung aussprach, die Riechzellen seien
weiter nichts als modificirte Epithelzellen, die mit dem Nervus
olfactorius in Verbindung getreten seien. Diese Auffassung ist
seitdem auf die übrigen Sinnesorgane übertragen und hat sich
als vollkommen zutreffend erwiesen.
Was nun die Elemente der Riechschleimhaut anlangt, so
lassen sie sich in zwei Gruppen bringen. Die einen sind einfache
Epithelzellen, tragen weder Härchen noch Stäbchen, zeigen aber
einen sich verästelnden Protoplasmafortsatz an ihrem centralen
Pol. Die eigentlichen Riech zellen sind weit schlanker, besitzen
einen Stift oder einen Stab und haben eine varicose Nervenfaser
an ihrem centralen Pol.
Von besonders hohem Interesse sind aber die gröberen
morphologischen Verhältnisse der Geruchsorgane bei den Wirbel-
thieren. Hier können wir nicht nur, wie bei den Geschmacks-
organen, den Ursprung des Riechepithels aus dem äusseren Blatte
nachweisen, sondern wir können auch die mannigfachen Ab-
weichungen der gröberen Structurverhältuisse leicht aus einander
ableiten; wir können eine continuirliche Reihe, von Einfachem zu
Zusammengesetztem allmälig fortschreitend, aufstellen, und viele
der niederen Stadien treten in den Embryonalperioden höherer
Thiere gleichsam wie in einem Spiegel reflectirt, wiederum auf.
Das Hauptresultat vorweg nehmend können wir behaupten :
Die Geruchsorgane bei den Vertebraten sind nichts weiter als
Ectoderm-Grübcheu am Kopfe, die allmälig complicirteren Bau
annehmen und mit der Mundhöhle in Verbindung treten, sobald
das Luftleben beginnt.
Der Ämphioxus besitzt, wie manche Würmer und Mollusken,
*) Joseph, Amtl. Ber. d. Naturf.-Vers. München 1877, p. 174 S.
— 138 —
nur ein einziges Geruchsgrübchen vorn am Kopf gelegen; bei den
Cyclostomen, zu deneu unser Neunauge gehört, ist die Nase auch
noch unpaar, wird aber bereits zu einem hinten blind endigenden
Rohr; nur bei Myxine, einem parasitisch lebenden Fisch, com-
municirt dieses Rohr mit der Mundhöhle.
Alle übrigen Vertebraten haben eine paarige Nase ; in ihrer
einfachsten Form stellt sie zwei symmetrisch gelegene, blind
endigende Einstülpungen des Ectoderms dar. So tritt das Geruchs-
organ bei vielen Fischen und bei sämmtlichen Embryonen der
übrigen Vertebraten auf.
Bei den Rochen und Haien ragen zwei Fortsätze vom Rand
dieser Gruben einander entgegen und bilden eine zum Mundwinkel
führende Rinne. Hier haben wir also den Beginn einer Com-
munication der Nasenhöhle mit der Mundhöhle vor uns, und dieses
Uebergangsstadium tritt genau in gleicher Weise bei den Embryonen
der übrigen Wirbelthiere vorübergehend ebenfalls auf.
Die seitlichen Randfortsätze, die bei Rochen und Haien die
Nasenfurche bilden, können aber frühzeitig verschmelzen, wie bei
manchen Knochenfischen; hier besitzt demgemäss die Nasenhöhle
zwei Oeffnungen, die aber beide an der Aussenfläche des Körpers
sich befinden. Allmälig rückt nun die eine dieser beiden in
die Mundhöhle. Bei den Lurchfischen (Dijmo'i) und den Kiemen-
lurchen {Perennihranchiaten) liegen die inneren Nasenöffnungen
gerade noch auf dem Lippenrand, bei Salamandern und Fröschen
sind sie schon hiuter die Kieferränder gerückt, bei den höheren
Amphibien wandern sie noch weiter nach hinten, bis sie endlich
bei allen höheren Vertebraten weit hinten im Rachen als die
beiden Choanen ausmünden.
Es scheint, dass diese allmäligen üebergänge im Causalnexus
stehen mit dem successiven Aufgeben des Wasserlebens, Wir
haben es hier mit einer Anpassung an den Aufenthalt in der
Luft zu thun. Durch die Verbindung der Riechorgane mit dem
Respirationsorgan werden erstere nicht nur leistungsfähiger
bezüglich ihrer eigentlichen Function, sondern sie stellen jetzt
auch noch Wächter für die zarten Athmungswerkzeuge dar.
Noch überraschendere und anziehendere Resultate ergibt die
vergleichende Betrachtung der Gehörorgane in der Thierwelt.
Fragen wir wieder nach der denkbar einfachsten Form der
Hörwerkzeuge, so muss ohne Weiteres zugegeben werden, dass
— 139 —
ein einfaches frei in das Wasser ragendes Härchen von etwas
steiferer Beschaffenheit vollständig ausreichend sein kann, um
Schallbewegungen des Wassers aufzunehmen und auf die Nerven
zu übertragen. Vielfach sind auch derlei Haare an den ver-
schiedensten wirbellosen Wasserthieren beschrieben und als Hör-
haare in Anspruch genommen worden. Man suchte diese Deutung
auch durch Experimente zu rechtfertigen. H e u s e n *) fand
nämlich an Crustaceen solche Sinneshärchen auf, brachte die
Thierchen unter ein Mikroskop, construirte einen schallleitenden
Apparat und Hess nun eine Trompete anblasen ; es ergab sich,
dass bei verschiedenen Tönen auch verschiedene dieser Härchen
in deutlich mit dem Mikroskop wahrzunehmende Schwingungen
geriethen, — ähnlich wie die Saiten eines Claviers ohne Dämpfer
in Mitschwinguugeu versetzt werden, wenn man einen Ton hinein-
singt, wobei dann auch diejenigen Saiten am stärksten erklingen,
deren Ton dem gesungenen am nächsten verwandt ist.
Aber nur selten ragen die Hörhärchen frei ins Wasser, in
weitaus den meisten Fällen befinden sie sich in einem mit Flüssig-
keit prall erfüllten Bläschen ; mit diesem Bläschen tritt der
Hörnerv in Verbindung, dessen Fasern dann in die Epithelzellen
des Hörbläschens eintreten, welche an ihrem entgegengesetzten
Ende die in die Hörflüssigkeit ragenden Härchen tragen. In
der Regel schwimmen in der Hörflüssigkeit feste, kuglige oder
crystallisirte Concremente, vorzugsweise aus kohlensaurem Kalk
bestehend; sie heissen Hörsteine oder Otolithen und zeigen meist
eine zitternde Bewegung. Was für eine Funktion diesen Otolithen
zuzuschreiben ist, weiss man nicht. Man glaubt, es seien
Dämpfungsapparate, für welche Ansicht man geltend macht, dass
in der Säugethierschnecke keine Otolithen sich finden, wohl aber
eine eigenthümliche Membran, die Membrana tectoria der Ana-
tomen. Ihre ganze Lage deutet auf einen Dämpfungsapparat hin,
ferner sucht mau sie mit Recht der Otolithenmembran niederer
Vertebraten gleichzusetzen.
Ueberall, wo unzweifelhafte Hörwerkzeuge vorhanden sind,
haben wir das gleiche Bauprincip : Ein geschlossenes flüssigkeit-
erfülltes Bläschen mit Otolithen und Nerveuendorganeu. Selbst
das verwickelte Labyrinth der höheren Vertebraten lässt sich
*) Hensen, Stud. üb. d. Gehörwerkzeuge d. Krebse. Zeitschr. f. wies.
Zool. Bd. XUI.
— 140 -
vermittelst vergleichender Betrachtung und der Thatsachen der
Entwicklungsgeschichte auf diesen Bauplan mit Leichtigkeit zurück-
führen.
Schon die Medusen tragen in nächster Nähe ihres indifferenten
Sinnesepithels diese Hörbläschen in den sogenannten Sinneskörpern.
Bei Muscheln liegen die schönsten Hörbläschen gar im
Fusse, während sie bei Schnecken und Würmern (Turbellarien,
Nemertiuen, Arenicola, Fabricia u. a.) dem Kopfganglion dicht
angelagert sind. Die Brachiopoden haben nur während ihres
Larveulebens die Hörbläschen, die sich zurückbildeu, wenn sich
die Thiere festsetzen. Nicht in allen Fällen kann der Zusammen-
hang mit dem Nervensystem und der Ursprung dieses Hör-
bläschens mit wüuschenswerther Sicherheit nachgewiesen werden.
Bei den Medusen sind sie aber mit absoluter Bestimmtheit Derivate
des Ectoderms und bei den Tintenfischen weiss man ebenfalls,
dass sich das Hörbläschen aus dem äusseren Keimblatt durch einen
Einstülpungsprozess, wie bei den Wirbelthieren entwickelt; und
wie bei Rochen und Haien, so kann man auch bei Tintenfischen
die nach aussen führende Einstülpungsöffnuug auch an aus-
gewachsenen Thieren auffinden.
Die Hörwerkzeuge der Arthropoden kennen wir nur bei
wenigen Gruppen mit genügender Sicherheit. Ein kleines
Krebschen {Mysis) ist dadurch berühmt, dass es seine Ohren, zwei
prachtvolle Hörbläschen mit grossen Otolithen gar in der
Schwanzklappe trägt. Dieser immerhin eigenthümliche Standort
darf uns nicht allzusehr wundern, denn wir können aus anderen
Gebieten ebenfalls auffallende Beispiele derart anführen. Die
Medusen haben ihre Sinneskörper au verschiedenen und zahl-
reichen Stellen ihres Schirmraudes; manche Muscheln tragen eine
grosse Zahl von Augen an ihrem ganzen Mautelrand, Amphicora^
ein Borstenwurm, hat Augen an beiden Körperenden, und
Polyophthalmus, ebenfalls dahin gehörig, hat sogar an jedem
seiner zahlreichen Segmeute Augen. Diese Thatsachen beweisen
nicht nur die ungemein grosse Anpassungsfähigkeit des gesammten
Integumentes , sondern sie sind in vorzüglichem Grade dazu
geeignet, uns beim Homologisiren ähnlicher Gebilde vorsichtiger
zu machen, als gegenwärtig viele Zoologen es sind. So tragen,
um nur noch ein Beispiel anzuführen, Grillen und Heuschrecken
ihre Ohren in den Schienen der Vorderbeine, während die Feldheu-
- 141 —
schrecken dieselben an den Seiten der ersten Hinterleibsringe
haben ; und die einzelnen Formverhältnisse weichen bei ganz
nahe verwandten Gattungen in einem solchen Grade ab, dass
man selbst hier, nach Graber,*) an ihrer Gleich werthigkeit zq
zweifeln berechtigt ist. Die Richtigkeit der Deutung dieser
Apparate als Ohren bei den eben genannten Orthopteren ist
durch die neueren Untersuchungen Graber's wieder sehr in
Frage gestellt. Es zeigte sich das merkwürdige Factum, dass
diese Thiere nach der Exstirpation dieser vermeintlichen Ohren
auf Geräusche und Töne noch gerade so gut, ja sogar noch besser
reagireu als früher. Auch hörten sie nicht auf zu musiciren und die
Geschlechter lockten sich nach wie vor durch Töne einander an.
Bei den zehnfüssigen Krebsen stossen wir auf typische Hör-
bläschen im Basalglied der inneren Fühler, sie stellen eine Haut-
einstülpung dar und comrauuiciren zeitlebens mit der Aussenwelt,
sind also mit Wasser gefüllt. Die Rolle der Otolithen spielen
hier kleine Sandkörner, die sich der Krebs selbst in die Ohren
hineinarbeitet, was H e n s e n dadurch bewies, dass er zu frisch
gehäuteten Palaemon, die also ihre Hörsteine verloren hatten,
Harnsäurecryställchen brachte, welche er später in den Hör-
bläschen wieder auffand.
Dass wir, wie bemerkt, das wunderbar gebaute Ohr der
Wirbelthiere auf die typische Bläschenform zurückführen können,
verdanken wir der Embryologie. In frühen Entwickluugsstadiea
bildet sich zu beiden Seiten der Medulla oblongata eine Ein-
stülpung des äusseren Blattes, die allmälig tiefer wird, sich von
dem Ectoderm abschnürt und sich schliesst. Aus den Wandungen
dieses primitiven Ohrbläschens entwickeln sich später die Sinnes-
epithelien des Ohres; also auch hier verdankt der wichtigste
Apparat, die Sinneszellen, seinen Ursprung dem Ectoderm. Das
in die Tiefe gerückte einfache Bläschen nimmt durch allerlei
Ausbuchtungen und Hervorstülpungen die merkwürdige Gestalt
an, die zur Bezeichnung Labyrinth die Veranlassung gab. Das
Labyrinth ist, wie bei den Wirbellosen, mit der Hörflüssigkeit
gefüllt, in der die Otolithen schwimmen. Mit dem Labyrinth-
bläscheu tritt ein Nerv, der Nervus acusticus, der nach Gegenbaur
ein modificirter Hautnerv ist, in Verbindung ; das mittlere Keim-
*) Graber, Die tympanalen Sinnesapparate der Orthopteren. Denkschr.
d. k. k. Acad. d. Wiss. Wien. Bd. XXXVI.
- 142 —
blatt liefert unter anderm eine knöcherne Umhüllung ; die erste
Kiemenspalte wird von den Amphibieu an aufwärts zur Pauken-
höhle , während aus den Kiemenbogen selbst, — die bekanntlich
bei den Embryouen höherer Wirbelthiere ähnlich auftreten, wie
bei den Fischen, nur dass sie ein anderes Schicksal haben —
schallleitende Apparate entspringen.
Ganz wie für das Geruchsorgan lässt sich auch für das Hör-
organ ein snccessives Auftreten der oben gekennzeichneten Com-
plicatiouen darthun, und hier wie dort tritt nicht nur wiederum
eine allmälige Anpassung an das Leben in der Luft auf, sondern
es existirt auch ein entschiedener Parallelismus zwischen den
Embryonalzuständen höherer und den fertig entwickelten Ohren
niederer Vertebraten.
Der Einstülpuugscanal des Labyrinthbläschens hat sich bei
Rochen und Haien erhalten. Die drei bekannten halbzirkel-
förmigeu Canäle treten in der Wirbelthierreihe successive auf.
Myxine hat einen einzigen, Petromyzon deren zwei und erst die
übrigen haben die drei Bogengänge entwickelt. Die Schnecke,
jener wichtigste Abschnitt des Labyrinthes, deren wunderbarer
Einrichtung wir es zu verdanken haben, dass wir aus einer Klaug-
masse einzelne Töne herauszuhören vermögen, die also die Existenz
der Musik direct bedingt, — sie kann gleichfalls in ihrer all-
mäligen Entwicklung verfolgt werden : Die Schnecke der Fische
ist eine leichte Ausbuchtung des Labyrinthes, die bei den Am-
phibien, Reptilien und Vögeln sich allmälig vergrössert und an
ihrem Ende etwas angeschwollen ist. Die Schnecke der niedersten
Säugethiere, des merkwürdigen Schuabelthiers und der Echidna
ist auf dieser Entwicklungsstufe stehen geblieben; sie haben die
gleiche Schnecke, wie die Vögel uryi Reptilien, und erst bei den
höheren Säugern nimmt dieses Gebilde die Form an, die ihm den
Namen gab.
Vergleichen Sie nun hiermit die Formveränderungen der
Gehörschnecke bei den Embryonen der höheren Thiere. Die
früheste Anlage ist eine leichte Ausbuchtung, wie bei den Fischen ;
bald aber wächst sie in die Länge und bietet bei Säugethier-
embryonen eine Lage und eine Form, die — nach einem Ausdrucke
Kölliker's*) — fast auf ein Haar die Verhältnisse wiedergeben
") Kölliker, Entwicklungsgesch. pag. 724.
— 143 —
wie bei den Vögelu. Bei Echidna und OrmtJiorhynchus bleibt
sie auch auf diesem Stadium stehen, bei den übrigen aber
beginnt sie bald die bekannten Spiralkrümmungeu.
Der Schall-Leituugsapparat erscheint erst mit dem beginnen-
den Luftleben; während die Schallwellen im Wasser genügende
Intensität besitzen, um auf die Gehörorgane durch die Körper-
wände hindurch einwirken zu können, bedarf es zum Hören in
der Luft eines mehr oder weniger feinen Hebelsystems, das in
seiner höchsten Ausbildung ganz ausserordentlich feine Luft-
schwingungen dem Labyrinth vermitteln kann. Es setzt sich
dieser Apparat im Wesentlichen aus einer schwingenden Platte,
dem Trommelfell, und einem, oder einer Kette von drei Gehör-
knöchelchen zusammen.
Wem verdanken diese Letzteren ihren Ursprung? Sind sie
neu auftretende Organe oder finden wir sie auch schon bereits
bei Wassertbieren?
Wie bereits erwähnt, treten bei den Embryonen höherer
Thiere Kiemenbogen auf, die in Lage und Form im Allgemeinen
den Kiemenbogen der Fische entsprechen, nur ist eben ihr Schicksal
bei den verschiedenen Wirbelthieren ein verschiedenes. Die Kiemeu-
spalte, die bei Rochen und Haien die Spritzlöcher bildet, wird
von den Amphibien an aufwärts zur Paukenhöhle, die mit der
Mundhöhle gerade so wie die Kiemeuspalte communicirt; diese
Communication ist die Eustachische Trompete, die bei starken
Schalleindrücken durch Oeffnen des Mundes ein Sprengen des
Trommelfelles gelegentlich verhindern kann. Der Verschluss der
Paukenhöhle nach aussen ist eben das Trommelfell , und das
äussere Ohr, wo ein solches überhaupt vorhanden, ist lediglich
eine Modification der Kiemenspaltenränder. Die Verbindung
zwischen Labyrinth und Trommelfell ist bei Amphibien, Reptilien
und Vögeln durch ein einziges Knöchelchen, die sog. Columella,
bewerkstelligt, einem Derivat des zweiten Kiemenbogens. Erst
die Säugethiere besitzen eine Kette von drei Gehörknöchelchen,
die als Hammer, Amboss und Steigbügel genügend bekannt sind.
Der Steigbügel entspricht der Columella, die beiden übrigen
Knochen entstehen gleichfalls aus dem zweiten Kiemenbogen ;
sie finden sich auch schon bei sämmtlichen niederen Wirbel-
thieren, funktioniren aber hier als Verbindungsstücke zwischen
Ober- und Unterkiefer, sind also beträchtlich grösser. Der Amboss
— 144 —
entspricht dem Quadratbein, der Hammer dem Os articulare der
Anatomen.
Das Gehörorgan der Wirbelthiere stellt also in der That ein
vom äusseren Blatt stammendes Bläschen dar, welches sich suc-
cessive durch Ausbuchtungen etc. zu dem Labyrinth gestaltet und
mit welchem bei fortschreitender Entwicklung verknöcherte Ab-
schnitte der Kieraenbogen in Verbindung treten, ein feines Hebel-
werk darstellen, um die feinsten Schallbewegungen dem Labyrinth,
also den Nervenendigungen zu übermitteln.
Diese letzteren finden sich an verschiedenen Stellen des Laby-
rinthes vertheilt ; die mit Hörhaaren in der Eiu- oder Mehrzahl
versehenen Hörzellen treten zu Gruppen zusammen und formiren
die Maculae und Cristae acusticae. Die Hörzellen sind evidente
Epithelzellen und zeigen an ihrem einen Pol die Nervenfaser.
Besonders zahlreich sind aber die Hörzellen in der Schnecke und
hier tragen sie alle ganze Büschel von Hörhärcheu, Sie stehen
auch hier zu Gruppen vereinigt und setzen mit noch anderen Ge-
bilden das sehr genau untersuchte C o r t i 'sehe Organ zusammen,
von dem hier nur das Wichtigste hervorgehoben werden kann.
Alle Hörzellen stehen auf einer besonderen Membran, welche
in der Schnecke ausgespannt ist , alle Windungen derselben
mitmacht und einen höchst bemerkenswerthen mikroskopischen
Bau zeigt. Dieses von den Anatomen als Membrana basilaris
bezeichnete Häutchen ist nämlich aus zahllosen radiär angeordneten
Fäserchen zusammengesetzt. Da nun die Basilarmembrau wie der
Schneckencanal nach oben allmälig schmäler wird, so verjüngen
sich auch die Radiärfasern und es lässt sich eine gewisse Aehn-
lichkeit der letzteren mit den Saiten eines Klaviers nicht ver-
kennen. Die Membrana basilaris spielt höchst wahrscheinlich die
Rolle des Analysators, durch den es ermöglicht ist, aus einer
ganzen Klangmasse einzelne Töne herauszuhören ; ihre Fasern
werden durch die Schallbewegungen des Labyrinth wassers in
Mitschwiugungen versetzt, und gerade wie beim Klavier ohne
Dämpfer diejenigen Saiten am stärksten erklingen, deren Eigen-
töne dem angegebenen Ton am nächsten verwandt sind, gerade
so werden sich die Fasern verhalten und auf die über ihnen be-
findlichen Hörzellen mehr oder weniger stark einwirken. Früher
glaubte man in den Corti'schen Bogen die Analysatoren suchen
zu müssen, seit man aber weiss, dass die Vögel, jene eminent
- 145 -
musikalischen Geschöpfe, keine Bogea besitzen, folgt mau der
oben gegebenen Deutung H e n s e n 's. *)
Es bleibt uns nun noch das A.uge übrig. Gerade so, wie wir Hör-
organe bereits bei den Medusen aus dem indifferenten Sinnesepithel
sich entwickeln sahen, sei es als einfache, frei in das Wasser ragende
Härchen, sei es als theilweise oder ganz geschlossene Bläschen mit
Otolith, gerade so treffen wir auch hier zum erstenmal auf un-
zweifelhafte Sehorgane. Die Sinueszellen haben sich mit Pigment
umgeben, es treten bereits lichtbrechende Medien, linsenförmige
Verdickungen der äusseren Körperschicht auf Aber die drei Haupt-
factoreu der Sehorgane : Nervenendigungen , Pigmente und licht-
brechende Medien sind bereits vollständig vorhanden ; sie haben
sich aus dem äusseren Blatt gesondert, liegen aber noch voll-
ständig in demselben. Wo wir unzweifelhafte Augen antreffen, sind
diese drei Factoren beim Aufbau betheiligt, nur lichtbrechende
Medien fehlen zuweilen. Demgemäss kann man von dem bei
manchen Turbellarien, Rotatorien und andern Würmern dem Ge-
hirngaugliou aufgelagerten Pigmentfleck wohl nicht mit absoluter
Bestimmtheit behaupten, dass er ein Auge sei, da Sinueszellen noch
nicht nachgewiesen sind.
Die Nervenendorgane im Auge sind durchgängig von stäbchen-
oder zapfenförmiger Gestalt; die Zellen, denen sie aufsitzen, sind
typische Epithelzellen mit centralem Nervenfortsatz ; bemerkeus-
werth ist, dass bei manchen Augen (Wirbelthiere und einzelne
Mollusken) die Stäbchen dem Licht abgewendet stehen ; das Licht
muss vorher einige Gewebsschichten durchdringen, um zu den
Stäbchen zu gelangen.
Woher wissen wir, dass die Stäbchen und Zapfen beim Sehen
in der That die Rolle von Uebertragungsapparateu spielen?
Wir kennen nämlich im Auge der Wirbelthiere eine Stelle,
wo Zapfen und Stäbchen fehlen ; dies ist die Eintrittsstelle des
Sehnerven; es gelingt leicht, darzuthun, dass dieser bekannte
Mariotte'sche Fleck vollständig blind ist. Ferner; Beleuchten
wir unsere Retina in schräger Richtung, so gewahren wir die be-
kannte Purkinj e'sche Schattenfigur, die dadurch entsteht, dass
die vor den Stäbchen befindlichen Retiuagefässe auf diese einen
Schatten werfen.
^) Hen sen, Zeitschr. für wiss. Zool. XII. pag. 481. ^*'^>^'' -«/^ Vi' ^'""^"^
— 146 —
Das allereinfachste Aeugleiu besitzen einige Räderthierchen
und die berühmte Larvenform der Crustaceen, der Nauplius. Hier
liegt ein eioziges Stäbchen im Pigment eingebettet; diese Ein-
richtung ist vollständig ausreichend, um verschiedene Inteusitäts-
grade von Lichtwelleu zu unterscheiden, während es kaum denk-
bar ist, dass damit Farben oder Raumverhältnisse percipirt werden
können.
Die nächste Complication zeigen die Echinodermeu (Seesterne *)
und die Wasserflöhe (Daphnien); hier treten mehrere in Pigment
gehüllte Sehstäbchen auf, und bei den Daphnien bildet ihre Aussen-
fläche einen Theil einer Kugeloberfläche. Wenn wir wollen, so
können wir hier bereits von einer Retina sprechen, die kugelig
nach aussen sich hervorwölbt und deren einzelne Elemente von
verschiedenen Strahlen verschieden afficirt werden. Aber hier steht
das Sehvermögen noch auf tiefer Stufe; denn halten wir daran
fest, dass durch ein Nervenstäbchen einer Nervenfaser nur ein
Eindruck vermittelt werden kann, so ist klar, dass durch die ge-
ringe Zahl der Stäbchen in jenen Augen auch nur eine sehr be-
schränkte Zahl von Einzelempfindungen hervorgebracht werden
kann.
Bei fortschreitender Entwickelung des Auges treten licht-
brechende Medien auf.
Ein kleines Krebschen, Corycaeus, hat wie der Nauplius ein
einziges Sehstäbchen ; aber vor ihm ist eine Linse eingeschaltet.
Offenbar hat letztere nicht die Bestimmung, ein Bild zu entwerfen,
da ja keine genügende Zahl von Stäbchen hinter der Linse vor-
handen ist, um die punctuellen Verschiedenheiten des Bildes zur
Perception zu bringen; die Linse verstärkt lediglich die Wirkung,
indem sie ein ganzes Bündel Lichtstrahlen concentrirt und auf das
Stäbchen wirft.
Ganz anders aber gestaltet sich die Sache, wenn die Linse mit
einer grösseren Anzahl von Sehzellen sich combinirt; letztere bil-
den dann eine flächenhaft entwickelte Retina, und das ganze Auge
stellt nunmehr eine Camera obscura dar, wie sie der Photograph
benützt. Die Linse entwirft ein verkleinertes, umgekehrtes Bild-
chen auf die Retina und letztere verhält sich ähnlich wie die
lichtempfindliche Platte des Photographen. Diese Analogie geht
*) Häckel, Zeitschr. f. wiss. Zool. X.
^ 147 —
sogar noch beträchtlicli weiter. Vor einigen Jahren entdeckte
Boll in der Netzhaut von Wirbelthiereu einen rothea Farbstoff,
den sogenannten Sehpurpur, der die höchst bemerken s wer the Eigen-
schaft hat, durch Licht zersetzt zu werden. In rasch geöffneten
Augen eben getödteter Thiere kann man noch deutlich das ver-
kleinerte umgekehrte Bildchen vor dem Tod angeschauter Objecte,
z. B. eines hell erleuchteten Fensterkreuzes, erkennen. Der Seh-
purpur hat möglicherweise weitere Verbreitung. Die Stäbchen
in Arthropodeuaugen zeigen nämlich gleichfalls röthlichen Schimmer,
und von Max Schnitze wurde auch im Cephalopodenauge eine
rothe Farbe beobachtet.
Durch die Entdeckung des Sehpurpurs sind die Ansichten
über das Wesen des Sehvorgangs erheblich alterirt. Während
man früher die Stäbchen bald als katoptrische Apparate, bald als
Einrichtungen, durch welche stehende Lichtwellen erzeugt würden,
deutete, ist man jetzt genöthigt, einem chemischen Prozess die
Hauptrolle beim Sehen zu vindiciren ; die Natur dieses Prozesses
wird wahrscheinlich durch die Beschaffenheit der Lichtstrahlen
bestimmt. In welcher Weise dabei die Stäbchen alterirt werden,
ist bis jetzt gänzlich unbekannt. Soviel scheint aber gewiss, dass
von diesem Prozess nur soviel zur Perception kommt, als einzelne
Stäbchen in Mitleidenschaft dabei gezogen werden ; demgemäss
muss die im Gehirn durch eine Art Addition der Einzelempfiu-
dungeu entstehende Gesichtsvorstellung um so ausgebildeter und
detaillirter sein, je mehr Stäbchen getroffen werden und je feiner
diese sind. Gerade so, wie man aus kleinen und zahlreichen
Steinchen ein feiner ausgeführtes Mosaikbild construiren kann,
wie aus grossen und wenigen, so werden auch diejenigen Thiere
besser sehen, die möglichst kleine, aber zahlreiche Stäbchen und
Zapfen besitzen.
Hält man an dieser Vorstellung fest, so lässt sich auch die
berühmte Frage nach dem Aufrechtsehen der Gegenstände, die
doch auf unserer Netzhaut verkehrt abgebildet sind, erledigen. Im
Grunde ist diese Frage ohne Weiteres beseitigt, wenn man sich
nur klar macht, dass wir ja durch unsere Sinnesorgane überhaupt
gar keine Abbilder der Aussenwelt erhalten. Nur Einwirkungen
der Objecte auf unser Nervensystem finden statt. Will man aber
dennoch diese vielumstrittene Frage erörtern, so bedenke man, was
schön Joh. Müller so treffend bemerkt, dass wir ja Alles ver-
— 148 —
kehrt selieu, folglich auch unseren eigenen Körper und die tastende
Hand, Und ferner: Was kommt denn in unser Gehirn? Ledig-
lich eine Summe von Einzeleindrücken, vermittelt durch die ein-
zelnen Stäbchen, aber keineswegs ein Bild; die Synthese zu einer
Gesichtsvorstellung findet im Gehirn statt, wobei die Innervatious-
gefühle bei der Augenbewegung eine erhebliche Rolle spielen, und
der Umstand, dass das Sehstäbchen, welches mir den höchsten
Punkt eines angeschauten Objectes vermittelt, bei dem Netzhaut-
bild zu Unterst liegt, kommt gar nicht in Betracht, weil ich ja
von der Lage der gereizten Stäbchen auf meiner Netzhaut nicht
die geringste Vorstellung habe. Dass aber die relative Lage der
in Wirkung tretenden Stäbchen von Bedeutung ist, leuchtet von
selbst ein.
Bilderzeugende, nach dem Princip der Camera obscura ge-
baute Augen kommen in der Thierwelt weit verbreitet vor, und
es würde zu weit führen, wollten wir alle kleinen Modificationen
bei Würmern, Mollusken, Arthropoden und Wirbelthieren erörtern.
Nur Einiges mag noch hervorgehoben werden:
Ein sehr wunderbares Auge hat der zu den Cephalopodeu
gehörige Nautilus ; es stellt auch eine Camera obscura mit äusserst
ausgebildeter Retina dar; merkwürdigerweise fehlt aber die Linse
vollständig. Die Augenkammer communicirt durch eine feine
Pupillenöffnung mit der Aussen weit, ist also durch Wasser aus-
gefüllt;- die Pupillenöffnung kann aber so fein gemacht werden,
dass nach bekannten optischen Gesetzen ebenfalls ein umgekehrtes
und verkleinertes Bild auf der Retina erzeugt wird.
Die übrigen Tintenfische haben ausserordentlich hoch ent-
wickelte Augen, die in manchen Beziehungen wahrhaft über-
raschende Analogien mit dem Wirbelthierauge darbieten. Indessen
es hat eine genaue Untersuchung die Unmöglichkeit einer Homo-
logie festgestellt. Erwähnt sei noch die bemerkenswerthe Be-
obachtung H e n s e n 's , *) nach welcher an eine Stäbchenzelle des
Cephalopodenauges drei Nervenfasern treten ; würde sich dies auch
bei andern Thiereu bestätigen, so würde dies der gegenwärtig viel
bestrittenen Y o ung-He Im holt z 'sehen Farbentheorie eine erheb-
liche Stütze bieten.
*) Hen sen, Ueber das Auge einiger Cephalopoden. Zeitschr. f. wiss.
Zool. Bd. XV.
— 149 —
Den grössten Modificationen miterliegt das Auge bei den
Arthropoden. Ausser dem bereits geschilderten Nauplius-Auge, dem
Auge des Corycaeus und der Daphnia treten neben ächten bilder-
sehendeu Augen die wunderbaren Facetteuaugen auf. Die bilder-
sehenden Augen lieissen hier Punktaugeu, Ocellen oder Stemmata
und fiudeu sich ausser bei Spinnen, Krebseu, Tausendfüsslern und
vielen Insektenlarven auch bei ausgebildeten Insekten; im letzteren
Fall sind sie zu drei vorhanden und stehen auf dem Scheitel. Die
Punktaugen repräsentireu becherförmige Vertiefungen der äusseren
Körperhaut, deren OefFnung nach aussen mit einer linsenförmigen
Integumeutverdickung verschlossen ist. Im Grunde des Bechers
liegt die Retina und zwischen ihr und der Linse sind einige
glashelle Zellen, der Glaskörper, eingeschaltet, während Pigment
den Augenbecher rings umgibt.
Das merkwürdige Facettenauge lässt sich nun leicht aus
diesem Punktauge ableiten. Vermehren sich nämlich die Integu-
mentlinsen, wobei ihre Grösse abnimmt, und findet eine Dilferen-
ziruug der Retina und des Glaskörpers dergestalt statt, dass je
etwa 7 Retinazellen und immer 4 Glaskörperzellen sich zu einer
Gruppe vereinigen, sich mit Pigment umkleiden und mit einer
der zahlreichen Facetten linsen in Verbindung treten, so haben
wir ein Einzeläuglein des zusammengesetzten Insektenauges
vor uns.*) Dabei werden die 4 Glaskörperzellen zu dem bekannten
Krystallkegel, die entweder nach Grenacher's neuesten Unter-
suchungen ihre weiche Beschaffenheit zeitlebens behalten oder
aber durch einen Cuticularisirungsprozess allmälig verhärten.
Bei verschiedenen Insekten sind Uebergangsstadien dieses Prozesses
noch nachzuweisen.
Wie wird nun mit dem Facettenauge gesehen?
Zwei Möglichkeiten liegen vor.
Erstens: In jedem Aeuglein entsteht durch die Facettenlinse
ein umgekehrtes Bildchen der angeschauten Objecte; es sind also
soviel Bilder da, als Facettenaugen. Diese Anschauung wird seit
neuerer Zeit aufgegeben. Denn die geringe Anzahl von Retina-
Elementen in einem Einzelauge, deren Stäbchen dazu auch noch
zu einem einzigen Sehstab (»Rhabdom« Grenacher) verschmelzen,
ist nicht im Stande, eine grössere Summe von Einzelreizen, die
*) Vergl. Grenacher, Untersuch, über das Insektenauge. Klin. Monats-
blätter für Augenheilkunde. Rostock 1877.
— 150 —
doch zur Perception des Bildes erforderlich wären, dem Central-
organ zu übermitteln; dann aber ist gar keine flächeuhafte Retina^
vorhanden, wo ein Bild überhaupt entstehen könnte, und ferner
hat Exner*) dargethan, dass nur central einfallende Strahlen
zum Sehstab gelangen können, da die Kry stall zellen durch totale
Reflexion das Zustandekommen eines Bildes vollständig unmög-
lich machen. Ausserdem aber können ja die Facettenlinsen voll-
ständig fehlen, wie bei den Crustaceen.
Zweitens: Es kommt beim Sehen mit dem Facetten äuge über-
haupt nicht zur Construction eines Bildes ; die Linsen dienen, wie
heim Corycaeus-A.\igeiia.v zur Verstärkung, und soviele Einzelaugeu
in dem kugelig hervorgewölbten Facettenauge stecken, soviele
Eiuzelempfindungen werden beim Sehen erzeugt, gerade wie beim
Daphnideuauge. Die Einzeleindrücke werden dann durch das
Centralorgan addirt, gerade so wie es im Grunde genommen auch
bei den bildersehenden Augen sich verhält; denn ob die meine
Stäbchen reizenden Lichtstrahlen vorher einmal irgendwo zu einem
reellen Bild vereinigt waren, ist für das Wesen des Sehvorgaugs
eigentlich irrelevant, wenn nur die relative Lage der von einem
Object gereizten Stäbchen die gleiche bleibt. Da die Einzelaugen wie
Kugelradien angeordnet sind, so wird bei einem ruhig dasitzenden
Insekt ein bestimmtes Aenglein, z. B. von der Spitze eines Baumes,
ein weiter darunter liegendes von einem Punkt des Stammes ge-
troffen. Alle dazwischen und seitlich stehenden werden durch ver-
schiedene Punkte der Krone verschieden afficirt. Die Gesammtheit
aller dieser Reize liefert die Gesichtsvorstellung.
Diese Anschauung über die Function des Facettenauges wurde
bereits vor 50 Jahren von Joh. Müller vertreten; er nannte diesen
Sehprozess das Sehen nach dem Princip der musivischen Sonderung,
insofern von einer Menge von Lichtstrahlen durch die Einzeläug-
lein gewisse central einfallende ausgesondert werden und zur Wir-
kung gelangen.
Seine höchste Ausbildung und weiteste Verbreitung hat das
Auge im Wirbelthierreiche. Nur der zweifelhafte Amphioxus hat
lediglich einen Pigmentfleck, und wo wir auf blinde Wirbelthiere
treffen, liegen stets rückschreitende" Metamorphosen vor, An-
*) Exner, Ueber das Sehen von Bew. u. die Theorie des zus. Auges.
Wiener Sitzungsber. TU. Abth. Juliheft 1875.
— 151 —
passungen an parasitische Lebensweise oder an den Aufenthalt an
dunklen Localitäten.
Es unterliegt das Wirbelthierauge auch nur geringen Modi-
ficationeu, die durch den Aufenthalt im Wasser oder in der Luft,
oder durch die Lebensweise überhaupt bestimmt sind. Hierauf ein-
zugehen verbietet die Kürze der Zeit.
Wollen wir aber die wichtigsten Theile des wundervollen
Wirbelthierauges in ihrer Bedeutung richtig würdigen, so müssen
wir auf die Entwicklungsgeschichte in Kurzem eingehen, deren
Resultate auch den vielfach complicirten Bau leichter verständlich
machen :
In dem äusseren Keimblatt entsteht in frühen Embryonal-
perioden das Nervensystem zunächst als eine Längsrinne, die sich
allmälig von vorn nach hinten zu verschliesst, also zu einem
Rohre wird, und in die Tiefe rückt. Wir halten fest, dass das
Ceutralnervensystem ein Derivat des äusseren Keimblattes ist. An
dem vorderen Ende des Nervenrohrs entstehen drei blasenförmige
Erweiterungen, aus denen das Gehirn seinen Ursprung nimmt. In
der vordersten dieser drei primitiven Hirnblasen entwickeln sich
nun zwei seitliche Ausbuchtungen, die bald zu zwei mit der Vor-
derhirnblase in Verbindung stehenden gestielten Blasen werden ;
sie heissen die primitiven Augenblaseu und wachsen allmälig
hervor bis zur Berührung mit der äusseren Haut, die sich über
dem gesammten Nervensystem geschlossen hat. An der Berüh-
ruugsstelle zwischen Augeublase und Integument entsteht nun in
letzterem eine Verdickung, die aber bald zu einer Einstülpung
sich umbildet, auf die Augenblase drückt, wodurch diese letztere
von aussen herein gedrückt wird und dann einen doppelwandigen
Becher darstellt, dessen Stiel mit dem Vorderhirn zusammenhängt.
Der Stiel wird später zum Sehnerv; die hintere oder äussere
Becherwand gibt der Pigmentschicht der Retina den Ursprung,
während aus der inneren Becherwaud sich die übrigen 5 Retinal-
schichten diflferenziren. In den Hohlraum des Bechers ragt die
bald sich abschliessende Integumenteinstülpung hinein und ent-
wickelt sich zur Linse. Das mittlere Keimblatt liefert die übrigen
Augentheile, die Sclera, Cornea, den Glaskörper, Chorioidea, die
Scheide des Opticus und die übrigen accessorischen Augentheile.
Was uns am meisten interessirt, ist der Ursprung des wichtigsten
Augentheils, des Sinnesepithels der Retina, aus dem äusseren
— 152 —
Blatte; gewiss ein höchst bemerkenswerthes Resultat, zumal wenn
wir uns erinnern, dass auch für viele Wirbellose der Ursprung der
Sehzellen aus dem Ectoderm constatirt ist, and dass die Sinnes-
zellen im Ohr, im Geruchs- und Geschmacksorgan ebenfalls mit
absoluter Bestimmtheit im Ectoderm entspringen.
Der äusserst verwickelte Bau der Iletiua wird uns durch die
soeben geschilderte Entwicklung verständlicher. Die hintere Hälfte
des Augenbechers liefert Retiuapigment, das sich bis in die Iris
fortsetzt. Aus der Innern Becherwaud entstehen 5 Schichten, die
deutlich in zwei Abtheilungen zerfallen, eine nervöse und eine
epitheliale.
Die nervöse Abtheilung, die unter anderem die Opticus-
fasern und zahlreiche Ganglien enthält, kann als eine dünne
Lage grauer Hirusubstanz anfgefasst werden, worauf ja auch ihr
Ursprung hinweist, während die Epithelialschicht genau dem
Epithel des durch Einstülpung entstandenen Centralcanals ent-
spricht, Ihre Zellen lagen einmal in der äussersten Körperschicht,
wo viele Sehzellen niederer Thiere zeitlebens verbleiben. Wie
soeben angedeutet, enthält die Epithelschicht die eigentlichen Seh-
zellen, die theils mit cylindrischen, schlanken Stäbchen, theils mit
flaschenförmigen Zapfen ausgestattet sind. Je höher die Thiere
organisirt sind, je zahlreicher sind die Stäbchen und Zapfen, je
detaillirter wird also gesehen. Beim Menschen schätzt man ihre
Zahl auf 130 Millionen, während die Zahl der Opticusfasern nur
auf 1 Million geschätzt wird. Demgemäss werden wahrscheinlich
mehrere Endorgane auf eine Nervenfaser kommen. Den wirk-
lichen Zusammenhang zAvischen Sehzelle und Nervenfaser kennen
wir nicht ; wir verfolgen die Opticusfasern in die Ganglienzellen,
jene »Kraftmagazine«, wir sehen sie auch wieder heraustreten,
verlieren sie aber alsdann in der fein granulirten Schicht.
Genau am hinteren Ende der Augenaxe kennt man eine ver-
tiefte Stelle der Retina, die von ihrer gelben Farbe beim Men-
schen und Affen den Namen Macula lutea führt. Sie ist die
Stelle des deutlichsten Sehens , auf die beim Fixiren stets das
Bild des fixirten Objectes fällt. Die Sehzellen tragen hier nur
Zapfen von ungemeiner Feinheit ; die übrigen Partien der Retina
verhalten sich zu diesem gelben Fleck nach einem hübschen
Vergleich, wie der Sucher am feinen Teleskop zu diesem
selbst. —
— 153 —
Wir sind mit unseren Betrachtungen zu Ende gekommen.
Das ungeheure Wissensgebiet konnten wir freilich nur flüchtig
durchwandern, um hier und da einige Früchte zu pflücken. Nichts-
destoweniger können wir einige allgemeine Resultate aufstellen,
die sich daraus unmittelbar ergeben.
Zunächst hat sich gezeigt, dass die Sinnesorgane in der
Thierwelt auf verschiedenen Entwicklungsstufen sich befinden, von
denen viele von einfacheren , ebenfalls vorhandenen abgeleitet
werden können. Andere sind fast stets nach einem gleichen
Princip construirt, wenn dies auch nicht auf den ersten Blick
in die Augen fällt.
So Hessen sich die vielfach variirenden Tastorgane der Wirbel-
thiere auf allmälig sich mehr und mehr complicirende Polster-
apparate zurückführen. Die Geruchsorgane innerhalb des gleichen
Typus können in eine vollständige Entwicklungsreihe gebracht
"werden, und niedere Glieder dieser Reihe treten bei Embryonen
höherer Thiere in identischer Weise wieder auf, aber nur vorüber-
gehend.
Das Ohr besitzt fast im ganzen Thierreich den gleichen Bau-
plan: Ein Bläschen mit Otolithen und Nervenenden. Die Com-
plicationen des Wirbel thieroh res, die Bogengänge, die Schnecke
und die Gehörknöchelchen treten in der Wirbelthierreihe successive
auf und in der gleichen Reihenfolge entwickeln sie sich beim Embryo.
Das Auge erweist sich stets aus drei Factoren zusammen-
gesetzt: Nervenstäbchen, Pigment und lichtbrechende Medien,
die in vielen Thierstämmen zu einer Camera obscura zusammen-
treten, deren Bildfläche von den Nervenstäbchen dargestellt wird.
Allen Sinnesorganen gemeinsam sind aber die Sinneszellen
mit ihren Nervenfortsätzen und ihren cuticularen Endgebilden ;
meist treten sie zu Gruppen zusammen und bilden das Sinnes-
epithel, das in seiner primitivsten Form bei den Medusen als
indifFt^rentes Sinnesepithel zum erstenmal auftritt.
Für die meisten Fälle ist festgestellt, dass die Sinnesepithelien
aus dem äusseren Keimblatt stammen. Entweder bleiben sie zeit-
lebens in der äusseren Haut liegen, oder sie wandern in die Tiefe,
theils zum Schutz, theils um mit accessorischen Apparaten in
Verbindung zu treten.
Die Sinnesorgane sind demnach eigentlich weiter nichts als
modificirte Hautpartien, die mit dem Nervenapparat in Verbindung
— 154 —
treten und deren Structur von der jeweiligen Entwicklungsstufe
des betreffenden Geschöpfes abhängig ist.
Es ist klar, dass durch den Entwicklungsgrad der Sinnes-
organe auch ihre Leistungsfähigkeit bedingt ist und demgeniäss
können wir behaupten, dass auch unsere Erfahrung, unsere ganze
Erkenntniss von der gegenwärtigen Structur uiiserer Siunesapparate
direct abhängig sein muss.
Es kommt dabei, ausser den accessorischen Apparaten und
den gröberen Verhältnissen, zunächst und vorzugsweise die Be-
schaffenheit der specifischen Nervenenden, der Stäbchen, Zapfen,
Härchen etc. in Betracht, denu hiervon ist ja nach unserer Vor-
stellung die Natur des Nervenprozesses bestimmt.
Ueber die Beziehungen der Endapparate unserer Sinnes-
organe zu den Vorgängen der Aussenwelt einerseits und zu dem
Nerveuprocess andererseits, sowie über die Natur des letzteren
selbst stehen uns nur Vermuth ungen zu.
Die neuere Physik lehrt uns, die Erscheinungen des Lichtes,
des Schalles, der Wärme, die ehemischen Prozesse etc. als Be-
weguugsvorgänge der kleinsten Massentheilchen kennen. »Das
reichste Naturgemälde eines tropischen Urwaldes bietet der aua-
lysirenden Wissenschaft nichts als bewegte Materie.« Diese Be-
wegungen pflanzen sich bis zu unseren Sinnesorganen und in
letzter Instanz bis auf die Nervenenden fort und müssen dort
nach dem Princip der Erhaltung der Energie ebenfalls Bewegungen
hervorbringen, Bewegungen, deren Natur durch die Vorgänge der
Aussenwelt, aber auch durch die Beschaffenheit der Sinnesorgane
bestimmt ist.
Aber lange nicht alle Bewegungen der Aussenwelt können
unsere Nervenendorgane alteriren. Aus dem unendlichen Chaos
der uns umgebenden Vibrationen der Atome werden durch unsere
Sinnesorgane nur gewisse ausgesondert und auf das Empfindungs-
organ verpflanzt. So haben unsere Tonwahrnehmungen eine obere
und eine untere Grenze, denn es gibt Wellenbewegungen der
Luft, die genau so ablaufen, wie diejenigen, welche unsere Ton-
vorstellungen erzeugen, aber unser Ohr reicht nicht aus, sie zu
hören. Ebenso gibt es Lichtstrahlen, die die Silberverbindungen
der photographiöchen Platte noch zersetzen, aber wir sehen sie
nicht; es sind dunkle Lichtstrahlen. Zahlreiche Gerüche, die von
anderen Geschöpfen wahrgenommen werden, machen auf unser
I
— 155 —
Riechorgan keinen Eindruck. Und sind wir nicht umgeben von
einem Heer von Beweguugserscheinungen, die wir Elektricität,
Magnetismus etc. nennen, die aber erst so zu sagen iu optische,
akustische, chemische und mechanische Bewegungsformeu umgesetzt
werden müssen , damit wir von ihrem Dasein überhaupt eine
Kenntuiss erlangen? Das heisst doch nichts anderes, als: Wir
nehmen von der Welt nur soviel wahr, als es unsere Sinnes-
organe erlauben, und es kann als einer der höchsten Triumphe
der Naturforschung bezeichnet werden , dass wir ganz bestimmt
wissen : Es existiren noch Vorgänge in der Welt, für deren Wahr-
nehmung uns die Organe fehlen.
Es lässt sich aber ausserdem noch mit Leichtigkeit darthuu,
dass unsere Vorstellungen von Farbe, Grösse, Lage, Bewegungen
eines Objectes durch die Beschaffenheit des Letzteren gar nicht
unabänderlich bestimmt sind. Denken Sie nur an die berühmten
Versuche, die an die Existenz des blinden Flecks in unserem
Auge anknüpfen, oder an die bekannte Zolin er'sche Täuschungs-
figur; diese letztere zeigt uns, dass wir nicht im Stande sind,
zwei Linien, von denen wir ganz bestimmt wissen, dass sie parallel
sind, als Parallellinien zu erkennen , wenn wir sie durch ein
System schiefer Linien durchkreuzen.
Unsere Erkenntniss ist also, wie Helmholtz sagt, durch
unsere Organisation bedingt. Die Atome der Welt leuchten nicht,
sie klingen nicht und haben keine Temperatur. Die ganze Welt
ist dunkel, stumm, kalt. Erst wenn Sinneshärchen die Vibrationen
auf ein Nervensystem übertragen, entsteht Licht, Schall, Wärme.
Aber das grösste Räthsel, dessen Unlösbarkeit gerade aus
der Lehre von den Sinnesorganen hervorgeht, haben wir noch
nicht genannt. Wie entsteht aus einem Nervenprozess, der nach
aller Wahrscheinlichkeit nur Bewegungsformen von Molecülen
darstellt, eine Empfindung? Hier ist die Brücke abgebrochen;
aus bewegter Materie kann Empfindung und Bewusstseiu nicht
abgeleitet werden. Auch die Hypothesen von Seelenzelleu helfen
hier nicht; aus dem einen grossen allgemeinen Räthsel entstehen
dadurch nur Millionen Einzelräthsel , von denen jedes gerade so
unlösbar bleibt.
Können wir aber nicht die einfachste Empfindung aus be-
wegter Nervensubstanz ableiten, und lässt sich darthun, dass wir
die Vorgänge der Welt nur insoweit wahrnehmen, als die jeweilige
— 156 —
Structur der Sinuesapparate und des Nervensystems es gestattet,
ja gelingt es sogar zu zeigen, dass wir Objecte gar nicht so
wahrnehmen können, wie sie wirklich sind, so ist damit die
absolute Unbegreiflichkeit der Naturvorgänge unabänderlich und
endgültig erwiesen.
Mit der Begreiflichkeit der Naturvorgänge steht und fällt
aber der Materialismus ; er kann als philosophisches Priucip niclit
aufrecht erhalten werden.
Die Naturwissenschaften kämpfen also nicht nur mit Erfolg
gegen willkürliche philosophische Speculationen, sondern sie bringen
auch entscheidende Gründe gegen den Materialismus auf .und
beseitigen mit diesem auch seine zersetzenden Wirkungen.
Es sind demnach auch die Naturwissenschaften nach der posi-
tiven Seite hin vollkommeu geeignet, hinter unserer Sinnenwelt eine
neue und unendliche Welt der Ideale zu eröffnen, die den tief-
gehenden Bedürfnissen des menschlichen Gemütbes, welche objectiv
betrachtet ja auch schaö'ende Naturtriebe darstellen, in vollem
Maasse Genüge leistet
Möge es der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft
noch lange vergönnt sein, an diesen wahrhaft erhabenen Be-
strebungen der Naturwissenschaften intensiven Antheil zunehmen.
— 157 —
Anhang.
a. Sectionsberichte.
1. Bericht über die Section für yergleichende Anatomie.
Von der Direction der Senckenberg'schen naturforschenden
Gesellschaft zu einem Bericht über die Section für vergleichende
Anatomie aufgefordert, komme ich dieser Aufforderung mit voll-
kommenster Bereitwilligkeit entgegen. Finden sich aber auch
in dem Bericht über 1875 — 76 eine grosse Anzahl osteologischer
Thierpräparate von mir aufgeführt, so kann in diesem Jahre davon
freilich nicht die Rede sein. Es waren jene Abfälle früherer
laugjähriger Arbeiten über vergleichende My ol ogi e und Osteo-
logie der Raubthiere etc. Gegenwärtig bin ich freilich mit
ähnlichen Untersuchungen, wenngleich in weit unbekannteren
Regionen beschäftigt. Das Material hierzu findet sich glücklicher-
weise noch in der Section und enthält Choloepus didactyhis,
Chironiys madagascariensis, Hyrax, Lemur^ Phascolomys, Halma-
turus und Antilo])e dorccis ; Exemplare seltenster Art theilweise
nicht nur präparirt, sondern gezeichnet, ja für unsere Ab-
handlungen lithographirt. — Hier begegnen wir der Entwicklung
der in Frage stehenden Systeme auf der niedersten Stufe, und
hier finden wir Verknüpfungen in verschiedenster Richtung
zwischen Wiederkäuern, Beutelth ier en und Nagern,
zwischen Affen, Faulthieren und Raubthieren. Dass
ein solches Material geistig und technisch durchgearbeitet werden
muss und nicht kurzer Hand beurtheilt und sichtbar vorgeführt
werden kann, versteht sich ja von selbst und muss ich daher,
verehrliche Direction, bitten , sich mit obigen Andeutungen zu
begnügen.
Dr. Lucae.
-> 158 —
2. Bericht über die Thätigkeit der entomologisclieii Section
der Senckenberg'sclieii naturforsclienden Gesellschaft im
Zeitraum 1878/79.
Die Thätigkeit der Sectiouäre beschränkte sich im abgelaufe-
nen Jahre auf die genaue Durchsicht der Sanimlungshestände und
auf die Vorarbeiten für eine durchgeführte und gleichmässige
Herstellung der Schräuke und der darin euthaltenen Kasten für
die eigentliche Sammlung. Zu diesem Zwecke musste ein grosser
Theil der Kasten geräumt und deren Inhalt provisorisch ander-
weitig in gesicherten Behältern aufbewahrt werden. Bis zu
Ende Sommer werden die Reparaturen volleudet sein und soll
dann eine gleichmässige Ordnung und Bearbeitung der Gesammt-
bestände in Angriff genommen werden. Bei diesem Umstecken in
andere Kasten konnte schon auf diese Umordnung zum Theil
Rücksicht genommen und gleichartiges Material zusammengebracht
werden.
Eine Vermehrung ward der Sammlung zu Theil durch die
Sendungen einer grossen Anzahl von Madagaskar-Insekten durch
Herrn Stumpf. Herr v. Saussure aus Genf, unser correspou-
direndes Mitglied, hatte die Güte, bei seinem letzten Hiersein
eine Anzahl davon, besonders Orthopteren und Millepeden
zu bestimmen, von denen einige sogar zugleich die Original-
exemplare darstellen.
Von Herrn von Maltzan wurde eine Anzahl von ihm in
diesem Jahre in Portugal gesammelter, sowie ferner eine Suite
brasilianischer Pracht-Schmetterlinge im Tausche gegen Dubletten
aus den Käferbeständen erworben.
Der Vorsteher der entomologischen Section:
Dr. von Heyden,
K. Hauptmann z. D.
— 159 —
3. Bericht über die conchologische Section in 1878/79.
Unsere Conchyliensammlung erhielt iu dem abgelaufenen
Jahre verschiedene nicht unerhebliche Bereicherungen. Angekauft
wurden aus der Gruner'schen Sammlung die Gattungen Triton,
Pyrula und Fusus, unter denselben zahlreiche Seltenheiten, welche
unserer Sammlung fehlten. Von den Pyrula haben zahlreiche
Exemplare als Originale für die Monographie dieser Gattung im
Couchylieucabinet von Martini-Chemnitz gedient.
Ferner wurden in Tausch von Herrn Verkrüzeu erworben:
Panopaea norvegica, Soreofusiis Bernicicnsis, Neptunea norvegica
und Bi'ccinopsis Dalei, vier der seltensten Nordsee-Arten, und eine
Anzahl uns noch fehlender Seeconchylien von Mauritius.
Von Herrn D. F. Heynemann erhielt unsere Sammlung ein
sehr werthvolles Geschenk, eine grosse Anzahl abnormer und ver-
krüppelter Couchylien, drei Schiebladen füllend, eine in ihrer ^rt
wohl einzige Sammlung.
Ferner von dem Sectionär eine Anzahl für unser Museum
sämmtlich neuer Meerescouchylien aus West-Indien. Im Anschluss
an die früher im Tausch erworbene Suite schenkte uns Herr
H. von Maltzan ausserdem noch eine reiche Suite westindischer
Zweischaler, so dass auch unsere westindische Localsammlung
jetzt nicht mehr ganz unbedeutend ist.
Die Artenzahl unserer Sammlung hat im verflossenen Jahre
um etwa 300 zugenommen und beläuft sich jetzt auf nahezu 8000,
immerhin noch nicht ein Viertel der bekannten Arten.
Dr. W. Kobe lt.
4. Bericht über die Sectionen der Botanik und der
Phytopalaeontologie.
Der Direction der Senckenbergischen naturforschenden Gesell-
schaft erlaube ich mir folgenden kurzen Bericht über die Botanische
Section vorzulegen.
Die in letzter Zeit erworbenen Sammlungen, welche sich
hauptsächlich auf Europa (hier vor allem auf Süd -Italien, aber
auch auf Spanien, Griechenland, Serbien, Ungarn und Scandinavien)
— 160 —
ferner auf Nord - Amerika (Jowa, Missouri, Californien) und
Süd-Amerika (Argentinische Republik) beziehen, konnten wenig-
stens zum Theil bereits eingeordnet werden. Hierzu kam noch
der grösste Theil des von Prof. Fresenius gesammelten Herbars,
sowie die in letzter Zeit von mir bestimmten Pflanzen aus den
von Prof. Rein in Japan gemachten Sammlungen. Die Einreibung
schreitet vorläufig noch immer sehr langsam fort, da im ver-
flossenen Jahre nur erst ein Theil der vorhandenen Fascikel in
dem Schwefelkohlenstoff kästen gereinigt werden konnte ; also bei
den jetzt einzureihenden Gattungen das lästige und ungemein
zeitraubende Durchsehen der Fascikel noch nicht unterlassen
werden kann. Im Jahre 1879 wurden durch die Beihülfe von Herrn
A. Metzler weitere Erwerbungen von meist südamerikanischen
und südeuropäischen Pflanzen gemacht, und schliesslich eine Flora
von Colorado, bestehend in 860 Nummern erworben, einem Districte,
welcher durch die Grossartigkeit \md Eigenthümlichkeit seiner
Terrainbildung sich auszeichnet und zugleich noch kaum bekannt
ist. Diese Flora ist Gebirgsflora, gesammelt von 5000 bis 14 000
Fuss über'm Meer. — Bei wissenschaftlichen Arbeiten wurde das
Herbar der Seuckenbergischen Gesellschaft in letzter Zeit mehr-
fach zu Rathe gezogen , (von auswärtigen hier durchreisenden
Botanikern),
Die paläontologische Sammlung wurde dieses Jahr durch die
von Herrn Prof. Sandberger in Würzburg geschenkte werthvolle
Suite von Pflanzen Versteinerungen aus dem Zsilythale in Sieben-
bürgen bereichert. Zugleich hoff'e ich, dass wohl in naher Zeit eine
Sammlung von Devonpflanzen aus belgischen Fundorten, welche
mir Herr Director Crepin in Brüssel für das Museum zugesagt hat,
eintreff'en werde. Auch darf ich die Hoffnung aussprechen, dass
ich eine grössere Suite von Pflanzen aus dem Pliocen Toskana's,
mit deren Bearbeitung ich jetzt gerade beschäftigt bin, durch die
Güte des Herrn Dr. v. Bosniaki dem Museum zuzuweisen vermag.
Letzteres würde insofern noch besonders erwünscht sein, da die
von mir aus gleichaltrigen Ablagerungen Siciliens beschriebenen
Abdrücke durch Schenkung des Herrn Director Stöhr schon früher
dem hiesigen Museum zugewendet wurden.
Dr. Geyler,
Sectionär für Botanik.
161 —
5. Bericht der Section für Mineralogie über den Jahr-
gang 1878.
An Geschenken sind hervorzuheben:
1. Von Herrn Dr. Friedrich Scharff 4 Stufen vom
Vesuv, besonders aufsitzende Leuzite, 1 Amethystdruse von den
3 Brunnen. 14 Stufen aus dem Taunus, darunter Flussspath-
Octaeder vom Rossert. Weiter: Groth, Uebersicht der Mineralien
nach ihren krystallographisch-chemischen Beziehungen.
2. Von Herrn Dr. Alfred Buck 1 faustgrosses Stück
Tachyljt aus dem Basalt von Bockenheim,
Aus dem durch Herrn Dr. R ü p p e 1 1 seiner Zeit der Minera-
logischen Section durch Tauschgegeustände zugewiesenen Capitale
sind von demselben alljährlich zu Anschaffungen zu ver-
wenden fl. 22.30 = M. 38.57
dazu wurden für den laufenden Jahrgaug weiter . » 111.43
ausgeworfen, so dass zur Verwendung kommen konnte
ein Betrag von M. 150, —
Hiervon ist angeschafft worden:
1. In dem Heidelberger Mineralien -Comptoir fand ich nur
Weniges für das Museum geeignet:
Mai: 1 Wolframit von Schlaggenwald M. 3. —
1 verzerrter Kalkspath von Andreasberg » 1, —
1 Markasit von Folkestone . . . . » 1. —
M. 5,—
2. C. F. Pech, die ausgezeichnete Mineralien-
handlung in Berlin, sandte Besseres:
Aug. 13, Gold von Vöröspatak, zierlicher Skelet-
bau in Stäbchen reihenweise geordnet, ähnlich einer
Stufe in Bonn, welche H ess enb erg in Minera-
log. Notiz VH pag, 39 beschrieben M. 20. —
Ilmenit von Miask » 13,50
Weiter hat sich die Section an Dr. Schuchardt
in Görlitz gewandt in der Hoffnung, daselbst spanische
Mineralien zu erhalten, die uns fast durchaus fehlen.
M. 33.50
11
— 162 —
Er saudte 3 Kistchen, darinnen aber nur wenige
spanische Mineralien.
3. (Oct.) bei Dr. Schuchardt in Görlitz..
Proustit von Marienberg . . . . M. 10. —
Kalkspathgruppe von Przibram . . » 10. —
Skapolith von Gouvernor .... » 20. —
Thenardit von Caracolas .... » 2. —
10 Stück Philippsit von Zirswitz . » 3. —
Schweizerit nach Quarz, Zermatt . » 1. —
Göthit von Lostwithill » 4. —
Hydrotitanit 2 Stück, Magnet Cove » 2.50
Stephanit von Andreasberg ... » 12. —
Mauganit von Ilefeld » 3, —
l'yrolusit von Platten > 1.50
Malachit von Cordova » 1.50
Pyromalit von Nordmarken ... » 4. —
Nagyagit von Naguaga .... » 6. —
Glauberit von Villa Rubin ... » 10. —
Heulandit vom Wallis, Gieblisbach. » 8.50
sog. Sandcalcit » 3. —
Sylvanit von Nagyag » 7.— ^ ^^^^
Im Ganzen also . . M. 147.50
Dagegen wurden zufolge eines Beschlusses der Gesellschaft
3 Stück kleiner Nilgeschiebe No. 1855 aus der Mineralogischen
Sammlung ausgeschieden und an die städtische historische Samm-
lung laut Quittung übergeben.
Von den seiner Zeit durch Herrn Dr. Volger eingestellten
Gegenständen sind bis jetzt zwei Kisten voll ausgeschieden
und abgeholt worden; es ist etwa noch ein gleicher Betrag zu
demselben Zwecke zurückgestellt worden.
Im Laufe dieses Sommers ist die ganze Mineralogische
Sammlung durchgesehen, gereinigt und frisch geordnet worden.
Es o-eschah dies wieder nach dem bisher befolgten älteren System
von Blum, während neuerdings die öffentlichen Sammlungen
mehr und mehr bei der Gruppirung der Mineralien die Aehnlich-
keit der chemischen Constitution ohne Berücksichtigung der Form
ins Auge fassen und zur Geltung bringen. Ein bezüglicher An-
— 163 —
trag auf Umänderung des Systems in der Aufstellung ist indess
unterblieben, weil eine derartige Umstellung einen verfügbaren
freien Raum verlangt, jetzt aber zu diesem Zwecke kaum eine
einzige Schublade hätte verwendet werden können; vorerst bleibt
noch die Aufstellung der geologischen und der paläontologischen
Sammlung zu vollenden, der nöthige Raum wird sich dann wohl
finden.
Dr. Friedrich Scharff,
Sectionär für Mineralogie.
164 —
b. Protokoll-Auszüge über die wissenschaftlichen
Sitzungen während 1878/79.
In diesen Sitzungen werden regelmässig die neuen Geschenke
für die Sammlungen, sowie für die Bibliothek vorgelegt.
Diese sind, da ein Verzeichniss derselben unter S. 35 gegeben
ist, hier nicht erwähnt, insofern sich nicht etwa Vorträge daran
knüpften. Ebenso ist nicht erwähnt, dass, was regelmässig
geschah, das Protocol! der vorigen Sitzung verlesen wurde.
Samstag den 16. November 1878.
Vorsitzender Herr Dr. Th. Petersen.
Herr Dr. Stricker hielt zur Erinnerung der am
7. April 1778 erfolgten Promotion von Samuel
Thomas von Sömmerring einen Vortrag, — das Andenken
an die vielseitige Thätigkeit und Bedeutung des grössten Ana-
tomen Deutschlands hier in Frankfurt wach zu erhalten, wo er
seine Familie begründete. Hierdurch wurde ihm später Frankfurt
zu seiner zweiten Heimath, wo er mehrere Jahre als practischer
Arzt wirkte, wo er auch die letzten Lebensjahre im Kreise seiner
Familie verbrachte und 75 Jahre alt sein ruhmreiches Leben
schloss. In eben diesen Jahren schenkte Sömmerring auch
unserem Museum und daher vor Allem den kühnen Unterneh-
mungen RüppelPs grosses Interesse. 1828 am 7. April wurde
hier auf das solennste sein 50jähriges Doctorjubiläum gefeiert.
Aus den Ueberschüssen der zur Prägung einer Denkmünze für
diesen Tag gesammelten Beiträge wurde der von unserer
Gesellschaft alle 4 Jahre zu vergebende, vor 2 Jahren nun zum
elften mal vergabte Sömmerring-Preis, welcher der bedeu-
tendsten Leistung in der Physiologie werden soll, gegründet.
— 165 —
In einem zweiten V'ortrage schilderte Herr Dr. v. Heyden
seine mit 2 Freunden von Mitte Mai bis Ende Juli
dieses Jahres in Croatien und Ölavonien unter-
nommene wissenschaftliche Reise. Hierfür ist eine
Karte, in welche ihre Reiseroute eiugezeichuet ist, ferner eine
grössere Anzahl besonders interessanter Landschaftsbilder etc.
aufgestellt. Nachdem nun der Redner die durchreisten Länder
orographisch und hydrographisch beschrieben, geht er auf die
nähere Beschreibung der besonderen Ziele und der Mittel ein,
welche die Reisenden beim Sammeln verwendeten. So wurde Perusic
wegen der in den dortigen Höhlen lebenden augenlosen Insecten
besucht. Eine Hauptausbeute gaben die auf dem Grunde von
trichterförmigen Vertiefungen vermodernden umgestürzten Bäume
und das hier liegende Laubwerk. Die Entstehung dieser Kessel
erklärt der Redner durch locales Einsinken, Einstürzen des unter-
höhlten, kahlen, kalkigen Plateaus; vielfach sind diese Trichter,
welche in sehr verschiedeneu Grössen, vielfach in enormer Menge,
sich im ganzen Gebiete finden , mit durch die Regenwasser
eingeschwemmter, bebaubarer Ackerkrume am Grunde überdeckt.
Gelegentlich der Beschreibung der Buchen- und Eicheuurwälder,
die von den Reisenden ebenfalls durchforscht wurden, kommt der
Redner auf das frühere unsinnige Abholzen des westlichen See-
karst und Velebit, ferner auf die Art und Weise, wie die öster-
reichische Regierung jetzt diese kolossalen Waldbestände nutzbar
zu macheu sucht, zu sprechen. Das Nothweudigste hierfür, Strassen,
fehlen ebeu noch meistens. Die Ziege bezeichnet der Redner als
den grössten Feind des Pflanzeuwuchses ; wo sie in grösserer
Menge gezogen werde, ist das Land arm.
Abgesehen von der Insecten weit hat auch die übrige Fauna
manch Interessantes: im Oguliuer Regiment sollen in einem Wald-
bestand von 40 000 Joch noch circa 150 Bären stehen; hier
finden sich auch Auerhähue, Gemsen, häufig auch Wölfe ; ganz
enorm reich sind Sümpfe, z. B. im Peterwardeiner Regiment an
Sumpfvögeln. Die Plitvica-See'n, welche 12 au Zahl etagenmässig
übereinander reihenweise sich folgen, von denen jeder sein krystall-
reines kalkreiches Wasser durch mehrere Klafter hohe Fälle iu
den unteren ergiesst, sind reich an Lachsforelleu. Das Fischen
derselben geschieht durch Werfen mit eisernen Haken nach den-
selben von den höchst primitiven Fahrzeugen aus, die einfach
— 166 —
und gauz roh ausgehöhlte Baumstämme sind. Von Clausilien
brachte der Redner 8 neue Varietäten mit.
Die erfolgreiche Reise verdanken die Reisenden zum grossen
Theil einer von General-Feldmarschall-Lieutenaut Philippovic
ausgestellten offenen Ordre, welche alle Civil- und Militär-Behörden
anwies, den Reisenden auf jede Weise behülflieh zu sein.
Samstag den 7. December 1878.
Vorsitzender Herr Dr. Th. Petersen.
Den ersten Vortrag hielt Herr Dr. H. Loretz über die
Schichten von Hallstatt und St. Cassian und deren
Versteinerungen, wozu eine grössere Auswahl der von Herrn
von Klippstein angekauften Sammlung vorlag. Die Namen
Hallstatt und St. Cassian sind schon lange in den Kreisen
derer bekannt, welche sich die touristische oder die wissenschaft-
liche Erforschung der Alpenwelt zum Ziele gesetzt haben. Wie
die Umgebungen dieser Orte landschaftlich reich an sehens-
werthen, grossartigen Scenerien sind, so enthalten auch die
dortigen Berge eine grosse Fülle von m'rk würdigen Versteine-
rungen, deren Aufsammlung und Untersuchung die Geologen schon
seit Jahrzehnten beschäftigt; eine umfangreiche Literatur existirt
schon über dieselben. Die Gesteinsschichten, welche jene ver-
steinerten üeberreste ehemaliger Meeresgeschöpfe einschliessen,
gehören dem Keuper an, welcher sich aber in seiner alpinen Aus-
bildung, nach Gestein, wie nach organischen Einschlüssen wesentlich
von dem uns nähergelegenen schwäbisch-fränkischen Keuper ab-
weichend zeigt. Diese Verschiedenheit in der alpinen und ausser-
alpinen Entwickeluug ein und desselben Schichtensystems macht
sich mehr oder weniger bei allen Formationen geltend und bildet
eine Hauptschwierigkeit bei der zoologischen Entzifferung des
alpinen Schichtengebäudes. Der Vortragende berührt nun kurz
noch eine Reihe von anderen Schwierigkeiten — so die mannig-
faltigen und grossartigen Lagerungsstörungen, welche mächtige,
steil aufgerichtete Schichtensysteme betroffen und verschoben
haben, dann die grosse Armuth an Versteinerungen oder den
schlechten Erhaltungszustand derselben in manchen Gebirgs-
partien, weiter die Hindernisse, welche Terrain, Witterung oder
auch mächtige Alles verfüllende Schuttmassen dem vordringenden
— 167 —
Geologen entgegenstellen u. s. f. Erschwerender jedoch als die
genannten Punkte ist für die rasche und sichere geognostische
Orientirung in den Alpen der sogenannte Facieswechsel, d. h.
die Erscheinung, dass ein und dieselbe geologische Bildung an
verschiedenen, oft gar nicht weit von einander entfernten Orten
im Alpengebirge selbst so ganz anders aussehen kauu, dass also
z.B. in demselben geognostischen Horizonten Koralleukalk,
Dolomit, Hochseekalk mit Ammoniten etc. miteinander wechseln
können. Gerade der Keuper zeigt sich in dieser Beziehung
äusserst vielgestaltig und bietet denn auch an den Orten Hall-
statt einerseits und St, Cassian anderseits ein sehr abweichendes
geognostisches Bild ; während in Hallstatt am unteren und mittleren
Keuper eine Kalkbildung mit Ammouiteu, der sogenannte Hall-
statter Marmor erscheint, findet sich in St. Cassian als gleich-
zeitiges Aequivaleut eine Reihe ganz anders zwischen Schichten
und unter diesen als wichtigste die St. Cassianer Kalkmergel und
Korallenkalke mit den berühmten Versteinerungen. Den Schluss
des Vortracres bildet eine nähere Charakterisirung und Übersicht-
liehe Betrachtung der Faunen, welche in Hallstatt und St.
Cassian überliefert sind , nebst Bemerkungen über deren gegen-
seitige Beziehungen und muthmassliche Lebensbedingungen. Auch
durch die Entdeckung dieses Reichthumes an organischen Formen in
der Alpen-Trias wird die nur dürftige Fauna der gleichzeitigen
ausseralpineu Formationen in erfreulicher Weise ergänzt, und so
erst die Verbindung hergestellt zwischen der reichen Entfaltung
der Thierwelt einerseits in den paläozoischen Formationen und
anderseits in den jüngeren mesozoischen.
Hierauf besprach Herr Dr. Petersen die Quellen für
die Bildung der Erzgänge. Dass Gangmineralien und
Erze im Allgemeinen nicht aus grossen Tiefen stammen, vielmehr
zu den Nachbargesteinen in naher Beziehung stehen, konnte nicht
unbekannt bleiben; weiss ja auch der Bergmann aus Erfahrung,
wie sehr die Erzgänge und Lager nutzbarer Mineralien an gewisse
Gesteine geknüpft sind. Es hatte an einschlägigen, genauen
chemischen Untersuchungen bislang gefehlt. Der Vortragende
erinnert daran, wie er für viele krystallinische Gesteine einen
Gehalt an phosphorsaurem Kalk nachgewiesen und so auch die
Quelle der nassauischen Phosphoritlager erklärt, ferner wie er
bei den in Gemeinschaft mit Prof. Sandberger ausgeführten
— 108 —
Untersucliungeu der liochiüteressaiiteu Mineralien der Silber,
Wismuth, Kobalt uud andere Metalle führenden Erzgänge des
mittleren Schwarz waldes eben jene Metalle mehrfach in den
Nebengesteinen coustatirt, sowie dass der Schwerspath der dortigen
Gänge von dem kleine Mengen von Baryt führenden Feldspathe
abgeleitet werden müsse. Neuerdings hat sich nun Sandberger
weiter mit diesem Gegenstände beschäftigt und in verschiedenen
Hornblenden, Augiten und sogar im Glimmer schwere Metalle,
wie Kupfer, Kobalt, Blei, Silber, Wismuth, selbst Arsen und
Antimon nachgewiesen, was für die Bildung der Erzgänge von
hohem Interesse erscheint. Der Antimon, Kupfer uud Kobalt
führende Glimmer von Zindelstein im südöstlichen Schwarzwalde
wurde u. A. vorgezeigt.
Samstag den 18. Januar 1879.
Vorsitzender Herr Dr. H. S c h m i d t.
Vorerst erläutert Herr Dr. v. H e y d e n die Bildung der
Kalktuffe, welche sich auch heute noch am Grunde der
Plitvica-See'u bilden. Der Kalkreichthum der Zuflüsse gelaugt
heute durch Auslaugung des Hippuritenkalkes, der die umliegenden
Gebirge zum grossen Theil zusammensetzt, in dieselben.
Hierauf hält Herr Dr. Reichen bach den angekündigten
Vortrag über die Keimblätter und die erste Ent-
wickelung des Nervensystems bei Arthropoden.
Eine der wichtigsten Errungenschaften der modernen Zoologie ist
die Erkeuntniss, dass die Thiere mit alleiniger Ausnahme der
Protisten aus gauz einfachen, meist flächenhaft ausgebreiteten
Primitivorgauen, den sogenannten Keimblättern, sich entwickeln.
Nachdem der Vortragende die Verdienste Wolff's, Pander's,
Bar's, Rathke's, Müller's etc. hervorgehoben, zeigt er, wie
durch die Aufstellung der Zellentheorie auch die Lehre von den
Keimblättern in eine neue Phase getreten uud eine Menge dies-
bezüglicher wissenschaftlicher Fragen angeregt habe, u. A. wie
entstehen aus der Eizelle die Keimblätter, wie sind die Keim-
blätterzellen beschaffen, wie betheiligen sich deren Elemente an
dem Aufbau der Orgausysteme ? Neuerdings ist nun durch die
Aufstellung der Descendenztheorie die Keimblätterlehre wieder in
ein neues Stadium getreten. Jetzt richte sich die Forschung
— 169 —
besonders darauf, zu eruireu, ob die Keimblätter der verschiedenen
Thiertypen, der höheren und niederen, gleiehwerthig oder homolog
seien? Behufs dessen geht die Untersuchung dahin zu erkennen,
1. ob der Entsteh ungsprocess der Keimblätter bei allen Thieren der
gleiche ist, 2. ob bei denselben aus den entsprechenden Keim-
blättern genau die gleichen Organsysteme sich aufbauen.
Redner stellte sich nun die Aufgabe, diese beiden Momente
an genau untersuchten Repräsentanten des Arthropoden-Kreises
zu discutiren, schickte jedoch dem noch die Erläuterung des von
ihm verbesserten Leiser'schen Mikrotoms voraus, mittelst dessen
z. B. ein erhärteter Embryo in eine ununterbrochene Reihe von
Schnitten bis ^jio mm Dicke zerlegt werden kann, so dass eine
genaue Einsicht in die inwendig ablaufenden Entwickelungs-
processe möglich ist. Aus der Untersuchung Bobretzky's etc.
ergab es sich, dass im Arthropodenei eine totale Furchung statt-
finde, dass jedoch das Endresultat dieses Processes bei Crustaceen
und Arachniden einerseits, bei Insecten anderseits ein wesentlich
verschiedenes sei. Genau beschreibt Redner besonders das von
ihm in diesem Stadium untersuchte Ei von Ästacus ßuvicUilis
und dessen Umwandlung ; schliesslich sei es von einem über ein-
schichtigen Zelllager umhüllt. Bei den Schmetterlingen hingegen
fand Bobretzky innerhalb dieser Eizelle noch andere sehr
voluminöse Zellen, die den ganzen übrigen Zellraum erfüllen.
Während also bei Krebsen und Spinnen am Schlüsse des
Furchungsprocesses nur e i n Keimblatt vorhanden ist, finden sich
beim Schmetterlinge deren zwei. Der Redner schildert nun die
von ihm beobachtete weitere Entwickelung der Keimblätter des
Flusskrebses — die des Mesodermes und Eutodermes, welch' ersteres
wahrscheinlich dem Entoderm entstamme. Nach Kowalewsky
bilde sich beim Schwimmkäfer und bei der Biene durch Einstül-
pung nicht, wie beim Ästacus das innere, sondern das mittlere
Blatt, ähnlich sei es auch nach Bobretzky bei den Schmetter-
lingen. Es geht hieraus hervor, dass die Keimblätter nahe ver-
wandter Thiere auf sehr abweichende Art entstehen, dass somit,
auch wenn man andere Thiere so in den Bereich der Vergleichung
zieht, aus dem Entstehungsprocesse bis jetzt noch nicht auf deren
Homologie zu schliessen sei.
Nun auf die Betheilignng der Keimblätter an dem Aufbaue
der Orgaosysteme übergehend , macht der Vortragende geltend,
— 170 —
dass iu dieser Beziehung mehr Uebereiustimmung vorhanden
sei. Wie bei den höheren Thieren entwickeln sich z. B.
bei Ästaciis aus dem inneren Blatt der Mitteldarm und die
Leber , aus dem mittleren die Muskulatur , das Herz , das
Blut etc., aus dem äusseren die Körperbedeckung, der Vorder-
und Hinterdarm, besonders aber auch das Nervensystem, dessen
hier ablaufende Entwickelungsvorgänge sehr analog denen bei
Wirbelthiereu sei. Redner beschreibt genauer die ersten Anlagen
des Nervensystems bei Ästaais; zuerst lege sich eine mediane
seichte Rinne an, deren mittlere Partieen später segmentweise
sich einstülpen, jährend die Randpartieen die Ganglien liefern.
In früheren Stadien liege das Gehirn nicht dem übrigen Nerven-
system in Bezug auf den Darin entgegengesetzt, vielmehr sei die
Lage des Krebsgehirnes über dem Darm lediglich die Folge später
eintretender Krümmungen, die mediane Nervenrinne sei auch bei
Schmetterlingen und beim Regenwurm aufgefunden.
Nach alle dem schliesst Redner, dass die Homologie der
Keimblätter noch als ein Problem bezeichnet werden müsse, das
in hohem Maasse geeignet sei, den Forschungstrieb anzuspornen
und ihm feste Richtung zu geben.
Die wichtigsten Behauptungen bezüglich der Entwicklungsge-
schichte des Flusskrebses belegte der Vortragende mit beweisenden
Präparaten, die er durch Zeichnungen erläuterte und mittels der
aufgestellten Mikroskope demonstrirte.
Samstag den 15. Februar 1879.
Vorsitzender Herr Dr. Geyler.
Eine vorliegende Sammlung, ein Geschenk von Herrn Prof.
Dr. Sandberger iu Würzburg, gab Herrn Dr. Geyler Gelegen-
heit, die Tertiärflora des Zsilythales in Siebenbürgen zu besprechen,
demnach ist sie äquivalent unserem Cyrenenmergel, also ober-
oligocäu; ausser den von Heer beschriebenen Pflanzen fanden sich
unter den von Herrn Sandberger geschenkten auch Spuren von
Taxodium disüchum.
Hierauf folgte der Vortrag des Herrn Dr. Julius Ziegler
über phänologische Beobachtungen. Siehe Seite 89.
— 171 —
Samstag den 1. März 1879.
Vorsitzender Herr Dr. H. Schmidt.
Herr Major von Homeyer über Naturleben am
C u a n z a. Wie alle westafrikanischen Fkissgebiete, so ist auch das
des Cuanza charakterisirt durch eine vordere Barre — zurück ins
Land hat derselbe z. B. bei Massangano eine Breite von 1400 Schritt,
während die der Mündung nur 500 Schritt beträgt; noch weiter'
zurück, oberhalb Dondo stürzt der Fluss über mehrere Wasserfälle.
Zur grossen Regenzeit — Februar bis Anfangs Mai — stauen
sich daher die Wasser bedeutend und setzen das Tiefland, das sich
von der Küste weit ins Innere erstreckt, unter Wasser. Unter
anderem beobachtete der Redner (1875) an einer Palme noch in
einer Höhe von 22 Fuss Schlammtheile.
Das vom Redner durchforschte Gebiet gliedert sich in :
1. die weite Ebene mit Steppenflora, 2. den Urwald mit dichtem
unwegbarem Unterwalde, 3. das inselartig aus der Steppe sich
heraushebende Felsengebiet mit Bergen von 2 — 4000 Fuss Höhe,
durchschnitten von tiefen Schluchten. Hier concentrirt sich das
Thier- und Menschenleben. — Die Flora der Steppe besteht, soweit
sie feucht ist, vornehmlich aus Ricinus, Papyrusartigen Gräsern
und Bourdaonpalmen, auf und an den zurückgetretenen Wassern
aus Süsswasser-Blasentangen und Amaryllisartigen Pflanzen; wo
in der Trockenzeit die Steppe trocken ist, ist sie von Cactusartigen
Euphorbien, Mimosen, Genisten und gelb und roth blühenden Malven-
bäumen bewachsen. Weiter werden die Umstände geschildert,
welche die Ebene zu einer Malariagegend machen — Wasser,
tropische Hitze, dumpfe Luft und starker Temperaturwechsel, der
während eines Tages ca. 20" R. beträgt.
Auf das Thierleben übergehend bespricht der Redner den
grossen Einfluss, welchen die Manier der Neger, die dürre Steppe
in Brand zu setzen, auf jene ausübt. Der Löwe ist weit östlich
bis Malange verdrängt, wo keine Steppe ist ; dasselbe gilt vom
Büffel, vom Elephanten, auch Busch- Antilopen werden nicht mehr
gesehen; der Leopard ist ins Gebirg verdrängt, ist auch dort nicht
mehr gefürchtet. Doch regenerirt sich rasch wieder die Steppe, flüch-
tige Thiere, Perlhühner, Trappen, Heuschrecken finden sich wieder
ein, letztere sogar oft in ungeheurer Anzahl. Von den Flussbewohnern
bespricht der Redner besonders das Krokodil ; er sah Thiere von
— 172 —
10 — 14 Fuss Lauge; es ist als das schlimmste uächtliehe Raubthier
gefürchtet; währeucl der Fortpflauzuugszeit hält es sich iu den
Tümpelu mit weit aufgerisseuem Racheu, deu oft eiu blauflügeliger
Regeupfeifer uach Parasiten fahudeud durchläuft. Nach d e R o s a ist
das Nilpferd bei Colombo, 12 Meileu von der Küste, sehr häufig, doch
lässt es höchstens 6 Punkte — die Nüstern, die Augen-Stirnränder
und die Ohrenspitzen am Wasserspiegel sehen. — Aus dem ge-
birgigen Gebiete nannte der Vortragende den Klippschliefer und die
graugrüne Meerkatze, deren Hauptaufenthalt Carica Papaya, die
Bananen, die Schirmakazien und Gummibäume sind; auffällig ist,
dass sie beim Herabkletteru auch von den steilsten Felsen stets
mit dem Kopf vorangehen. — Die Regenzeit ist die Zeit der Be-
gattung, des Nesterbauens, folglich der Sommer. Zur Berichtigung
der verbreiteten Ansicht, als besässen die Tropen keine Sänger,
führt der Redner die Buiitdrossel (Bessornis)^ verschiedene Staare
und Nectariuen, auch einen drosselartigen Steinschmätzer iu Central-
Afrika an. Von den Schmetterlingen hebt der Vortragende deu sehr
raschen Generationswechsel hervor. In deu 9 Monaten —
September bis Aufaugs Mai — geschieht derselbe meist dreimal.
Während die Abkömmlinge einer Generation gleich sind, zeigen
dagegen die verschiedeneu Generationen Verschiedenheiten, z. B.
hat die 1. Generation von Pontia severhm auf der Unterseite eine
schwarz und weisse, die 2. eine schwarz und gelbe und die 3. eine
schwarz und rothgelbe Netzzeichuung. Als Beweis für das massen-
hafte Vorkommen der Schmetterlinge erwähnte der Redner, dass
er in der Regel au einem Abende in seinem Zimmer 180 — 200
Nachtschmetterliuge gefangen habe. Die grossen hochfliegeuden
Charaxen, welche am Gipfel der Veronia fehrifuga sich aufhalten,
lockte er mit Cognac und Zucker, mit denen er Negercacteen überzog,
herab. Die Stellen, an welchen sich die Charaxen gerne aufhalten,
sind kleine Stelleu, am Gipfel, an welchen durch Ameisen das
Ausfliessen des Nahrungssaftes veranlasst ist. Herr von Homey er
vermuthet, es seien die Ueberschwemmungen und Brände, welche
die Ameisen nöthigten, so hoch zu steigen. Damit stimme, dass
alle Höhlennestbauenden Vögel, die Staare, Eisvögel etc. zahl-
reiche Brut haben, im Gegensatze zu denjenigen, Avelche offene
Nester bauen, deren Brüten bei uns zahlreich sind. Was die
Verbreitung derThiere angeht, wird hervorgehoben, dass die Thier-
welt von Pongo Adongo, das vom Ufergebiete durch eine Gebirgs-
~ 173 —
kette getrennt ist, sehr geringe Beziehungen zum benachbarten
Westen haben , vielmehr gehe die Hauptströraung nach Nordost.
So correspondiiTu die Schmetterlinge mit der Fa'ina der süd-
asiati^chen Tuseln, sogar des Amurgebietes, wofür Yphthima der
Erebien-Abtheilung, dann auch Danais und Charaxes Belege geben.
Mit Madagascar hat Pongo Adongo die AcJierontia solam gemein.
Eine dritte Strömung führt nach Norden nach dem Senegal,
was sich durch gleiches Klima und gleiche Bodenbeschaffenheit
erklärt. Von am Cuauza vorkommenden Kosmopoliten erwähnte
der Redner schliesslich den Distelfalter, unseren Todtenkopf und
die kleine Ackereule. — Mehrfach ist die Bemerkung gemacht,
dass an der Küste (Loando) Schmetterlinge, welche weiter land-
einwärts mit Punktzeichnung vorkommen, in Strichzeichnung über-
gehen, ähnlich wie dies z. B. die Helgoläuder Form Var. Zatima
thut, im Vergleiche zur continentalen Stamm- und Punktform
Spüosoma liibricipeda.
Samstag den 5. April 1879.
Vorsitzender Herr Dr. H. Schmidt.
Herr Dr. Julius Ziegler spricht über thermische
Vegetationsconstanten. Siehe Seite 103.
Dr. F. Kinkelin,
d. Z. erster Secretär.
— 175 —
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Inhalt.
Seite
Bericht, erstattet am Jahresfeste, den 25. Mai 1879, von Dr. med.
Heinrich Schmidt 3
Verzeichniss der Mitglieder:
I. Stifter 22
n. Ewige Mitglieder 23
III. Mitglieder des Jahres 1878 24
IV. Neue Mitglieder für das Jahr 1879 30
V. Correspondirende Mitglieder 31
VI. Ausserordentliche Ehreumitglieder 34
Verzeichniss der eingegangenen Geschenke:
1. Für das naturhistorische Museum 53
2. An Geld 38
3. An Büchern 38
Verzeichniss der durch Tausch erworbenen Bücher und Zeitschriften 41
Verzeichniss der angekaviften Bücher und Zeitschriften 51
Uebersicht der Einnahmen und Ausgaben 55
Bilanz per 31. Dec. 1878 56
Vorträge und Abhandlungen :
1. Reptilien und Amphibien aus Syrien von Dr. Oskar Böttger 57
2. Diagnosen zweier neuer Amphibien aus Madagascar. Von
Dr. phil. 0. Böttger 85
3. Diagnoses Coleopterorum aliquot novorum in Japonia a Dom.
Prof. J. J. Rein, Doct. phil., collectorum, auctore Dr. L. de
Heyden 87
4. Ueber phänologische Beobachtungen von Dr. Julius Ziegler 89
5- üeber thermische Vegetations-Constanten von Dr. Julius
Ziegler 103
6. Bemerkungen und Nachträge zu den Mittheilungen über Mada-
gaskar und seine Lepidopteren-Fauna von M. Saalmüller 122
7. Allgemeines über Sinnesorgane. Vortrag, gehalten bei der
Jahresfeier von Dr. HeinrichReichenbach 127
ri r. ^ C A
— 176 —
Anhang :
a. Sectionsbericlite.
1. Bericht über die Section für vergleichende Anatomie . . . 157
2. Bericht über die Thätigkeit der entomologischen Section der
Senckenberg'schen natur forsch enden Gesellschaft im Zeitraum
1878/79 158
3. Bericht über die conchologische Section in 1878/79 .... 159
4. Bericht über die Sectionen der Botanik und der Phytopalae-
ontologie 159
5. Bericht der Section für Mineralogie über den Jahrgang 1878 161
b. Protokoll-Auszüge über die wissenschaftlichen Sitzungen während
1878/79 164
Mahlau & VValdschraidt. Fr.inkfurt a. M.
, Äf*'
Bericht
über die
Senckenbergische
naturforschende Gesellschaft,
1878-1879.
Frankfurt a. M.
Druck von Mali lau & Wal tisch m id t.
1879.
-^
gL JVHOI Ubrarv - Serials
5 WHSE 00181